www.wikidata.de-de.nina.az
Der Kanton Schaffhausen weist wohl den kompliziertesten Verlauf der Landesgrenze aller Kantone der Schweiz auf Er grenzt heute auf 151 8 km inklusive der Enklave Busingen an die Bundesrepublik Deutschland Die Grenzlinie halt sich meist nicht an die naturliche Gelandebeschaffenheit wie Flusse oder Wasserscheiden sondern entstand uber die Jahrhunderte durch Zukaufe des Stadtstaates Schaffhausen Im 18 19 und 20 Jahrhundert erfolgten etliche territoriale Veranderungen zur Vereinfachung des Grenzverlaufs Die Verbindung der drei Kantonsteile und die Einverleibung der Enklave Busingen scheiterten jedoch am Wiener Kongress Die Grenzen des Kantons SchaffhausenEntwicklung des Stadtstaates Schaffhausen bis 1798 Inhaltsverzeichnis 1 Stadtstaat Schaffhausen 2 Helvetische Republik 2 1 Stein am Rhein Hemishofen und Ramsen kommen zum Kanton Schaffhausen 2 2 Tausch von Dorflingen gegen Ellikon am Rhein 2 3 Bezirk Diessenhofen 3 Wiener Kongress 4 Grenzkorrektur Schleitheim 5 Grenzkorrekturen nach dem Zweiten Weltkrieg 5 1 Grenzkorrekturen von 1967 5 1 1 Exklave Busingen 5 1 2 Abtausch Verenahof 5 1 3 Abtausch beim Schlauch 5 1 4 Zollamt Ramsen 5 1 5 Zollamt Neuhausen am Rheinfall 5 1 6 Wirtschaft Zur Bleiche in Stein am Rhein 5 1 7 Hofe Oberwald und Unterwald 5 1 8 Bruckenkopf an der Wutach 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseStadtstaat Schaffhausen Bearbeiten nbsp Karte der Verwaltung der Landschaft durch die Stadt Schaffhausen im 18 JahrhundertDie Siedlung Schaffhausen erhielt 1045 das Stadtrecht 1190 wurde die Stadt unter Kaiser Heinrich VI reichsunmittelbar bis 1648 In den folgenden Jahrhunderten vergrosserte die Stadt ihr Hoheitsgebiet durch Landkaufe und Landtausch In Schaffhausen erwarben die Grafen von Sulz 1474 das Haus zur Tanne und 1506 das Haus zum roten Baren 1613 verkaufte Graf Johann Ludwig von Sulz den sudlichsten Teil des alten Klettgaus das Rafzerfeld 1651 an die Stadt Zurich Im Jahr 1656 wurde der nordostliche Teil der Landgrafschaft Klettgau an die Stadt Schaffhausen verkauft Im Jahre 1798 beim Wechsel vom Stadtstaat Schaffhausen zum Kanton Schaffhausen innerhalb der Helvetischen Republik herrschte die Stadt uber die zehn folgenden Vogteien auf dem Lande Epfenhofen unterstand direkt der Stadt Schaffhausen Obervogtei Reiat Obervogtei Schleitheim Obervogtei Lohningen Obervogtei Beringen Obervogtei Merishausen Obervogtei Neuhausen am Rheinfall Obervogtei Neunkirch Obervogtei Buch Obervogtei Thayngen Obervogtei Rudlingen BuchbergHelvetische Republik BearbeitenStein am Rhein Hemishofen und Ramsen kommen zum Kanton Schaffhausen Bearbeiten nbsp Der Kanton Schaffhausen in der Helvetischen Republik 1798 1803 nbsp Der Bezirk Stein am Rhein Ursprunglich gehorte im sogenannten Oberen Kantonsteil nur das Dorfchen Buch als Vogtei zum Stadtstaat Schaffhausen 1459 verbundete sich die Stadt Stein am Rhein mit Zurich und Schaffhausen kam aber bald ganzlich unter die Schirmhoheit von Zurich Das rechtsrheinisch gelegene Dorf Hemishofen zahlte damals zum kleinen Steiner Territorium Die Zugehorigkeit zu Zurich endete auf Befehl von Napoleon per Dekret der Helvetischen