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Das barocke Schlosstheater in Ludwigsburg ist Teil der Residenz der Herzoge und spateren Konige von Wurttemberg Viele originale Ausstattungsteile blieben durch eine Verlegung der Residenz im 19 Jahrhundert bis heute erhalten Erst seit etwa 1930 werden die Raume wieder fur Auffuhrungen uberwiegend Mozartinszenierungen genutzt Schloss Ludwigsburg Innenhof Blick zum Alten Corps de Logis Inhaltsverzeichnis 1 Das Theater als Teil des Hoflebens 2 Baugeschichte 2 1 Gebaude 3 Buhnentechnik 4 Kulissen und andere Ausstattungsteile 5 Zuschauerraum 6 Auffuhrungen mit europaweiter Ausstrahlung 7 Renovierung 1992 1998 7 1 Bestandsaufnahme 7 2 Bauwerk 7 3 Innenausbau 7 4 Behutsame Modernisierung der Buhnentechnik 8 Heutige Nutzung 9 Museum 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseDas Theater als Teil des Hoflebens Bearbeiten nbsp Ein Putto malt das Portrat des Herzogs Eberhard Ludwig Wandbild von Luca Antonio Colombo im Schloss Ludwigsburg 1711Das Theater wurde als Komodienhaus unter Herzog Eberhard Ludwig errichtet Es werden fruhere Spielorte in der Orangerie und Salen des Schlosses vermutet Schon vor seiner Fertigstellung sind Engagements von franzosischen und deutschen Compagnien nachgewiesen Die gesamte Schlossanlage wuchs uber Jahrzehnte zu einem der grossten barocken Schlosser Deutschlands Westlich daneben wurde die Stadt Ludwigsburg fruher ein kleines Dorf als auf die Residenz ausgerichtete Planstadt ausgebaut Zeitweise war Ludwigsburg anstelle Stuttgarts die Residenz und Hauptstadt des Herzogtums Wurttemberg Das Theater wurde ab 1758 von Philippe de La Guepiere wahrend der Herrschaft von Herzog Carl Eugen eingerichtet Am 23 Mai 1758 fand die erste Auffuhrung auf der Buhne statt Auch der Herzog spielte in Stucken die zu seinem Ruhm in Anspielung auf antike Gotter und Helden angelegten waren siehe Hoftheater die Hauptrolle selbst Die Familien oder Hofmitglieder erfreuten sich an selbst ausgedachten und aufgestellten lebenden Bildern Herzog Friedrich II spater als Konig Friedrich I liess ab 1802 den Zuschauerraum von Nikolaus Friedrich von Thouret im klassizistischen Stil der damaligen Mode spater nach Napoleon Empirestil benannt umgestalten Das Theater erhielt mit der Konigsloge sozusagen eine zweite Buhne Das Publikum im unbestuhlten Parkett war frei welchem Schauspiel es sich beim Umherwandeln zuwenden wollte Das 18 Jahrhundert sah in Wurttemberg mehrmals junge absolutistische Herrscher die an fremden Hofen erzogen worden waren und nun an ihrem Hof ebensolche Luxusgebaude einrichten und nutzen wollten Schloss Versailles wurde Massstab fur einen deutschen Regionalfursten Die Herzoge Eberhard Ludwig und Carl Eugen liebten mehrtagige Hoffeste Jagden mit Banketten abendlichen Balle und Theaterauffuhrungen 1803 gab es dann Feierlichkeiten anlasslich der Ernennung von Herzog Friedrich II zum Kurfursten und 1806 zum ersten Konig Wurttembergs 1840 eroffnete mit Verlegung der Residenz quasi als Nachfolgebau das Wilhelma Theater in Stuttgart Ludwigsburg verfiel in einen Dornroschenschlaf Baugeschichte BearbeitenDer als Stuckateur ausgebildete Donato Giuseppe Frisoni plante als Hofbaumeister ab 1715 zusatzliche Flugelbauten die Schlosskirche und einen Ordenssaal im Westen den Festinbau und im Osten den Theaterbau Die beiden letzteren zwar ausserhalb des Quadratrasters aber streng spiegelsymmetrisch Dessen Vorbild war moglicherweise das Markgrafliche Opernhaus in Bayreuth Das dortige Opernhaus wurde anlasslich der Vermahlung der Tochter des Markgrafenpaares Elisabeth Frederike Sophie mit Carl Eugen 1748 eingeweiht Beide Neubauten fassen den Ehrenhof ein und betonen ihn Schliesslich errichtete man gegenuber dem bisherigen Hauptgebaude dem Alten Corps de Logis einen neuen Hauptbau Damit war einer der prachtigsten europaischen Hofe in Form eines geschlossenen Quadrats um den Ehrenhof