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Stockkampen ist die Flurbezeichnung einer etwa 4 1 Hektar grossen kirchlichen Anlage im Haller Ortsteil Horste in Nordrhein Westfalen Deutschland Sie umfasst die St Johannes Evangelist Kirche das zugehorige Pfarrheim und Pfarrhaus sowie einen Friedhof und ist die Station 4 des Kulturpfades Laibachweg Stockkampen liegt im Naturschutzgebiet Tatenhauser Wald ist jedoch nicht Teil davon Kirche und Friedhof in StockkampenLageplanDie Kirchengemeinde ist die alteste nachreformatorische katholische Gemeinde im Altkreis Halle nachdem die vorher bestehenden Pfarrgemeinden in der Reformationszeit protestantisch geworden waren Alle weiteren Gemeinden sind aus dieser entstanden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kirche 3 Friedhof 4 Schule 5 Personlichkeiten 6 Galerie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Zahl der Katholiken war durch die Reformation die sich nach und nach auch der Grafschaft Ravensberg durchsetzte immer kleiner geworden die ehemals katholischen Gotteshauser wurden von Protestanten genutzt Als erste wurde 1538 die Kirche in Borgholzhausen protestantisch 1 Im Wesentlichen waren nur die Bewohner der vier Gutshofe und Schlosser Tatenhausen Holtfeld Brincke und Halstenbeck sowie wenige Burger katholisch geblieben Die Zahl der Katholiken im Sprengel bewegte sich zwischen 400 und 600 Personen Einziges katholisches Gotteshaus war die Schlosskapelle von Tatenhausen wo ab 1666 der Franziskaner Dionysius Budde als Schlossgeistlicher amtierte Am 15 Juni 1689 kauften die beiden Adelshauser Holtfeld Franz Wilhelm Freiherr von Wendt und Tatenhausen Friedrich Matthias Freiherr von Korff Schmising fur 560 Reichstaler ein Grundstuck auf dem Stockkampe der Legende nach genau auf der Mitte zwischen ihren Schlossern und daher im freien mit Heide und Eichwald bewachsenes Gelande um dort eine Kirche zu errichten 2 Zunachst wurde das Pfarrhaus gebaut das den Bauarbeitern als Unterkunft diente daraufhin ab 1691 die Kirche Protestantische Bauern aus der Umgebung warfen die Ausschachtungen in der Nacht wieder zu spater rissen sie die von den Patres gepflanzten jungen Baume heraus erst eine Strafandrohung durch den zustandigen Drosten beendete dieses Treiben Die Kirche wurde am 30 September 1696 nach funfjahriger Bauzeit durch Otto Wilhelm Freiherr von Bronckhorst zu Gronsfeld Weihbischof in Osnabruck geweiht Patron wurde der Evangelist Johannes Fur die Wahl des Kirchenpatrons war massgeblich dass die protestantisch gewordene Kirche in Halle ebenfalls dem heiligen Johannes geweiht ist wobei nicht klar ist ob es sich dabei um Johannes den Taufer oder Johannes den Evangelisten handelt Die Adelshauser verpflichteten sich fur den Unterhalt der Kirche und der Seelsorger einzustehen Tatenhausen sollte jahrlich 50 Thaler zahlen Holtfeld 110 Thaler Die Seelsorge wurde von den Franziskanern der Sachsischen Franziskanerprovinz vom heiligen Kreuz ubernommen die in Stockkampen eine Residenz ein kleineres Kloster mit einem niedrigeren kirchenrechtlichen Status als ein Konvent zunachst mit zwei und spater mit drei Patres und jeweils einem Laienbruder besetzten Sie wohnten im Pfarrhaus Der Klosterobere trug den Titel Prases und war der Pfarrer der neuen Kirchengemeinde Die Grundung eines Klosters im Range eines Konventes unter Leitung eines Guardians hatte nicht im Einklang mit den bestehenden Religionsvertragen der Grafschaft Ravensberg gestanden Die ersten Franziskaner in Stockkampen waren P Hieronymus Boller P Bonifatius Brandis und Bruder Simon Kock 3 Zum Pfarrbezirk gehorten Halle Horste Versmold Borgholzhausen Brockhagen und Werther Neben der Pfarrseelsorge nahmen die Franziskaner auch weiterhin die Stellung von Hausgeistlichen in den adeligen Hausern wahr Von der Auflosung der Kloster infolge der Sakularisation Anfang des 19 Jahrhunderts war Stockkampen zunachst nicht direkt betroffen da es von den Behorden wohl nicht als Kloster betrachtet wurde Die Orden durften jedoch keine neuen Novizen mehr aufnehmen Die Franziskaner zogen sich 1848 aus Personalmangel aus Stockkampen zuruck Bereits seit 1825 war der zweite Seelsorger ein Weltgeistlicher Ab 1849 versahen Diozesanpriester den Dienst 1826 war die Pfarrei