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Die Sterculiasaure engl Sterculic acid wissenschaftlich 8 2 Octylcyclopropen 1 yl octansaure ist eine cyclische Fettsaure die wie die Malvalsaure zu den Cyclopropensauren zahlt Sie ist eine aliphatische Monocarbonsaure mit einem Cyclopropenring in der Kohlenstoffkette Auch die Bezeichnungen Sterculsaure und Sterculinsaure sind gebrauchlich Die Salze heissen Sterculate Die Verbindung wurde in vielen Malvengewachsen Malvaceae nachgewiesen denen sie durch ihre den Fettstoffwechsel storenden Eigenschaften als naturlicher Schutz gegen Fressfeinde und Krankheitserreger dient Es sind zwar noch einige weitere Vorkommen bekannt jedoch tritt Sterculiasaure insgesamt nur selten im Fettsaurespektrum von Lebewesen auf StrukturformelAllgemeinesName SterculiasaureAndere Namen 8 2 Octylcyclopropen 1 yl octansaure Sterculsaure Sterculinsaure SterculasaureSummenformel C19H34O2Kurzbeschreibung farbloses Ol 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 738 87 4PubChem 12921Wikidata Q2345401EigenschaftenMolare Masse 294 47 g mol 1Aggregatzustand fest bis flussigSchmelzpunkt 18 2 18 3 C 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Name und Geschichtliches 2 Vorkommen 3 Biologische Bedeutung 4 Biosynthese 5 Gewinnung und Darstellung 6 Analytik 7 EinzelnachweiseName und Geschichtliches Bearbeiten nbsp Reife Balgfruchte von Sterculia foetida1952 wurde die Verbindung aus den Samen der Stinkbaumart Sterculia foetida isoliert und erhielt in Anlehnung daran den englischen Namen Sterculic acid 4 Die deutsche Ubersetzung dieses Begriffes ist uneinheitlich Die Bezeichnungen Sterculiasaure Sterculsaure und Sterculinsaure treten mit ahnlicher Haufigkeit auf seltener spricht man von Sterculasaure Bei Verwendung der Bezeichnung Sterculinsaure ist darauf zu achten dass es nicht zur Verwechslung mit einer anderen cyclopropenoiden Fettsaure kommt die den englischen Namen Sterculynic acid tragt und in der Stinkbaumart Sterculia alata nachgewiesen wurde Sie unterscheidet sich von der Sterculiasaure vor allem durch eine Dreifachbindung am der Carboxygruppe abgewandten Ende der Fettsaurekette 2 5 Vorkommen BearbeitenInnerhalb der Malvengewachse Malvaceae ist Sterculiasaure als Bestandteil der Glyceride der Samen Blatter Stangel und Wurzeln weit verbreitet Gewohnlich ist sie dabei mit der chemisch sehr ahnlichen Malvalsaure vergesellschaftet 2 Sterculiasaure ist beispielsweise enthalten zu 49 bis 65 im Samenol des Stinkbaumes Sterculia foetida 2 6 15 im Samenol des Kapokbaumes Ceiba pentandra 7 1 bis 8 im Samenol des Afrikanischen Affenbrotbaumes Adansonia digitata 8 0 2 bis 0 8 in rohem Baumwollsamenol 9 Es existieren aber auch einige Vorkommen ausserhalb der Malvengewachse Im Samenol der zu den Hulsenfruchtlern zahlenden Indigofera glabra finden sich 10 Sterculiasaure 10 Die zu den Nacktsamern gehorende und fur die menschliche Ernahrung genutzte baumartige Liane Gnetum gnemon enthalt im Fettanteil ihrer Samen 13 Sterculiasaure allerdings bei einem relativ niedrigen Gesamtfettgehalt von 4 in den getrockneten Samen 11 Ausserdem wurde Sterculiasaure als Produkt des Verderbnisprozesses von Nussen beobachtet 12 Biologische Bedeutung BearbeitenMan nimmt an dass die Sterculiasaure wie die anderen cyclopropenoiden Fettsauren fur die Pflanze eine Schutzfunktion gegen Fressfeinde und Krankheitserreger einnimmt denn die Substanz stort den Fettstoffwechsel indem sie korpereigene Vorgange hemmt die das Einfugen einer Doppelbindung in eine Fettsaurekette realisieren Davon sind Delta 5 Delta 6 und Delta 9 Desaturierungsreaktionen betroffen Die Folgen sind vielfaltig und resultieren unter anderem in einer Verminderung des Wachstums und der Fortpflanzungsfunktion ein Futteranteil von 5 ist fur Ratten todlich Durch die Hemmung der Delta 9 Desaturase wird die korpereigene Synthese von Olsaure aus Stearinsaure unterbunden Daraus ergibt sich eine veranderte Korperfettzusammensetzung was nicht nur das Speicherfett sondern auch die Lipidzusammensetzung der Membranen betrifft Dabei erhoht sich der Schmelzpunkt durch den erhohten Anteil an gesattigten Fettsauren Beispielsweise fuhrt Sterculiasaure im Futter von Legehennen schon bei einer Tagesdosis von 25 mg zu einer auffalligen Verfarbung der Eier besonders wahrend kuhler Lagerung Dabei nimmt das Eiklar eine rosa Farbe an wahrend das Dotter apricot erscheint Der