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Der Schweidnitzer Keller polnisch Piwnica Swidnicka ist ein historisches Restaurant im Keller des Breslauer Alten Rathauses Seit kurz nach 1273 fast ununterbrochen bewirtschaftet handelt es sich um die alteste Gaststatte im heutigen Polen Der Keller wurde Ende 2017 geschlossen und im Juli 2022 wieder eroffnet Der Eingang an der Sudseite des Rathauses 2010 Der Eingang zum Schweidnitzer Keller 1859 ohne die erst 1892 angebrachten Figuren neben dem vergitterten Fenster Inhaltsverzeichnis 1 Raume des Lokals 2 Geschichte 3 Breslauer Originale 4 Burger und Studenten 5 Bekannte Gaste 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksRaume des Lokals BearbeitenDer Schweidnitzer Keller besteht neben der Eingangshalle und dem Schankraum mit Tresen aus heute acht Gastraumen Die historischen deutschen Namen sind unter ihrer polnischen Ubersetzung beibehalten worden Eingangshalle Hall mit Sudeingang Bauernkeller Sala Chlopska Burgerkeller Sala Mieszczanska Ratsherrenstubel Sala Rajcow Schoffenkeller Sala Lawnikow Hansekeller Sala Hanzy Raucherloch Loch Tonne Beczka Bucht wegen ihrer Lage unter dem Furstensaal im Erdgeschoss auch als Furstenkeller Sala Ksiazeca bezeichnet Von der Bucht geht ein Seiteneingang Osteingang ab Schankraum Szynk Geschichte BearbeitenAm 28 September 1273 erhielt die Stadt Breslau von Herzog Heinrich IV von Schlesien unter anderem das Recht zum alleinigen Ausschank von Wein und auswartigem Bier Um dieses Recht ausuben zu konnen richtete die Stadt im Keller des um 1275 erbauten Breslauer Rathauses einen Ausschank ein Von diesem Zeitpunkt an durfte in allen anderen Gaststatten der Stadt nur das qualitativ schlechtere Breslauer Bier ausgeschenkt werden Seit Anfang des 14 Jahrhunderts war in Schweidnitz gebrautes Bier das beliebteste in Breslau wodurch die Restauration den bis heute gefuhrten Namen Schweidnitzer Keller erhielt Von 1884 bis 1891 wurde der Schweidnitzer Keller unter Leitung von Carl Johann Ludecke abschnittsweise restauriert Als Abschluss wurden 1892 auf den Konsolen rechts und links des Gitterfensters uber dem Sudeingang von Christian Behrens geschaffene Figuren aufgestellt Sie heissen im Volksmund Der trunkene Zecher 1 und Das keifende Weib 2 Die nachste Renovierung erfolgte nach neunmonatiger Schliessung 1904 1919 wurde das bis dahin nicht zugangliche Raucherloch unter dem Rathausturm durch einen Wanddurchbruch in den Schweidnitzer Keller integriert der dadurch bis zu 700 Personen Platz bot 1936 bis 1938 wurde der Keller erneut restauriert hierbei wurden einige 1904 angebrachte Jugendstilelemente entfernt Von Fruhjahr 1945 bis Fruhjahr 1946 wurde der Keller als Lazarett genutzt 3 Danach blieben die Raume 10 Jahre lang ohne Nutzung bis 1960 dort der Klub der Arbeitenden Jugend Klub Mlodziezy Pracujacej mit Barbetrieb Kino im Bauernkeller und Billardraum im Burgerkeller eroffnet wurde Nach Schliessung des Klubs wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten fanden Anfang der 1990er Jahre in den Raumen Ausstellungen lebender Tiere statt Von 1996 bis 2002 restauriert wird er seitdem wieder als Restaurant genutzt 2017 erfolgte die Schliessung da der Pachter in Zahlungsruckstand geraten war Eine erste Ausschreibung fur einen neuen Betreiber endete mit erheblichen Kontroversen 4 nach erfolgreichem Abschluss von Renovierungsarbeiten wurde er im Juli 2022 wieder eroffnet 5 Breslauer Originale Bearbeiten nbsp Das Ellen MalchenIm Schweidnitzer Keller verkehrten zahlreiche Breslauer Originale Darunter waren Bruder Alex Dies war ein Bettelmonch aus dem Breslauer Stadtteil Oswitz welcher in den Jahren nach 1700 taglicher Gast im Keller war Durch originelles Auftreten erreichte er stets die Einladung zu Freibier Post Wilhelm Bei ihm handelte es sich um einen ehemaligen Postbeamten welcher vermogenslos geworden war Er trank in den 1860er Jahren regelmassig die Reste aus den Schankkrugen Ellen Malchen welche mit burgerlichem Namen Amalie Renner hiess Sie ging zwischen 1824 und 1884 jeden Abend mit einem Henkelkorb von Tisch zu Tisch und verkaufte Lineale und andere Zeichenwerkzeuge Puppchen und andere Kleinspielzeuge Loffelmann der um 1860 dort sass und geschnitzte Loffel in einem Bauchladen verkaufte Fetzenpopel war eine Frau welche Anfang des 18 Jahrhunderts in Lumpen gehullt in Fetzen eingepopelt durch Breslau zog Dr Nagel ein Arzt welcher fur einen Akademiker Anfang des 19 Jahrhunderts sehr ungewohnlich keine Dienstboten