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Der Schieferfalke Falco concolor ist ein etwas uber turmfalkengrosser Vertreter der Gattung Falken Falco innerhalb der Unterfamilie der Eigentlichen Falken Falconinae Im Aussehen ahnelt er sehr stark Vertretern der dunklen Morphe des etwas grosseren Eleonorenfalken mit dem der obligate Fernzieher auch die Uberwinterungsplatze auf Madagaskar teilt Schieferfalken haben ihre Brutzeit weitgehend mit dem Durchzugsgipfel kleiner palaarktischer Zugvogel synchronisiert von denen sie wahrend ihrer Brutzeit sich selbst und ihre Jungen ernahren Ihre weit verstreuten Brutkolonien liegen vor allem auf Felsklippen in der mittleren und ostlichen Sahara auf Inseln im Roten Meer sowie auf der Arabischen Halbinsel SchieferfalkeMannlicher SchieferfalkeSystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Falkenartige Falconiformes Familie Falkenartige Falconidae Unterfamilie Eigentliche Falken Falconinae Gattung Falken Falco Art SchieferfalkeWissenschaftlicher NameFalco concolorTemminck 1825Der Schieferfalke wurde lange Zeit von der IUCN als nicht gefahrdet least concern eingeschatzt Seit 2008 steht er auf der Liste der potentiell gefahrdeten Vogelarten da Beobachtungen in den Uberwinterungsgebieten gezeigt haben dass die Zahl der Falken deutlich gesunken ist 1 Statt der 100 000 Individuen die man fruher unterstellte geht man davon aus dass derzeit noch maximal 20 000 geschlechtsreife Individuen vorkommen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Stimme 2 Verbreitung und Lebensraum 2 1 Wanderungen 3 Nahrung und Nahrungserwerb 4 Brutbiologie 5 Systematik 6 Bestand und Bestandsentwicklung 7 Literatur 8 Quellen 9 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Schieferfalke im Uberwinterungsgebiet auf MadagaskarMit einer Grosse von 32 bis 37 und einer Spannweite von 75 bis 88 Zentimetern ist er etwas kleiner als der Eleonorenfalke und etwas grosser als der Baumfalke 2 Im Adultkleid sind Schieferfalken beiderlei Geschlechts blaugrau gefarbt Weibchen sind etwas dunkler sodass der beim Mannchen erkennbare Farbkontrast des gesamten Oberseitengefieders zu den fast schwarzlichen Handschwingen bei ihnen kaum auffallt Bei manchen Individuen sind Wangen Kehle und Hals etwas heller bei diesen zeichnet sich ein Bartstreif deutlich ab Die unbefiederten Partien um die Augen sowie die Wachshaut sind beim Mannchen leuchtend gelborange bei Weibchen blaulich diese Unterschiede bilden auch die einzige sichere Grundlage einer feldornithologischen Geschlechtsbestimmung da der reverse Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf Grosse und Masse beim Eleonorenfalken wie bei allen Falken nur undeutlich ausgepragt ist Die Laufe sind bei beiden Geschlechtern gelblich die Krallen schwarz Vogel bis zum zweiten Herbstkleid unterscheiden sich deutlich von Adulten Abgesehen von der geringeren Grosse ahneln sie stark weiblichen Eleonorenfalken der hellen Morphe Ihre Oberseite ist graubraun mit deutlich heller gesaumten Federrandern Die Unterseite auf rahmgelben oder isabellfarbenen Grund deutlich dunkel langsgestrichelt Die Oberseite des Kopfes ist dunkelgrau die Wangen gelblich ein Bartstreif ist meist deutlich erkennbar Die befiederten Partien um die Augen sowie die Wachshaut sind blaugrau Mit etwa 18 Monaten sind Schieferfalken ausgefarbt 3 Im Flug wirken Schieferfalken relativ grosskopfig und ausserordentlich langflugelig wobei vor allem die schlanken spitz zulaufenden Armschwingen auffallen Bei vielen Schieferfalken sind die mittleren Steuerfedern des insgesamt kurzen Schwanzes etwas verlangert 4 Stimme Bearbeiten In den Brutkolonien ist die Art akustisch sehr prasent vor allem in den spateren Nachmittagsstunden und am Abend Haufigster Ruf ist ein nicht besonders schnell gereihtes kii kii kii Daneben auch ein schrilles lautes Krii e kriie das vielfaltig variiert an Rufe des Turmfalkens erinnert Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Bekanntes Verbreitungsgebiet des Schieferfalkes orange Brutvorkommen blau UberwinterungsgebieteDie Brutverbreitung des Schieferfalkens ist nur zum Teil bekannt Er brutet im zentralen und sudostlichen Saharagebiet Libyens in Nord Zentral und Ostagypten in Israel Jordanien und Syrien in zerstreuten Kolonien entlang der