www.wikidata.de-de.nina.az
Schlackenwasche war ab 1745 ein Ortsteil von Oberkochen der am Ursprung des Schwarzen Kochers lag und Anfang des 20 Jahrhunderts abgegangen ist 1 Eisenschmidt am Kocherursprung auf der Karte des Heidenheimer Forstes von 1590 Inhaltsverzeichnis 1 Eisengewinnung von 1551 bis 1644 1 1 Hochofen und Lauterfeuer 1 2 Schlackenpoche und Schlackenwasche 1 3 Wechselvolle Geschichte bis zum Ende im Dreissigjahrigen Krieg 2 Schlackenwasche ab 1646 3 Name Schwarzer Kocher 4 Narrenzunft Schlagga Wascher 5 Schmiedestein oberhalb des Kocherursprungs 6 Bilder 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEisengewinnung von 1551 bis 1644 Bearbeiten nbsp Verleihungsurkunde des Ellwanger Furstpropsts Heinrich vom 26 Oktober 1551 fur Peter von BrogenhofenPeter von Brogenhofen Vetzer genannt erwarb am 26 Oktober 1551 vom Ellwanger Furstpropst Heinrich von der Pfalz fur zehn Gulden jahrlich das Recht am Ursprung des Kochers ein schmelzofen hutten sampt einem leuterfeur uffzerichten 2 3 In diesem Huttenwerk wurde ein knappes Jahrhundert lang aus Eisenerz schmiedbares Eisen 4 und Gusseisen hergestellt Hochofen und Lauterfeuer Bearbeiten In einem mit Holz befeuerten Hochofen wurde Bohnerz vom Zahnberg bei Konigsbronn und aus der Nattheimer Gegend sowie Stuferz aus Aalen verhuttet 5 Die Geblase des Hochofens wurden mit einem unterschlachtigen Wasserrad in einem kunstlich angelegten Kocherkanal angetrieben 4 Aus dem Hochofen kam die Luppe ein rotgluhender noch mit Holzkohleresten durchsetzter teigiger Eisenklumpen Dieser wurde in einem Lauterfeuer entkohlt und vorwiegend in Barren gegossen die man als Masseln bezeichnete 6 Im Jahre 1565 wurden in Oberkochen 32 Zentner Ofenstucke 396 Zentner Ofenplatten 55 Zentner Kugeln und 4788 Zentner Masseleisen hergestellt 7 Dies waren in Summe 5 271 Huttenzentner die damals 115 Pfund 57 5 Kilogramm entsprachen Selbst mit dem heutigen Umrechnungsfaktor von 50 Kilogramm Zentner waren dies 263 Tonnen Eisen die man sich bei der Wichte von Eisen 7 87 g cm als einen Wurfel mit einer Kantenlange von 3 2 Meter vorstellen kann Fur das Jahr 1569 sind fur Oberkochen 5679 Zentner 284 Tonnen in den damaligen Gewinnabrechnungen uberliefert wahrend die benachbarte Eisenhutte in Konigsbronn im selben Jahr sogar 9394 Zentner 470 Tonnen produzierte 7 All dies war mit einem enormen Holzbedarf fur die Befeuerung der Hochofen und Lauterfeuer verbunden sodass nicht das Erz sondern der Holznachschub aus den anliegenden Waldern einen standigen Engpass darstellte Schlackenpoche und Schlackenwasche Bearbeiten Bei der Eisenerzeugung im Hochofen entsteht ein Schlacke genannter mineralischer Schmelzruckstand Ein Hochofen erzeugt pro Tonne Gusseisen etwa 200 bis 300 kg Schlacke wobei der Schlackenanteil bei dem damals in Oberkochen verwendeten Bohn und Stuferz mit seinem geringen Eisenanteil noch hoher gewesen sein muss Auf Grund der Befeuerung mit Holzkohle war die Ofentemperatur damals relativ niedrig Daher enthielt die Oberkochener Schlacke einen nicht zu vernachlassigenden Anteil Resteisen Dieses Eisen konnte man verwerten indem man die Schlacke in einer Schlackenpoche Pochen Klopfen Stampfen zerschlug dann zermalmte und das Eisen von dem feinen Schlackensand durch Wasser ausschwemmte Das gewonnene Resteisen wurde neu eingeschmolzen Die Schlackenwasche war also nach heutigem Sprachgebrauch eine Recyclinganlage fur Gusseisen 8 Was mit der zerkleinerten Schlacke geschehen ist ist nicht bekannt Man verwendet sie heutzutage als Zusatzstoff fur Zement im Strassen und Wegebau als Gesteinskornung oder als mineralisches Dungemittel Immerhin