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Als Subsidienregimenter oder Mietregimenter werden Regimenter bezeichnet die von Fursten gegen Subsidien zeitweise oder auf Dauer anderen Fursten Reichskreisen oder Staaten uberlassen wurden Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Vorteile fur Subsidiengeber und Truppensteller 3 Subsidienvertrage 4 Beispiel fur einen Subsidienvertrag 5 Beispiele fur Subsidienregimenter 6 Verweise 6 1 Siehe auch 6 2 Weblinks 6 3 Literatur 6 4 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenNach dem Niedergang der Ritterheere und dem Aufkommen der Soldnerheere im ausgehenden Mittelalter war es normal geworden dass ein Furst nicht selbst ein Heer aufstellte Fehlende Geldmittel und eine noch unterentwickelte Infrastruktur verhinderten das Aufstellen standiger Truppen Fursten beauftragten daher einen als Fachmann ausgewiesenen Soldaten meist aus dem niederen Adel als Obristfeldhauptmann gegen Geld fur einen bestimmten Feldzug ein Heer aufzustellen also Soldaten zu werben auszurusten und zu bezahlen Der Obristfeldhauptmann war dann nicht nur Truppenfuhrer sondern auch Unternehmer der lediglich durch einen Vertrag mit dem Fursten verbunden war und nach Gewinn strebte Das beste Beispiel fur einen solchen Unternehmer war Wallenstein Im ausgehenden 17 Jahrhundert erkannten einzelne Fursten den Vorteil wenn sie selbst als Werber ein Regiment aufstellten im Auftrag eines anderen Fursten und gegen Subsidien Neu war an diesem System dass der Werber nicht personlich als Inhaber oder Obrist des geworbenen Regimentes in den Dienst des geldgebenden Landesherrn trat sondern selbst Landesherr war Die vorherrschenden Grunde fur das Aufstellen eines Regiments waren aus der Sicht des Subsidiengebers fehlende Geldmittel fur den dauernden Unterhalt eines eigenen Regiments Gewinn aus der Spanne zwischen der Subsidiensumme und den tatsachlichen Kosten fur das Aufstellen und Bereithalten des Regiments als Einnahmequelle Dieser Gewinn konnte erheblich vergrossert werden wenn Soldaten nicht geworben sondern eigene Untertanen zwangsweise rekrutiert wurden Vorteile fur Subsidiengeber und Truppensteller BearbeitenKapitalkraftige Subsidiengeber konnten uber ausgebildete und ausgerustete Truppenverbande verfugen ohne auf die Bevolkerung des eigenen Territoriums zuruckgreifen zu mussen was die eigene Wirtschaftskraft verringert hatte Subsidiennehmer konnten ohne eigenen Kapitaleinsatz Truppenverbande aufstellen Dies starkte ihre eigene Machtposition bei der Verfolgung politischer Interessen oder ermoglichte die Unterstutzung Verbundeter Es handelte sich also normalerweise keineswegs um den Verkauf von Landeskindern Davon konnte erst gesprochen werden wenn Subsidiennehmer Vertrage ohne politische Ziele und losgelost von Landesinteressen schlossen insbesondere wenn die Soldaten nicht geworben sondern mit Gewalt in die zu stellenden Regimenter gepresst wurden Subsidienvertrage BearbeitenEin Subsidienvertrag sicherte dem einen Vertragspartner die Stellung einer bestimmten Anzahl von angeworbenen Rekruten im Kriegsfall zu dem anderen eine alsbald fallige Geldsumme die uber die voraussichtlichen Werbekosten hinausging 1 Die Vertrage zwischen Subsidiengeber und Truppensteller waren sehr unterschiedlich Sie schwankten hinsichtlich der Dauer der