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Die Schlacht bei Grunwald polnisch Bitwa pod Grunwaldem ist ein Historiengemalde des polnischen Malers Jan Matejko aus dem Jahr 1878 Das 426 Zentimeter hohe und 987 Zentimeter breite Bild ist in Ol auf Leinwand ausgefuhrt Es zeigt die in Deutschland unter dem Namen Schlacht bei Tannenberg bekannte Auseinandersetzung in der sich Polen und Litauen 1410 gegen den Deutschen Orden durchsetzten Matejko inszeniert im Zentrum des Bildes den Tod des Hochmeisters des Deutschen Ordens Ulrich von Jungingen Die Schlacht bei Grunwald befindet sich in der Sammlung des Nationalmuseums Warschau und gilt als das bekannteste Kunstwerk Polens Schlacht bei GrunwaldJan Matejko 1878426 987 cmOl auf LeinwandNationalmuseum Warschau Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entstehung 3 Tendenz 4 Eigentumer und Aufbewahrungsorte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Komposition von Matejkos grossen Gemalde ist ausserst komplex und kleinteilig Er folgte in seiner Darstellung der Chronik von Jan Dlugosz Links vom Zentrum befindet sich die Todesszene des Hochmeisters von Jungingen der in der weissen Tracht des Deutschen Ordens und auf einem weissen Pferd reitend gezeigt wird Er wird von zwei anonymen Bauern mit wildem Gesichtsausdruck getotet die von Danuta Batorska als Litauer identifiziert wurden 1 Der eine von ihnen tragt die Mauritiuslanze Im Zentrum des Bildes fuhrt der Grossfurst von Litauen Vytautas in rot gekleidet der zu Pferde und mit erhobenem Schwert gezeigt wird Hinter ihm befindet sich der polnische Konig Wladyslaw II Jagiello womit diesem eine untergeordnete Rolle in der Schlacht zugeschrieben wird Im Himmel uber dem Kampfgeschehen ist der Heilige Stanislaus der Schutzheilige Polens zu sehen Um die drei herausragenden Personlichkeiten des Hochmeisters Grossfursten und Konigs wird der Angriff der deutschen Ordensritter auf Wladyslaw II gezeigt wahrend in der linken oberen Bildecke die Einnahme des Lagers des Deutschen Ordens zu sehen ist Entstehung BearbeitenMatejko malte das Bild in der Zeit der Teilungen als es keinen eigenen polnischen Staat gab Daher war die Geschichte von der vernichtenden Niederlage die die Polen den Deutschen beigebracht hatten zu einem Geschichtsmythos geworden einer sinnstiftenden Erzahlung die in den Geschichtsbuchern wie etwa dem dreibandigen Werk Karol Szajnocha Jadwiga i Jagiello 1374 do 1413 1855 und 1861 sowie in der Historienmalerei zur Erwarmung der Herzen immer wieder neu erzahlt wurde Als nach der Reichsgrundung 1871 die Macht der preussischen Teilungsmacht enorm stieg fasste Matejko beeinflusst von Szajnochas Darstellung den Plan die Schlacht bei Grunwald zum Gegenstand eines Monumentalgemaldes zu machen 2 1874 fertigte er erste Studien an im Folgejahr begann er die Arbeiten auf der Leinwand 1878 schloss er die Arbeiten an dem Gemalde ab Er zeigte zum einen ein antiquarisches Interesse an der historischen Begebenheit was sich etwa in der historischen Treue des Kostums zeigte wahrend das Kampfgetummel seiner eigenen Imagination entsprang Im Jahr 1877 besuchte Matejko das historische Schlachtfeld was als ein Symbol fur die polnische Unabhangigkeit interpretiert wurde Sowohl Preussen als auch Russland erteilten ihm die Erlaubnis die polnischen Territorien unter ihrer Herrschaft zu betreten da sie bei einer Verweigerung negative Reaktionen befurchteten 1 Als Matejko seine Schlacht bei Grunwald