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Ein Tjurunga oder Churinga Tjuringa ist ein Gegenstand mit religioser Bedeutung fur die zentralaustralischen Ureinwohner der Arandicgruppen und einiger umliegenden Stamme Tjurunga hatte oft eine weite und unbestimmte Bedeutung denn der Begriff umfasste nach Strehlow heilige Zeremonien Stein und Holzobjekte Schwirrgerate Bodenzeichnungen zeremonielle Pfahle zeremoniellen Kopfschmuck Gesange und Erdhugel Ein Tjurunga aus Holz hergestellt fur touristische Verkaufe Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Eigentum 3 Religiose Aspekte 4 Zeremonielle Bedeutung 5 Erwerb des Wissens 6 Beziehung zur Geschichtsforschung 7 Literatur 8 WeblinksBedeutung BearbeitenVerallgemeinernd bezeichnet Tjurunga heilige Steine oder Holzer Die Gegenstande sind langliche Steine und Holzer die teils poliert bzw glatt oder ornamentiert sind Einige dieser Gegenstande sind mit Haaren oder Bandern geflochten und wurden von Europaern Schwirrgerate genannt Auf jedem Tjurunga befindet sich ein Totem der Gruppe der es gehort Tjurunga sind in den okkulten Vorstellungen heilig und es ist nur einigen wenigen Auserwahlten erlaubt sie zu betrachten Es wird als Sakrileg betrachtet ein Bild davon zu fertigen Emile Durkheim nimmt an dass der Name Tjurunga normalerweise ein Hauptwort ist aber auch als Adjektiv benutzt werden kann in der Bedeutung von heilig Der Terminus Tjurunga wurde von Theodore Strehlow in etwa ubersetzt mit etwas Ahnlichem wie geheim personlich Hierbei bedeutet Tju verborgen geheim und runga personlich H Kempe argumentiert gegen diese Ubersetzung und meint Tju bedeute gross machtig oder heilig und dass runga nicht mit personlichen Eigentum ubersetzt werden konne Eigentum BearbeitenDas Eigentum an heiligen Tjurunga unter den Arrernte Luritja Kaitish den Unmatjera und den Illpirra wurde uberwiegend bestimmt durch den Ort des Erhalts eines jeden einzelnen Mitglieds eines patrilinearen Clans Sie gehoren einzelnen oder Gruppen mit den dazugehorigen Legenden Gesangen und Zeremonien Weil diese Relikte als dermassen heilig angesehen werden ist ihre Verfugbarkeit auf wenige Personen beschrankt Vor und wahrend des fruhen 20 Jahrhunderts war es nur initiierten Manner erlaubt die heiligen Objekte zu sehen oder zu beruhren Frauen und nicht initiierten Mannern war es nicht erlaubt sie zu beruhren oder zu sehen ausser aus grosser Entfernung Die Tjurunga wurden vom Rest des Clans an einem heiligen Ort geheim aufbewahrt der ebenfalls nicht fur Nichtinitiierte und Frauen erreichbar war Wahrend einige Wissenschaftler wie z B Theodore Strehlow vorgeschlagen haben dass diese Relikte zu dem wenigen Eigentum gehoren das legitim von Individuen in Zentralaustralien besessen werden durfte verfechten Durkheim und Kempe die Auffassung dass die Tjurunga nicht von einem Individuum besessen werden konnen So schreibt z B Durkheim Was die Bedeutung des Wortes runga angeht so scheint diese zweifelhaft Die Zeremonien des Grossen Emus gehoren allen Mitgliedern des Clans mit dem Grossen Emu als Totem alle konnen an ihnen teilhaben sie sind nicht der personliche Besitz irgendeines Mitglieds Religiose Aspekte BearbeitenIn vielen Mythen wird gesagt dass die Ahnen selbst Tjurunga benutzt haben und sie sicher aufbewahrten als ihren wertvollsten Besitz Solche Mythen betonen die lebenserhaltenden magischen Eigenschaften dieser Tjurunga Die Vorvater betrachteten ihr Tjurunga als Teil ihres eigenen Seins und waren stets besorgt dass Fremde es seines wahren Inhalts berauben konnten Entsprechend gibt es zahlreiche Geschichten uber Diebstahl und Raub die eine ausserst grausame Rache nach sich ziehen Tjurunga wurden als mit magischen Eigenschaften ausgestattet angesehen Sie wurden auf dem Korper gerieben um ihre Heiligkeit zu ubertragen und Wunden zu heilen Wahrend ein Tjurunga nutzlich fur das Individuum war wurde das kollektive Schicksal des Clans als mit dem Gegenstand verknupft betrachtet Nicht zuletzt war es das Totem das dafur sorgte dass die Gruppe durch das Tjurunga zu sich selbst fand Der Erwerb ausreichenden Wissens das zum Besitz personlicher Tjurunga fuhrte war langwierig schwierig und manchmal extrem schmerzhaft Praktiken unterschieden sich zwischen verschiedenen Gruppen Theodore Strehlow schreibt wie die Manner der Nord Sud und West Arrernte Gruppen nach ihrer letzten Initiationsstufe sich uber mehrere Jahre bewahren mussten Zeremonielle Bedeutung BearbeitenDie Tjurunga waren sichtbare Verkorperungen einiger Teile der Fruchtbarkeit der Grossahnen des jeweiligen Totems Der Korper der Ahnen andert sich in einer Transmutation in etwas das Zeit Veranderung und Verfall uberstehen wird In den Vorstellungen