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Die Pfarrkirche Sankt Marien ist eine entwidmete Kirche in Neuruppin Landkreis Ostprignitz Ruppin Bundesland Brandenburg Sie wird seit dem Jahr 2001 unter der Bezeichnung Kulturkirche bzw Veranstaltungszentrum Sankt Marien fur Konzerte Tagungen Bankette und Ahnliches genutzt Kulturkirche Sankt MarienDatenOrt NeuruppinArchitekt Philipp Francois Berson Carl Ludwig EngelBaujahr 1801 1806Grundflache 57 19 m Koordinaten 52 55 34 2 N 12 48 29 4 O 52 926166666667 12 808166666667 Koordinaten 52 55 34 2 N 12 48 29 4 OBesonderheitenentwidmetes Kirchengebaude Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalterliche Vorgangerkirche 1 2 Klassizistischer Neubau 1 3 Die Kirche im 20 und 21 Jahrhundert 2 Ausstattung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalterliche Vorgangerkirche Bearbeiten nbsp Neuruppin mit alter Pfarrkirche vor dem StadtbrandDie alte Marienkirche befand sich diagonal von West nach Ost ausgerichtet auf dem Kirchplatz sudlich des Alten Marktes Nach zeitgenossischen Darstellungen handelte es sich dabei um eine funfschiffige gotische Hallenkirche mit einem dreijochigen Langhaus und einem zweijochigen deutlich abgegrenzten Chor Das Langhaus war mit reichen Friesen aus Masswerk verziert und durch Strebepfeiler abgestutzt An der Sudseite des Chors den ein Dachreiter schmuckte befand sich ein Kapellenanbau Im Westen waren dem Baukorper zwei Turme in unterschiedlicher Ausfuhrung vorgestellt Die Spitze des Nordturms bildete ein hoch aufragender Helm mit vier kleinen Eckturmchen Auf dem Sudturm hingegen befand sich ein Walmdach mit Dachreiter Abbildungen der Marienkirche sind auf einem Kupferstich von Caspar Merian sowie auf dem nebenstehenden Gemalde von Neuruppin und Wuthenow zu sehen Mit dem Bau des Gotteshauses war vermutlich Mitte des 13 Jahrhunderts begonnen worden 1498 wurde die Kirche ausgebessert und erweitert Nur kurze Zeit spater war der Chor vollendet Die mittelalterlichen Turmspitzen mussten im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erneuert werden Nach einem Beschluss von 1754 ersetzte man die einsturzgefahrdete Doppelturmanlage durch einen neuen barocken Turm Darin befand sich neben dem Kirchengelaut auch die Feuerglocke der Stadt Neuruppin die bei Feuer und Gefahr zur Anwendung kam Die Kirche brannte bei dem grossen Brand am 26 August 1787 zusammen mit rund zwei Dritteln der Gebaude der Stadt ab Ein Augenzeuge beschrieb ihr Schicksal folgendermassen Hundert und mehrere Hauser waren in verschiedenen Strassen zugleich in Brand geraten der grosse prachtige Kirchturm mit der schonen Kirche die nach 600 Jahren noch ein bewundernswurdiges Denkmal der kuhnen gotischen Bauart blieb dampfte einem Berge gleich der Feuer speien will und in einigen Minuten stand sie da wie ein schreckliches Feuergebirge Die kleine Kuppel gab ein vielfarbiges Feuer bis in ein paar Stunden das ganze Gebaude mit einem grausenvollen Getose einsturzte Prediger Johann Christoph Samuel Seger Bechlin Brief an Oberkonsistorialrat Friedrich Gedike 10 September 1787 1 Klassizistischer Neubau Bearbeiten Nach dem Brand setzte Preussen eine ortliche Retablissements Commission ein die den Wiederaufbau von Neuruppin planen und durchfuhren sollte Die neue Pfarrkirche entstand 1801 bis 1806 an alter Stelle jedoch nun am rechtwinkligen Strassenraster ausgerichtet Das Gebaude im Stil des Klassizismus fallt durch den vorgestellten gedrungenen Turmbau mit gewolbter Haube und Laterne auf Er besitzt ein von zwei ionischen Pilastern flankiertes Eingangsportal gleiche Portale sind an den Schmalseiten angeordnet Das Gebaude ist 57 m lang und 19 m breit Die Architekten 2 der Direktor des Oberbaudepartements in Berlin Philipp Francois Berson fur die Aussengestaltung und seine Mitarbeiter August