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Die Sondergruppe der Nordseevorpostenflottille informell als Sondergruppe Schlieder oder als S Gruppe bezeichnet war ein Sonderverband der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg zur Bekampfung von U Booten U Boot Falle sowie zur Durchfuhrung von nachrichtendienstlichen Operationen und Sabotageaktionen wie dem Zerschneiden von Seekabeln Dabei benutzten die Einheiten lagebedingt auch niederlandische Legenden Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben und Einsatz 2 Das Gefecht auf der Doggerbank am 27 April 1916 3 Vorstoss gegen die Doggerbank im August 1916 4 Einsatz auf der Doggerbank im Oktober 1916 5 Der Untergang der Bismarck 6 Das Ende andere Sondergruppen der Nordseevorpostenflottille 7 LiteraturAufgaben und Einsatz BearbeitenSoweit bislang bekannt wurde die S Gruppe Anfang 1916 innerhalb der Nordseevorpostenflottille Flottille der Nordseevorpostenboote gegrundet und stand unter der Fuhrung von Leutnant spater Oberleutnant zur See Viktor Schlieder Sie bestand aus den drei Vorpostenbooten Bismarck Kehdingen und Dithmarschen Die Nordseevorpostenflottille selbst bestand 1916 aus dem Tender Nordsee und zwei Halbflottillen mit je einem Torpedoboot und 31 bewaffneten Fischdampfern und operierte von Helgoland aus Sie diente zusammen mit anderen Flottillen und Divisionen dem Sicherungsdienst in der Nordsee zu dem die vorgeschobene Bewachung der Grenzgebiete der Deutschen Bucht die Schaffung und Kontrolle minenfreier Wege die Feststellung neuer Minensperren das Minenraumen die U Bootjagd der Geleit und die Sicherung des Schiffsverkehrs sowie das Heraus und Hereinbringen samtlicher Uber und Unterwasserstreitkrafte durch eigene und britische Minensperren gehorte Die Flottillen und Divisionen unterstanden samtlich dem Befehlshaber der Aufklarungsstreitkrafte Vizeadmiral Franz Hipper Das Gefecht auf der Doggerbank am 27 April 1916 BearbeitenAm 25 April 1916 dampfte die S Gruppe auf die Doggerbank Sie hatte den Auftrag Angriffsgelegenheiten gegen britische Seestreitkrafte zu finden die moglicherweise deutschen Einheiten vom Angriff auf Lowestoft folgen wurden an dem auch mehrere deutsche Schlachtkreuzer beteiligt waren Zwar traf die Gruppe keine britischen Schiffe an doch gelang es ihr in der Nacht zum 27 April den britischen Fischdampfer Horus aus Grimsby zu kapern der auf der Doggerbank fischte Wahrend die Kehdingen bei der Prise verblieb setzten Bismarck und Dithmarschen ihre Patrouille fort und stiessen am 27 April 02 00 Uhr auf ein sehr niedrig gebautes britisches Patrouillenfahrzeug von zirka 120 Metern Lange und flachem Heck auf dem zwei Geschutze zu erkennen waren Kurz darauf sichteten sie ein zweites Wachfahrzeug Bismarck und Dithmarschen setzten sich zwischen beide Fahrzeuge um Torpedos losmachen zu konnen Die von Bismarck abgefeuerten Torpedos liefen jedoch unter dem flachen Fahrzeug hindurch wahrend sie selbst von einem Torpedo getroffen wurde der jedoch nicht explodierte Die Dithmarschen versenkte daraufhin mit Torpedos eines der beiden Fahrzeuge dessen Name auf deutscher Seite bis heute nicht bekannt ist Nach Aussagen des gefangenen Kapitans der Horus handelte es sich bei dem versenkten Fahrzeug vermutlich um einen Raddampfer der in Friedenszeiten Passagierdienst zwischen der Themse und Holland versah Um 16 30h wurde die Sondergruppe zusammen mit ihrer Prise Horus von den beiden Schlachtkreuzern Derfflinger und Moltke und anderen Einheiten aufgenommen Vorstoss gegen die Doggerbank im August 1916 BearbeitenNachdem heimkehrende U Boote uber britische Fischdampfer berichtet hatten die auf der Doggerbank innerhalb von Fangflotten gegen deutsche U Boote operierten fand Anfang August 1916 in Emden eine gemeinsame Sitzung von Offizieren der S Gruppe und der U Bootwaffe statt Es wurde beschlossen erstmals eine gemeinsame Operation der S Gruppe mit U Booten durchzufuhren Die Gruppe lief am 8 August 1916 aus der Ems auf und traf am 9 August um 15 00 Uhr auf Position 54 25 N 3 10 O mit SM U 66 unter Kapitanleutnant von Bothmer und SM U 69 unter Kapitanleutnant Wilhelms zusammen Dabei wurden vier in Dwarslinie fahrende U Bootjager der britischen Acacia Klasse gesichtet Aufgrund spiegelglatter See und zu grosser Entfernung