am 28 September 1878 im Rathaus von Krakau erstmals der Offentlichkeit prasentierte stiess er auf enthusiastische Reaktionen 3 und am folgenden Tag verlieh der Rat der Stadt dem Kunstler ein goldenes Zepter um ihn als fuhrenden polnischen Kunstler auszuzeichnen 1879 wurde das Gemalde in Warschau Sankt Petersburg Berlin Lemberg und Budapest gezeigt 1880 schickte es Matejko in den Pariser Salon Der Kunstler erhielt sowohl einen Preis der franzosischen Regierung als auch eine Sevres Vase 1 Tendenz Bearbeiten nbsp Detail Der Tod Ulrich von JungingensMatejkos mit Wut gemaltes Bild gilt als sein hervorragendstes Werk 4 und als bekanntestes Gemalde Polens 5 Matejko zielte damit nicht auf eine wirklichkeitsgetreue Darstellung des mittelalterlichen Geschehens ab sondern er benutzte wie der amerikanische Kunsthistoriker Richard Brettell urteilt die Geschichte fur aktuelle politische Ziele und verkleidete einen grimmigen aber frustrierten Nationalismus unter dem Mantel der Historienmalerei 6 So lassen sich verschiedene Anachronismen in Bewaffnung und den Rustungen feststellen Auch dass der Hochmeister durch die Hand von einfachen Fusssoldaten fiel wird von der historischen Forschung heute bezweifelt 7 Matejko ladt den Tod Jungingens mit kunstlerischen Mitteln stark symbolisch auf indem er den einen der beiden Fussknechte die ihn attackieren als Henker mit roter Kapuze und Henkersbeil den anderen halbnackt als Heiden darstellt der aber die Heilige Lanze zum Stoss ansetzt Damit will der Maler die verbreitete These zum Ausdruck bringen der Deutsche Orden habe seinen Glauben verraten indem er das noch heidnische Grossfurstentum Litauen im 14 Jahrhundert mit Krieg uberzogen habe statt es durch Uberzeugung zum Christentum zu bekehren gleichzeitig habe er auch die deutsch polnische Freundschaft verraten als deren Symbol die Lanze gilt die Kaiser Otto III im Jahr 1000 dem spateren polnischen Konig Boleslaw Chrobry geschenkt haben soll Dafur werde der Hochmeister als hochster Reprasentant des Ordens nun mit dem Tode bestraft Weitere Symbole wie die sinkende Fahne des Deutschen Ordens und die Gestalt des Heiligen Stanislaus von Krakau die in den Wolken uber dem Geschehen schwebt vervollstandigen das Bildprogramm 8 Eigentumer und Aufbewahrungsorte Bearbeiten nbsp Die Schlacht bei Grunwald im Nationalmuseum WarschauBereits 1878 wurde das Gemalde von Dawid Rosenblum aus Warschau erworben Nach seinem Tod im Jahr 1902 erwarb die Gesellschaft zur Forderung der Schonen Kunste die Schlacht bei Grunwald und stellte sie offentlich in Warschau aus Es wurde im Nationalmuseum Warschau prasentiert Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gemalde evakuiert und vor den Deutschen versteckt Wahrend des Angriffs auf Warschau am 7 September 1939 wurde die Schlacht bei Grunwald von Stanislaw Mikulicz Radecki und den jungen Malern Stanislaw Ejsmond und Boleslaw Surallo auf einem Pferdewagen nach Lublin im Osten Polens verbracht Nach der Ankunft in der Stadt am Morgen des 9 September kamen beide Maler im Bombardement durch die deutsche Luftwaffe um Das Gemalde wurde im Muzeum Lubelskie von dessen Direktor Jozef Edward Dutkiewicz der Kuratorin Maria Zywirska einem weiteren Museumsmitarbeiter und einem Angestellten der Stadt versteckt Dies war notig weil die Besatzer die Schlacht bei Grunwald im Zuge der Germanisierungspolitik unter Hans Frank zur Zerstorung vorgesehen hatten Die Gestapo befragte in Warschau mehrfach