Grund ist eine erhohte Durchlassigkeit jener Membran die das Dotter vom Eiklar trennt wodurch ein Ubertritt des Proteins Conalbumin vom Eiklar ins Dotter ermoglicht wird Dort bildet sich mit dem im Dotter vorhandenen Eisen ein rosafarbener Komplex der seinerseits wieder ins Eiklar diffundieren kann 2 5 13 Nach Versuchen an Regenbogenforellen steht Sterculiasaure im Verdacht kanzerogene und co kanzerogene Eigenschaften zu besitzen 6 Gehalte an Sterculiasaure in der menschlichen Nahrung werden als gesundheitlich bedenklich angesehen konnen aber durch Hydrierung oder durch starkes Erhitzen der entsprechenden Pflanzenole auf 230 bis 235 C bei der Desodorierung entfernt werden 2 Biosynthese BearbeitenAusgehend von der Olsaure wird durch eine Cyclopropanfettsaure Synthase 14 eine Methylengruppe uber der Doppelbindung addiert Die Methylengruppe stammt von S Adenosylmethionin Dadurch entsteht Dihydrosterculiasaure die einen Cyclopropanring enthalt Man nimmt an dass dann eine Desaturase den Cyclopropanring in einen Cyclopropenring umwandelt was Sterculiasaure liefert 15 Gewinnung und Darstellung BearbeitenAus Pflanzenolen die reich an Sterculiasaure sind wie das Samenol von Sterculia foetida lasst sich diese Fettsaure gewinnen Nach der notwendigen Spaltung der Triglyceride erfolgt die eigentliche Reinigungsprozedur Die Schwierigkeiten liegen in der gleichzeitigen Anwesenheit der chemisch sehr ahnlichen Malvalsaure die sich nur um eine Methylengruppe in der Kettenlange unterscheidet sowie in der relativen Instabilitat des Cyclopropenringes Zur Anwendung kommende Methoden sind Harnstoff Extraktiv Kristallisation Saulenchromatographie und Vakuumdestillation 4 Im Labor kann die Sterculiasaure durch eine Simmons Smith Reaktion aus 9 Octadecinsaure Stearolsaure und Diiodmethan dargestellt werden 4 Ausbeute 16 nbsp Synthese von Sterculiasaure aus Stearolsaure Ein anderer Syntheseansatz mit hoherer Ausbeute geht von 9 Octadecinsaure und Diazoessigsaureethylester aus 1 Analytik BearbeitenZum Nachweis der Sterculiasaure eignet sich beispielsweise die Gaschromatographie mit Massenspektrometrie Kopplung GC MS 12 15 Sterculiasaure zeigt aufgrund des Cyclopropenrings die Halphen Reaktion 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b J Hernando M P Matia J L Novella J Alvarez Builla Synthesis of sterculic acid In ARKIVOC 2002 Part v S 26 30 PDF 97 KB a b c d e f F D Gunstone J L Harwood F B Padley The Lipid Handbook 2 Auflage Chapman amp Hall London 1994 ISBN 0 412 43320 6 S 13 51 f 64 f Anhang S 370 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden a b N E Pawlowski P M Loveland R O Sinnhuber Separation of methyl malvalate from methyl sterculate In J Am Oil Chem Soc 58 6 1981 S 692 94 doi 10 1007 BF02899451 a b J Salaun M S Baird Biologically Active Cyclopropanes and Cyclopropenes In Curr Med Chem 2 1 1995 S 511 542 a b R F Keeler A T Tu Hrsg Plant and Fungal Toxins Handbook of Natural Toxins Volume 1 Marcel Dekker Verlag 1983 ISBN 0 8247 1893 3 S 271 f W Ternes A Taufel L Tunger M Zobel Hrsg Lebensmittel Lexikon 4 Auflage Behr s Verlag Hamburg 2005 ISBN 3 89947 165 2 S 911 S Krist G Buchbauer C Klausberger Lexikon der pflanzlichen Fette und Ole Springer Verlag Wien 2008 ISBN 978 3 211 75606 5 S 36 a b R Hegnauer Chemotaxonomie der Pflanzen Band 5 Birkhauser Verlag Basel 1969 ISBN 3 7643 0168 6 S 31 f R Hegnauer M Hegnauer Chemotaxonomie der Pflanzen Band XIb 2 Birkhauser Verlag Basel 2001 ISBN 3 7643 6269 3 S 280 W Ternes A Taufel L Tunger M Zobel Hrsg Lebensmittel Lexikon 4 Auflage Behr s Verlag Hamburg 2005 ISBN 3 89947 165 2 S 672 f a b L O Hanus P Goldshlag V M Dembitsky Identification of cyclopropyl fatty acids in walnut Juglans regia L oil In Biomed Pap Med Fac Univ Palacky Olomouc Czech Repub 152 1 2008 S 41 45 PMID 18795073 R S Singhal P R Kulkarni D V Rege Handbook of indices of food quality and authenticity Woodhead Publishing Ltd 1997 ISBN 1 85573 299 8 S 278 Eintrag EC 2 1 1 79 in der Enzymdatenbank BRENDA a b X Bao S Katz M Pollard J Ohlrogge Carbocyclic fatty acids in plants biochemical and molecular genetic characterization of cyclopropane fatty acid synthesis of Sterculia foetida In Proc Natl Acad Sci U S A 99 10 2002 S 7172 7 PMID 11997456 J Buddrus Grundlagen der organischen Chemie 3 Auflage de Gruyter Verlag 2003 ISBN 3 11 014683 5 S 165 f Abgerufen von 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