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Ein Dampflokomotivkessel ist eine Bauform des Dampfkessels oder eines Grosswasserraumkessels zur Dampferzeugung fur den Betrieb von Dampflokomotiven SchnittmodellNachbau von 1935 von Kessel und Schornstein der ersten Dampflokomotive in Deutschland Adler im Dampflokwerk in MeiningenAusgebauter Dampflokomotivkessel HinterkesselHinterkessel Die gekumpelte Stehkesselvorderwand die sogenannte Stiefelknechtplatte wurde zur Reparatur entfernt Teile der eingebauten Stahlfeuerbuchse und Locher der Stabstehbolzen sind zu sehen daruber Kappen der GelenkstehbolzenBlick in den geoffneten Hinterkessel bei dem Teile der Feuerbuchse Decke Seitenwande zur Reparatur entfernt wurden Dies gewahrt den Blick auf die Queranker oben und die Stabstehbolzen der Feuerbuchsseitenwand rechts und des Verbrennungskammerbodens unten Langkessel Bauart 39E noch ohne Rauchkammer vorne Rauchkammerrohrwand mit Profilring die Bleche des Kesselbauches sind erneuert und mussen noch verschweisst werdenausgebaute verschlissene Bodenringecke Umbugecke eines Altbaukessels gut sind die alten Reparaturschweissungen zu sehen Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 1 1 Stehkessel 1 2 Hinterkessel 2 Dampfleistung 3 Historische Baustoffe und Technologien 4 Moderne Kessel 5 Betriebsschaden 6 LiteraturAufbau BearbeitenWegen der speziellen Anforderungen des mobilen Einsatzes weist diese Bauform etliche konstruktive Besonderheiten auf Ein Dampflokomotivkessel besteht in der Regel bedingt durch die Begrenzungen der Fahrzeugbegrenzungslinie aus dem Hinterkessel dem meist aus mehreren Schussen bestehenden Langkessel und der mit einem Profilring angebauten Rauchkammer Wahrend die Kesselteile fruher miteinander vernietet waren sind neuzeitliche Kessel komplett geschweisst Der Dampflokomotivkessel ist meist ein Rauchrohrkessel Stehkessel Bearbeiten Der Stehkessel bildet zusammen mit der Feuerbuchse den Hinterkessel In einem Ausschnitt der Stehkesselruckwand befinden sich das Feuerloch und die Feuertur An der Stehkesselruckwand sind die zur Bedienung des Dampflokomotivkessels notwendigen Stellteile angebracht Die Stehkesselvorderwand lauft in einen halbzylindrischen Teil aus und bildet zusammen mit dem Stehkesselmantel einen Zylinder in den der Langkessel eingeschoben ist Feuerbuchswand und Stehkesselmantel sind durch Seitenstehbolzen und Deckenstehbolzen verbunden Oberhalb der Feuerbuchse schutzen Queranker den Stehkessel gegen seitliches Aufbiegen Unten wird der Stehkessel durch einen Bodenring abgeschlossen Hinterkessel Bearbeiten Der Hinterkessel ist aus dem Stehkessel und der innenliegenden Feuerbuchse aufgebaut Hinterkessel und Feuerbuchse sind unten durch den Bodenring verbunden und bilden zusammen einen Wassermantel um das Feuer Die Feuerbuchse ist mit Stehbolzen und Querankern mit der Kesselaussenwand verbunden Nach vorne geht der Hinterkessel meist mit einem konischen Ubergangsschuss in den Langkessel uber Im Langkessel sind zwischen den Rohrwanden die Rauch und Heizrohre eingebaut Bei moderneren Lokomotivkesseln mundet die Feuerbuchse noch in eine Verbrennungskammer die innen in den Langkessel ragt Den vorderen Abschluss des Langkessels bilden die Rauchkammerrohrwand und der Profilring an dem die Rauchkammer befestigt ist In der Rauchkammer sammeln sich die Verbrennungsgase um uber den Schornstein ins Freie zu entweichen Die Krafte die durch den Dampfdruck auf die Stehkessel und Feuerbuchsenwande einwirken werden durch eine Vielzahl von Stehbolzen Gelenk Skoda bolzen Decken und Querankern aufgenommen die diese Wande verbinden Der Langkessel stabilisiert sich weitgehend durch seine Zylinderform in Verbindung mit dem inneren Uberdruck Die verwendeten Kesselbleche haben je nach Kesseldruck eine Materialstarke von 10 20 mm Dampfleistung BearbeitenDie Dampfleistung betragt in Deutschland bei Altbaukesseln bis 