Republik vom 26 Mai 1798 Der Steiner Zipfel wurde dem neu gegrundeten Kanton Schaffhausen angeschlossen Zwar versuchte Stein 1802 zum Kanton Zurich zuruckzukehren musste aber schliesslich mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung 1803 seine Zugehorigkeit zu Schaffhausen akzeptieren Tausch von Dorflingen gegen Ellikon am Rhein Bearbeiten Durch Dekret der helvetischen Rate vom 24 Juli 1798 wurde gegen den Willen der Bevolkerung das ehemalige zurcherische Dorflingen dem Kanton Schaffhausen angeschlossen dies im Tausch gegen das Dorfchen Ellikon am Rhein Damit war die territoriale Entwicklung des Kantons Schaffhausen abgeschlossen Bezirk Diessenhofen Bearbeiten nbsp Der Bezirk Diessenhofen Dem Kanton Schaffhausen wurde am 5 Mai 1798 von den Helvetischen Raten das linksrheinische Stadtchen Diessenhofen mit den umliegenden Dorfern Schlatt Schlattingen Basadingen und Willisdorf vorlaufig zugeteilt Zu dieser Zeit war der Rhein noch der wichtigste Verkehrsweg Diessenhofen war verkehrstechnisch und von der Mentalitat her naher bei Schaffhausen als bei Frauenfeld oder Zurich Schaffhausen wurde 1800 durch osterreichische Truppen besetzt Dies verhinderte vorubergehend den Verkehr mit den helvetischen Behorden und fuhrte am 6 Juni 1800 dazu dass der Bezirk Diessenhofen endgultig dem Kanton Thurgau eingegliedert wurde Auch im 21 Jahrhundert ist Diessenhofen wirtschaftlich und kulturell mehr nach Schaffhausen als nach Frauenfeld ausgerichtet Die 1894 eroffnete Eisenbahnlinie Schaffhausen Stein am Rhein trug das ihrige dazu bei Diessenhofen gehort heute zur Agglomeration Schaffhausen Wiener Kongress Bearbeiten nbsp Die Grenzbereinigungen durch den Wiener Kongress Nach den napoleonischen Wirren wurden am Wiener Kongress von 1814 1815 die Grenzen in Europa neu gezogen Nie standen die Zeichen besser um die Schaffhauser Grenzen abzurunden und die drei Kantonsteile zu verbinden Die massgebenden europaischen Staatsmanner waren nicht abgeneigt das Hoheitsgebiet der Eidgenossenschaft zu vergrossern um einen kraftigen Pufferstaat im Herzen Europas zu schaffen Innere Streitigkeiten verhinderten dass die Schweiz am Kongress mit der notigen Geschlossenheit auftrat Der Genfer Diplomat Charles Pictet de Rochemont sorgte dafur dass der Kanton Genf ein zusammenhangendes Territorium und eine Landverbindung zum Kanton Waadt erhielt Bei den Anliegen von Schaffhausen versagte die Schweizer Delegation unter der Fuhrung des Zurchers Hans von Reinhard vollstandig Auch die Schaffhauser Regierung liess den notigen Nachdruck vermissen Der fur diese Aufgabe bestens geeignete Staatsmann und Diplomat David Stokar von Neuforn verstarb am 7 Juli 1814 So kam es dass Busingen weiter eine Enklave blieb Auch wurde das Dorf Gailingen welches die Landbrucke nach Stein am Rhein bilden sollte nicht dem Kanton Schaffhausen zuerkannt Die Anbindung des unteren Kantonsteils misslang ebenfalls da die Gemeinden Jestetten und Lottstetten nicht dem Kanton Schaffhausen angeschlossen wurden Grenzkorrektur Schleitheim Bearbeiten nbsp SchleitheimUber das Gebiet Gatter und Westerholz unterhalb des Dorfes Schleitheim besass der Kanton Schaffhausen nicht