West und Ostkuste der Arabischen Halbinsel sowie auf Felseninseln im Roten Meer Die sudlichsten Brutvorkommen liegen im zum Eritrea gehorenden Dahlak Archipel die ostlichsten auf Inseln im Persischen Golf sowie an der Kuste von Makran in Pakistan nbsp Mogliches Schieferfalkenhabitat in OmanSchieferfalken bruten in ariden weitgehend vegetationslosen Gebieten Ihre Brutplatze und Brutkolonien liegen auf Felsenklippen entlang von Steilkusten oder auf Koralleninseln wo sie ihre Nistplatze oft unter Mangroven oder in Quellerbestanden anlegen Die Brutplatze sind in manchen Gebieten sehr weit oft mehrere 100 Meter ja bis zu einigen Kilometern voneinander entfernt 5 bei geringem Platz aber gunstigem Nahrungsangebot wie zum Beispiel auf den Brutinseln im sudlichen Roten Meer konnen die Nestabstande weniger als 10 Meter betragen Wahrend der Brutzeit halten sich Schieferfalken vor allem in tiefgelegenen Gebieten und im Kustenbereich auf Im Winterquartier werden sie bis in Hohen von 1500 Metern angetroffen 6 Die Territorialitat der Art scheint stark vom durchschnittlichen Nahrungsangebot abzuhangen So wurden in einer israelischen Population die sich hauptsachlich von durchziehenden Kleinvogeln ernahrt keine territorial motivierten Aggressionen festgestellt wahrend Schieferfalken die auf einer der Kuste Omans vorgelagerten Insel bruteten jeweils einen Kustenabschnitt von etwa 70 Metern behaupteten 7 Wanderungen Bearbeiten Schieferfalken sind meist obligate Fernzieher mit Uberwinterungsgebieten vor allem auf Madagaskar und Kustengebieten in Mosambik Gelegentliche Winterbeobachtungen von Schieferfalken in den sudlichsten Verbreitungsgebieten lassen auf fallweise Uberwinterungen einiger Individuen im Brutgebiet schliessen 8 Der Wegzug beginnt nicht vor Mitte Oktober aber noch Mitte November halten sich Schieferfalken auf den Brutinseln im Roten Meer auf Die Hauptzugroute folgt dem Flusslauf des Nil und dem Grossen Afrikanischen Grabenbruch Westpopulationen uberfliegen in sudwestlicher Richtung den Golf von Aden um auf die Hauptzugstrasse zu stossen Die Winterquartiere werden gegen Ende November erreicht fruhestens Ende Februar beginnt der Heimzug Die Ankunft an den Brutplatzen erfolgt ab Ende April hauptsachlich aber im Mai Nahrung und Nahrungserwerb BearbeitenIm Nahrungserwerb gleicht die Art dem Eleonorenfalken Wahrend der Brutzeit ernahren Schieferfalken sich und ihre Nachkommenschaft ausschliesslich mit Vogeln hauptsachlich durchziehenden kleinen Singvogeln Die grossten Beutetiere sind Wiedehopfe und Flughuhner die Hauptbeute setzt sich jedoch aus kleineren Vogeln wie Laubsangern Wurgern und Seglern zusammen Die Haufigkeit der verschiedenen Arten im Nahrungsspektrum des Schieferfalken variiert sowohl regional als auch saisonal In der fruhen Zugzeit spielen palaarktische Fruhzieher wie Pirol oder Bienenfresser eine wichtige Rolle regional werden auch haufig Sturmschwalben erbeutet Ausserhalb der Brutzeit bilden verschiedene Grossinsekten wie Heuschrecken Grillen Libellen und Kafer die wichtigsten Nahrungsbestandteile Daneben werden noch Fledermause Eidechsen und kleine Saugetiere geschlagen Vogel spielen in dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle Brutbiologie BearbeitenSchieferfalken werden schon gegen Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif manche Weibchen bruten auch schon im ersten auf die Geburt folgenden Herbst erfolgreich doch meist sind mannliche wie weibliche Erstbruter ein Jahr alter Uber das Balzverhalten und die Dauer der Paarbindung ist nichts bekannt Schaufluge wahrend des Heimfluges konnten darauf hinweisen dass manche Schieferfalken schon verpaart oder zumindest angepaart die Brutplatze erreichen 9 Der Nistplatz liegt auf einer ebenen Stelle in einer Felsnische in Halbhohlen an Felsklippen auf den flachen Koralleninseln im Roten Meer auch auf dem Boden wenn moglich durch Busche oder Quellerbestande etwas beschattet In den Felsbrutplatzen werden nordexponierte Lagen bevorzugt Schieferfalken bruten in dichten Kolonien mit Nistplatzabstanden von wenigen Metern aber auch in lockeren Verbanden in denen die Entfernung zum Nachbarnest einige Kilometer betragen kann Gelegentlich werden auch Krahennester vor allem die des Wustenraben Corvus ruficollis als Nistplatz benutzt