der Aborigines wurden Stein Tjurunga von ihren Vorvatern selbst hergestellt Holz Tjurunga gefertigt von den alten Mannern sind symbolisch fur das tatsachliche Tjurunga das nicht gefunden werden kann Die von Menschen hergestellten Tjurunga wurden ohne jegliche Vorbehalt als heilige Objekte akzeptiert Ein junger Mann kann seinen Tjurunga Korper im Alter von 25 Jahren erhalten und 35 bis 45 Jahre alt sein ehe die allerheiligsten Gesange und die Zeremonien die damit verbunden sind auch in seinen Besitz ubergehen Je alter er wird und je mehr er beweist dass er es wert ist das Tjurunga zu besitzen desto mehr erhalt er einen stetig wachsenden Anteil an dem Tjurunga das seinem eigenen Totemclan gehort Unter bestimmten Umstanden kann er Mitglied der Versammlung der Zeremonienmeister werden welche die verehrten Treuhander der alten Traditionen des gesamten Clans sind Im Jahre 1933 bemerkte Strehlow dass die jungen Manner die nach der Ankunft der Weissen in Zentralaustralien von den fremden Eindringlingen angestellt wurden sehr genau von den alten Mannern ihrer Gruppen beobachtet wurden In vielen Fallen wurden keine Zeremonien oder Gesange an die unwurdige jungere Generation ubergeben es sei denn dass die jungen Manner uberaus grosszugige Geschenke an ihre Alteren machten Mit dem Tode der alten Manner gerieten diese Gesange und Zeremonien in Vergessenheit Erwerb des Wissens BearbeitenDie alten Manner beobachten das Verhalten eines jungen Mannes Er muss voller Respekt gegenuber den Alteren sein er muss ihre Ratschlage in allen Dingen befolgen Er wird den Wert von Schweigen in zeremoniellen Angelegenheiten kennen keine Beschreibung seiner vergangenen Erfahrungen darf geaussert werden in Anwesenheit von Frauen und Kindern Seine eigene Hochzeit musste mit den Gesetzen der Gruppe ubereinstimmen Ist dies alles der Fall werden ihn eines Tages die alten Manner die in einem Kreis sitzen auffordern in ihrer Mitte Platz zu nehmen um mit dem Singen anzufangen Ein Altester erzahlte Strehlow Der Alteste nahm meine Hand sie stimmten in den Gesangsvers ein Mit wilden Augen mit gluhenden Augen ergreifen sie den Daumen Mit wilden Augen mit gluhenden Augen reissen sie den Nagel ab dd Ein Altester stellte einen scharfen Kanguruknochen Ntjala her Er stach meinen Daumen damit stiess den Knochen tief unter den Fingernagel Er zog die Spitze heraus die anderen sangen weiter Er stiess die Spitze unter den Nagel an einer anderen Stelle und lockerte allmahlich den Fingernagel und alles war voller Blut Ich schrie vor Schmerz die Qualen waren unertraglich Ich habe es nicht vergessen der Schmerz war nicht gering er war ausserordentlich gross Als der Nagel gelost war nahm er einen scharfen Opossumzahn stach ihn ins lebende Fleisch durch die Basis den Daumennagels und zog den Nagel von hinten ab Blut spritzte uber seine Hand Der Mann sang Sie reissen den Nagel ab sie reissen den Nagel ab Blut fliesst wie ein Fluss eilt wie ein Fluss dd Dann nahmen sie meine linke Hand und entfernten den Daumennagel in gleicher Weise Heutzutage machen wir grosse Zugestandnisse an junge Manner in unserer Gruppe Wir ziehen ihnen nicht mehr die Fingernagel raus Der Preis ist zu hoch wir geben ihnen die Tjurunga zu geringeren Kosten Abgesehen davon sind die heutigen jungen Manner der gegenwartigen Generation nicht mehr hart genug derartige Schmerzen auszuhalten Beziehung zur Geschichtsforschung BearbeitenDie heiligen Relikte waren von hohem Interesse fur die fruhen europaischen Anthropologen und Soziologen die die Natur von Totemreligionen untersuchten Forscher wie Walter Baldwin Spencer Francis James Gillen Theodore Strehlow H Kempe und Emile Durkheim studierten die Tjurunga Durkheim diskutierte die Natur der Tjurunga in seiner Seminararbeit Die elementaren Formen des religiosen Lebens und betrachtete die Tjurunga als einen Archetypus eines heiligen Gegenstandes Literatur BearbeitenEmile Durkheim The Elementary Forms of Religious Life Ubers Karen Fields The Free Press 1995 Erstveroffentlichung 1912 H Kempe Vocabulary of the Tribes Inhabiting the Macdonnell Ranges RSSA v XIV 1898 S 1 54 Karl Heinz Kohl Die Macht der Dinge Theorie und Geschichte sakraler Objekte Munchen C H Beck 2003 S 174 188 Walter Baldwin Spencer Francis James Gillen The Arunta ein Study of Stone Age People Macmillan London 1927 Vol II S 571 T G H Strehlow Aranda Traditions Melbourne University Press 1947 S 85 86 Wighard Strehlow Wustentanz Australien spirituell erleben 2 Auflage 1997 www australien1930 deWeblinks BearbeitenAbbildung eines historischen Tjurunga Beispiel einer Tjurunga bei der Logos Foundation Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tjuringa amp oldid 193780907