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Heft und Schalenschneider ist ein im Bergischen Land und im vorbergischen Rheinland ausgestorbenes Handwerk zur Herstellung von Griffstucken fur Messer oder Werkzeuge in Form von Heften oder Schalen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Die Arbeitsablaufe 2 1 Vom Baumstamm zum Griffstuck 2 2 Die Veredelung 2 3 Der Reider 2 4 Wissenswertes 3 Zum Ausstellungsobjekt 3 1 Werkzeuge und Antrieb 3 2 Zur Geschichte 3 3 Zu Halle und Kotten 4 Einzelnachweise 5 WeblinksAllgemeines BearbeitenEin Heft und Schalenschneider stellte zwei unterschiedliche Arten von Griffstucken fur Messer oder Werkzeuge her Zum einen waren dies Hefte aus einem Stuck Holz welche mit Schlitzen versehenen wurden in die spater etwa eine Klinge eingesetzt wurde Zum anderen waren dies Halb Schalen die beiderseits an eine Klinge oder ein Werkzeug angesetzt wurden und damit den spateren Griff bildeten Das Handwerk des Heft oder Schalenschneiders entstand im Zuge der Industrialisierung und Spezialisierung im 19 Jahrhundert insbesondere im Solinger Raum In kleinen teils nebenberuflich betriebenen Handwerksbetrieben fertigten Heft und Schalenschneider ihre Produkte als Zulieferer fur die Solinger Schneidwarenindustrie Anschauungsmaterial zu diesem Beruf bietet im Besonderen der im Volksgarten in Langenfeld neben Haus Wagner in einer glasernen Ausstellungshalle wiederaufgebaute Schalenschneiderkotten des Wilhelm Jacobs aus Wiescheid Die hier beschriebenen Arbeitsablaufe basieren auf den vom Forderverein des Stadtmuseums in Langenfeld erarbeiteten Informationen sowie auf den Darstellungen eines vom Amt fur Landeskunde 1989 in dem Kotten gedrehten Films 1 nbsp Grosse Sage nbsp Plattensage nbsp Frase nbsp Kleine SageDie Arbeitsablaufe BearbeitenVom Baumstamm zum Griffstuck Bearbeiten source source source source source source source source Video Der Heft und Schalenschneider Wilhelm Jacobs in seiner Werkstatt 1989Die Arbeit des Heft und Schalenschneiders begann mit dem Sagen der angelieferten Baumstamme mittels Schrotsage Zweimann Zugsage auf dem Hof auf eine tragbare Lange hin Anschliessend wurden diese Stammabschnitte im Kotten mit einer Kreissage selbst weiter auf die Lange der spateren Hefte gebracht Sodann wurden etwa Rundungen und Borke des Stammholzes beseitigt sowie von den Stucken Scheiben so genannte Platten angefertigt Nach dieser Sagearbeit zur Breite erfolgte noch eine weitere zur Festlegung der Dicke der spateren Hefte Die Platten wurden dabei in quaderformige Holzabschnitte Kanten genannt den spateren Heften oder Schalen schon sehr ahnlich zerteilt Anschliessend wurden die Stucke auf grossen Rahmen die bei Wilhelm Jacobs mit Kaninchendraht bespannt waren in einer mit Holzabfallen beheizten Trockenkammer getrocknet Eine Frase mit entsprechenden Schablonen die der Heft und Schalenschneider aus Blech selbst anfertigte diente dann als Muster fur die anschliessende Frasarbeit Dabei wurden die Holzkanten in einen Frasschuh eingespannt und mittels der Schablone Facon genannt auf dem Frastisch an vier schnell rotierenden Messern vorbeigefuhrt Hierbei erhielt der kunftige Griff des Messers bereits seine erkennbare Form Danach wurden Heft oder Schale auf ihre endgultige Lange gesagt Mit einer Kopfmaschine bearbeitete man zudem noch das Ende in das die Messerklinge eingefuhrt werden sollte Die Veredelung Bearbeiten Der Heft und Schalenschneider Wilhelm Jacobs verarbeitete einheimisches Buchenholz oder Kirschbaumholz aber auch Tropenholz wie Palisander oder Teak Mussten Hefte oder Schalen gefarbt werden geschah dies mittels eines Bades in einer Beize Die Werkstucke wurden hierzu etwa sieben Tage lang mehrfach gekocht und in der Beize stehengelassen bis Hefte und Schalen vollstandig durchgefarbt waren Anschliessend wurden die Werkstucke auf Trocknungsrahmen an der Luft bei Eilauftragen auch im beheizten Trockenraum getrocknet Den nachsten Arbeitsgang bildete das Einwachsen der Holzstucke in einer Rommel zylindrische Trommel vergleichbar einer Waschmaschine durch Zugabe von Wachs Nach Entnahme der Wachskugeln erfolgte in der Rommel mittels Zugabe von Tuchern noch die Politur der Werkstucke Das Einschneiden der Hefte zum Einsetzen der Klinge bei Schalen nicht notwendig beendete danach die Tatigkeit des Heft und Schalenschneiders Der Reider Bearbeiten source source