Uberlassung von Bereithalten auf Abruf im eigenen Land uber zeitweise Uberlassung fur einen Feldzug ein Jahr der Truppensteller blieb Regimentsinhaber bis zur vollstandigen Abtretung Verkauf der Subsidiengeber wurde Regimentsinhaber der Art der Aufstellung von einmaliger Aufstellung bis zur dauernden Erganzung von Verlusten wahrend der gesamten Zeit der Uberlassung der Starke von nur Mannschaften und Unteroffizieren uber komplett mit Kompaniefuhrern und Funktionspersonal bis einschliesslich Stab und Fuhrer des Regiments der Ausrustung von nur Stellen der Mannschaften uber mit Uniform des Truppenstellers oder des Subsidiengebers bekleidete Mannschaften bis zu voller Ausrustung einschliesslich der Waffen Beispiel fur einen Subsidienvertrag BearbeitenAm 20 November 1687 schloss der Herzog Administrator Carl Friedrich von Wurttemberg einen Vertrag mit Venedig uber die Stellung von weiteren 3000 Mann fur die Dauer von zwei Jahren Um diese Mannschaft aufbringen zu konnen schloss er selbst wieder mit Prinz Georg von Hessen am 15 Dezember 1687 einen Vertrag uber die Stellung eines Regimentes von 1 000 Mann so dass in Wurttemberg nur noch zwei Regimenter geworben werden mussten Die Kapitulation hatte folgenden Wortlaut 2 1 Der Herzog Administrator Friedrich Carl von Wurttemberg verpflichtet sich aus besonderer Anhanglichkeit fur die Republik Venedig derselben ausser dem schon in Dero Durchlauchtigsten Diensten stehenen Regiment noch weitere 3 000 Mann lauter gute tuchtige wehrhafte Leute die nicht unter 20 und nicht uber 50 Jahre alt sind in Subsidien zu stellen um sie in Griechenland gegen die Turken verwenden lassen zu konnen Die Subsidienzeit wird auf 2 Jahre festgesetzt Diese 3000 Mann werden in 3 Regimenter geteilt jedes Regiment wird aus 2 Bataillonen deren jedes 1 Grenadier und 4 Musketier Compagnien zahlen soll bestehen Die Regimenter werden vollstandig montiert und ausgerustet in moglichst kurzer Zeit hochstens aber im April 1688 in Lido bei Venedig zur Musterung eintreffen und hier ihrer weiteren Bestimmung entgegensehen 2 Die Republik zahlt fur jeden Kopf 50 Thlr 100 fl Aufstellungskosten und ebensoviel fur die Unkosten des Marsches nach Italien Die eine Halfte dieser stipulirten Summe wird gleich nach der Auswechslung der Ratification die andere Halfte nach der Musterung und Ubernahme der Truppen bezahlt 3 Die Bezahlung des Soldes beginnt vom Tage der Ankunft in Verona und wird monatlich gereicht wozu ein dreimonatlicher Soldvorschuss bewilligt wird 4 Ausser dem Sold erhalt jeder Officier monatlich 40 jeder Unterofficier und Soldat 30 Pfund Zwieback 5 Die Republik wird von Kaiserlicher Majestat die Erlaubnis einholen dass die Truppen ungehindert durch Tyrol passiren konnen 6 Der Commandant dieser Truppen hat die Jurisdiction in allen Civil und Criminalfalle und von ihm oder seinem Stellvertreter hangt es ab sie uber alle auszuuben welche bei diesen Truppen stehen denen die freie Religionsausubung gestattet ist 7 Fur nachzusendende Erganzungsmannschaften wird die Bezahlung nach Punkt 2 4 geschehen 8 Nach zwei Jahren von der Zeit an gerechnet wo die Truppen in Lido von der Republik ubernommen worden sind sind sie auch wieder nach Lido zuruckzufuhren werden von der Republik bis dahin vollstandig verpflegt und hier nebst einem zweimonatlichen Sold an einen