16 6 t h Kessel der Baureihe 45 bei den Neubauersatzkesseln fur Dampflokomotiven in Deutschland dann bis zu 22 t h erneut Kessel der Baureihe 45 sogenannte Splittergattungen sind nicht berucksichtigt und in den USA bis deutlich uber 45 t h Kessel diverser Baureihen z B derjenige der Klasse H 8 der Chesapeake amp Ohio Railway mit 672 9 m Verdampfungsheizflache 296 1 m Uberhitzerflache und 12 56 m Rostflache die bei den gegebenen Heizflachen auf die Verbrennung von Steinkohle abgestimmt ist Grundsatzlich wird beim Verdampfungsprozess Nassdampf erzeugt Durch spezielle Moglichkeiten der Dampftrocknung oder Uberhitzung kann der fur den Lokomotivbetrieb wirtschaftlichere Heissdampf entnommen werden Dafur werden Uberhitzerelemente in den Rauchgasstrom eingebaut In diesen wird der Dampf dann getrocknet und uberhitzt Die Dampftemperaturen liegen dann je nach Kesselbelastung bei 300 400 C Die gebrauchlichsten Betriebsdrucke bei Normaldruckdampflokomotiven liegen meist bei 8 bis 16 bar in Deutschland bzw bei 14 1 bis 21 8 bar in den USA Hohere Betriebsdrucke sind moglich bedingen aber aufwandigere Kesselkonstruktionen Historische Baustoffe und Technologien BearbeitenDie Entwicklung der Dampfkessel ist eine Geschichte der Havarien Die Kesselmaterialien waren von der Metallurgie noch nicht so weit entwickelt die Bleche enthielten Herstellungsmangel die durch die fehlenden Werkstoffpruftechniken nicht gefunden werden konnten Zu Beginn wurde hauptsachlich Kupfer im Kesselbau eingesetzt Die Verbindung der Bleche erfolgte durch Niete Ein Niet halt seine Verbindung durch Reibung und den angeformten Kopf Bei der Nietung wird ein erhitztes Metallstuck in eine Bohrung durch zwei Bleche gesteckt durch Hammern von beiden Seiten gestaucht und ein Kopf angeformt Spater wurde wegen der besseren Festigkeit Stahl verwendet Auch das Stahlblech wurde durch Niete verbunden Etwas spater kam fur die Verbindung des Stahlblechs das Feuerschweissen auf Dabei wurden die beiden zu verbindenden Bleche einseitig abgeschragt und im Feuer erhitzt Die Oxid und Zunderschichten wurden mit Hilfe eines reduzierenden Schweisspulvers beseitigt Die Schmiede schlugen die uberlappenden geschafteten Flachen mit Hammern zusammen und verschweissten sie dabei Sie konnten im Nachhinein nicht feststellen wie gut die Verbindung des Materials ausgefallen war Deshalb musste ein gewisser Sicherheitszuschlag in der Uberlappung gegeben werden Moderne Kessel Bearbeiten nbsp Anschluss der Uberhitzerrohre nbsp Hinterkessel Feuerbuchse Stehbolzen im SchnittHeute werden neue Kessel nur noch geschweisst Die Kesselbleche mussen einer Norm entsprechen Die Aussennahte des Kessels werden einer Rontgen oder Ultraschallprufung unterzogen Die Kesselbleche werden schon beim Hersteller einer 100 Prozent Ultraschallprufung auf Dopplungen und Lunkerstellen unterzogen Des Weiteren muss das Kesselblech eine Zerreissprobe eine Kerbschlagprufung und eine Faltprobe uberstehen Die Stehbolzen werden heutzutage in die Kessel und Feuerbuchswand eingeschweisst fruher wurden sie eingenietet Die Rohre des Langkessels werden an der Feuerbuchsrohrwand im Durchmesser eingezogen und eingeschweisst wahrend sie an der Rauchkammerrohrwand aufgeweitet und wasserdicht eingewalzt werden Dadurch sollen Schaden durch Ausdehnung vermieden werden Neuerdings werden Rohre auch beidseitig eingeschweisst Der betriebsbereite Dampflokomotivkessel dehnt sich je nach Kesselgrosse um 1 5 cm in der Lange aus Diese Langenausdehnung gegenuber dem Lokomotivrahmen muss ausgeglichen werden Deshalb ist der gesamte Lokomotivkessel nur unterhalb der Rauchkammer auf dem Rauchkammertrager fest mit dem Lokomotivrahmen verbunden Der restliche Kessel lagert auf Pendelblechen die der Langsausdehnung folgen konnen Am Feuerbuchsenende wird der Kessel mit Schlingerkeilen am Rahmen gesichert Das sind formschlussige bewegliche Klemmstucke die vom Bediener