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Das Schloss Cany franzosisch Chateau de Cany ist eine Schlossanlage in der franzosischen Gemeinde Cany Barville im Departement Seine Maritime Es wurde am Ende der Regierungszeit Konig Ludwigs XIII von Pierre Le Marinier als Familienwohnsitz errichtet und in der Folgezeit nur wenig verandert Sogar die Franzosische Revolution uberstand das Anwesen unbeschadet Unter der Familie Montmorency Luxembourg um das Jahr 1830 erneuert und zum Teil verandert gelangte die Anlage durch Heirat an die Grafen von Hunolstein und schliesslich im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts in den Besitz der Familie de Dreux Breze Deren Nachfahren sind noch heute die Schlossherren Logis des Schlosses Cany Ansicht von SudwestenErste Partien der Schlossanlage die etwa zwei Kilometer sudlich des Ortskerns steht wurden am 14 April 1930 als Monument historique unter Denkmalschutz gestellt 1 Am 7 Dezember 1990 folgten weitere Teile 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Architektur 2 2 Innenraume 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenDas Land auf dem das Schloss im 17 Jahrhundert errichtet wurde gehorte fruher zur Seigneurie Barville die sich seit Ende des 16 Jahrhunderts im Besitz der Familie Le Marinier befand 2 Nachdem Pierre Le Marinier 1626 neuer Herr von Barville geworden war kaufte er am 18 August 1634 Adrien de Breaute die benachbarte Seigneurie Cany ab und vereinigte die beiden Herrschaften zur neuen Seigneurie Cany 3 Ab 1640 begann er mit dem Neubau eines Schlosses im Stil Louis treize das zwar auf dem Land der ehemaligen Seigneurie Barville errichtet wurde seinen Namen aber nach der Seigneurie Cany erhielt Es ersetzte den bisherigen weniger reprasentativen und bescheideneren Wohnsitz der Familie in der Ortschaft Barville bestehend aus Wohnhaus Pferdestall Kuhstall Remise Scheunen Taubenhaus Holzschuppen Kelter und weiteren Gebauden 4 Eine Beschreibung aus dem Jahr 1700 zeugt davon dass die Vorgangeranlage zu Beginn des 18 Jahrhunderts noch existierte 5 Das neue Schloss wurde binnen sechs Jahren fertiggestellt Welcher Architekt die Plane fur den Neubau lieferte ist nicht bekannt Moglicherweise war es Francois Mansart jedoch ist dies bisher nicht bewiesen Das Ende der Bauarbeiten ist durch einen Bericht uberliefert der von einem Besuch Nicolas de Parisʼ des Generalvikars von Francois II de Harlays dem damaligen Erzbischofs von Rouen 1646 in der Kapelle in Barville erzahlt Nach Fertigstellung des Hauptgebaudes Logis kaufte Pierre Le Marinier am 13 Mai 1648 fur 16 500 Livres von Jacques de La Taille auch noch die benachbarte Baronie Caniel 3 sodass sein Sohn Balthazar nach Pierres Tod 1662 neben dem Schloss auch viel Landbesitz erbte Balthazar heiratete 1663 Genevieve de Becdelievre und verausserte Schloss und Seigneurie Cany ohne die Baronie Caniel am 3 Juni 1683 an seinen Schwiegervater Pierre III de Becdelievre Marquis de Quevilly 3 Dessen Sohn Pierre IV kaufte am 30 Juni 1713 die Baronie Caniel wieder hinzu 6 Bei Pierres kinderlosem Tod im Jahr 1726 folgte ihm erst sein Neffe Claude und 1728 dessen jungerer Bruder Louis als Schlossherr nach Louisʼ Sohn Pierre Jacques Louis erbte das Anwesen 1740 und engagierte 1760 den Pariser Architekten Chaussard um die sudlich vorgelagerten Wirtschaftsgebaude sowie den barocken Garten mit zwei Parterres Teichen und Kanalen zu verandern oder zu beenden 7 8 Schloss und Herrschaft gelangten 1771 an Louisʼ Enkel Anne Louis Roger der am 26 Juni 1789 verstarb Er hinterliess Schloss Cany seiner Tochter Armande Louise Marie die am 18 Januar 1789 Anne Christian de Montmorency Luxembourg heiratete 9 Um den Besitz vor der Konfiskation wahrend der Franzosischen Revolution zu bewahren liess sie sich 1792 von ihrem ausgewanderten Mann scheiden denn Eigentum von emigrierten Adeligen wurde in jener