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Die saxonische Bruchschollentektonik auch saxonische Bruchtektonik oder falschlicherweise saxonische Orogenese und saxonische Gebirgsbildung genannt ist eine durch Bruchschollentektonik gekennzeichnete tektonische Phase im Mitteleuropa nordlich der Alpen Sie begann im Santonium Oberkreide vor rund 85 Millionen Jahren und wahrte bis ins spate Pliozan vor ca 2 Millionen Jahren Sie wurde hervorgerufen durch die Nord Drift der Afrikanischen Platte und deren vorgelagerte Kleinplatten gegen die Eurasische Platte Alpidische Gebirgsbildung wodurch sich der Druck auf die Erdkruste auch im heutigen Mitteleuropa erhohte Anders als in den alpidischen Gebirgsketten weiter sudlich in denen Deckenuberschiebungen mit Faltenbildung vorherrschten wurden in Mitteleuropa Krustenschollen entlang von Storungen gesenkt oder gehoben ohne dass es zu Faltungen kam Inhaltsverzeichnis 1 Erdgeschichtlicher Hintergrund 2 Auswirkungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenErdgeschichtlicher Hintergrund BearbeitenViele europaische Mittelgebirge sind durch die saxonische Bruchschollentektonik herausgehoben worden und werden daher auch als Bruchschollengebirge bezeichnet Die Gesteine dieser Gebirge weisen zwar Falten auf die Faltung geht jedoch auf eine bedeutend altere Gebirgsbildung zuruck die sogenannte Variszische Orogenese im Oberkarbon ca 340 320 mya Bei dieser Gebirgsbildung entstanden aber nicht nur Falten sondern die tektonischen Krafte fuhrten auch zur Ausbildung eines regelrechten Netzes aus Storungen welches den gesamten Gebirgsstock noch heute durchzieht Nachdem das Variszische Hochgebirge im Perm weitgehend abgetragen war wurde es da sich in den darauf folgenden geologischen Zeitaltern Trias Jura weite Bereiche Europas absenkten von machtigen Meeres und Festlandssedimenten uberlagert man spricht daher fortan vom Variszischen Grundgebirge im Gegensatz dazu heissen die auflagernden Schichten Deckgebirge Anm 1 Ab der Oberkreide anderte sich die tektonische Situation grundlegend Durch die Norddrift der Afrikanischen Platte wurde Druck aus sudlichen Richtungen auf die europaische Kruste ausgeubt zunachst durch die beginnende Kollision der Iberischen Platte Anm 2 mit Europa aus Sudwesten ab dem fruhen Tertiar Palaozan oder Eozan direkt von Suden aus dem Alpenraum Dieser Druck wurde abgebaut indem im Grundgebirge an den bereits variszisch angelegten Storungen mehr oder weniger vertikale Ausweichbewegungen stattfanden Anm 3 von denen naturlich auch das Deckgebirge daruber ergriffen wurde Dadurch pauste sich das variszische Storungsnetz bis zur Erdoberflache durch Hierbei werden drei Hauptstorrichtungen unterschieden NO SW bezeichnet als variszisch oder erzgebirgisch NW SO herzynisch harzisch und NNO SSW rheinisch Viele Gebirgszuge und Flusstaler in Mitteleuropa folgen diesen Richtungen Auswirkungen BearbeitenDie vertikalen Ausweichbewegungen der mitteleuropaischen Kruste finden ihren Ausdruck in der Kleinkammerung der deutschen Mittelgebirgslandschaft mit Horst und Grabenstrukturen Auffallend sind tektonische Gebilde wie Pultschollen die zwar horstartig aber an einer der begrenzenden Hauptstorungen bevorzugt herausgedruckt wurden Die heutigen deutschen Mittelgebirge wie Harz Thuringer Wald oder Schwarzwald sind Bruchschollen die so weit angehoben wurden dass das gesamte Deckgebirge abgetragen wurde und dort heute wieder das Variszische Grundgebirge freiliegt Im Gegensatz dazu wurden einige Schollen deutlich abgesenkt und mit zusatzlichen Sedimenten gefullt Das grosste derartige Gebiet in Mitteleuropa ist der Oberrheingraben An den reaktivierten variszischen Storungen kam es in einigen Fallen auch zu vulkanischer Aktivitat Die bekanntesten Beispiele dafur in Deutschland sind die Vulkaneifel der Westerwald der Vogelsberg und die Rhon Die letzten bedeutenden saxonischen Bewegungen fanden mit der Hebung des Rheinischen Schiefergebirges bzw der Einsenkung des Niederrheingrabens im Pliozan statt Aber streng genommen ist die saxonische Phase noch nicht beendet Der Druck aus dem Alpenraum fuhrt heute zu spurbaren sehr selten auch starkeren Erdbeben die meistens in Sudwest und Westdeutschland insbesondere entlang des Rheins aber auch weiter ostlich im Vogtland auftreten Literatur BearbeitenJ Kley T Voigt Late Cretaceous intraplate thrusting in central Europe Effect of Africa Iberia Europe convergence not Alpine collision In Geology Band 36 Nr 11 2008 S 839 842 doi 10 1130 G24930A 1 Hans Murawski Geologisches Worterbuch 8 Auflage Enke Stuttgart 1983 ISBN 3 432 84108 6 S 280 Roland Walter et al Geologie von Mitteleuropa 5 Auflage Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1992 ISBN 3 510 65149 9 P A Ziegler S Cloetingh J D van Wees Dynamics of intra plate compressional deformation the Alpine foreland and other examples In Tectonophysics Band 252 Nr 1 1995 S 7 59 doi 10 1016 0040 1951 95 00102 6 Weblinks BearbeitenSeismizitat bzw Erdbebentatigkeit in Deutschland Webseite Helmholtz Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ Jonas Kley Saxonische Tektonik im 21 Jahrhundert Saxonian tectonics in the 21st century In Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft fur Geowissenschaften 164 2 295 311 Juni 2013 Anmerkungen Bearbeiten Auch im Perm gab es bereits Absenkungsgebiete die allerdings raumlich relativ eng begrenzt waren An der fruheren Position dieser permischen Sedimentbecken treten heute die regional jeweils grossten Machtigkeiten im Deckgebirge auf Im Wesentlichen die heutige Iberische Halbinsel Sie loste sich im Mesozoikum von Afrika und Europa ab fuhrte dann ein kurzes Eigenleben und wurde durch die Norddrift Afrikas zwischen Westeuropa und Afrika eingequetscht Findet an einer alten Storung erneut Bewegung statt spricht man auch von einer Reaktivierung der Storung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saxonische Bruchschollentektonik amp oldid 221433588