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Das Schwirrgerat auch Schwirrholz englisch Bullroarer gehort zu den altesten Musikinstrumenten oder Klangerzeugern Instrumentenkundlich ist es ein Wirbelaerophon Seine Wurzeln hat das Schwirrgerat in der Altsteinzeit wie Funde aus Elfenbein Geweih und Knochen zeigen Ungeklart ist die damalige Verwendung als Musikinstrument Kommunikationsmittel oder Ritualinstrument wie bei den Aborigines Schwirrgerate aus Afrika Inhaltsverzeichnis 1 Tonerzeugung 2 Verwendung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseTonerzeugung BearbeitenDas Schwirrgerat ist ein flaches meist ovales Stuck Holz seltener Bambusrohr Knochen Stein oder Eisen von 15 bis 50 cm Lange mit abgerundeten Kanten das an einer 1 bis 2 5 Meter langen Schnur im Kreis geschwungen wird Dabei wird das Holz um sich selbst in Drehung versetzt und die Schnur verdrillt So entstehen Wirbel und die Druckvariation der Wirbel erzeugt einen tiefen auf und abschwellenden Ton der bei Steigerung der Geschwindigkeit in ein Brummen oder Sirren ubergeht Die Tone entstehen auch durch Oszillation des Schwirrkorpers 1 Sein Klang ahnelt keinem anderen Musikinstrument und hangt von der Form des Gerates und der Drehgeschwindigkeit ab Durch den auch bei Wind weithin horbaren Klang kann uber grosse Strecken hinweg mit diesem Instrument kommuniziert werden Die typische Frequenz der Schwirrholzer liegt um 80 Hz 2 Verwendung Bearbeiten nbsp Mittelsteinzeitliches Schwirrgerat Fundplatz Pritzerbe Kreismuseum Jerichower LandDas Schwirrgerat wurde bereits im Jungpalaolithikum verwendet wobei es in Mitteleuropa Funde in der Stadt Havelsee bei Fohrde 3 in Brandenburg in Stellmoor aus der Ahrensburger Kultur 4 in Schleswig Holstein und in der Grotte de la Roche Lalinde 5 im Departement Dordogne aus dem Magdalenien in Frankreich gibt Das Schwirrgerat kam in den unterschiedlichsten Kulturen von Afrika uber Asien und Papua Neuguinea 6 bis Australien sowie Nord und Sudamerika zum Einsatz Auf der Insel Neuirland wurde es zusammen mit dem Reibholz Lounuat bei Totenbeklagungsritualen eingesetzt Bei den Ritualen afrikanischer Mannerbunde und bei Besessenheitskulten wie Bori und Dodo in Nigeria sollten die durchdringenden Gerausche des Schwirrgerats die Frauen erschrecken und vom Ritualort fernhalten Eine ahnliche furchteinflossende Wirkung wollte der heraufbeschworene Geist erzielen wenn er einen Stimmenverzerrer einen Hohlkorper mit Mirliton fur seine Ansprachen verwendete 7 Heute ist es bei den Aborigines Australiens und einigen Indianervolkern Nordamerikas in Gebrauch die es Bullroarer nennen Die Aborigines setzen ihre oft reich bemalten und mit Schnitzereien versehenen Bora Bora Bugurum oder Tjuringa genannten Schwirrgerate auch zur rituellen Kommunikation mit ihren Ahnen ein und um ihre Zeremonien zu initiieren Das Schwirrgerat kommt in der Traumzeitgeschichte der Aborigines Byamee and the Bullroarer vor Der Byamee ist ein Traumzeitwesen der dem Schwirrgerat seine nur ihm eigenen Tone verleiht 8 Als eine der bekanntesten politischen australischen Rockbands Midnight Oil in ihrem Song Bullroarer der CD Diesel And Dust 1987 Tone des Schwirrgerats einspielten wurden sie von den Aborigines dafur heftig kritisiert da diese Tone zu geheiligten Ritualen gehoren und diese nicht in Liedern abgespielt werden durfen 9 Ein Anwendungsbeispiel wird im Film Crocodile Dundee II 1988 dargestellt Hier wird das Schwirrgerat vom Protagonisten als Kommunikationsmittel benutzt A S F Gow 1934 will die griechische Iynx ἴyg3 bzw den romischen Rhombus als Schwirrgerat identifizieren 10 Es kann sich dabei aber auch um ein magisches Instrument handeln das zwischen zwei Schnuren an Ort und Stelle rotiert wird bzw als Symbol von Eros dient 11 wie auch auf griechischen Vasen abgebildet 12 Hopfner identifiziert es dagegen als Kreisel 13 nbsp Bullroarer der Apachen sounding Wood nbsp Bullroarer der Dine groaning stick nbsp Bullroarer von den Gros Ventre making cold nbsp Bullroarer von den Britischen Inseln 56 cm lang nbsp Bororo mit Schwirrholz nach Weule 1910Literatur BearbeitenAlan Dundes A Psychoanalytic Study of the Bullroarer In Man New Series Bd 11 Nr 2 Juni 1976 S 220 238 J R Harding The Bull Roarer in History and in Antiquity In African Music Bd 5 Nr 3 1973 1974 S 40 42 Hans Hickmann Unbekannte agyptische Klangwerkzeuge Aerophone 1 Schwirrholz und Schwirrscheibe In Die Musikforschung 8 Jahrgang Heft 2 3 1955 S 151 157 Emil Hoffmann Lexikon der Steinzeit C H Beck Verlag Munchen 1999 ISBN 978 3406421259 Marius Schneider Schwirrholz In MGG1 MGG Online November 2016 Otto Zerries Das Schwirrholz Untersuchung uber die Verbreitung und Bedeutung der Schwirren im Kult Strecker und Schroder Verlag Stuttgart 1942 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwirrgerate Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Jearl Walker Der fliegende Zirkus der Physik Fragen und Antworten 9 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 978 3 486 58067 9 S 184 Online auf Google Books Abgerufen am 7 Juni 2010 Neville H Fletcher Australian Aboriginal Musical Instruments The Didjeridu The Bullroarer And The Gumleaf Research School of Physical Sciences Australian National University Canberra und School of Physics University of New South Wales Sydney Abgerufen am 7 Juni 2010 Abbildung und Erlauterung eines Schwirrgerats aus der spaten Altsteinzeit 14 000 10 000 v Chr im Kreismuseum Jerichower Land in Sachsen Anhalt Abgerufen am 7 Juni 2010 Nachbildung des Schwirrgerats aus der Ahrensburger Kultur das aus einem Rentierschienbein besteht Memento vom 22 Marz 2010 im Internet Archive Abgerufen am 7 Juni 2010 Abbildung des Schwirrgerats aus der Grotte de la Roche in Frankreich Abgerufen am 7 Juni 2010 Francis Edgar Williams Bull roarers in the Papuan Gulf Bock Government Printer Port Moresby 1936 Territory of Papua Anthropology report Nr 17 B M Blackwood Henry Balfour Ritual and Secular Uses of Vibrating Membranes as Voice Disguisers In The Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and 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php title Schwirrgerat amp oldid 223111130