beschaftigte sondern seine taglichen Einkaufe selbst erledigte Dazu gehorte der allabendliche Erwerb eines Krugs Bier im Schweidnitzer Keller und dessen Heimtransport Neumann genannt die Bohmische Anleihe weil er jeden welcher mit ihm sprach um einen Bohmen Silbergroschen anpumpte Sage Wilhelm ein Schreiner welcher nie ohne eine uber die Schulter gehangte Gestellsage zu sehen war und mit dieser auch den Keller aufsuchte Burger und Studenten BearbeitenIm Schweidnitzer Keller hatten viele der Breslauer Studentenverbindungen ihren taglichen Stammtisch Beliebtester Platz war dabei der schonste Raum die Bucht Als erste Korporation fand dort die Burschenschaft der Raczeks regelmassig Platz Ihr folgten 1848 die Burschenschaft Arminia 1852 die Sangerschaft Leopoldina und 1859 die Burschenschaft Germania und die Landsmannschaft Vandalia sowie spater noch die Burschenschaft Cheruskia Aus Platzmangel in der Bucht hatten die Turnverbindung Saxo Silesia im Burgerkeller und die Sangerschaft Fridericiana im Bauernkeller ihren Stammtisch der Akademische Turnverein im Hansekeller und die beiden Reformburschenschaften Saxonia und Askania im Ratsherrenstubel Die katholischen Verbindungen Marchia Winfridia Salia und Rheno Palatia hatten seit 1906 Tische in der Tonne Die Corps hatten keine festen Tische waren aber ebenfalls regelmassige Gaste im Keller Durch die solcherart uber das ganze Lokal verteilten wenn auch in der Bucht konzentrierten Stammtische gab es taglichen regen Kontakt zwischen Burgern und Studenten was Breslau von fast allen anderen Hochschulorten unterschied Bekannte Gaste Bearbeiten nbsp Erinnerungstafel im Eingang zum KellerIn Breslau gab es das Sprichwort Wer nicht im Schweidnitzer Keller war ist nicht in Breslau gewesen 6 scharfer wurde auch formuliert Wer den Furstensaal gesehen hat aber den Schweidnitzer Keller nicht ist jedenfalls ein Barbar und sei er noch so viel gereist 7 Das Lokal wurde deshalb regelmassig von Reisenden besucht Unter den Gasten waren 8 Frederic Chopin Carl von Holtei Johann Wolfgang von Goethe Alfred Kerr Jozef Ignacy Kraszewski Kaiser Sigismund wahrend des Reichstags 1420 9 Kaiser Wilhelm I Otto von Bismarck und Helmuth Karl Bernhard von Moltke am 15 Juni 1869 10 Siehe auch BearbeitenBier in PolenLiteratur BearbeitenKarl Fr Kretschmer Erinnerungen an die Kretschmer Innung und den Schweidnitzer Keller in Breslau In GGB Jahrbuch 1979 Berlin 1978 S 123 134 B Emil Konig Das Buch vom Schweidnitzer Keller Verlag Otto Gutsmann Breslau 1886 H Markgraf Breslaus Schweidnitzer Keller vom 14 bis zum 20 Jahrhundert Breslau Grass Barth u Comp 1904 Thomas Maruck Der Schweidnitzer Keller im Breslauer Rathaus Bergstadtverlag Wurzburg 2009 Rudolf Stein 11 Der Schweidnitzer Keller im Rathaus zu Breslau Ein ehrwurdiger Spiegel von Alt Breslauer Geschichte und heiterer Kunst von behaglichem Genuss und gemutvollem Leben Verlag Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1941 Digitalisat Neudruck Wurzburg 1982 Einzelnachweise Bearbeiten Der Zecher halt in der rechten Hand einen Schankkrug zum Transport von Bier in der linken einen Breslauer Igel genannten Krug um daraus zu trinken Die Frau halt in ihrer rechten Hand drohend einen Pantoffel Vgl Ernst Hornig Breslau 1945 Erlebnisse in der eingeschlossenen Stadt Bergstadtverlag Wurzburg 1975 S 76 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 8 Juni 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www schlesien heute de https www wroclawguide com de die besten kneipen und bars nachtleben in breslau Zitat bspw in Der Oberschlesier Jahrg 21 1939 S 15 Albert Emil Brachvogel Benoni Ein Roman Bd 1 Verlag Hermann Costenoble Leipzig 1860 S 199 Soweit im Folgenden nicht anders belegt Angaben nach der im Eingangsbereich zum Keller an der Treppe rechts befindlichen Erinnerungstafel Muzeum Miejskie Wroclawia Piwo we Wroclawiu 2002 S 82 Vgl Ossip Demetrius Potthoff Georg Kossenhaschen Kulturgeschichte der Deutschen Gaststatte Olms 1996 S 71 Rudolf Stein war Denkmalpfleger in Breslau Unter seiner Leitung wurde der Schweidnitzer Keller von 1936 bis 1938 im mittelalterlichen Stil restauriert Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schweidnitzer Keller Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber den Schweidnitzer Keller im Katalog der DNB51 109611111111 17 031816666667 Koordinaten 51 6 34 6 N 17 1 54 5 O Normdaten Korperschaft GND 4466287 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweidnitzer Keller amp oldid 229596552