wurttembergischen Commissar ubergeben Der monatliche Sold in Ducati zu 1 fl 15 xr 5 Gulden 15 Kreuzer war wie folgt festgelegt Truppenteil Dienstgrad Betrag Truppenteil Dienstgrad Betrag Truppenteil Dienstgrad Betraga Generalstab Generalmajor 300 b Regimentsstab Obrist 150 c Compagnien Hauptmann 80Aide de Camp General 100 Obristlieutenant und Major 80 Lieutenant 50Arzt 50 Adjutant 32 Fahnrich 30General Auditor 50 Auditor 20Secretar 50 Secretar 20 Musterschreiber 10General Chirurg 30 Regiments Chirurg 20 Feldscherer 20Lieutenant Profoss 30 Profoss 10 Sergeant 15Scharfrichter 10 Scharfrichter 6 Corporal 10Wagenmeister 15 Regiments Quartiermeister 40 Fourier 10Kaplan 50Regiments Tambour 12 Tambour 4 1 2Hautboist 8 Gefreiter 4 1 2Regimentsgelder 250 Gemeiner 4Beispiele fur Subsidienregimenter Bearbeiten Regiment zu Fuss Wurttemberg 1687 schloss Herzog Administrator Friedrich Carl von Wurttemberg einen Vertrag mit der Republik Venedig uber die Stellung eines Regimentes fur die Dauer von 2 Jahren Das Regiment bestand aus Geworbenen aus dem Herzogtum Wurttemberg und war von 1687 bis Januar 1689 in Diensten der Republik Venedig von Januar 1689 bis Herbst 1689 im Herzogtum Wurttemberg als Leibregiment Teil der herzoglichen Haustruppen von Herbst 1689 bis 1691 in Diensten des Kaisers anschliessend bis 1698 in Subsidien des Schwabischen Reichskreises als Gelbes Regiment zu Fuss 1693 wurden Mannschaften zur Erganzung geworben Nach dem Frieden von Ryswick wurde das Regiment reduziert und gehorte als Grenadier Bataillon zu den regularen wurttembergischen Haustruppen Infanterie Regiment Alt Wurttemberg Mit Vertrag vom 24 Dezember 1715 verpflichtete sich Herzog Eberhard Ludwig von Wurttemberg dem Kaiser ein Infanterie Regiment zu stellen Das Regiment wurde aus Freiwilligen der bisher bestehenden Haustruppen und zuzuglich geworbenen in Goppingen bis zum 18 Marz 1716 aufgestellt am 17 Mai durch den Herzog gemustert und am 19 Mai bei Offenhausen an den kaiserlichen Ober Kriegs Commissar ubergeben und auf den Kaiser vereidigt Danach verlegte das Regiment nach Ungarn Nach dem Waffenstillstand mit der Turkei marschierte das Regiment am 16 Juli 1718 in Belgrad ab und erreichte am 5 Oktober Mantua Ab 6 Dezember wurde der Marsch von dort fortgesetzt nach Neapel wo es am 3 Marz 1719 ankam Von dort wurde das Regiment nach Sizilien ubergesetzt und blieb dort bis zum Ende der Vermietung Ab 20 Juni 1719 Datum des Werbepatents zur Rekrutierung wurde Ersatz geworben Am 17 Oktober 1720 begann in Genua der Ruckmarsch am 20 November war das Regiment im Raum Bregenz Konstanz Radolfzell Am 24 Dezember 1720 wurde das Regiment in Ehingen wieder an den Herzog ubergeben Dieser ernannte es am 31 Dezember 1720 zum Leib Infanterie Regiment Das regulare wurttembergische Dragoner Regiment Herzogin Maria Auguste wurde im Mai 1742 an den Konig von Preussen verkauft Da das Regiment erst kurz davor eine neue Montierung erhalten hatte wurde sie mit ubernommen und bezahlt Der grosste Teil der Offiziere trat ebenfalls mit in preussische Dienste Die hellblaue Farbe der ubernommenen Uniform gab wahrscheinlich den Anstoss zur Einfuhrung dieser Farbe bei den preussischen Dragonern 3 Das Regiment erhielt in Preussen den Namen Dragoner Regiment Wurttemberg und bestand dort bis 7 November 1806 Subsidienregimenter des Landgrafen