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Der Steinseeigel Paracentrotus lividus ist ein im Mittelmeer und ostlichen Atlantik vorkommender Seeigel SteinseeigelSteinseeigel Paracentrotus lividus SystematikKlasse Seeigel Echinoidea Unterklasse EuechinoideaOrdnung CamarodontaFamilie ParechinidaeGattung ParacentrotusArt SteinseeigelWissenschaftlicher NameParacentrotus lividus Lamarck 1816 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Okologie 2 1 Ernahrung 2 2 Maskierung 2 3 Pradatoren 3 Fortpflanzung 4 Vorkommen 5 Lebensraum 5 1 Chemische Parameter 6 Nutzung durch den Menschen 7 Literatur 8 Quellen 9 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Gehause von Paracentrotus lividus links oben dorsal rechts ventral und unten laterale Seite Gut zu sehen die jeweils 5 Porenpaare pro AmbulacralplatteDer Steinseeigel erreicht Gehausedurchmesser bis 7 cm Ventral ist das Gehause stets dorsal selten abgeflacht Die zahlreichen sehr spitzen Stacheln werden bis zu 3 cm lang und sind sehr variabel gefarbt Die Farbung reicht von dunkelviolett uber braunlich bis zu grun Die Ambulacralplatten haben 5 Porenpaare aus denen entsprechend viele Ambulacralfusschen ragen die auf der Oberseite Saugnapfe tragen Die Gonaden sind bei Mannchen goldgelb gefarbt und bei Weibchen leuchtend rot 1 2 Okologie BearbeitenErnahrung Bearbeiten Der Steinseeigel ist prinzipiell ein Pflanzenfresser und ernahrt sich vorwiegend von Algen und Pflanzen Als bevorzugte Nahrungsquellen werden unter anderem folgende Arten angefuhrt Die Rotalge Rissoella verruculosa die Braunalgen Cystoseira amentacea Padina pavonica und Undaria pinnatifida Die zu den Pflanzen zahlenden Seegraser Tanggras Cymodocea nodosa und Neptungras Posidonia oceanica zahlen ebenfalls zu den Hauptnahrungsquellen Vom Neptungras werden samtliche Pflanzenteile verzehrt Lebende Blatter mit und ohne epiphytischem Aufwuchs tote Blatter Rhizome und Wurzeln Die Zusammensetzung des Nahrungsspektrums verandert sich jedoch stark mit Alter und Grosse der Tieren Analysen des Darminhalts als auch in vitro Beobachtungen zeigten jedoch dass der Steinseeigel ein Generalist ist der sich auch von Schwammen Porifera Hydrozoen Hydrozoa oder Ruderfusskrebsen Copepoda ernahren kann Bei extrem hohen Populationsdichten kann auch Kannibalismus auftreten Im Mittelmeer ernahrt sich der Steinseeigel hauptsachlich in der Nacht Im irischen Salzwassersee Lough Hyne ist der Seeigel jedoch tagaktiv was als eine Anpassung an den Frassdruck durch den nachtaktiven Eisseestern Marthasterias glacialis gedeutet wird 3 Maskierung Bearbeiten Mit Hilfe der Saugnapfe auf den Ambulacralfusschen maskiert der Steinseeigel oft seine aborale Seite mit Blattern des Neptungrases Posidonia oceanica Algen leeren Muschelschalen kleinen Steinen oder Plastikteilchen Kleinere Individuen tarnen sich haufiger als grossere Fur dieses Verhalten existieren mehrere Hypothesen Einerseits soll die Maskierung vor Licht ultravioletter Strahlung und Pradation schutzen Andererseits schutzt die Maskierung wie ein Regenschirm die apikalen Offnungen des Ambulacralsystems Madreporenplatte vor Verstopfungen durch aufgewirbelten Sand 4 Pradatoren Bearbeiten Zu den haufigsten Pradatoren im Mittelmeer zahlen die Fische Grosse Geissbrasse Diplodus sargus Zweibindenbrasse Diplodus vulgaris Brauner Lippfisch Labrus merula und der Meerjunker Coris julis Die Seespinne Maja crispata und die Stumpfe Stachelschnecke Hexaplex trunculus zahlen ebenfalls zu den haufigen Frassfeinden Auch der Eisseestern Marthasterias glacialis wird als Pradator angegeben Dieser spielt jedoch aufgrund seiner geringen Abundanz nur eine untergeordnete Rolle im Mittelmeer Im Atlantik stellt sich die Situation anders dar wo Seesterne Asteroidea und Krebstiere Crustacea eine Hauptrolle spielen Neben dem erwahnten Eisseestern werden in der Literatur auch der Taschenkrebs Cancer pagurus die Samtkrabbe Necora puber die Seespinne Maja brachydactyla und die Gemeine Strandkrabbe Carcinus maenas angefuhrt 5 Fortpflanzung BearbeitenSteinseeigel sind getrennt geschlechtig obwohl auch Hermaphroditismus beobachtet wurde In vitro setzt die Geschlechtsreife mit einem Alter von Monaten und einem Durchmesser von 13 bis 20 mm ein Die Laichzeit hangt stark von der Region und vom Lebensraum ab tritt jedoch im Fruhling und oder Herbst ein An der westirischen Kuste verlauft die Laichzeit etwa von Mai bis Juli an der Cote d Azur jedoch von April bis Mai sowie September bis Oktober Wahrend der Laichzeit versammeln sich wahrend der Abenddammerung 10 bis 20 Individuen auf markanten Steinen oder den Blattspitzen des