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Der Spinnenlaufer Scutigera coleoptrata auch als Spinnenassel bezeichnet ist ein Hundertfusser aus der Familie der Scutigeridae Die ursprunglich aus dem Mittelmeerraum stammende Art wurde durch den Menschen auch in Europa Asien Nordamerika Sudamerika und Australien verbreitet und ist somit heute kosmopolitisch verbreitet 1 SpinnenlauferSpinnenlauferSystematikUberklasse Tausendfusser Myriapoda Klasse Hundertfusser Chilopoda Ordnung ScutigeromorphaFamilie ScutigeridaeGattung ScutigeraArt SpinnenlauferWissenschaftlicher NameScutigera coleoptrata Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Weitere Arten 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Aktivitat und Fortbewegung 4 Gift 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Kopf eines SpinnenlaufersSpinnenlaufer erreichen eine Gesamtlange von bis zu 15 Zentimetern wovon der eigentliche Korper nur 25 bis 30 Millimeter ausmacht Sie sind olivgrun bis gelb mit drei dunklen Langsstreifen entlang des Ruckens die schwarz blau violett oder grun sein konnen Die Beine sind schwarz geringelt Der Kopf ist gross und halbkugelig mit auffalligen Komplexaugen aus je 100 bis 200 Ommatidien Die seitlich ansitzenden Antennen sind sehr lang und weisen bis zu 300 Glieder auf An ihrem Basalglied sitzt ein Schaftorgan Zwischen Auge und Antenne liegt ein kleines Tomosvary Organ Die Mandibeln sind sehr gross Die ersten Maxillen weisen auf der Bauchseite Borsten und Fortsatze zur Sauberung der Antennen und Beine auf Wie bei anderen Scutigeridae aber im Gegensatz zu den meisten Hundertfussern ist der Korper im Querschnitt rund Er weist bei erwachsenen Tieren 15 Segmente mit je einem Beinpaar auf deren Ruckenplatten Tergite aber zu sieben Platten verschmolzen sind die jeweils ein mittiges Atemloch aufweisen Die Beine sind sehr lang und werden von vorne nach hinten langer Sie sind im Gegensatz zu den bei Hundertfussern ublichen zwei mit 34 oder mehr Einzelmuskeln ausgestattet Die gut entwickelten Coxae tragen einen bauchseitigen Sporn Prafemur Femur und Tibia Langsreihen kurzer Dornen und drei lange Enddornen Der Trochanter ist reduziert Die langen vielgliedrigen Tarsi weisen Borsten und Haken auf der Unterseite auf Das letzte und langste Beinpaar dient nicht der Fortbewegung und fungiert wahrscheinlich als ruckwartiges Tastorgan 2 Weitere Arten Bearbeiten In anderen Teilen der Welt kommen noch zahlreiche weitere Arten der Gattung Scutigera vor die teilweise ahnlich aussehen Zudem gibt es weitere Gattungen innerhalb der Familie Scutigeridae In Europa ist Scutigera coleoptrata neben Tachythereua hispanica aus Spanien und Marokko die einzige Art der Spinnenlaufer Allerdings gibt es weitere Arten in Nordafrika und Westasien wie z B Thereuonema microstoma aus Agypten Israel und Syrien Verbreitung BearbeitenDer Spinnenlaufer ist vor allem im Mittelmeergebiet verbreitet Hier kommt die Art zirkummediterran vor von der Iberischen Halbinsel und Marokko im Westen uber Italien Algerien und Tunesien im zentralen Teil bis nach Griechenland die Turkei Israel und Agypten im Osten In Frankreich kommt die Art dabei auch entlang der Atlantikkuste bis in die Bretagne und ins Inland vor ebenso ist sie auch auf der Balkanhalbinsel weiter abseits vom Mittelmeer zu finden Die Art wurde durch den Menschen in andere Teile Europas sowie nach Nordamerika Asien Sudamerika Afrika und Australien eingeschleppt wo sie sich teilweise erfolgreich ausbreiten konnte In Europa liegen Fundmeldungen aus weiten Teilen