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Der Tintenfischpilz Clathrus archeri Syn Anthurus archeri auch Tintenfisch Gitterling Krakenpilz oder Krakenarmpilz genannt 1 ist eine Pilzart aus der Gattung der Gitterlinge Clathrus und ein enger Verwandter des Roten Gitterlings 2 Der um 1900 in Mitteleuropa eingeschleppte Pilz ist in Australien Neuseeland und Malaysia heimisch und zahlt zu den bodenbewohnenden Saprophyten 3 TintenfischpilzTintenfischpilz Clathrus archeri mit HexeneiernSystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse PhallomycetidaeOrdnung Stinkmorchelartige Phallales Familie Stinkmorchelverwandte Phallaceae Gattung Gitterlinge Clathrus Art TintenfischpilzWissenschaftlicher NameClathrus archeri Berk DringTintenfischpilz in RindenmulchHexeneier des TintenfischpilzesTintenfischpilz auf einer FeuchtwieseTintenfischpilz 2017 in Baden Wurttemberg in einem Wald zwischen Tubingen und Kusterdingen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Okologie 1 2 Fortpflanzung 2 Verbreitung 2 1 Varianten 2 2 Artabgrenzung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDer ungeoffnete Fruchtkorper wachst zuerst als cremefarbenes kugelformiges Hexenei Durchmesser 3 bis 5 cm 3 Von den ahnlichen Hexeneiern der Stinkmorchel unterscheidet sich das des Tintenfischpilzes durch rosa gefarbte Rhizomorphen Ausserdem kann man beim Durchschneiden der Hexeneier bereits das rot gefarbte Receptaculum erkennen Das Receptaculum besteht aus einem kurzen etwa 4 cm langen Stamm der in der volvaartigen Hulle stecken bleibt und 4 bis 7 Armen die etwa 10 bis 12 cm lang werden 1 Diese sind zunachst an der Spitze verbunden und treten gemeinsam aus der Peridie aus wenn der Pilz sich offnet Nach der Streckung trennen sie sich und breiten sich sternformig aus Die oberseits leuchtend unterseits blassroten Arme tragen auf der Innenseite die netzartig geteilte Fruchtmasse eine olivschwarzliche glanzende und klebrige Schleimschicht die die Sporen enthalt Okologie Bearbeiten In Mitteleuropa wachst der Tintenfischpilz als bodenbewohnender Saprophyt auch als Saprobiont oder Destruent bezeichnet da er sich von totem organischem Material ernahrt Seine fadenformigen Mycele durchziehen den Boden wo sie geloste Nahrstoffe aufnehmen Wie alle periodisch auftretenden Pilze verbleibt der Tintenfischpilz so lange unbemerkt im Boden bis er oberirdisch einen Fruchtkorper ausbildet 2 Er ist in Waldern gern Eichen oder Hainbuchenwald anzutreffen aber auch auf Friedhofen sowie in Park und Gartenanlagen Dabei bevorzugt er nahrstoffreiche neutrale Boden mit PH Werten zwischen 6 5 und 7 4 3 2 Der Stinkmorchelverwandte kommt in verschiedenen Waldtypen vor oft entlang von Waldwegen Seltener ist er ausserhalb des Waldes zu finden wobei er gern Totholz oder Rindenmulch besiedelt Die Fruchtkorper erscheinen in Mitteleuropa in der Regel von Juli bis September 1 Der starke Geruch nach Aas und wahrscheinlich auch die Kadaver imitierende Farbe locken Fliegen und Mistkafer an die die Sporen verbreiten Der Tintenfischpilz ist ungiftig und kann nach Entfernung des Sporenbehalters und der gelatinosen Gleba Schicht verzehrt werden gilt aber als ungeniessbar und ist fur die kulinarische Verwendung ungeeignet 4 5 Fortpflanzung Bearbeiten Wahrend andere Pilzarten ihre Sporen durch den Wind verbreiten haben Gitterlinge sich evolutionar so angepasst dass die Verbreitung ihrer Sporen bereitwillig von anderen ubernommen wird Der Tintenfischpilz verstromt einen intensiven Aasgeruch um damit Fleischfliegen Schmeissfliegen und andere Saprobionten anzulocken die seine glibberige Fruchtmasse mitsamt den Sporen fressen Das Insekt hat Nahrung im Gegenzug fur den Transport der Pilzsporen erhalten die unbeschadet den Verdauungstrakt durchlaufen und mit etwas Gluck an einem geeigneten Ort zum Keimen landen Moglicherweise werden die Sporen zusatzlich durch Vogel und Wildschweine verbreitet Die Verbreitung von Sporen unter Beteiligung von Tieren wird auch als Endozoochorie bezeichnet 2 3 Verbreitung BearbeitenDer Tintenfischpilz ist in Australien Tasmanien Neuseeland 6 und dem Malaiischen Archipel heimisch eventuell auch in China 7 Sud und Ostafrika sowie auf St Helena 6 Der Pilz wurde 1910 aus Australien nach Europa eingeschleppt 1 und war ab 1914 in den Vogesen zu finden 3 In Kalifornien 8 wurde er eingeschleppt Nach Europa gelangte er mit Woll oder Militartransporten Als Erstfund in Europa wird 1913 in den Vogesen bei La Petite Raon