die Ehefrau Stanislaw Ejsmonds Janina Ejsmond sowie die Angestellten des Nationalmuseums uber den Verbleib der Schlacht bei Grunwald auch suchten Angehorige der SS nach ihr Als diese Bemuhungen erfolglos blieben bot Joseph Goebbels eine Belohnung von erst zwei spater zehn Millionen Reichsmark fur ihre Auffindung 9 Das Gemalde war in einer Theke in der Bucherei des Museums versteckt Als die deutschen Besatzer diesen Raum 1941 beanspruchten wurde das Gemalde am 9 April 1941 aus dem Versteck entfernt und in Lublin vergraben Um von dem Versteck abzulenken wurde bereits 1940 eine fiktive Nachricht uber das polnische Radio in London verbreitet dass die Schlacht bei Grunwald sicher in der britischen Hauptstadt angekommen ware Die Besatzer setzten ihre Suche in Lublin aber fort in deren Verlauf mehrere Polen getotet wurden Am 17 Oktober 1944 wurde das Gemalde aus seinem Versteck geholt Es war in schlechtem Zustand die gesamte Oberflache mit Schimmel besetzt 10 1949 wurde das restaurierte Werk wieder im Nationalmuseum von Warschau ausgestellt 1990 2000 und 2012 wurden erneut Restaurierungen vorgenommen Literatur BearbeitenDanuta Batorska The Political Censorship of Jan Matejko In Art Journal 51 Nr 1 1992 S 57 63 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Battle of Grunwald by Jan Matejko Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Schlacht bei Grunwald auf culture pl englisch Marek Renzler Understanding Matejko s painting The Battle of Grunwald auf info poland buffalo edu englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Danuta Batorska The Political Censorship of Jan Matejko In Art Journal 51 Nr 1 1992 S 57 63 60 Witold Molik Polen Noch ist Polen nicht verloren In Monika Flacke Hrsg Mythen der Nationen Ein europaisches Panorama Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Dr Helmut Kohl Begleitband zur Ausstellung vom 20 Marz 1998 bis 9 Juni 1998 Kohler amp Amelang Munchen und Berlin 1998 S 302 f Witold Molik Polen Noch ist Polen nicht verloren In Monika Flacke Hrsg Mythen der Nationen Ein europaisches Panorama Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Dr Helmut Kohl Begleitband zur Ausstellung vom 20 Marz 1998 bis 9 Juni 1998 Kohler amp Amelang Munchen und Berlin 1998 S 303 Witold Molik Polen Noch ist Polen nicht verloren In Monika Flacke Hrsg Mythen der Nationen Ein europaisches Panorama Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Dr Helmut Kohl Begleitband zur Ausstellung vom 20 Marz 1998 bis 9 Juni 1998 Kohler amp Amelang Munchen und Berlin 1998 S 303 Schlacht um das kollektive Gedachtnis Wie Polen und Deutsche den Mythos Tannenberg beschworen PDF 68 2 KB In deutschlandradiokultur de 14 Juli 2010 archiviert vom Original am 5 Juni 2016 abgerufen am 11 Mai 2016 Richard Brettell Modern Art 1851 1929 Capitalism and Representation Oxford University Press 1999 S 198 Sven Ekdahl Die Schlacht bei Tannenberg 1410 Quellenkritische Untersuchungen Bd 1 Einfuhrung und Quellenlage Duncker amp Humblot Berlin 1982 Marek Renzler Understanding Matejko s painting The Battle of Grunwald Memento vom 8 Dezember 2006 im Internet Archive In info poland buffalo edu abgerufen am 14 August 2022 Danuta Batorska The Political Censorship of Jan Matejko In Art Journal 51 Nr 1 1992 S 61 Danuta Batorska The Political Censorship of Jan Matejko In Art Journal 51 Nr 1 1992 S 57 63 62 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Grunwald Gemalde amp oldid 225336159