Zeit vom Staat eingezogen Allerdings wurde die Schlossherrin gemeinsam mit ihrer Schwester in der Revolutionszeit verhaftet und inhaftiert 9 Ihr Schloss Cany wurde anschliessend doch beschlagnahmt und als Gefangnis genutzt 10 Allerdings erreichte Armande dass ihr der Familienbesitz 1795 zuruckgegeben wurde 9 Nachdem Anne Christian de Montmorency Luxembourg 1801 von der Liste der adeligen Emigranten gestrichen worden war heiratete das Paar ein zweites Mal und bewohnte das Schloss ab 1802 wieder selbst 9 10 nbsp Schloss Cany am Ende des 19 Jh Ihr Sohn Edouard liess das gesamte Anwesen um 1830 11 instand setzen und im Inneren modernisieren Dazu gehorten auch die Uberholung der Schlossfassade und die Umgestaltung des Schlossparks zu einem Landschaftsgarten Gleichzeitig entstand die zweilaufige Freitreppe an der Sudfassade des Hauptgebaudes nach Planen des Architekten Antoine Nicolas Louis Bailly 6 Aus Edouards Ehe mit Leonie de Croix de Dadizeele hatte er keinen Sohn und so fiel das Erbe bei seinem Tod den beiden Tochtern zu Sie teilten den Besitz unter sich auf Die altere von beiden Anne Marie Josephe erbte Schloss Cany und brachte es ihrem Mann Antoine dʼHunolstein zu Durch die Heirat ihrer Enkelin Anne Marie dʼHunolstein im Jahr 1926 mit Louis de Dreux Breze fiel das Anwesen an die Familie des Brautigams 6 2011 ubernahm es Laure Normand von ihrem Vater Antoine de Dreux Breze und fuhrt die Geschafte nun gemeinsam mit ihrem Ehemann Antoine fort 12 Die Familie gab das Schloss schon vor uber 30 Jahren als Wohnsitz auf und bewohnt seither ein Gebaude des ehemaligen Wirtschaftshofes sudwestlich des Hauptgebaudes 13 1 Bis 2006 fand alljahrlich im Juli ein Fahrturnier der Ecole Sainte Jeanne d Arc im Schlosspark statt 12 14 Im Hauptgebaude ist ein Interieurmuseum eingerichtet das derzeit Stand September 2022 wegen Restaurierungsarbeiten aber geschlossen ist Der Park des Anwesens kann jedes Jahr im Juli und August entgeltlich besichtigt werden Beschreibung BearbeitenDas Schloss steht im Tal der Durdent inmitten eines 30 Hektar 12 grossen Parks mit geometrisch gestalteten Wasserflachen die von der Durdent gespeist werden Rund 50 Kilometer nordwestlich von Rouen gelegen markierte die Anlage fruher die Kreuzung zweier Strassen der von Fecamp nach Dieppe und jener von Yvetot nach Veulettes sur Mer Architektur Bearbeiten Eine uber 280 Meter 15 lange Allee fuhrt geradlinig von Westen auf ein Gittertor mit dem Wappen der Familie Becdelievre 16 zu Es ist eines von vier Toren die Zutritt zum etwa 68 151 m 15 grossen Vorhof sudlich des Logis gewahren Er besteht aus mehreren rechteckigen Rasenflachen die durch symmetrisch angelegte Wege voneinander getrennt sind Sein sudliches Ende bildet einen Halbkreis der von einem breiten Wassergraben gleicher Form begrenzt wird An den Langsseiten des Hofs im Westen und Osten stehen symmetrisch gestaltete langgestreckte Gebaudetrakte die fruher einmal zu Wirtschaftszwecken dienten Sie stammen aus dem Jahr 1702 17 und sind somit junger als das Hauptschloss Fruher wurden sie als Marstall und Remise genutzt Nordlich von ihnen stehen zwei freistehende dreiachsige Pavillons Diese um 1700 10 errichteten Bauten markieren die sudlichen Ecken des Wassergrabens der das Logis umgibt Der ostliche Pavillon diente fruher als Schlosskapelle wahrend der westliche als Archiv genutzt wurde Ihre schiefergedeckten Dacher wurden 2010 erneuert nachdem dies 1890 zum letzten Mal geschehen war 13 nbsp Sudansicht des LogisDas Logis steht auf einer rechteckigen Insel und ist allseitig von einem etwa 11 5 Meter 15 breiten Wassergraben umgeben Zugang zur Insel gewahrt eine gemauerte Brucke an der Sudseite aus dem Jahr 1782 die seinerzeit eine Zugbrucke ersetzte 17 5 Die gesamte Nordseite der Insel wird vom Logis eingenommen Vor ihm liegt kein sonst ublicher Ehrenhof sondern eine kiesbestreute Esplanade die von