Mitteleuropas vor im Norden bis nach Grossbritannien Norddeutschland und Schweden In Osteuropa ist die Art aus der Region um das Schwarze Meer bekannt und lebt weiter nordlich bis nach Russland Auch auf den Azoren Madeira und den Kanarischen Inseln gibt es Vorkommen Amerika wurde vermutlich zuerst in Mexiko und Guatemala besiedelt heutzutage ist die Art von Kanada im Norden bis Argentinien im Suden bekannt In den Vereinigten Staaten breitete sich die Art ausgehend von den Sudstaaten aus und erreichte 1849 Pennsylvania 1885 New York und um 1890 Massachusetts und Connecticut Heutzutage lebt die Art von Virginia im Osten bis nach Kalifornien im Westen und kommt auch entlang der nordwestlichen Pazifikkuste der USA vor wenngleich hier weniger haufig als in anderen Landesteilen Die ersten Nachweise aus Chile gab es 2011 aus der Metropolregion Santiago und Region de los Lagos 3 Im sudlichen Afrika ist die Art in Sudafrika weit verbreitet 2013 gab es erste Fundmeldungen aus Mosambik und 2017 aus dem sudlichen Malawi Es gibt zudem Fundmeldungen aus Namibia Angola Kenia und Tansania In Asien ist die Art bekannt aus Teilen Zentralasiens Japan Sudkorea China und in Sud bis Sudostasien aus Indien Indonesien oder Malaysia obwohl berichtet wird dass die Art in Sud bis Sudostasien seltener zu finden ist Auch in Australien und Neuseeland kommt die Art vor In Australien vor allem im Sudwesten und Sudosten aber auch in Teilen des zentralen Australiens und in Neuseeland auf der Nordinsel In Deutschland wurde die Art zunachst in Weinberge und felsige Habitate in Sudwestdeutschland Rheinland Pfalz Baden Wurttemberg Hessen eingeschleppt die im Regelfall in sonnigen Gebieten liegen Da sie sich von Insekten vor allem Fliegen und Spinnen ernahren werden sie von Weinbauern als nutzliche Schadlingsvertilger geschatzt In Deutschland ist die Art uberwiegend synanthrop in Hausern verbreitet am Kaiserstuhl Bodensee und Isteiner Klotz im Oberrheingebiet sowie im sich nordlich anschliessenden Mittelrheintal kann man die Tiere auch ausserhalb von Stadten antreffen Bedingt durch die Globale Erwarmung breitet sich die Art zunehmend in Deutschland aus und ist abseits des Oberrheingrabens und Mittelrheintals beispielsweise auch aus Frankfurt am Main Offenbach am Main Stuttgart Kaiserslautern Neckarelz Trier Desloch Nurnberg Dresden und zahlreichen anderen Stadten bekannt Die nordliche Arealgrenze des indigenen Vorkommens lag 2005 im Norden von Rheinland Pfalz es gibt aber auch viele Fundmeldungen weiter nordlich aus Deutschland Hier konnen sich die Tiere meist aber nicht lange halten Die nordlichsten Funde bis 2022 lagen bei Bremen und in Berlin 4 Die deutschen Vorkommen des Spinnenlaufers schliessen sich an die Vorkommen in der Schweiz und damit das submediterrane Verbreitungsgebiet an Die sehr warmeliebende thermophile Art wurde im Rheintal nur unterhalb von 300 m gefunden und ihr Verbreitungsgebiet uberschneidet sich im Wesentlichen mit der Weinanbauzone 5 In Gebauden werden die Tiere meistens in Kellern oder im Erdgeschoss gefunden jedoch auch in hoher gelegenen Stockwerken und Dachboden Ausserhalb von Gebauden sind sie in Stadten haufig auch an Mauern entlang von Strassentunneln und Unterfuhrungen oder auf Burgersteigen zu finden jedoch in unmittelbarer Umgebung zu Gebauden in die sie sich bei kalteren Temperaturen zuruckziehen Echte Freilandvorkommen werden von steinigen und felsigen Xerothermstandorten beschrieben wie spaltenreichen Weinbergsmauern steinigen Weinbergsbrachen Felsen und Felsfluren Hier konnen