lasst sich fur das Tiefentalstrasschen im Suden Oberkochens ein Unterbau aus Schlacke nachweisen 4 Wechselvolle Geschichte bis zum Ende im Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten 1564 wurde die Schmelzhutte am Kocher verkauft und hatte anschliessend eine wechselvolle Geschichte mit sich haufig ablosenden Besitzern Auf einer Karte des Heidenheimer Forstes aus dem Jahr 1590 ist dieses Huttenwerk als Eisenschmidt am Kochensuhrsprung bei Ober Kochen eingezeichnet 9 Der Begriff Eisenschmiede wurde damals auch als Synonym fur Eisenschmelze verwendet und deutet deshalb nicht zwingend darauf hin dass dort tatsachlich das Roheisen in einer Schmiede weiterverarbeitet wurde Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges in dem die Einwohnerzahl Oberkochens von uber sechshundert auf hundert Personen sank 10 gingen Schmelzofen Eisenschmidte Schlackenpoche und Laborantenwohnhaus unter 11 wobei der Hauptgrund der Holzmangel war 12 Der Ofen wurde 1644 abgebrochen und stattdessen zwischen 1645 und 1650 in Unterkochen ein neuer errichtet 11 Schlackenwasche ab 1646 BearbeitenNach Schliessung der Eisenhutte im Dreissigjahrigen Krieg wurden die noch ubriggebliebenen Schlackenhalden sudlich der Kocherquelle 4 weiterhin verwertet Zwischen 1646 und 1649 wurde zu diesem Zweck direkt am Kocherkanal eine neue Schlackenwasche errichtet 11 nbsp Prahlsche Schlackenwasche auf der Karte der Furstpropstei Ellwangen von Arnold Friedrich Prahl von 1746 Ausschnitt 1745 liess Arnold Friedrich Prahl Landbaumeister der Furstpropstei Ellwangen dem Schlacken von den Eisenwerken des Furstpropsts uberlassen wurden die Schlackenwasche neu erbauen Ihr Betrieb wurde aber nach wenigen Jahren wieder aufgegeben 11 Die Schlackenwasche wurde anschliessend als Wohngebaude genutzt und ist in einer Urkarte von 1830 mit der Hausnummer Oberkochen 127 eingezeichnet 4 In den Unterlagen des Landesvermessungsamtes sind fur 1830 zwei Familien als Besitzer genannt Die Familie Josef Hagele Schreiner und die Familie Michael Traber 4 Die sudlich am Kocherursprung angrenzende Flur auf der sich heute ein landwirtschaftliches Anwesen Heidenheimer Strasse 140 befindet wird in einer anderen Version der Urkarte von 1830 als Schlackenweg bezeichnet 13 Dieser Name hat sich bis heute fur das dortige Gewann erhalten Zwischen 1830 und 1840 wurde das Gebaude vergrossert 4 1854 wurde die Schlackenwasche als ein Haus beim Ursprunge des Kochers wo auch ein sogenannter Schlackenweg und eine Schmidtenhalde sich finden beschrieben 14 Die Schlackenwasche hatte damals vierzehn katholische Einwohner Oberkochen 1 180 Einwohner davon 705 Katholiken 15 In der Folgezeit scheint es mit dem Einsiedlerhaus am Kocherursprung bergab gegangen sein Das Gebaude wurde 1906 letztmals als bewohnt erwahnt und hatte damals noch funf Bewohner Es wurde kurz darauf spatestens 1907 abgerissen 4 Name Schwarzer Kocher BearbeitenDer Name des Schwarzen Kochers soll von seinem dunklen Flussbett herruhren Diese Farbe kommt einerseits von den vermodernden Wasserpflanzen vor allem aber von den dunklen Schlackensteinen auf seinem Grunde die von dem fruheren Schmelzofenbetrieb stammen 16 Narrenzunft Schlagga Wascher BearbeitenDie im Jahre 1973 gegrundete Oberkochener Narrenzunft Schlagga Wascher hat den Namen ihres Fastnachtsvereins aus diesen geschichtlichen Zusammenhangen abgeleitet 17 Der Schlagg das Wascherle und das Miniwascherle stehen als Symbolfiguren fur das damals neu geschaffene Brauchtum Diese Namenswahl ist aber auch ein Wortspiel mit dem schwabischen Mundartbegriff Schlagg der fur einen Taugenichts steht 18 Schmiedestein oberhalb des