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Die Stutztenderlokomotive ist eine Sonderbauform der Dampflokomotive die aus der Anforderung entstand eine weit hinter der letzten Kuppelachse uberhangende Feuerbuchse eines grossen leistungsfahigen Kessels abzustutzen Sie stellt eine Verbindung zwischen einer Schlepptenderlokomotive und einer Tenderlokomotive dar Wahrend der Wasserkasten in der Regel wie bei einer Tenderlokomotive beidseits des Kessels angebracht ist werden die Kohlen auf dem Tender mitgefuhrt Durch die drehbare Verbindung des Stutztenders mit der Lokomotive wird ein kurzer fester Radstand geschaffen der die Maschine kurvenbeweglich macht 1 Bei der Abnahme der auf dem Stutztender gelagerten Kohlevorrate werden die Kuppelachsen weniger entlastet als bei einer Tenderlokomotive 2 Lok Nr 610 der Semmeringbahn gehorte zur weltweit ersten Serie von Stutztenderlokomotiven Deutlich sichtbar ist die zusatzliche Kuppel stange fur den Antrieb des Tenders Die Stutztenderlokomotive Ec 2 5 28 Genf ist die alteste Lokomotive der Schweiz Die vorderste Achse des dreiachsigen Stutztenders befindet sich vor der Feuerbuchse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauformen 2 1 Engerth 2 2 Engerth Fink 2 3 Beugniot 2 4 Behne Kool 2 5 Schneider 2 6 Klose 2 6 1 Lokomotiven mit Klose Stutztender 2 7 Krauss 2 7 1 Lokomotiven mit Krauss Stutztender 3 Quellen 4 Anmerkungen und EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAls ab den 1850er Jahren die Eisenbahnen die Gebirge uberwanden stiegen die Anforderungen an die Lokomotiven Die grosser und starker werdenden Lokomotiven konnten aber nicht mit weiteren Treibachsen gebaut werden da die Kurvengangigkeit gewahrt bleiben musste Daher kam man auf die Idee bei weiterhin kleinem feststehenden Achsstand einen Teil des Gewichtes des vergrosserten Kessels vom Tender abfangen zu lassen womit die Stutztenderlokomotiven entstanden Die Bauart bewahrte sich ab 1853 am Semmering so dass sie auch bei anderen Bahnen in Osterreich Ungarn der Schweiz Frankreich Spanien und weiteren Landern in Dienst gestellt wurden Bauformen BearbeitenBei Stutztenderlokomotiven ist die richtige Zuteilung zu Tender und Schlepptenderlokomotiven schwierig und erfolgt bei den verschiedenen Bauformen unterschiedlich 3 Engerth Bearbeiten nbsp Engerth Schnellzugslokomotive der k k Nordlichen Staatsbahn Der rote Pfeil markiert das Kugelgelenk des Stutztenders nbsp Wegen ihrer steigungsreichen Strecken beschafften die Vereinigten Schweizerbahnen Engerth Lokomoti ven wie die abgebildete Eb 2 5 nbsp Engerth Lokomotive Kladno von 1855 aus gestellt im Technischen Nationalmuseum Prag Bei Engerth Lokomotiven reichen die Tender rahmen bis vor die Feuerbuchse Die erste Tenderachse befindet sich vor der Feuerbuchse und stutzt diese ab Durch einen entsprechend ausgebildeten Tenderrahmen liess sich auch ein breiter Feuerrost ausfuhren Die Verbindung zwischen Lokomotive und Stutztender wird uber ein Kugelgelenk hergestellt das sich noch vor der ersten Tenderachse befindet Bei der Bauform Engerth ist die Bezeichnung Tenderlokomotive mit gegliedertem Rahmen angebracht 3 Die ersten Stutztenderlokomotiven Grunschacher bis Sonnwendstein Bild ganz oben rechts entstanden 1853 durch Wilhelm von Engerth fur die Semmeringbahn in Osterreich Sie besassen drei innen gelagerte gekuppelte Achsen und einen zweiachsigen Tender dessen zwei aussen gelagerte Achsen uber Zahnrader mit angetrieben wurden Der Zahnradantrieb der Tender bei den ersten Lokomotiven bewahrte sich nicht wohl aber das Prinzip der Stutztenderlokomotive so dass die weiteren Maschinen ohne Tenderantrieb gebaut wurden nbsp Engerth Lok Nr 312 