einer steinernen Balustrade umgeben ist Das zweigeschossige Logis wurde aus Materialien der Region erbaut und ist typisch fur den Louis treize Stil Seine Gestalt wird durch die drei Farben der Baumaterialien rote Mauerziegel heller Haustein fur Fenster und Tureinfassungen dunkler Schiefer fur die Dachpartien bestimmt Die Art der Mauerwerksgestaltung wird im Franzosischen brique et pierre genannt Weil das Gebaude von 1640 bis 1646 in einem Zug errichtet und anschliessend kaum mehr verandert wurde besitzt es ein sehr einheitliches Aussehen Es besteht aus einem siebenachsigen Corps de Logis das an seinem Ost und Westende von kurzen pavillonartigen Seitenflugeln mit zwei Achsen und zwei Geschossen begrenzt wird Alle drei Bauteile besitzen schiefergedeckte Walmdacher wobei jene der Seitentrakte etwas hoher sind als jenes des Mittelteils Alle Fensteroffnungen des Gebaudes besitzen einen flachen Segmentbogen mit Schlussstein Die Fenster des Hochparterres sind von einem Dreiecksgiebel bekront Im Obergeschoss der Seitentrakte finden sich uber den Fenstern Rundbogengiebel als Zier Das Backsteinmauerwerk der Felder zwischen den Fenstern ist hell verputzt Die mittleren drei Achsen des Corps de Logis sind auf Dachhohe unter einem rundbogigen Giebel zusammengefasst Die zwei Vollgeschosse des Gebaudes erheben sich auf einem Sockelgeschoss das niedriger ausgefuhrt wurde Zum mittig gelegenen Eingang an der Sudseite des Hochparterres fuhrt eine zweilaufige Ehrentreppe hinauf Sie besitzt die Form eines Hufeisens und steinerne Balustergelander Die Laufe enden auf einem halbkreisformigen Altan vor dem Eingang Innenraume Bearbeiten Im Inneren sind grosse Teile der Einrichtung aus dem 17 und 18 Jahrhundert erhalten die heute als Bestand eines Interieurmuseums dienen Ihre Vollstandigkeit ist eine Seltenheit denn oft wurden die Ausstattungen franzosischer Schlosser in der Revolutionszeit verkauft und in alle Winde verstreut Zu den besonderen Stucken die den Besuchern gezeigt werden zahlen zahlreiche Familienportrats asiatisches Porzellan und ein aufwandig gearbeitetes Baldachinbett Die kunsthistorisch bedeutendsten Stucke sind jedoch Tapisserien aus dem 15 und 16 Jahrhundert die unter den Grafen von Hunolstein restauriert wurden und 1880 in einer Ausstellung des Musee des Arts decoratifs in Paris zu sehen waren Im Sockelgeschoss des Logis liegen die einstigen Wirtschaftsraume darunter Lagerraume der Weinkeller der Aufenthaltsraum fur Bedienstete und die Schlosskuche mit Ofen in der alte Kuchengerate und Geschirr ausgestellt sind Zwei Treppen in den Seitenflugeln verbinden das Sockelgeschoss mit den daruberliegenden Etagen Sie scheinen aus dem 18 Jahrhundert zu stammen und einfacher gestaltete Vorgangerinnen ersetzt zu haben 18 nbsp Detail aus einer der flamischen TapisserienIm Hochparterre befinden sich die Reprasentationsraume Im ostlichen Seitenflugel liegt ein Wohnappartement wahrend dieses Geschoss im westlichen Seitentrakt eine Bibliothek mit 4000 Werken 13 aufnimmt Im Corps de Logis befinden sich drei aufeinanderfolgende Raume bestehend aus einem grossen mittig liegenden Raum der von zwei kleineren Salons flankiert wird Der Grune Salon franzosisch Salon vert besitzt Boiserien im Regence Stil mit Rocailleelementen und Jagd sowie Musikmotiven Moglicherweise wurde er fruher als Musikzimmer genutzt 18 Der zweite Salon diente als Esszimmer und besitzt eine weisse Tafelung in Stil des Louis seize Im Obergeschoss der beiden Seitenpavillons liegen weitere Appartements mit gleicher Raumaufteilung wie im Hochparterre des Ostpavillons Das Corps de Logis besitzt in diesem Stockwerk eine Abfolge von vier Raumen die uber einen langen Korridor erschlossen sind In diesen Zimmern ist eine kostbare Sammlung flamischer Tapisserien zu sehen Dazu zahlen folgende Wandbehange 19 20 ein dreiteiliges Set mit Darstellungen der Tugenden und