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Eine Kombination gemeinsamer Merkmale von Klangverbindungen die als Element der musikalischen Sprache eines Komponisten oder einer Epoche gelten kann wird in der Musiktheorie als Satzmodell bezeichnet Zu solchen mehrstimmigen Konstrukten zahlen also u a alle Arten von Kadenzen Sequenzen Kanons und andere Satzstrukturen die durch ein relativ einfaches Prinzip bestimmt sind sowie weitere Wendungen die haufiger zu bestimmten Zwecken wie z B einer Modulation der Eroffnung eines Abschnitts oder der Ankundigung eines Abschlusses verwendet werden Die verstarkte Beachtung von Satzmodellen im musiktheoretischen Diskurs hat zu einem veranderten Verstandnis von kreativen Vorgangen wie Improvisation und Komposition und von asthetischen Vorstellungen wie Tonalitat und Originalitat sowie zur Entwicklung neuer Unterrichtsmethoden beigetragen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsverwendung Definition 2 Beispiele 3 Unterscheidungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBegriffsverwendung Definition BearbeitenGangig ist der Begriff in der deutschsprachigen Musiktheorie spatestens seit den 1980er Jahren 2 Als Synonyme wurden zuvor und werden seitdem auch Bezeichnungen wie Satzmuster Formel Satztyp Typus oder Topos verwendet 3 Erste Definitionsversuche gab es in jungerer Zeit Oliver Schwab Felisch bezieht sich auf die Modelltheorie Herbert Stachowiaks und definiert Satzmodelle als musikalische Modelle die durch den Aspekt Tonhohe bestimmt und mehrstimmig sind das Regelsystem des Kontrapunkts voraussetzen auf Beziehungen zwischen verschiedenen Stucken beruhen Intertextualitat motivische Beziehungen innerhalb eines Stucks begrunden keine Satzmodelle auf einer ausreichend grossen Anzahl solcher Stucke und nicht allzu individuellen Gemeinsamkeiten basieren andernfalls lage ein Zitat oder eine Entlehnung vor diminuiert im Sinne von umspielt werden konnen sich nur auf Ausschnitte einer Komposition nicht auf eine Komposition insgesamt beziehen lassen lokale Ausdehnung 4 In der angelsachsischen Musiktheorie ist insbesondere durch Robert Gjerdingen der Begriff Schema verbreitet Dieser Begriff stammt aus der Psychologie und stellt wahrnehmungspsychologische und erkenntnistheoretische Aspekte musikalischer Modelle generell sowie die von Satzmodellen im Besonderen in den Vordergrund Schema is thus a shorthand for a packet of knowledge be it an abstracted prototype a well learned exemplar a theory intuited about the nature of things and their meanings or just the attunement of a cluster of cortical neurons to some regularity in the environment Knowing relevant schemata allows one to make useful comparisons or as the saying goes to avoid comparing apples with oranges 5 Um den Grossteil der etwa 50 Schemata die Robert Gjerdingen in seinem Buch Music in the Galant Style beschreibt gegenuber diesem sehr allgemeinen Modellbegriff genauer einzugrenzen hat David Temperley fur sie die Bezeichnung scale degree schemata eingefuhrt da Gjerdingen die meisten von ihnen durch den Ort ihrer Gerusttone auf der jeweils zugrunde liegenden Dur oder Moll Skala definiert 6 Beispiele BearbeitenCadenza doppia Fauxbourdon Sextakkordkette Folia Fonte Horngang Karussell Lamentobass Monte Motivo di cadenza Oktavregel Omnibus Parallelismus Passamezzo antico Quintanstiegssequenz Rhythm Changes Romanesca Voglerscher Tonkreis TeufelsmuhleUnterscheidungen BearbeitenIn welchem Masse Satzmodelle voneinander abgegrenzt und auf welche Weise sie klassifiziert werden sollten ist abhangig vom jeweiligen Zweck der mit einer Differenzierung bzw Klassifizierung verbunden sein soll So wird es in manchen Situationen ausreichend sein das folgende Beispiel aufgrund der Grundtonfolge c f h e als Quintfallsequenz einzustufen In anderen Situationen kann es hingegen sinnvoll erscheinen dieses Sequenzmuster etwa als 2 6 Sequenz von der 7 7 Sequenz zu unterscheiden wie dies z B Georg Friedrich Handel in seinen Generalbassubungen implizit tut 7 nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du 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Kassel 1998 Bd 1 Grundkurs ISBN 3 7618 1159 4 Bd 2 Aufbaukurs ISBN 3 7618 1160 8 Ulrich Kaiser Was ist ein musikalisches Modell In Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie 4 3 2007 S 275 289 online Ulrich Kaiser Vom Satzmodell zum Modell In Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie 13 2016 S 135 153 online Oliver Schwab Felisch Umriss eines allgemeinen Begriffs des musikalischen Satzmodells In Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie 4 3 2007 S 291 304 online Oliver Schwab Felisch Art Satzmodell In Lexikon der Systematischen Musikwissenschaft Handbuch der Systematischen Musikwissenschaft 6 Laaber Laaber Verlag 2010 ISBN 978 3 89007 566 2 S 415 419 David Temperley Rezension von Robert Gjerdingen Music in the Galant Style In Journal of Music Theory 50 2006 S 277 290 Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie Themenheft Satzmodelle 4 1 2 2007 ISSN 1862 6742 online Einzelnachweise Bearbeiten Ein Beispiel fur eine Gehorbildungsschule die Satzmodelle vermittelt ist Kaiser 1998 Siehe z B Jans 1986 Siehe Aerts 2007 Schwab Felisch 2010 Gjerdingen 2007 S 11 Temperley 2006 S 278 Siehe Holtmeier u a 2013 S 121 137 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satzmodell Musik amp oldid 223269900