Stockkampen vom Bistum Osnabruck auf das Bistum Paderborn ubergegangen nachdem sie im Rahmen der Neuabgrenzung der Bistumsbereiche in Preussen 1825 zunachst vergessen worden war 4 1849 erfolgte der Bau des neuen Pfarrhauses da das Klosterchen baulich immer eher schlicht sehr heruntergekommen war einer der Franziskaner hatte es einmal als tugurium Taubenschlag bezeichnet und mancher von ihnen hat in Stockkampen seine Gesundheit eingebusst 5 Das Pfarrhaus mehrfach umgebaut stand nun ganz als Schulgebaude zur Verfugung und dient heute als Pfarrheim Im 19 und 20 Jahrhundert nahm die Zahl der Katholiken in Ravensberg wieder zu 1862 wurde als erste die Pfarrei St Michael Versmold von Stockkampen abgetrennt und errichtet 1908 wurde der Grundstein zur katholischen Herz Jesu Kirche in Halle gelegt die dortige Pfarr Vikarie wurde 1949 selbstandige Pfarrei Heute gehoren zum Pastoralverbund Stockkampen im Erzbistum Paderborn die funf Pfarrgemeinden St Marien u St Nikolaus Borgholzhausen Brincke Herz Jesu Halle mit St Michael Werther St Hedwig Steinhagen St Johannes Evangelist Stockkampen und St Michael Versmold Stockkampen ist gewissermassen deren Mutterpfarrei und gab dem Pastoralverbund den Namen Daher feiern die Katholiken im Altkreis das Fronleichnamsfest mit einer gemeinsamen Prozession in Stockkampen Kirche BearbeitenDie katholische Stockkamper Kirche lasst in der Schlichtheit des Ausseren die Tradition der typisch franziskanischen Bettelordenskirchen erkennen Dazu gehort auch der Verzicht auf einen Kirchturm Das Innere zeigt mit seinen Gurtbogen noch spatgotische Anklange die Innenausstattung die in den Jahrzehnten nach dem Bau nach und nach erweitert wurde entspricht dann jedoch dem zeitgenossischen Barockstil ebenfalls der Dachreiter Das Innere wurde mehrfach renoviert und verandert 1908 wurde eine Sakristei angebaut Das alteste Kunstwerk in der Kirche eine spatgotische Doppelfigur Maria mit dem Kinde und Anna selbdritt ist um das Jahr 1525 zu datieren und wurde von einem namentlich nicht bekannten niedersachsischer oder westfalischer Bildschnitzer geschaffen der nach diesem Bild Meister der Stockkamper Doppelfigur genannt wird Das Fenster hinter dem Hochaltar und das runde Fenster uber dem Eingang sind beim Neubau der Kirche 1696 eingesetzt worden die ubrigen Fenster zwischen 1886 und ca 1900 Der barocke Hochaltar wurde 1715 gestiftet der Marienaltar 1760 Das Bild im Hochaltar stammte von einem Kunstler der Osnabrucker Schule aus der Mitte des 17 Jahrhunderts es wurde weil schadhaft 1931 durch eine Kreuzigungsgruppe ersetzt die sich heute im angrenzenden Mausoleum befindet Hinzu kamen der Taufbrunnen von 1704 Kanzel und Beichtstuhl von 1750 sowie der Kreuzweg von 1758 Dieser ist mittlerweile gestohlen worden Die Pieta auf dem Marienaltar durfte in ihrer Entstehung in die Bauzeit der Kirche zuruckreichen 6 1871 stiftete Grafin Paula von Kroff Schmising aus Dankbarkeit fur die unversehrte Heimkehr ihres Sohnes Max aus dem deutsch franzosischen Krieg eine erste Ausmalung 1831 wurde die Kirche durch den Osnabrucker Kirchenmaler Beermann neu ausgemalt Um 1780 wurde eine erste Orgel gestiftet und 1867 restauriert musste aber bereits 1884 durch eine neue ersetzt werden Spatestens ab 1864 hatte die Kirche zwei Glocken unterbrochen durch die Beschlagnahmung im Zweiten Weltkrieg Eine der beiden heutigen Glocken wurde 1864 von H L Lohmeier in Gutersloh gegossen und tragt die Aufschrift Soli Deo gloria Allein zur Ehre Gottes die andere stammt aus dem Jahr 1955 mit der Aufschrift Veritate et Caritati Der Wahrheit und der Nachstenliebe Friedhof BearbeitenDer Friedhof wurde bereits wahrend der letzten Phase des Kirchbaus angelegt Allerdings wurden einige Mitglieder der Familie Korff Schmising und die ersten Franziskaner in der Kirche selbst beigesetzt Das bekannteste Grab auf dem Friedhof gehort dem Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg Stolberg einem Freund Goethes der 1800 zum Katholizismus ubergetreten war und von 1812 bis 1816 auf Schloss Tatenhausen lebte 7 Weiterhin finden sich die Graber der graflichen Familie Korff Schmising aus Tatenhausen Das ehemalige Mausoleum der Familie mit einem Arkadenvorbau dient heute als Friedhofskapelle Schule