entstanden das etwa 400 Raume einschloss Das Schloss ist auf drei Seiten von einer grossen Parkanlage mit franzosischem und englischem Garten und dem Ubergang zu diversen Jagdanlagen umgeben Heute fuhrt an der vierten Seite eine belebte vierspurige Hauptstrasse vorbei Gebaude Bearbeiten Es handelt sich um ein freistehendes dreistockiges Gebaude mit Dachstock mit doppelten Walmdach In Hohe und Stockwerkseinteilung passt es genau zu dem davorstehenden Querbauwerk Ein zweistockiger Verbindungsgang mit einem Durchgang auf Bodenniveau bindet es an die Schlossanlage an Die Dachgauben des 6 m hohen Mansarddachs weisen hier nicht auf eine Wohnfunktion hin Der Donnerschacht ein kaminartiger Resonanzraum wurde 1945 bei einem Luftangriff fast der Ausgangspunkt eines Grossbrandes Ein Brandsatz war hineingefallen Im letzten Moment konnte das Feuer geloscht werden das schon auf den Dachstuhl ubergegriffen hatte Das Haus selbst ist nicht beheizt Unter Buhne und Zuschauerlogen befinden sich zwei niedrige Geschosse mit Technik und Garderoben Darunter befindet sich der Burgunderkeller Seit 1928 gilt es als Baudenkmal heute in der Gesamtheit als Kulturdenkmal Buhnentechnik BearbeitenDer Theatermaschinist Johann Christian Keim konstruierte die Buhnenmaschinerie Diese erlaubt bis heute sekundenschnelle offene Verwandlungen 11 Sek Dazu kamen technisch sinnliche Effekte durch Regen und Windmaschinen einen Donnerschacht und reizvolle Uberraschungen durch Versenkungen und Schieber Deus ex machina Effekte Der Austausch der Kulissen erfolgt durch das parallele Verschieben von zwei Serien von sechs Kulissenwagen auf beiden Seiten der Buhne Sie werden durch eine verbluffend einfache Mechanik bewegt Der gedrehte Wellbaum im rechten Winkel unter der Buhne versteckt wickelt Seile auf die uber eine Umlenkrolle die eine Gruppe von Kulissenwagen aus dem Blickfeld herausziehen und gleichzeitig die neuen Kulissen in das Blickfeld hineinbewegen Fur den Zuschauenden sieht das so aus als wurde der Buhnenrahmen an genau der gleichen Stelle von oben und der Seite her ersetzt Die Wagen laufen auf einem unterhalb des Buhnenniveaus befindlichen Boden zwischen Fuhrungsleisten Dadurch bleibt die Buhne weitgehend frei von einsehbarer Mechanik Ein separat vorher aufgezogenes Gewicht erleichtert diesen Umbau Wie bei einem Uhrwerk lauft es nach unten und erledigt die Drehbewegung des Wellbaums Kulissen und andere Ausstattungsteile BearbeitenDie Kulissen sind auf Stoff gemalt Sie konnten in einem Depot im Dachstock auf einer grossen Trommel platzsparend aufbewahrt werden Dafur sind heute noch 16 Garnituren verschiedener Original Kulissen Garten Wingert Sale Dorf vorhanden Ursprunglich wurde zwischen den Hoftheatern Grafeneck Stuttgart Teinach hin und her getauscht 1933 wurden bei einer denkmalpflegerischen Aufnahme noch 14 Prospekte 10 11 m 1 Vorhang und 140 Kulissenteile festgestellt die von 1987 bis 1995 restauriert wurden Zuschauerraum BearbeitenDer Zuschauerraum hat eine Glockenform mit drei Rangen die senkrecht ubereinander stehen Die Konigsloge geht uber zwei Stockwerke und bietet etwa 15 20 Personen Platz Der gesamte Raum ist ungefahr so tief wie die Buhne Im Parterre war keine Bestuhlung vorgesehen Bereits Friedrich I liess in seine Loge eine Warmluftheizung einbauen Heute kontrollieren Messfuhler die Luftfeuchtigkeit und Temperaturen da starke Schwankungen unbedingt vermieden werden mussen Nur die Garderobenraume haben heute Radiator Heizkorper Ein Teil der ubrigen Raume Abluftanlagen Ein zentraler Kronleuchter 95 kg konnte im Dachboden zu Beginn jeder Auffuhrung durch eine grosse Offnung in der Decke aus dem Blickfeld der Zuschauenden bewegt werden Dazu diente ein separater Tretgopel Das ist ein Laufrad in dem durch Menschenkraft ein Seil aufgewickelt wird Dieses Gerat wurde renoviert und das Hanfseil aus Sicherheitsgrunden durch ein Stahlseil ersetzt Wahrscheinlich