source source source source source source Video Solinger Schneidwarenindustrie der Einsteckreider Die Arbeit des Heft und Schalenschneiders setzte der sogenannte Reider fort der Heft oder Schalen einerseits sowie die Klinge oder Werkzeug andererseits zusammenfuhrte Auch dieser Beruf war ein Zulieferhandwerk welches oft in Heimarbeit ausgeubt wurde 2 Wissenswertes Bearbeiten Aus einem Faltblatt des Fordervereins Der untere Teil der Messerklinge an dem der Messergriff befestigt wird nannte sich im Fachjargon Erl Waren die Griffe einmal nicht gut getrocknet und schrumpfte das Holz nach dem Einsetzen der Klinge nannten es die Fachleute Der Erl wachst raus Um dem zu entgegnen gab es in vielen Messern drei Locher in denen die Klinge befestigt werden konnte Dies sollte das Zusammenpassen von Klinge und Griff selbst dann noch ermoglichen wenn sich das Holz einmal verziehen sollte Gute Messer werden im Ubrigen auch heute noch mit vollstandig durch den Griff durchgehenden Erl gefertigt nbsp Rommel zum Farben nbsp Teilansicht Kotten nbsp Sage und Trockenofen nbsp Hefte und FrasschablonenZum Ausstellungsobjekt BearbeitenWerkzeuge und Antrieb Bearbeiten Neben verschiedenen Sagen Zweimann Zug Sage Kreissagen kamen eine Rommel Farbe Wachs und Poliertrommel eine Frase mit Einspannvorrichtung Frasschuh und verschiedenen Frasmessern je vier bildeten einen Satz eine sogenannte Pliestscheibe Schleifscheibe aus Holz mit Leder und Schleifpapier zum Bearbeiten gerader Messergriffenden sowie zwei sogenannte Kopfmaschinen zum Einsatz Letztere dienten zur Bearbeitung des oberen Endes des Messergriffs in das spater die Klinge oder das Werkzeug eingesetzt wurde Eine der Maschinen wurde fur spitz zulaufende Messerhefte die andere fur gerade Hefte und angeschragte Schalen verwendet Alle diese Maschinen wurden von Wilhelm Jacobs 1920 selbst gebaut und bis Ende 1987 in seinem Kotten betrieben Angetrieben wurden sie von einem Elektromotor uber Transmissionsriemen Zur Geschichte Bearbeiten In dem Kotten fertigte der Schalenschneider Wilhelm Jacobs seit den 1920er Jahren mit Unterstutzung von bis zu sechs Personen aus Familie und Nachbarschaft bis in das Jahr 1988 hinein Messerhefte aus Holz fur die Solinger Schneidwarenindustrie Als er im Alter von 90 Jahren starb sollte seine Werkstatt eigentlich abgerissen werden Doch setzte sich Fritz Clees damals stellvertretender Burgermeister der Stadt Langenfeld dafur ein dass das technische Denkmal erhalten blieb Auf seine Initiative hin gab die Stadt ein Gutachten zur Bewertung des Hauses in Auftrag Unter Leitung von J Eberhardt aus Koln gelangte die Forschungsgruppe zu dem Ergebnis dass es sich bei dem Kotten um ein ganz aussergewohnliches technisches Denkmal handele Deshalb entschloss sich die Stadt mit Unterstutzung von Wissenschaftlern des Amtes fur Landeskunde in Bonn das Haus Stein fur Stein inklusive aller Geratschaften abzutragen und zu inventarisieren Zuvor wurde im Jahre 1989 durch das Amt fur Landeskunde in dem Haus mit ehemaligen Mitarbeitern des Schalenschneiders noch ein Film mit den Arbeitsablaufen gedreht Auf Anregung von Burgermeister Magnus Staehler beschloss der Stadtrat am 19 Dezember 2006 den Wiederaufbau des Kottens in einer glasernen Ausstellungshalle als Aussenstelle des Stadtmuseums Die Halle deren Einweihung am 12 August 2008 gefeiert wurde steht inzwischen einmal pro Monat sonntags oder aber nach Terminvereinbarung zu Besichtigungen zur Verfugung Zu Halle und Kotten Bearbeiten Die Halle um den Kotten herum misst zehn mal zwanzig Meter und wird von einem Aluminium Paneeldach uberspannt Der Kotten selbst ist 15 60 mal sechs Meter gross Die Kosten des Baus betrugen 355 000 EUR Informationstafeln an den Glasscheiben ermoglichen es den Besuchern auch ausserhalb der Fuhrungszeiten sich uber den Beruf des Heft und Schalenschneiders zu informieren Einzelnachweise Bearbeiten Claus Peter Peters Langenfeld im Wandel der Zeiten Eigenverlag 2013 Der Reider auf YouTube abgerufen am 22 Dezember 2019 Weblinks BearbeitenRP online Langenfeld Altes Handwerk hinter Glas VON MARTIN MONIKES zuletzt aktualisiert 2 Juli 2008 DerWesten 2000 Griffe in einer Woche Langenfeld 25 August 2008 NRZ langenfeld active city net Fuhrung im Schalenschneider Kotten Vom Baumstamm zum Messergriff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schalenschneider amp oldid 231122361