Kocherursprungs BearbeitenAn die fruhere Eisenverhuttung erinnert auch der Name des Schmiedesteins 13 auch Schmidtestein oder Schmiedefels eine Felsgruppe direkt oberhalb des Kocherursprungs auf 620 m u NHN in dem sich eine als Kulturdenkmal ausgewiesene 19 Hohle befindet 20 Es handelt sich um eine Dolomitfelsgruppe im Weissen Jura an der infolge unterschiedlicher Verwitterungsstabilitat des Gesteins bizarre Formen entstanden sind Bilder Bearbeiten nbsp Ursprung des Schwarzen Kochers sudlich von Oberkochen nbsp Beim Kocherursprung im Fluss gefundene schwar ze Schlackensteine teilweise mit rotlichen Eisenruckstanden nbsp Der Narrenbaum in der Oberkochener Ortsmitte wird jedes Jahr vom Schlagg der Oberkochener Narrenzunft gekront nbsp Schlaggawascher der Oberkochener Narrenzunft nbsp Schmiedestein dessen Name an die fruhere Eisenverhuttung am Kocher ur sprung unter halb der Felsen erinnert nbsp SchmiedesteinhohleWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlackenwasche in Oberkochen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ausschnittkarte des Ursprungs des Schwarzen Kochers und seiner Umgebung auf Landesanstalt fur Umwelt Baden Wurttemberg LUBW Hinweise Geotopsteckbrief Ursprung des Schwarzen Kochers PDF 359 KByte auf Mapserver des Landesamtes fur Geologie Rohstoffe und Bergbau LGRB Hinweise Geotopsteckbrief Schmiedestein mit Hohle PDF 359 KByte auf Mapserver des Landesamtes fur Geologie Rohstoffe und Bergbau LGRB Hinweise Einzelnachweise Bearbeiten Schlackenwasche Wustung im Ortslexikon auf leo bw de Abgerufen am 12 Januar 2018 Manfred Thier Geschichte der Schwabischen Huttenwerke Ein Beitrag zur wurttembergischen Wirtschaftsgeschichte 1365 1802 Aalen Stuttgart 1965 S 45 Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 1073 und U 1074 a b c d e f g h Dietrich Bantel Die Schlackenwasche beim Kocherursprung auf heimatverein oberkochen de Abgerufen am 12 Januar 2019 Stadt Oberkochen Hrsg Oberkochen Oberkochen 2018 S 178 Marika und Joachim Kammerer Vom Dorf zur Industriegemeinde Ein Ruckblick auf die fast 450jahrige Industriegeschichte Oberkochens In Stadt Oberkochen Burgermeister Harald Gentsch Hrsg Oberkochen Geschichte Landschaft Alltag Oberkochen 1986 S 129 162 hier S 129 130 a b Thier S 55 Zur Schlackenpoche siehe auch Schlackenpoche im Miniatur Format am Weiher auf wp de Abgerufen am 26 Januar 2019 Heidenheimer Forst in Chorographia Beschreibung des loblichen Furstentums Wurttemberg auf leo bw de Christhard Schrenk Alt Oberkochen Erzahlungen und Berichte aus Oberkochens Vergangenheit Oberkochen 1984 S 81 a b c d Konigliches statistisch topographisches Bureau Hrsg Beschreibung des Oberamts Aalen Stuttgart 1854 S 92 Thier S 188 189 a b Dietrich Bantel Eisenschmiede am Kocherursprung auf heimatverein oberkochen de Abgerufen am 12 Januar 2019 Oberamt Aalen S 297 Oberamt Aalen S 291 Alfons Mager Der Kocher ein Naturdenkmal In Stadt Oberkochen Burgermeister Harald Gentsch Hrsg Oberkochen Geschichte Landschaft Alltag Oberkochen 1986 S 335 338 Website der Narrenzunft Oberkochener Schlagga Wascher e V Schlagg in Schwabisches Worterbuch auf stuttgarter nachrichten de Abgerufen am 12 Januar 2019 Dietrich Bantel Die vier grossten Oberkochener Hohlen In Stadt Oberkochen Burgermeister Harald Gentsch Hrsg Oberkochen Geschichte Landschaft Alltag Oberkochen 1986 ISBN 3 9801376 1 9 S 286 292 hier S 288 Dietrich Bantel Die Hohle im Schmiedestein auf heimatverein oberkochen de Abgerufen am 26 Februar 2019 48 7723 10 0962 Koordinaten 48 46 20 3 N 10 5 46 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlackenwasche Oberkochen amp oldid 193013613