weil mit einer Maximallast von 3 t sonst deutlich uberdimensioniert wurde damit fruher auch der in den Spielen ubliche Wolkenwagen sei es fur Ihre Majestat sei es fur die Hauptdarstellerin bewegt Wir kennen das heute noch von den drei Knablein in der Zauberflote Auffuhrungen mit europaweiter Ausstrahlung BearbeitenDie Herzoge hatten mit den Ausgaben fur das Theater ihren Werbezweck durchaus erreicht weil die Auffuhrungen Zuschauer aus ganz Deutschland und den Nachbarstaaten bis aus Paris ins Wurttembergische herlockten Ab 1976 erfolgten allerdings fur die damaligen Auffuhrungen massive Eingriffe in die Bausubstanz Die Vorbuhne wurde abgesagt die Rampenbeleuchtung herausgerissen Durch Heissluftgerate wurde im Winter das gesamte Gebaude Temperaturschocks ausgesetzt die zu Verformungen der Holzsubstanz fuhrten Ausserlich sichtbare Folge war das Abplatzen von Farbe und Stuck 1985 folgt ein ahnlicher Heissluftversuch mit der Installation einer uberdimensionierten Beleuchtung 1986 werden die Kulissenwagen fur eine Inszenierung demoliert 1990 werden fur eine Fernsehaufzeichnung der Entfuhrung wieder im Winter enorme Temperatur und Luftfeuchteschwankungen in Kauf genommen Danach waren Teile der Schaden fur jedermann sichtbar Renovierung 1992 1998 Bearbeiten1998 konnte das Schlosstheater nach sechsjahriger Restaurierung neu eroffnet werden Seither bietet das architektonische und theatergeschichtliche Denkmal den jeweils bis zu 350 Zuschauern Platz fur verschiedene Veranstaltungen 1 Bestandsaufnahme Bearbeiten nbsp Inszenierung von Staatsakten Napoleon Verleihung der Ehrenlegion um 1804 1990 1991 wurden verschiedene Gutachten zur theatergeschichtlichen Bedeutung zum Gebaude zur Innenausstattung und zur moglichen Nutzung durch Babro Stribolt Wolfgang Stopfel Harald Zielske Mechthild Stratmann und Emmanouil erstellt Dem schloss sich 1992 der regionale Ministerrat Ministerprasident Erwin Teufel an und gab umfassende Restaurierungen in Auftrag Bauwerk Bearbeiten Das Bauwerk benotigte zum Teil einen Ruckbau spater Einbauten zum Teil aber auch den Einbau neuer Kunstlergarderoben ein Not Treppenhaus Technik und Sanitarraume Die Fassaden mussten renoviert werden Auf den Einbau einer Heizung wurde bewusst verzichtet Die Bespielung sollte kunftig nur noch im Sommerhalbjahr erfolgen Zum Schutz des Fullmauerwerks mussten Drainagen angelegt werden Werksteine an den Turen und Fenstern mussten durch ein Injektageverfahren gefestigt bzw ersetzt werden Die Putzflachen konnten grosstenteils im Original erhalten werden Nur einige fruher nachgebesserte Zementputzflachen mussten durch passenden Sumpfkalk wieder erganzt werden Gemalte Scheinfenster konnten zum Teil gefestigt ansonsten neu aufgemalt werden Teile der Fassade wurden wieder mit Kalkfarbe im feuchten Putz gestrichen grosse Teile allerdings mit einer Zwei Komponenten Mineralfarbe Alle Holzfenster konnten repariert werden und tragen teilweise noch die Originalbeschlage Als Ersatz wird jetzt bei Glasschaden wieder mundgeblasenes Glas mit seiner typischen Spiegelung verwendet Der im Prinzip stabile aufwandige Dachstock hatte vor allem Feuchtigkeitsschaden an den Auflage und Gelenkpunkten die zimmermannsmassig auszubessern waren Innenausbau Bearbeiten Der Zuschauerraum ursprunglich von 1758 ist schon 1812 umgestaltet worden Dabei kamen Teile des in Stuttgart abgebrochenen Reithaustheaters zur Weiterverwendung Diese verschiedenen Materialien erschwerten die jetzige Restaurierung Ziel war aber dieser Gestaltung moglichst nahe zu kommen Alte Farbreste wurden systematisch fur die neue Farbgebung ausgewertet Dies wurde etwas einfacher weil viele Flachen durch die damals bereits eingesetzte und jetzt erneuerte Leinwandbespannung einheitlich wirken Das Buhnenportal ist eine Holzkonstruktion mit drei Leinwandschichten Grundierung und aufgeklebten Papier bzw Kartonlagen Darauf wurden Genien Masken und Medaillons