die volle Landeshoheit Aus langst vergangenen Zeiten gab es dort noch immer die niedere Gerichtsbarkeit in Schaffhauser Besitz und die Hohe Justiz mit dem Jagdrecht Befugnisse die von den Grafen von Furstenberg an das Grossherzogtum Baden ubergegangen waren Die 1134 Hektar grosse Landflache gehorte den Schleitheimer Bauern Im Volksmund wurde dieses Gebiet der auslandischen Hohen Justiz abgekurzt Hostiz genannt Diese unubersichtlichen Besitzverhaltnisse fuhrten immer wieder zu teils bewaffneten Konflikten Der Wunsch nach Veranderung kam im Kanton Schaffhausen 1832 auf 1837 wurde mit den Verhandlungen zwischen der eidgenossischen Tagsatzung und dem Grossherzogtum Baden begonnen Als Kompensationsobjekt bot Schaffhausen den Verzicht auf die Hoheitsrechte in Epfenhofen und ein etwa 50 Jucharten umfassendes Gebiet der Gemeinde Hallau entlang der Wutach an Hallau wurde mit 1000 Gulden entschadigt Dem Grossherzogtum Baden wurden nebst den Landflachen noch 8000 Gulden Entschadigung bezahlt Am 2 Marz 1839 konnte der Staatsvertrag in Karlsruhe unterzeichnet werden Heute bildet die Wutach die Landesgrenze Grenzkorrekturen nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenGrenzkorrekturen von 1967 Bearbeiten Das erwahnte Ereignis war Ausloser fur den Wunsch im Kanton Schaffhausen an heiklen Stellen die Grenze zu korrigieren Bereits im Mai 1945 wurde im Grossen Rat ein entsprechender Vorstoss eingereicht Die Prioritaten lagen in Deutschland jedoch vorerst beim Wiederaufbau Es brauchte von Schweizer Seite viel Beharrlichkeit und Ausdauer um die Deutschen an den Verhandlungstisch zu bringen Nach zahen Verhandlungen konnte schliesslich am 23 November 1964 das Vertragswerk in Freiburg i Br von den Unterhandlern unterzeichnet werden Fur die Ratifikation des Vertrages brauchten die Parlamente weitere drei Jahre Am 4 Oktober 1967 konnte der Vertrag endlich in Kraft gesetzt werden 1 Exklave Busingen Bearbeiten nbsp Lage von Busingen am Hochrhein im Deutsch Schweizer GrenzgebietVon deutscher Seite kam wahrend der Verhandlungen der Wunsch auf die deutsche Exklave Busingen durch einen Landkorridor mit Deutschland zu verbinden Dieses Vorhaben scheiterte am vehementen Widerstand auf Schweizer Seite Ein Abtausch stand bei Busingen nie zur Diskussion weil Menschen ihre Staatsburgerschaft hatten verandern mussen und es unmoglich war eine gleich grosse Ersatzflache zu finden Der ebenfalls am 23 November 1964 unterzeichnete und am 4 Oktober 1967 in Kraft gesetzte Staatsvertrag fur Busingen konnte nicht alle Nachteile der Enklave beheben aber doch wesentlich mildern Das Gebiet wurde in das Schweizer Zollgebiet einbezogen Abtausch Verenahof Bearbeiten nbsp Ausgemusterte Grenzsteine vom Verenahof in Buttenhardt nbsp Ausgemusterte durch Gebietstausch uberflussig gewordene Grenzsteine von der ehemaligen Hauptgrenze in Wiechs am RandenEin Hauptanliegen der Verhandlungen war es die 43 Hektar grosse deutsche Exklave Verenahof in die Schweiz einzuverleiben Die Ersatzflache konnte nur im komplizierten Dreiecksaustausch uber die Gemeinden Merishausen Opfertshofen und Buttenhardt gefunden werden Merishausen trat im Beisental 30 