Neptungrases Posidonia oceanica und entlassen gleichzeitig ihre Gameten Die weitverbreitete Annahme dass das Ablaichen in Vollmondnachten eintritt konnte nicht beobachtet werden 6 Vorkommen BearbeitenDas Verbreitungsgebiet umfasst das gesamte Mittelmeer und den nordostlichen Atlantik von Schottland und Irland bis nach Sudmarokko und die Kanarischen Inseln inklusive der Azoren Der Steinseeigel ist besonders haufig in Regionen in denen die Wassertemperatur im Winter zwischen 10 und 15 Grad Celsius und im Sommer zwischen 18 und 25 Grad Celsius betragt Dies ist etwa im westlichen Mittelmeer an den Kusten Portugals und in der Biskaya der Fall Die nordliche und sudliche Grenze des Verbreitungsgebiets entsprechen der 8 Grad Isotherme im Winter bzw der 28 Grad Isotherme im Sommer 7 Lebensraum Bearbeiten nbsp Dicht aneinander gelegene Wohnhohlen des SteinseeigelsDer Steinseeigel ist eine typische Art des Sublitorals und kommt in Tiefen bis zu 20 Meter vor Einzelne Individuen wurden auch in einer Tiefe von 80 Metern beobachtet In den oberen Wasserschichten ist diese Art jedoch deutlich haufiger anzutreffen 2 Auch Gezeitentumpel dienen als Lebensraum Es werden Felsboden und Seegraswiesen bestehend aus dem Neptungras Posidonia oceanica oder dem Gewohnlichen Seegras Zostera marina besiedelt Der Steinseeigel fehlt in Bestanden des Tanggrases Cymodocea nodosa obwohl dies eine seiner bevorzugten Nahrungsquellen ist Dies wird entweder auf eine hohere Pradationsrate oder auf den sandigen Boden zwischen den Trieben der ungeeignet fur die Fortbewegung ist zuruckgefuhrt Generell meidet der Steinseeigel Weichboden und gruppiert sich dort auf einzelnen Felsen oder grossen Schalen Mit Hilfe seines Gebisses ist der Steinseeigel in der Lage sich Wohnhohlen in Substrate wie Sandstein und Kalkstein zu bohren Diese tassenformigen Einbuchtungen schutzen den Seeigel vor Pradatoren aber auch vor dem Wegreissen durch Wellen und werden permanent oder temporar bewohnt Manchmal liegen diese Wohnhohlen so eng beieinander dass das Substrat eine Wabenstruktur aufweist 7 Chemische Parameter Bearbeiten Die optimale Salinitat liegt zwischen 15 20 und 39 40 Auf Veranderungen des Salzgehalts reagiert der Steinseeigel empfindlich So fuhrten aussergewohnlich starke Regenfalle 450 mm in 48 h im Herbst 1993 uber der Lagune Etang d Urbino Korsika zu einem Massensterben des Steinseeigel da die Salinitat auf 7 sank Hohe Konzentrationen von Schwermetallen werden toleriert wobei diese bei eingeschranktem Wachstum akkumuliert werden Verschmutzung durch Erdol fuhrt in Gezeitentumpel zu einer Mortalitatsrate von 100 So dauerte es nach dem Tankerungluck der Erika 3 Jahre bis die Steinseeigelpopulation wieder ihre ursprungliche Dichte erreichte Organische Verschmutzung wie sie durch die Abwasser von Stadten entsteht fordert das Wachstum des Steinseeigels So wurden in der stark verschmutzen Rade de Brest der Etang de Berre sowie in den Abwassereinleitungen von Rabat und Marseille hohe Populationsdichten gemessen 7 Nutzung durch den Menschen Bearbeiten nbsp Die Gonaden des Steinseeigels gelten im Mittelmeerraum als DelikatesseDie Gonaden des Steinseeigels gelten im Mittelmeerraum als Delikatesse und werden roh verspeist 2 Der Konsum entfallt hierbei vorwiegend auf Spanien und Frankreich zu einem kleineren Teil auch auf Italien und Griechenland Fur den Export wird bzw wurde der Steinseeigel jedoch auch in Irland Kroatien und Portugal geerntet 8 Literatur BearbeitenJohn M Lawrence Edible Sea Urchins Biology and Ecology Elsevier 2006 S 243 275 Enric Sala Mikel Zabala 1996 Fish predation and the structure of the sea urchin Paracentrotus lividus populations in the NW Mediterranean Marine Ecology Progress Series 140 S 71 81 Quellen Bearbeiten Rupert Riedl Fauna und Flora des Mittelmeeres Hrsg von Smoky Riedl Barbara Schweder Unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1983 Auflage Seifert Wien 2011 ISBN 978 3 902406 60 6 S 601 a b c Helmut Gothel Niedere Tiere Farbatlas Mittelmeerfauna Niedere Tiere und Fische Ulmer Stuttgart 1997 ISBN 3 8001 7368 9 S 213 Lawrence John Sea Urchins Biology and Ecology S 250 260 Lawrence John Sea Urchins Biology and Ecology S 255 Lawrence John Sea Urchins Biology and Ecology S 266 267 Lawrence John Sea Urchins Biology and Ecology S 270 275 a b c Lawrence John Sea Urchins Biology and Ecology S 243 244 Lawrence John Sea Urchins Biology and Ecology S 243 Weblinks BearbeitenVideo von einem Massenvorkommen des Steinseeigels in einem Gezeitentumpel nbsp Commons Paracentrotus lividus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinseeigel amp oldid 237854286