mit Dichterfiguren aufgemalt Viele der Bilder konnten im Original erhalten werden Naturlich sind die ursprunglichen Kerzenbeleuchtungen nicht wieder eingebaut worden Die Verkabelung der Elektrizitat wurde moglichst unsichtbar in Hohlraume gelegt Kommunikationsmittel Brand und Gefahrenmelder nach dem heutigen Stand der Technik sind installiert worden Behutsame Modernisierung der Buhnentechnik Bearbeiten Die weitgehend originalgetreue Buhnentechnik mit dem zentralen Wellbaum anhand der Jahresringe konnte das Falldatum 1756 bestimmt werden unter der Buhne wurde behutsam modernisiert zum Beispiel die Gleitlager der Kulissenwagen Bereits viel fruher war die Ollampen Beleuchtung der einzelnen Gassen und der Rampe die durch ihr flackerndes Licht ganz eigene Wirkungen auf den Kulissen erzielten durch die wesentlich billigere und sicherere Elektrizitat ersetzt worden Die elektrische Beleuchtung uber 120 Stromkreise kann heute elektronisch geregelt werden Nur sind heute wieder die ursprunglichen Pfosten als Lampentrager fur eine Niedervolthalogenbeleuchtung eingesetzt worden Die Maschinerie uber der Buhne wurde modernisiert niedriger Schnurboden Einen Teil der Arbeit verrichten auf der linken Buhnenseite moderne Handwinden Die Soffitten Deckenkulissen wurden originalgetreu wieder durch eine mittig angebrachten Welle paarweise abwechselnd gehoben und gesenkt Ein Brandschutzvorhang wurde neu hinter dem restaurierten Hauptvorhang angebracht Die Prospekte als Buhnenhintergrund konnen nun mit drei modernen Lagerwalzen materialschonend auf und abgerollt werden Heutige Nutzung BearbeitenNoch heute kann man nach einer hundertjahrigen Ruhephase im 19 Jahrhundert im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele Veranstaltungen im Schlosstheater des Residenzschloss Ludwigsburg erleben Museum BearbeitenIn einem separaten kleinen Schlosstheater Museum in einem der ostlichen Flugelbauten sind die Restaurierung und der Bestand des Theaters dokumentiert Das wichtigste Ausstellungsstuck ist das Holzmodell von Martin Bohle Massstab 1 15 ca 1 m 1 m 1 5 m Tiefe Das alte Beleuchtungskonzept und Kulissenfragmente werden neben Texten Videos Materialproben und Musikbeispielen vorgestellt Literatur BearbeitenJohann Christian Keim Theatermaschinist am Wurttembergischen Hof im 18 Jahrhundert In Buhnentechnische Rundschau 1993 S 27 31 auch in schloesser magazin de Quartalsmagazin 3 93 Rudolf Krauss Das Stuttgarter Hoftheater von den altesten Zeiten bis zur Gegenwart Stuttgart Metzler 1908 WLB W G oct 1693 Hans Joachim Scholderer Das Schlosstheater Ludwigsburg Stuttgart 1991 Dissertation Hans Joachim Scholderer Schlosstheater Ludwigsburg Hrsg Finanzministerium Baden Wurttemberg 1998 95 S Iris Ch Visosky Antrack Materno und Augustin Bossi Stukkatoren und Ausstatter am Wurzburger Hof im Fruhklassizismus Munchen Berlin Deutscher Kunstverlag 2000 in Kunstform 1 2000 Nr 02 Zu Frisoni als Architekt dazu eine Rezension Judith Breuer Saskia Esser Hans Joachim Scholderer Das Schlosstheater in Ludwigsburg ist restauriert Zur Baugeschichte Denkmalwert und denkmalpflegerischem Konzept In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 27 Jg 1998 Heft 3 S 167 176 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosstheater Ludwigsburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Schlosstheaters Ludwigsburg Ludwigsburger Schlossfestspiele Carthalia Theatres on Postcards Mit einigen Abbildungen des Ludwigsburger Schlosstheaters SWR Video zur Buhnenmaschinerie 4 min Einzelnachweise Bearbeiten Schlosstheater Staatliche Schlosser und Garten Baden Wurttemberg In www schloss ludwigsburg de Abgerufen am 29 November 2016 48 897777777778 9 1961111111111 Koordinaten 48 53 52 N 9 11 46 O Normdaten Geografikum GND 4356268 1 lobid OGND AKS LCCN no94033217 VIAF 129299280 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosstheater Ludwigsburg amp oldid 238927387