Die Nistmulde wird etwas ausgekratzt gelegentlich auch sparlich mit Zweigen ausgelegt Die Hauptbrutzeit ist mit dem regionalen Hauptdurchzug der Singvogelschwarme synchronisiert die Legezeit liegt zwischen Mitte Juli und Mitte August Das Gelege besteht aus 2 bis 3 1 bis 4 Eiern die im Durchschnitt 40 31 Millimeter messen und 22 Gramm wiegen Sie werden etwa 28 Tage hauptsachlich vom Weibchen bebrutet das in dieser Zeit vom Mannchen mit Nahrung versorgt wird Auch die Jungen werden ausschliesslich vom Weibchen mit der vom Mannchen herangebrachten Nahrung geatzt Uberschussige Beutetiere werden gelegentlich an kuhlen Stellen deponiert 10 Die Nestlingszeit dauert zwischen 32 und 38 Tagen Nach einer etwa dreiwochigen Fuhrungszeit sind die Jungen selbstandig Uber die Jugenddismigration ist nichts bekannt doch zeigen Beobachtungen beringter Falken eine sehr grosse Brutortstreue Systematik BearbeitenTrotz der in zum Teil isolierte Kolonien fragmentierten Brutverbreitung werden keine Subspezies unterschieden Genetische Analysen bestatigten die auch auf Grund morphologischer und verhaltensbiologischer Ahnlichkeiten vermutete nahe Verwandtschaft der Art mit dem Baumfalken und dem Eleonorenfalken Mit diesen bildet der Schieferfalke die monophyletische Untergattung Hypotriorchis innerhalb der Falconinae 11 Inwieweit noch andere Falken wie der Afrikanische Baumfalke Falco cuvieri oder der Malaienbaumfalke Falco serverus dieser Gruppe zuzuzahlen sind ist noch Gegenstand der Forschung Bestand und Bestandsentwicklung BearbeitenAuf Grund des grossen Verbreitungsgebietes und der weit verstreuten und meist unzuganglichen Brutplatze liegen keine detaillierten Bestandszahlen vor An den bekannten Brutplatzen bruten etwa 1000 Paare doch wurden erst in letzter Zeit zum Teil recht individuenstarke Kolonien in Israel und in Jordanien entdeckt 12 Es wird angenommen dass viele Kolonien bisher unentdeckt blieben In den Uberwinterungsgebieten ist der Schieferfalke etwa zehnmal haufiger als der Eleonorenfalke was unter Zugrundelegung der neuesten Bestandszahlen des Eleonorenfalken einer Gesamtpopulation von mindestens 100 000 Brutpaaren entsprechen wurde Birdlife international geht von einem Weltbestand von etwa 100 000 Individuen aus diese Schatzungen beruhen jedoch noch auf einer alten in der Zwischenzeit uberholten Bestandserfassung des Eleonorenfalkens 1 Der Bestand des Schieferfalkens ist zurzeit nicht gefahrdet Literatur BearbeitenMark Beaman und Steven Madge Handbuch der Vogelbestimmung Europa und Westpalaarktis Stuttgart 1998 S 209 und 248 ISBN 3 8001 3471 3 James Ferguson Lees David A Christie Raptors of the World Boston New York 2001 ISBN 0 618 12762 3 S 872 872 875 Tafel 100 S 277 Dick Forsman The Raptors of Europe and the Middle East Helm London 1999 S 485 491 ISBN 0 7136 6515 7 Benny Gensbol und Walther Thiede Greifvogel Alle europaischen Arten Bestimmungsmerkmale Flugbilder Biologie Verbreitung Gefahrdung Bestandsentwicklung Munchen 2005 ISBN 3 405 16641 1 Theodor Mebs und Daniel Schmidt Die Greifvogel Europas Nordafrikas und Vorderasiens Biologie Kennzeichen Bestande Stuttgart 2006 S 409 414 ISBN 3 440 09585 1 Michael Wink I Seibold F Lotfikhah und W Bednarek Molecular systematics of holarctic raptors Order Falconiformes In Chancellor R D Meyburg B U amp Ferrero J J Hrsg Holarctic Birds of Prey 29 48 1998 Adenex amp WWGBP Quellen Bearbeiten a b Factsheet auf BirdLife International Ferguson Lees amp Christie 2001 S 872 Forsman 2003 S 489 490 Forsman 2003 S 486 Mebs amp Schmidt 2006 S 410 Mebs amp Schmidt 2006 S 411 Mebs amp Schmidt 2006 S 411 Ferguson Lees amp Christie 2001 S 872 Ferguson Lees amp Christie S 874 Mebs amp Schmidt 2006 S 413 Wink amp Seibold et al 1998 Mebs amp Schmidt 2006 S 410Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schieferfalke Falco concolor Sammlung von Bildern Falco concolor in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2019 Eingestellt von BirdLife International 2019 Abgerufen am 12 September 2021 Schieferfalke Falco concolor bei Avibase Schieferfalke Falco concolor auf eBird org xeno canto Tonaufnahmen Schieferfalke Falco concolor Aufnahmen aus freier Natur auf www fokus natur de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schieferfalke amp oldid 236439942