Hektar an die deutsche Gemeinde Wiechs am Randen ab Opfertshofen brachte 9 Hektaren ein und den Rest von 4 Hektaren Buttenhardt Abtausch beim Schlauch Bearbeiten Ziel war es die bestehende Strasse zwischen Merishausen und Bargen ganz auf Schweizer Gebiet zu verlegen Gleichzeitig sollte sie zur damaligen Autostrasse N4 ausgebaut werden Ein Austausch von 11 8 Hektar war dafur notig Die Gemeinde Merishausen trat als Kompensationsareal sudlich der Wirtschaft Zum Schlauch 1 9 Hektar ab 3 1 Hektar gab Bargen vom nordostlichen Gemeindegebiet an Wiechs ab und einen kleinen Landstreifen im Bereich der N4 Zollamt Ramsen Bearbeiten Beim Zollamt Ramsen war die Abfertigung des wachsenden Verkehrs durch den Verlauf der Landesgrenze stark eingeengt Durch das Abtreten einer Flache von 50 Ar seitens der deutschen Gemeinde Rielasingen entstand eine Grenzziehung die der schweizerischen Zollverwaltung die erforderliche bauliche Entwicklung ermoglichte 2 3 Zollamt Neuhausen am Rheinfall Bearbeiten Beim Zollamt in Neuhausen am Rheinfall Richtung Jestetten wurden aus uberwachungstechnischen Grunden 400 m2 Flache ausgetauscht 4 Wirtschaft Zur Bleiche in Stein am Rhein Bearbeiten Bei der Wirtschaft Zur Bleiche in Stein am Rhein bestand ein vielbelacheltes Kuriosum Die Landesgrenze verlief durch das Oekonomiegebaude und zerschnitt die Gartenwirtschaft Die Grenze wurde um 35 Meter in ostlicher Richtung verschoben Hofe Oberwald und Unterwald Bearbeiten Eine weitere Grenzverbesserung im oberen Kantonsteil betraf die schweizerischen Hofe Oberwald und Unterwald Der Grenzverlauf wurde auf einer Lange von 600 Metern einem Strassenstuck angepasst Die Gemeinde Hemishofen trat dafur ungefahr ein Hektar Gebietshoheit ab Bruckenkopf an der Wutach Bearbeiten Nach der Grenzkorrektur von 1839 wurde am Grenzfluss Wutach nochmals eine Korrektur vorgenommen Der Grenzverlauf war besonders kompliziert weil die Grenze an mehreren Stellen den Fluss ubersprang Der Bruckenkopf Oberwiesen lag ganz auf deutschem Hoheitsgebiet Die Flussmitte wurde hier durchgehend als neue Landesgrenze angenommen und neu vermessen Siehe auch BearbeitenTerritoriale Besonderheiten in Sudwestdeutschland nach 1810Literatur BearbeitenSchaffhauser Kantonsgeschichte des 19 und 20 Jahrhunderts Band II Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Schaffhausen 2002 ISBN 3 85801 151 7 Schaffhauser Magazin 02 1987 Die Grenzen Steiner Gruninger Schaffhausen 1987 Albert Gerster Grenzgang Entlang der Schaffhauser Landesgrenze Meier Schaffhausen 1999 ISBN 3 85801 048 0 Weblinks BearbeitenWalter Leimgruber Grenzen In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Vertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Bundesrepublik Deutschland uber die Bereinigung der Grenze im Abschnitt Konstanz Neuhausen am Rheinfall https www amtsdruckschriften bar admin ch viewOrigDoc do id 10043017 https www admin ch opc de classified compilation 19660194 index html https www admin ch opc de classified compilation 19640235 index html Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Territoriale Veranderungen des Kantons Schaffhausen im 18 19 und 20 Jahrhundert amp oldid 231305439