BearbeitenZur Kirche gehorte auch eine katholische Schule Der Unterricht wurde in einem Raum des Pfarrhauses durch die Patres erteilt da keine eigenen Lehrer beschaftigt wurden Die Schulerzahl umfasste 40 bis 60 Kinder Raumliche Situation und Ausstattung liessen sehr zu wunschen ubrig Mit dem Bau eines neuen Pfarrhauses 1849 stand das alte Klosterchen dann ganz als Schulhaus zur Verfugung Mit Ausscheiden der Franziskaner wurde der Unterricht durch andere Geistliche erteilt Die Schuler rekrutierten sich aus einem vergleichsweise grossen Gebiet Dazu gehorte das gesamte heutige Gemeindegebiet von Halle Westf sowie Teile des Gemeindegebietes von Borgholzhausen sudlich des Teutoburger Waldes 1868 wurde die Privatschule in eine offentliche katholische Bekenntnisschule umgewandelt ab 1883 waren die Lehrpersonen ausgebildete Laien Nachdem die Schule 1939 von den Nationalsozialisten geschlossen worden war wurde der Schulbetrieb 1947 wieder aufgenommen Im Jahr 1961 wurde nach jahrelangen Verhandlungen ein Neubau erstellt der Schulbetrieb wurde jedoch im Jahr 1968 endgultig eingestellt und die Schuler im Zuge einer Schulreform auf grossere und nicht konfessionsgebundene Schulen verteilt Das Schulgebaude wurde von der Stadt Halle ubernommen und wird bis heute als stadtischer Kindergarten weitergenutzt 8 Personlichkeiten BearbeitenFriedrich Leopold zu Stolberg Stolberg 1750 1819 Dichter Ubersetzer und Jurist in Stockkampen beerdigt Paul Consbruch 1930 2012 Weihbischof in Paderborn wuchs in Stockkampen auf und wurde dort beerdigt 9 Galerie Bearbeiten nbsp Seitenansicht der Kirche nbsp Mausoleum nbsp Pfarrhaus und Pfarrheim Schule nbsp PfarrhausLiteratur BearbeitenWalter Fronemann Pfarrer Horste im Wandel der Zeiten Ulrike Hauser Die Kapelle Stockkampen katholische Enklave im evangelischen Ravensberg In Heimatjahrbuch Kreis Gutersloh 1992 Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Hrsg 300 Jahre Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Stockkampen 1696 1996 Dreisparrendruck Borgholzhausen o O Halle Stockkampen o J 1996 Weblinks BearbeitenWebsite des Pastoralverbunds StockkampenEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Bittner Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Johannes Evangelist zu Stockkampen in Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist 300 Jahre Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Stockkampen 1696 1996 o O Halle Stockkampen o J 1996 S 12 63 auch zum Folgenden Stockkampen bei LWL GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Akten des Kapitels der Sachsischen Franziskanerprovinz vom 13 Oktober 1687 in Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist 300 Jahre Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Stockkampen 1696 1996 o O Halle Stockkampen o J 1996 S 29 Heinrich Bittner Die Geschichte der katholischen Pfarrei St Johannes Evangelist zu Stockkampen in Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist 300 Jahre Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Stockkampen 1696 1996 o O Halle Stockkampen o J 1996 S 46 P Diodor Henniges OFM Geschichte der Franziskanermission Stockkampen in ders Beitrage zur Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinz vom Hl Kreuz VI Band Dusseldorf 1913 S 69 118 hier S 72 95 P Diodor Henniges OFM Geschichte der Franziskanermission Stockkampen in ders Beitrage zur Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinz vom Hl Kreuz VI Band Dusseldorf 1913 S 69 118 hier S 85 Karl Schaefer Friedrich Leopold Graf zu Stolberg Stolberg in Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist 300 Jahre Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Stockkampen 1696 1996 o O Halle Stockkampen o J 1996 S 73 79 Hanna Berheide Die Schule Stockkampen trotz armlicher Anfange Klosterchen in der Residenz in Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist 300 Jahre Katholische Kirchengemeinde St Johannes Evangelist Stockkampen 1696 1996 o O Halle Stockkampen o J 1996 S 87 100 Erzbistum Paderborn Weihbischof em Paul Consbruch in Stockkampen beigesetzt Abgerufen am 26 April 2014 52 055833333333 8 3083333333333 Koordinaten 52 3 21 N 8 18 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stockkampen amp oldid 230304163