angegeben In Deutschland wurde er zum ersten Mal 1934 bei Karlsruhe gefunden in der Schweiz 1942 im Kanton Aargau In Osterreich wurde er 1948 erstmals nachgewiesen 9 Seitdem hat sich die Art in West und Mitteleuropa weiter ausgebreitet und kann heute von Norditalien Korsika Westspanien und Nordfrankreich nordlich bis Sudengland Sudnorwegen und Sudschweden sowie ostlich bis Sudpolen Tschechien der Westukraine neuerdings auch Bulgarien und Slowenien gefunden werden eventuell ist er noch in Ausbreitung befindlich Man nimmt an dass er auch von Vogeln die sporentragende Insekten gefressen haben verbreitet wird Die Art gilt in Europa nicht als invasiv negative Auswirkungen auf die heimische Natur sind nicht bekannt 9 Der Pilz wurde im deutschsprachigen Raum noch im spaten 20 Jahrhundert als extrem selten beschrieben ist aber inzwischen in ganz Osterreich etabliert 9 und auch in Deutschland an vielen Orten anzutreffen 4 10 11 12 Der Klimawandel soll seine Verbreitung begunstigen da er warme und feuchte Habitate bevorzugt 4 5 Varianten Bearbeiten Vereinzelt kommen auch Exemplare mit einem ungewohnlich verlangerten Stiel 6 oder solche mit einem komplett weissen Receptaculum vor 13 14 Langstielige Exemplare nbsp Ein langgestielter Fruchtkorper im Namadgi Nationalpark nbsp Clathrus archeri im BaskenlandArtabgrenzung Bearbeiten Charakteristisch fur den Tintenfischpilz sind die intensive rote Farbe sowie die Anzahl und die Form der Arme des Receptaculums Roter Gitterling sowie Pseudocolus fusiformis oder Laternea triscapa konnen ahnlich gefarbt sein Das Receptaculum besteht normalerweise nur aus bis zu vier Armen die langer miteinander verbunden bleiben und sich nicht so stark nach aussen krummen Die Sporen von P fusiformis sind im Mittel gedrungener Bei Clathrus columnatus offnen sich die Arme ebenfalls nicht sternformig die Gleba ist auf den oberen Teil des Receptaculums beschrankt Arten der Gattung Blumenavia erscheinen wie blasse Formen des Tintenfischpilzes Die Arme laufen ebenfalls nur wenig auseinander Auswahl ahnlicher Arten nbsp Pseudocolus fusiformis nbsp Laternea triscapa nbsp Roter Gitterling Clathrus ruber 2011 wurde Clathrus archeri var albus aus Kerala in Indien beschrieben 13 Literatur BearbeitenGerman Josef Krieglsteiner Hrsg Andreas Gminder Wulfard Winterhoff Die Grosspilze Baden Wurttembergs Band 2 Standerpilze Leisten Keulen Korallen und Stoppelpilze Bauchpilze Rohrlings und Taublingsartige Ulmer Stuttgart 2000 ISBN 3 8001 3531 0 Josef Breitenbach Fred Kranzlin Hrsg Pilze der Schweiz Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz Band 2 Heterobasidiomycetes Gallertpilze Aphyllophorales Nichtblatterpilze Gastromycetes Bauchpilze Mykologia Luzern 1986 ISBN 3 85604 020 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tintenfischpilz Clathrus archeri Sammlung von Bildern Tentakel des Grauens FAZ Reportage von Andreas Frey Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Tintenfischpilz Anthurus archeri aufgerufen am 16 November 2021 a b c d Stinken im Dienste der Fortpflanzung aufgerufen am 16 November 2021 a b c d e Clathrus archeri Tintenfischpilz aufgerufen am 16 November 2021 a b c Andreas Frey Tentakel des Grauens In FAZ 27 September 2019 abgerufen am 9 Oktober 2019 a b Annett Stein Klimaerwarmung lasst fremde Tentakelpilze spriessen In Die Welt 25 September 2014 abgerufen am 28 September 2019 a b c D M Dring Contributions towards a rational arrangement of the Clathraceae In Kew Bulletin Band 35 Nr 1 1980 S 29 33 JSTOR 4117008 Li Fan Bo Liu amp Yin Hua Liu The Gasteromycetes of China A Supplement to Nova Hedwigia Beiheft 76 In Nova Hedwigia Beiheft 108 1994 S 4 David Arora amp William R Burk Clathrus archeri a Stinkhorn new to North America In Mycologia Band 74 Nr 3 1982 S 501 504 online verfugbar a b c Tintenfischpilz neobiota at abgerufen am 14 November 2018 Christof Nikolaus Schroder Clathrus archeri Berk Dring Phallaceae Stand 2016 In cnsflora de Abgerufen am 28 September 2019 Limbach Oberfrohna Seltener Pilz in Braunsdorf entdeckt In Freie Presse 19 November 2012 abgerufen am 28 September 2019 Mysterioser Fund am Gartenzaun in Oberschonau In insuedthueringen de 5 Juli 2014 abgerufen am 28 September 2019 a b C Mohanan Macrofungi of Kerala Kerala Forest Research Institute Kerala Indien 2011 ISBN 978 81 85041 73 5 Der Tintling Nr 67 Ausgabe 6 2010 Abgerufen am 1 September 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tintenfischpilz amp oldid 239006050