Laster gemeinsam mit biblischen Figuren eine Bildwirkerei mit historischen Szenen allerdings ist die Identitat der dargestellten Personen nicht zweifelsfrei geklart drei zusammengehorende Tapisserien mit Motiven aus der Geschichte von Psyche aus der Regierungszeit Karls VI oder Karls VII ein Wandbehang mit der Darstellung eines Raums in einem Palast mit Personen deren Kleidung in die Zeit Ludwigs XI zu datieren ist eine Tapisserie vom Anfang des 16 Jahrhunderts die den Aufbruch zu einer Jagd darstelltLiteratur BearbeitenCharles Le Goffic Le chateau de Cany In Jules Adeline et al La Normandie monumentale et pittoresque Seine Inferieure Lemale amp Cie Havre 1893 S 369 370 Digitalisat Claude Fregnac Merveilles des chateaux de Normandie Hachette Paris 1966 S 38 39 Henriette de Ganay Le Chateau de Cany Cany Barville Nouvelles Editions Latines o J Claude Mignot Le chateau de Cany In Congres Archeologique de France 161e session 2003 Rouen et pays de Caux Societe Francaise d Archeologie Paris 2006 S 33 40 Bernard de Montgolfier Dictionnaire des chateaux de France Larousse Paris 1969 S 70 71 Louis Sandret La seigneurie et les seigneurs de Cany en Normandie In Louis Sandret Hrsg Revue nobiliaire heraldique et biographique 3 Folge Band 5 J B Dumoulin Paris 1880 S 97 133 Digitalisat Robert Schezen Laure Murat Schlosser und Landsitze in Frankreich Heyne Munchen 1991 ISBN 3 453 05185 8 S 53 54 Philippe Seydoux Chateaux du Pays de Caux et du Pays de Bray 2 Auflage Editions de la Morande Paris 1987 ISBN 2 902091 17 6 S 43 46 Philippe Seydoux Chateaux et Jardins de Normandie Band 1 Pays de Caux et de lʼEure Editions de la Morande Paris 1989 ISBN 2 902091 20 6 S 18 20 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Cany Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video zur Schlossanlage Eintrage des Schlosses in der Base Merimee Eintrag 1 Eintrag 2Fussnoten Bearbeiten a b c Erster Eintrag des Schlosses in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Charles Le Goffic Le chateau de Cany 1893 S 369 a b c Claude Mignot Le chateau de Cany 2003 S 33 Charles Le Goffic Le chateau de Cany 1893 S 369 370 a b Louis Sandret La seigneurie et les seigneurs de Cany en Normandie 1880 S 132 a b c Claude Mignot Le chateau de Cany 2003 S 34 Philippe Seydoux Chateaux et Jardins de Nomandie 1989 S 18 Philippe Seydoux Chateaux du Pays de Caux et du Pays de Bray 1987 S 44 a b c d Casimir Elysee Romain Notice sur Bosville Canton de Cany Premiere partie Bosville avant 1789 A Bretteville Yvetot 1896 S 33 Digitalisat a b c Vanessa Yager Hrsg Ouverts au public Le guide du patrimoine en France Editions du Patrimoine Paris 2002 ISBN 2 85822 683 0 S 535 Angabe nach Vanessa Yager Hrsg Ouverts au public Le guide du patrimoine en France S 535 Claude Mignot datiert die Veranderungen hingegen in die Mitte des 19 Jahrhunderts Vgl C Mignot Le chateau de Cany 2003 S 33 a b c Informationen zum Schloss auf der Website der Gemeinde Cany Barville Zugriff am 6 Januar 2020 a b c La meme famille depuis trois siecles Cany Barville les Normand revent de pouvoir habiter a nouveau leur chateau auf paris normandie fr Zugriff am 6 Januar 2020 Stephan Szeremeta Hrsg Normandie Petit Fute Paris 2012 ISBN 978 2 746953239 S 404 a b c Angabe gemass online verfugbarer Katasterkarte auf geoportal gouv fr Jean de Foville Auguste Le Sourd Les chateaux de France Hachette Paris 1913 S 357 a b Zweiter Eintrag des Schlosses in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch a b Claude Mignot Le chateau de Cany 2003 S 36 Louis Sandret La seigneurie et les seigneurs de Cany en Normandie 1880 S 133 Eugene Muntz La tapisserie a lʼepoque de Louis XII In Les Lettres et les Arts Jahrgang 3 Nr 8 August 1886 S 219 226 Digitalisat 49 76700354 0 63033229 Koordinaten 49 46 1 2 N 0 37 49 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Cany amp oldid 234608044