l adour der Chemins de fer du Midi im Eisen bahnmuseum Mulhausen Die Schweizerische Centralbahn SCB die Vereinigten Schweizerbahnen und die Jura industriel hatten zeitweise einen grossen Bestand von Engerth Lokomotiven Die erste Serie wurde zwischen 1854 und 1858 von der Maschinenfabrik Esslingen 26 Ec 2 5 an die SCB geliefert wovon die Genf als alteste betriebsfahige Lokomotive der Schweiz noch erhalten ist Die Bayerische Staatsbahn beschaffte die zweifach gekuppelte B V PHOENIX sowie funf dreifach gekuppelte C II 4 Mit der Zunahme des Verkehrs machte sich die begrenzte Kapazitat der neben dem Dampfkessel liegenden Wasserkasten nachteilig bemerkbar Weil durch den Wasserverbrauch das Adhasionsgewicht sank verringerte sich wahrend der Fahrt die Zugkraft Nachteilig waren auch die beschrankten Platzverhaltnisse fur die Kohlevorrate auf dem Stutztender Die mit der weiteren technischen Entwicklung entstandenen Lokomotivkonstruktionen waren den Stutztendermaschinen ebenburtig und so wurden im Laufe der Zeit viele Engerth Lokomotiven umgebaut Die osterreichische Sudbahn beispielsweise erganzte ihre ersten 26 Stutztenderlokomtiven mit einer vierten seitlich verschiebbaren Kuppelachse und ersetzte den Stutztender durch einen Schlepptender 5 nbsp Engerth Fink Lokomotive Steyer dorf der StEG fur die Banater Montanbahn Hauptartikel Engerth Lokomotive Engerth Fink Bearbeiten Pius Fink stand ab 1859 im Dienst der Lokomotivfabrik der StEG Dort entwarf er die Stutztenderlokomotive StEG I 500 503 bei der die Achsen des Tenders uber eine Blindwelle zusatzlich angetrieben wurden Drei dieser Lokomotiven die Steyerdorf die Krahsova und die Gerliste wurden ab 1863 von der Osterreichisch Ungarischen Staatseisenbahn Gesellschaft eingesetzt Der Bauart war jedoch kein dauernder Erfolg zuteilgeworden Beugniot Bearbeiten nbsp Die unruhig laufenden Beugniot Stutztender Lokomotiven D 2 2 der Schweizerischen Nordostbahn wurden nach nur 15 Jahren ausgemustert Bei der nach Edouard Beugniot benannten Konstruktion stutze der Tender nur den uberhangenden Teil der Feuerbuchse zur Verminderung des Nickens der Lokomotive oder zur Aufnahme eines kleinen Anteils des Lokomotivgewichts 6 Das Maschinenbauunternehmen Andre Koechlin unter der Leitung von Edouard Beugniot lieferte 1859 der Compagnie Paris Lyon Mediterranee zwei D3 Lokomotiven la rampe und la courbe Je zwei von Innenzylindern uber Hallschen Kurbeln angetriebenen Kuppelachsen waren durch waagrechte Doppelhebel miteinander verbunden und gewahrleisteten eine gute Kurvenbeweglichkeit Eine Bauart mit Aussenzylindern kam in Italien auf der Giovi und der Porrettanastrecke zum Einsatz Behne Kool Bearbeiten nbsp Stutztenderlokomotive Bauart Behne Kool der Braunschweiger Eisenbahn Lokomotiven mit Stutztender der Bauart Behne Kool hatten eine lange nach hinten uberhangender Feuerbuchse ebenfalls nach Behne Kool benannt in der auf zwei hintereinanderliegenden Rosten minderwertiger Brennstoff verfeuert werden konnte Zur Vermeidung einer Uberlastung der hintersten Lokomotivachse stutze sich die Feuerbuchse auf den Tender ab 7 Da der Tenderrahmen bis beinahe zur Feuerkastenmitte fortgesetzt ist und dort einen Teil des Lokomotivgewichts auf die erste unter der Feuerbuchse liegende Tenderachse ubertragt konnen Behne Kool Maschinen als Tenderlokomotiven betrachtet werden 3 In Deutschland wurden Stutztenderlokomotiven dieser Bauart zwischen 1861 und 1872 von Egestorff in Hannover Linden bzw Hanomag fur die Braunschweigische Staatsbahn gebaut Diese Maschinen mit der Achsfolge B3 und C3 hatten eine Behne Kool Feuerbuchse in der auch Kohlenklein und ungesiebte Grubenkohle verfeuert werden konnten In