Friedrich II von Hessen Kassel stellten rund ein Drittel der britischen Truppen im Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg Das erste Kontingent mit rund 12 000 Soldaten bestand nahezu nur aus Freiwilligen erst fur die rund 8 000 Mann Ersatz wurden zunehmend Rekruten auch in Gefangnissen Armenhausern und ausserhalb Hessens geworben Siehe auch Deutsche Beteiligung am Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg Das 1786 von Herzog Carl Eugen von Wurttemberg fur 900 000 Reichstaler an die Niederlandische Ostindien Kompanie vermietete Kapregiment war in Sudafrika auf Ceylon und in Indonesien Sumatra und Java eingesetzt Von den 3 200 Mann kamen weniger als 100 zuruck Noch 1802 baten die Niederlande Herzog Friedrich II um die Gestellung eines weiteren Subsidien Regiments zu drei Bataillonen Der Herzog fordertefur jeden gestellten Mann 180 fl das noch auf Java stationierte Bataillon des Kap Regimentes sollte als eines der drei Bataillone zahlen die ruckstandigen Werbegelder von 54 000 Rixdaler aus dem Jahre 1688 sollten bezahlt werden Vor allem an der letzten Forderungen scheiterten die Verhandlungen dann 4 Im Zweiten Koalitionskrieg gab Wurttemberg unter der Bezeichnung Reichs Contingent Erganzungs Corps 1800 1801 Truppen in englische Subsidien Chevauxlegers Regiment Fussjagercorps Infanteriebataillon von Beulwitz Infanteriebataillon von Seeger Infanteriebataillon von Seckendorf Artillerie AbteilungVerweise BearbeitenSiehe auch Bearbeiten Koniglich franzosische FremdenregimenterWeblinks Bearbeiten Mehrere Artikel zum SoldatenhandelLiteratur Bearbeiten Stephan Huck Soldaten gegen Nordamerika Lebenswelten Braunschweiger Subsidientruppen im Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg Beitrage zur Militargeschichte Bd 69 Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 59742 4 Friedrich Kapp Der Soldatenhandel deutscher Fursten nach Amerika 2 Auflage Berlin 1874 Hans Delbruck Geschichte der Kriegskunst Neuausgabe Walter de Gruyter Berlin 2000 ISBN 3 11 016886 3 Siegfried Fiedler Kriegswesen und Kriegfuhrung im Zeitalter der Landsknechte Bernard amp Graefe Verlag Koblenz 1985 ISBN 3 7637 5462 8 Bernhard R Kroener Militargeschichte des Mittelalters und der fruhen Neuzeit bis 1648 Vom Lehnskrieger zum Soldner In Karl Volker Neugebauer Grundzuge der deutschen Militargeschichte Band 1 Historischer Uberblick Rombach Verlag Freiburg 1993 ISBN 3 7930 0602 6 Leo Ignaz von Stadlinger Geschichte des wurttembergischen Kriegswesens K Hofdruckerei zu Guttenberg Stuttgart 1856 Peter Tauber Wer will unter die Soldaten In Militargeschichte Zeitschrift fur die historische Bildung Heft 3 2007 Hrsg Militargeschichtliches Forschungsamt ISSN 0940 4163 Franz Skarbina und C Jany Die Armee Friedrichs des Grossen in ihrer Uniformierung Verlag Martin Oldenbourg Berlin 1908 1912 auch Reprint Verlagsgruppe Weltbild Augsburg 2005 ISBN 3 8289 0523 4 Gerhard Storz Herzog Carl Eugen in Robert Uhland Hrsg 900 Jahre Haus Wurttemberg Verlag W Kohlhammer Stuttgart 1984 ISBN 3 17 008536 0 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Storz in 900 Jahre Haus Wurttemberg S 246 Zitiert nach Stadlinger S 326 Nach Franz Skarbina und C Jany S 62 Nach Stadlinger S 337 Fussnote Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Subsidienregiment amp oldid 209530052