wurde jedoch auf einen Angriff verzichtet Die deutschen Einheiten stiessen bis zur Doggerbank vor trafen jedoch nur hollandische Fischereifahrzeuge an Dabei fuhren die U Boote mit hoher Geschwindigkeit voraus und stoppten verdachtige Fahrzeuge wahrend die Fischdampfer die eigentliche Kontrolle ubernahmen Das Unternehmen zeigte zwar dass sich ein gemeinsames Vorgehen von U Booten und Fischdampfern bewahrt hatte die Trawler jedoch aufgrund ihrer niedrigen Geschwindigkeit fur derartig weitreichende Unternehmungen ungeeignet waren Fur zukunftige Unternehmungen dieser Art sollten Kleine Kreuzer und Zerstorer eingesetzt werden Einsatz auf der Doggerbank im Oktober 1916 BearbeitenAm 20 Oktober 1916 lief die S Gruppe von der Ems aus nach Nordwesten um auf der Doggerbank britische Bewacher anzugreifen und eventuell Fischdampfer zu kapern Wieder wurde eine hollandische Tarnung benutzt die Bismarck trug dabei die hollandische Fischereikennzeichen P S 98 Martje Am 22 Oktober standen die drei Dampfer an der Sudostecke der Bank gut 60 Seemeilen Nordnordwest vom Terschelling Bank Feuerschiff Es herrschte ruhige See und klare Sicht auf dem Anmarsch war die S Gruppe zahlreichen hollandischen Fischdampfern begegnet Um 07 50 Uhr sichteten die Fischdampfer im Suden Rauchwolken die sich zu zwei britischen Zerstorergruppen gehorig entpuppten die von Kleinen Kreuzern begleitet wurden Um 09 20h war die Gruppe von acht britischen Einheiten eingeschlossen Schlieder entschloss sich laut Eintragung im Kriegstagebuch die Maskierung bis zur Erkennung beizubehalten Um 09 30 Uhr hisste ein auf die Bismarck zukommender Zerstorer der Laforey Klasse das internationale Signal E C Welches Schiff Der Zerstorer hatte allerdings seine Geschutze nicht besetzt die noch mit dem Wetterschutz bezogen waren Schlieder beantwortete das Signal jedoch nicht woraufhin sich der Zerstorer wieder entfernte und das Signal schliesslich niederholte Um 23 15 Uhr lief die S Gruppe auf Borkum Reede ein Der Untergang der Bismarck BearbeitenEnde Marz 1917 lief die Sondergruppe erneut zur U Bootbekampfung aus und passierte dabei die Sperre 19 die sich in der Nahe von Horns Riff befand und vom britischen U Boot E 51 am 17 Marz gelegt worden war Trotz Absuche durch die 10 Torpedoboots Halbflottille war die Sperre nur unvollstandig geraumt worden Am 29 Marz 03 00 Uhr lief die Bismarck auf eine der dort ausgelegten Minen und sank innerhalb von 15 Sekunden Dabei kam bis auf drei Mann die gesamte Besatzung einschliesslich Schlieder ums Leben Das Ende andere Sondergruppen der Nordseevorpostenflottille BearbeitenNach dem Untergang der Bismarck wurde die S Gruppe von Oberleutnant zur See Heinrich Woldag 1892 1940 weitergefuhrt welcher im Zweiten Weltkrieg einziger Kommandant des Schweren Kreuzers Blucher war und beim Untergang 1940 des Schiffes umkam Unklar ist welche weiteren Einheiten in die Gruppe aufgenommen wurden und welche Tatigkeiten sie anschliessend ausubte Auch der Zeitpunkt ihrer Auflosung ist ungeklart Aus Dokumenten des Marinenachrichtendienstes der Royal Navy Room 40 ist neuerdings bekannt geworden dass neben der Sondergruppe Schlieder offenbar noch mindestens drei weitere Sondergruppen der Nordseevorpostenflottille existierten fur die es bislang von deutscher Seite keinen publizierten Nachweis gibt Von der Existenz dieser Gruppen muss jedoch ausgegangen werden da die britische Seite den deutschen Marinefunk praktisch luckenlos uberwachte und entschlusselte Im Bundesarchiv Militararchiv in Freiburg i Br sind offenbar lediglich die Kriegstagebucher aus dem Jahr 1916 sowie Erfahrungsberichte der S Gruppe erhalten geblieben Literatur BearbeitenWerner Rahn Der Einfluss der Funkaufklarung auf die deutsche Seekriegfuhrung im Ersten und Zweiten Weltkrieg In Winfried Heinemann Fuhrung und Fuhrungsmittel Potsdam 2011 ISBN 978 3 941571 14 3 S 15 56 Jonathan Reed Winkler Nexus Strategic communications and American security in World War I Cambridge Mass 2008 ISBN 978 0 674 02839 5 Heiko Herold Erst handeln dann melden Deutsche Fischdampfer als Nordsee Vorpostenboote im Ersten Weltkrieg in Bremisches Jahrbuch Band 99 2020 S 119 148 ISBN 978 3 925729 89 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sondergruppe der Nordsee Vorpostenflottille amp oldid 233889008