Belgien hatten Lokomotiven der Bauart Behne Kool unter Alfred Belpaire noch grossere Verbreitung nbsp Die vorderen Enden der Tender langtrager a des Klose Stutztenders greifen an den Endzapfen b eines Quertragers c an der sich um einen am Lokomotivrahmen befestigten Bol zen d waagrecht drehen kann Das hinten uberhangende Ende der Loko motive stutzt sich uber eine Querfeder in einem mittleren Punkt e auf die Ten derlangtrager ab Die Zugkraft der Lo komotive wird somit vom Hauptrahmen der Maschine durch den Dreh und Kupplungsbolzen d auf die Tenderlang trager a und von hier auf die Kupplung am hinteren Tenderende ubertragen Schneider Bearbeiten Schneider in Creusot hat beim Bau von Guterzuglokomotiven fur die franzosischen Nord und Ostbahnen die Grundform von Engerth abgewandelt Das Drehgelenk zwischen Lokomotiv und Stutztenderrahmen das sich bei Engerth zwischen der letzten Lokomotivachse und der ersten Tenderachse vor der Feuerbuchse befindet hat er beibehalten Die Tenderachse vor der Feuerbuchse hat er jedoch durch eine Lokomotivachse ersetzt und somit eine Schlepptenderlokomotive geschaffen Das Gleiche gilt fur die nachfolgend beschriebenen Bauarten Klose und Krauss 3 Klose Bearbeiten Adolf Klose beschaftigte sich seit Anfang der 1870er Jahre mit dem Studium der Tenderkupplung und erbaute 1876 die B 2 3 der Vereinigten Schweizerbahnen mit einem einachsigen Tender der sich um einen ideellen Drehpunkt bewegte das hintere Lokomotivende jedoch nicht abstutzte Der Stutztender Bauart Klose mit gefederter Abstutzung des hinteren Lokomotivendes gelangte erstmals bei den ebenfalls von Krauss Linz erbauten Lokomotiven IIIa4 der Bosna Bahn zur Anwendung Wie bei den Engerth Lokomotiven befindet sich der Drehpunkt des Stutztenders vor der Feuerbuchse Im Gegensatz dazu befindet sich die erste Tenderachse nicht vor sondern hinter der Feuerbuchse Die ab 1900 von Krauss in Linz erbauten IIIa5 der Bosnisch Herzegowinischen Staatsbahnen BHStB konzipierte Klose mit einem zweiachsigen Krauss Stutztender Lokomotiven mit Klose Stutztender Bearbeiten nbsp Die IIIa4 der Bosna Bahn und der BHStB waren die ersten Maschinen mit Klose Stutztender nbsp Die Sachsische III K war weitgehend baugleich mit der bosnischen IIIa4 nbsp Die Funfkupplermaschine Vb6 der BHStB blieb ein Einzelganger nbsp Von Klose konstruierte Zahnrad Meterspurlokomotive HG 2 3 der Appenzeller Strassenbahn mit Klose Stutztender nbsp IIIb4 der BHStB fur gemischten Zahnrad und Adhasionsantrieb uber den Ivanpass nbsp Im Gegensatz zu den schmalspurigen Stutztenderlokomotiven bewahrte sich die fur die Arlbergbahn beschaffte normalspurige kkStB 79 weniger Krauss Bearbeiten nbsp Beim Stutztender der Bauart Krauss wird aus Platz und Ge wichtsgrunden auf den bei den Klose Maschinen vorhandenen Drehzapfen verzichtet Er wurde durch die Zugvor richtung und zwei seitlich am Lokomo tivrahmen befestigte Prismenfuhrungen g ersetzt was die Verdrehung von Lo komotive und Stutztender um einen ideellen Drehpunkt d ermoglicht Nachdem die Stutztenderlokomotiven auf Normalspur ihre Berechtigung verloren hatten gelangten sie auf Schmalspur zu neuer Blute Bei der Weiterentwicklung von Krauss 8 wie sie ab der Jahrhundertwende ausgefuhrt wurde erfolgt die Abstutzung des hinteren Lokomotivendes wie bei Klose Die Ubertragung der Zugkrafte erfolgt jedoch nicht uber Tenderlangtrager a siehe Bild rechts sondern eine uber gewohnliche Zug und Stosskupplung zwischen Maschine und Stutztender Der bei den Klose Maschinen vorhandene Drehzapfen d ist um Platz und Gewicht zu sparen durch die Zugvorrichtung und zwei seitlich am Lokomotivrahmen befestigte Prismenfuhrungen g ersetzt in denen die vorderen