Wilhelm Clemens und Carl Ludwig Engel fur die Innengestaltung entwarfen eine Querkirche Der von ionischen Saulen flankierte Kanzelantar steht in der Mitte und gegenuber dem Haupteingang Weiterhin bestimmt den Innenraum eine zweigeschossige holzerne Emporenanlage auf der im Mittelschiff ein holzernes Muldengewolbe aufsitzt Die Emporen sind bequem durch breite Treppen in allen vier Ecken erreichbar Eine bautechnikgeschichtliche Besonderheit ist das aus der Erbauungszeit erhaltene bogenformige Bohlendach uber dem Kirchenschiff es ist eines der grossten erhaltenen Beispiele dieser holzernen Dachkonstruktionsweise in Deutschland Auch die Turmhaube und im Innern das holzerne Tonnengewolbe sind in Bohlenbauweise ausgefuhrt 3 Die Kirche im 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Neuruppiner Notgeld mit Abbildung der Pfarrkirche 1921 In der Pfarrkirche St Marien predigten wahrend der Zeit des Nationalsozialismus der Pfarrer der Deutschen Christen Falkenberg sowie Vertreter der Bekennenden Kirche Pfarrer Bittkau und Superintendent Schlaeger Bischof Otto Dibelius wurde am 19 November 1934 an einem Vortrag zum Kirchenkampf gehindert nachdem die Polizei den Saal wegen Storversuchen seiner Gegner geraumt hatte Am 1 Mai 1945 signalisierten weisse Fahnen an der Turmbrustung wie auch an der Klosterkirche Sankt Trinitatis die kampflose Ubergabe der Stadt an die vorruckende sowjetische Armee die Neuruppin vorher zur Kapitulation aufgefordert hatte 4 Die Pfarrkirche diente der Evangelischen Kirchengemeinde Neuruppin als Gottesdienstraum und steht in deren Eigentum bzw deren Rechtsnachfolgerin der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ruppin Im Jahr 1970 wurde sie wegen Einsturzgefahr geschlossen Die Kirchengemeinde entschloss sich statt ihrer die Klosterkirche als Gottesdienstraum zu nutzen 1991 wurde die Kirche gesichert und bis 2002 in gemeinsamer Tragerschaft der Kirchengemeinde und der Kommune als kultureller Veranstaltungsort ausgebaut Ausstattung BearbeitenFolgende Reliefs befinden sich uber den Eingangen Uber dem Hauptportal Mose mit den Gesetzestafeln uber dem sudlichen Giebeleingang Johannes der Taufer uber dem nordlichen Giebeleingang Jesus und seine Junger beim Abendmahl 4 Die Orgel stammt aus dem Jahr 1938 und weist 72 Register auf Sie ist nicht vollstandig und daher unbespielbar Literatur BearbeitenRudolf Bellin Der Grosse Ruppiner Brand vor 150 Jahren am 26 August 1787 Eine Schilderung nach zeitgenossischen Quellen In Markische Zeitung Jahrgang 110 Nr 194 21 August 1937 Jorg Ulrich Kunzendorf Die Stadtkirche St Marien zu Neuruppin In Jahrbuch fur Berlin Brandenburgische Kirchengeschichte Band 55 1985 S 157 179 Eckart Rusch Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern Verona Langhans Gilly und die Bohlendacher um 1800 Michael Imhof Verlag Petersberg 1997 ISBN 3 932526 00 7 S 108 123 193 200 265 301 Katja Feurich Seidel Sigrid Brandt St Marien in Neuruppin Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2006 ISBN 3 88462 228 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kulturkirche St Marien Neuruppin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetseite des Betreibers mit Innenaufnahmen Information auf der Homepage der Stadt Neuruppin Evangelische Pfarrkirche Sankt Marien In Bildarchiv Foto Marburg Abgerufen am 24 Juli 2021 Aussenaufnahme von ca 1920 1940 Einzelnachweise Bearbeiten Mario Alexander Zadow Karl Friedrich Schinkel Ein Sohn der Spataufklarung Edition Axel Menges Stuttgart London 2001 ISBN 3 932565 23 1 Rusch 1997 S 193 Rusch 1997 S 192 ff a b Gemeindekirchenrat Neuruppin Hrsg Die Pfarrkirche St Marien zu Neuruppin Ihre Zerstorung vor 200 Jahren und ihr Neubau Neuruppin 15 Dezember 1986 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Neuruppin amp oldid 230989537