sie haufig unter Steinen gefunden werden sind zuweilen aber auch auf Blattern im Gebusch zu finden Zahlreiche Funde gibt es auch aus der naheren Umgebung alter Burgen und Festungsanlagen 5 Lebensweise BearbeitenAktivitat und Fortbewegung Bearbeiten Die nachtaktiven Spinnenlaufer leben rauberisch von anderen Arthropoden Sie gehoren zu den schnellsten Laufern unter den Gliederfussern und konnen Geschwindigkeiten bis zu 420 Millimetern pro Sekunde 1 5 km h bei einer Schrittweite von 33 Millimetern erreichen Dies wird durch verschiedene Anpassungen ermoglicht Die im Vergleich zu anderen Hundertfussern reduzierte Beinzahl mit entlang des Rumpfs zunehmender Lange erlaubt eine freie weit ausholende Bewegung der einzelnen Beine Dabei ermoglicht die komplexe Muskulatur eine rotierende Bewegung an den vergrosserten Coxae wobei das Bein weiter nach hinten als nach vorne bewegt und Kraft zugunsten der Geschwindigkeit geopfert wird Die reduzierte Zahl an Ruckenplatten versteift den Rumpf um seitliche Schlangelbewegungen zu verringern 6 Der fur die schnelle Fortbewegung benotigte Stoffwechsel wird durch ein hoch entwickeltes Atmungssystem unterstutzt das aus sich mehrfach verzweigenden Tracheen besteht die muskular versorgt sind um durch 90 bis 200 Pumpbewegungen pro Minute den Gasaustausch zu erhohen Als Blutfarbstoff kommt wie bei anderen Scutigeridae Hamocyanin vor 2 Gift BearbeitenFur den Menschen besteht grundsatzlich keine Gefahr Spinnenlaufer konnen mit ihren Maxillipeden im Normalfall die menschliche Haut nicht durchdringen Allerdings ist der Biss eines Spinnenlaufers sofern er erfolgen kann recht schmerzhaft und kann Infektionen oder allergische Reaktionen zur Folge haben Von sich aus ist der Spinnenlaufer nicht angriffslustig sondern versucht zu fliehen 7 Literatur BearbeitenCharles A Acosta The House Centipede Scutigera coleoptrata Chilopoda Controversy and Contradiction In Journal of the Kentucky academy of science Band 64 Nr 1 2003 S 1 5 englisch Volltext PDF 535 kB Jeffrey K Barnes House centipede In Arthropod museum notes Nr 19 2003 englisch Volltext Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spinnenlaufer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Spinnenlaufer Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Spinnenlaufer bei Invertebrate Anatomy Online englisch Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Zimmermann Spinnenlaufer erobern das westliche Mitteleuropa In Pest Control News PCN Mai 2019 S 6 9 inatura at PDF a b Charles A Acosta The House Centipede Scutigera coleoptrata Chilopoda Controversy and Contradiction In Journal of the Kentucky academy of science Band 64 Nr 1 2003 S 1 5 englisch Volltext PDF 535 kB Eduardo I Faundez 2011 On the presence ofScutigera coleoptrata Linnaeus 1758 Chilopoda Scutigeromorpha Scutigeridae in the Metropolitan Region Chile Boletin de la Sociedad Entomologica Aragonesa S E A No 49 336 Link Scutigera coleoptrata auf inaturalist org abgerufen am 22 Juli 2022 a b Frank Schlotmann amp Ludwig Simon 2005 Die Verbreitung des Spinnenlaufers Scutigera coleoptrata LINNAEUS 1758 in Deutschland Chilopoda Notostigmophora Scutigeromorpha Scutigeridae Fauna Flora Rheinland Pfalz 10 Heft 3 S 971 990 Link Colin Little The colonisation of land origins and adaptations of terrestrial animals Cambridge University Press 1983 ISBN 0 521 25218 0 S 136 englisch Kenneth Weidlich Spinnenlaufer auf dem Vormarsch PDF In NABU Abgerufen am 21 April 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spinnenlaufer amp oldid 235059930