Enden der Tenderlangtrager a in einem Kugelzapfen h langsverschieblich gelagert sind Die gegenseitige Drehung von Lokomotive und Stutztender erfolgt um einen ideellen Drehpunkt o welcher sich im Schnittpunkt der Querverbindungslinie der Kugelzapfen h mit der Mittellinie des Kuppeleisens k befindet Um sich der Drehung um diesen Punkt anzupassen sind das Kuppeleisen k und die Spannpuffer n der Stutztenderkupplung nach o hin gerichtet Die Verbindung der Lokomotive mit dem Stutztender wird in der Querrichtung durch die Gleitstucke i und in der Langsrichtung durch die Kupplung hergestellt Stutztenderlokomtiven der Bauarten Klose und Krauss kamen insbesondere bei Schmalspurbahnen mit vielen engen Kurven zum Einsatz Sie erlaubten den Bau von kurvengangigen Dampflokomotiven mit grossen Heiz und Rostflachen 9 Lokomotiven mit Krauss Stutztender Bearbeiten nbsp Krauss stattete die fur Mariazeller bahn ent wickelte Reihe Mh in Bosnischer Spurweite mit dem selbst entwickelten Stutztender aus nbsp Die von Krauss und Maffei gebauten Meterspurlokomotiven bewahrten sich in Nordspanien 10 Maschine Nr 17 auf der Strecke Ponferrada Villablino nbsp Krauss Stutztender einer JDZ 186 ursprunglich IIIa5 der BHStB mit 760 mm Spurweite der Jugosla wischen Staatsbahnen nbsp 3 4 gekuppelte Meterspurmaschine Nr 1 2 der Lokalbahn Innsbruck Igls Quellen BearbeitenGeorg Lotter Die Lokomotiven und Dampfwagen auf der bayrischen Jubilaums Landesausstellung zu Nurnberg 1906 Geschichtlicher Ruckblick auf die Entwicklung der Stutztender Lokomotive In Die Lokomotive Illustrierte Monats Fachzeitung fur Eisenbahn Techniker Jahr 1906 Heft 7 Seite 110ff ANNO Historische osterreichische Zeitungen und Zeitschriften Victor von Roll Enzyklopadie des Eisenbahnwesens Lokomotive Zweite vollstandig neu bearbeitete Auflage 1912 1923 in 10 Banden Urban amp Schwarzenberg Verlag Berlin Wien Digitalisierte Ausgabe bei Zeno org Raimar Lehmann Dampflok Sonderbauarten Springer Basel ISBN 978 3 0348 6757 3 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Zur Entwicklung der Dampflokomotive in der Schweiz In Schweizerische Bauzeitung SBZ Band 86 1925 Heft 13 archiviert in E Periodica der ETH Bibliothek PDF 8 8 MB a b 3 4 gek Verbund Tenderlokomotive von 1 m Spurweite der Lokalbahn Innsbruck Igls In Die Lokomotive Illustrierte Monats Fachzeitung fur Eisenbahn Techniker Jahr 1906 Heft 5 Seite 87f ANNO Historische osterreichische Zeitungen und Zeitschriften a b c d gemass Roll Enzyklopadie des Eisenbahnwesens Lokomotive G Scheingraber Lokomotiven und Wagen der Koniglich Bayerischen Staatseisenbahnen In Deutsche Eisenbahnen Typenskizzen und Schnitte Band 3 Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1968 S 2 Hilscher Die Lokomotiven der ehemaligen osterreichischen Staatsbahnen in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts 1 2 Vorlage Toter Link anno onb ac at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Die Lokomotive Illustrierte Monats Fachzeitung fur Eisenbahn Techniker Jahr 1922 Heft 8 Seite 112 ANNO Historische osterreichische Zeitungen und Zeitschriften Alfred Moser Der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen 1847 1966 Birkhauser Verlag Basel und Stuttgart 1967 Seite 86f Victor von Roll Enzyklopadie des Eisenbahnwesens Behne u Kool Lokomotive Digitalisierte Ausgabe bei Zeno org Deutsches Reichspatentamt Nr 160 755 Die Lokomotive 1906 S 112 siehe Lotter Die Lokomotiven und Dampfwagen auf der bayrischen Jubilaums Landesausstellung zu Nurnberg 1906 Geschichtlicher Ruckblick auf die Entwicklung der Stutztender Lokomotive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stutztenderlokomotive amp oldid 233942271