des Kessels beim Anheizen oder beim Ausserbetriebsetzen des Kessels gelockert oder wahrend der Fahrt festgeklemmt werden mussen Der Raum oberhalb der Rohre und der Feuerbuchse ist der Dampfsammelraum der in meist einen oder zwei Dampfdome runde Kesselaufbauten mundet Aus den Dampfdomen wird Nassdampf entnommen Der Wasserraum muss standig mit Wasser gefullt sein Sinkt der Wasserspiegel unter die Niedrigwassermarke kann die Feuerbuchsdecke ausgluhen und reissen Durch den plotzlichen Druckabfall und die dadurch einsetzende Nachverdampfung entstehen sehr grosse Dampfmengen die innerhalb von sehr kurzer Zeit den Druck im Stehkessel exorbitant ansteigen lassen was den Kessel platzen lasst es kommt zum Kesselzerknall Um die Katastrophe im letzten Augenblick noch zu verhindern ist vorgeschrieben in der Feuerbuchsdecke einen oder mehrere Schmelzpfropfen einzusetzen Der Schmelzpfropfen ist eine Hohlschraube mit einem Schmelzlotverschluss Erhitzt sich die Feuerbuchsendecke zu stark schmilzt das Lot und der Dampfstrahl loscht das Feuer ehe die Decke anfangen kann zu gluhen Das Auswechseln der Schmelzpfropfen ist Bestandteil der Kesseluntersuchung Betriebsschaden BearbeitenLokdampfkessel unterliegen im Betrieb verschiedenen Belastungen die zu Schaden fuhren konnen In erster Linie sind sie auf die Materialausdehnung bei Erwarmung zuruckzufuhren Weiter tritt das Kesselmaterial in chemische Reaktion mit dem Wasser und den Wasseraufbereitungsstoffen Auf der Feuerseite treten Abzehrungen durch Oxidation des Kesselblechs und Lochfrass durch saure Rauchgase auf Vor allem in den Rauch und Heizrohren sowie den Uberhitzerelementen sind die Abzehrungen durch die Rauchgase sehr stark Nach genugender Betriebszeit fuhrt das zu Lochfrass oder Langsrissen im Material Zur Instandsetzung sind die betroffenen Enden herauszuschneiden und durch neue Rohrstucke zu ersetzen In der Feuerbuchse kommt es zu Materialabzehrung unmittelbar an der Feuerbuchsenwand und zum Reissen der Stehbolzen die die Feuerbuchse im Kessel halten Bei der Kesselrevision werden abgezehrte oder angerissene Stehbolzen verworfene oder zu stark abgezehrte Blechstucke ausgetrennt und durch neue geprufte Teile ersetzt Bedingt durch die geschlossene Bauweise konnen die Austauschstucke nur so gross sein dass sie durch den Aschkasten oder das Feuerloch passen Im Betrieb kann es immer wieder vorkommen dass ein Stehbolzen bricht Um den Bruch eindeutig identifizieren zu konnen sind die Stehbolzen von der Feuerbuchsenseite aus mindestens 60 mm tief aufgebohrt Bei einem Bruch tritt Wasser aus dem Kessel ins Feuer ein Es ist zulassig einige gebrochene Stehbolzen zu vernageln Dabei durfen keine zwei nebeneinanderliegenden Stehbolzen vernagelt werden Die Krafte die die Stehbolzen aufnehmen mussen fuhren mit der Zeit zu strahlenformigen Rissen die von den Stehbolzen ausgehen Die betroffenen Bleche mussen dann ausgetauscht werden In den tiefgezogenen Umbugen aus denen die unteren Ecken zwischen ausserer Kesselwand und Feuerbuchse bestehen treten mit der Zeit Materialeinschnurungen auf Diese konnen nicht geschweisst werden der Umbug muss getauscht werden Am Kesselboden kommt es zu chemischen Reaktionen zwischen dem Material und den Ausfallungen der chemischen Wasseraufbereitung Die entstehenden Locher werden bei der nachsten Revision ausgeschweisst und blecheben verschliffen nbsp Innenansicht des Kessels nbsp Rauchkammerrohrwand mit Blasrohrkopf nbsp Deckenstehbolzen und Deckenqueranker im Dampflokomotivkessel nbsp Bodenstehbolzen im DampflokomotivkesselLiteratur BearbeitenLeopold Niederstrasser Leitfaden fur den Dampflokomotivdienst Nachdruck der 9 Auflage von 1957 Karlsruhe 1979 ISBN 3 921700 26 4 Autorenkollektiv Die Dampflokomotive Reprint der 2 Aufl Berlin 1965 Transpress Berlin 1993 ISBN 3 344 70791 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dampflokomotivkessel amp oldid 232293500