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Die Salmlerartigen Characiformes auch Salmler oder Salmlerfische genannt sind eine Ordnung der Knochenfische Sie umfasst mehr als 2200 Arten 1 u a die Piranhas und Neonsalmler Einige Arten werden als Speisefische genutzt viele Arten sind aufgrund ihrer Farbenpracht beliebte Susswasserzierfische SalmlerartigeSternflecksalmler Pristella maxillaris SystematikTeilklasse Echte Knochenfische Teleostei Uberkohorte ClupeocephalaKohorte OtomorphaUnterkohorte OstariophysiOtophysaOrdnung SalmlerartigeWissenschaftlicher NameCharaciformesGoodrich 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 3 Lebensweise 4 Aussere Systematik 5 Innere Systematik 6 Fossiluberlieferung 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksVerbreitung BearbeitenDie Salmlerartigen kommen uberwiegend in tropischen Seen und Flussen in Sudamerika Zentralamerika und in Afrika sudlich der Sahara sowie im Nil vor Dabei lebt in Afrika mit etwas mehr als 230 Arten nur ein kleiner Teil der Gesamtartenzahl In Amerika reicht das Areal im Norden bis Texas im Suden westlich der Anden bis zur Isla del Chiloe Chile 2 und ostlich der Anden bis zum Arroyo Valcheta in der Provinz Rio Negro In den Anden werden einzelne Arten bis in uber 3000 m Hohe angetroffen Alle Salmler sind strikte Susswasserbewohner und meiden bereits Brackwasser Dies in Verbindung mit ihrem Vorkommen in Amerika und Afrika legt nahe dass sie sich bereits wahrend der Kreidezeit in ihre wesentlichen Abstammungslinien diversifiziert haben Merkmale BearbeitenDie Ordnung der Salmlerartigen ist vielgestaltig die meisten Arten sind aber von barbenartiger Gestalt aalahnlich langgestreckte Formen oder abgeflachte Bodenbewohner fehlen jedoch Die Salmler Amerikas haben vielfaltigere Korperformen hervorgebracht als die afrikanischen Salmler Wie alle Ostariophysi sind die Salmlerartigen insbesondere durch den Weberschen Apparat der hier einfach gebaut ist und eine Reihe knochriger Strukturen zwischen Schwimmblase und dem inneren Ohr gekennzeichnet Kennzeichen der meisten Characiformes sind eine kleine Fettflosse zwischen Ruckenflosse und Schwanzflosse sowie der Besitz von kraftigen Zahnen Die Bezahnung im Oberkiefer liegt normalerweise auf dem Pramaxillare Das Maxillare ist meist nicht oder nur schwach bezahnt Weiterhin konnen das Pterygoid und Palatinum bezahnt sein Die Kieferzahne sind mehrspitzig Bei den Breitlingssalmlern Curimatidae fehlen die Zahne im Alter Der Oberkiefer ist nicht vollstandig vorstulpbar Ausnahmen sind die Keulensalmler Hemiodontidae und die Barbensalmler Prochilodontidae Schlundzahne sind normalerweise vorhanden aber nur bei den Engmaulsalmler Anostomidae ahnlich spezialisiert wie bei den Karpfenartigen Cypriniformes Barteln fehlen die Anzahl der Branchiostegalstrahlen liegt bei drei bis funf Der Korper ist normalerweise mit Rundschuppen bedeckt Kammschuppen oder kammschuppenahnliche Schuppen treten nur bei den Geradsalmlern sowie einigen wenigen Arten der Characoidei auf Der Kopf ist unbeschuppt Auch am Korper ganz ohne Schuppen sind nur ausgewachsene Vertreter der in Patagonien lebenden Art Gymnocharacinus bergii die zudem keine Fettflosse hat Die Bauchflossen werden von funf bis zwolf Flossenstrahlen gestutzt die Schwanzflosse hat normalerweise 19 Hauptflossenstrahlen Die Afterflosse ist kurz oder gemassigt lang mit weniger als 45 Flossenstrahlen Alle Flossenstrahlen sind Weichstrahlen Bei den Mannchen konnen die Flossenstrahlen der After und Bauchflossen kleine Hakchen aufweisen Die erste Hypuralia ist durch eine Lucke vom Wirbelkorper getrennt Eine solche Lucke fehlt bei den meisten anderen niederen Teleostei Die Seitenlinie ist manchmal unvollstandig Salmlerartige sind Physostomen die zweigeteilte Schwimmblase steht mit dem Darm in Verbindung Sie dient einigen Raubsalmlern Erythrinus amp Hoplerythrinus sowie einigen Schlanksalmler der Gattung Lebiasina als zusatzliches Atmungsorgan Viele Salmlerartige sind sehr farbenfroh viele auch silbrig Die grosste Art ist der 1 40 Meter lange Riesen Tigersalmler aus dem Kongo Einige Arten bleiben auch unter einer Lange von drei Zentimetern die kleinste wird 13 Millimeter lang Lebensweise BearbeitenViele Salmlerarten werden in der Literatur als Schwarmfische bezeichnet Die meisten als Schwarmfische bezeichneten Salmlerarten zeigen aber nur beim Auftreten einer vermeintlichen Gefahr echtes Schwarmverhalten Ohne diesen ausseren Einfluss wird die Schwarmformation zugunsten eines lockeren Gruppenverbands mit einem bestimmten Individualabstand aufgegeben Dabei konnen vorubergehend Kleinstreviere gebildet werden die durch ein ritualisiertes Kampfverhalten ahnlich dem von Buntbarschen abgegrenzt und verteidigt werden Dies und auch die gelegentlich zu beobachtende Rangordnung setzen voraus dass sich Mitglieder untereinander individuell kennen was nicht der verhaltensbiologischen Definition echter Schwarmfische entspricht Einer der wenigen echten Schwarmfische unter den Salmlern ist der Rotkopfsalmler Hemigrammus bleheri 3 Salmler ernahren sich als Fleisch Alles oder Pflanzenfresser Zu den Fleischfressern gehoren die in grosseren Gruppen lebenden Piranhas sowie langgestreckte Raubfische wie die Spindel und Raubsalmler die Amerikanischen und die Afrikanischen Hechtsalmler Der Wimpelpiranha Catoprion mento Gnathodolus bidens und Probolodus heterostomus sind Schuppenfresser Die Distichodontidae Gattungen Belonophago Eugnathichthys Ichthyborus amp Phago ernahren sich hauptsachlich von den Flossen anderer Fische Zu den Pflanzenfressern zahlen der Schwarze Pacu die Metynnis und die Myleus Arten Nur wenige Salmler betreiben Brutpflege der Laich wird meist in Pflanzen abgesetzt Einige Salmlerartige konnen akustisch mit Tonen die durch die mit Hilfe von Trommelmuskeln in Vibrationen versetzte Schwimmblase erzeugt werden miteinander kommunizieren Die chorartigen Laute der Prochilodus konnen auch ausserhalb des Wassers wahrgenommen werden und dienen einheimischen Fischern zum Auffinden der Schwarme nbsp Welse wie Hypancistrus zebra gehoren zu den nachsten Verwandten der Salmlerartigen Aussere Systematik BearbeitenDie Salmlerartigen gehoren zu den Ostariophysi zu denen auch die Karpfenartigen Cypriniformes und die Welsartigen Siluriformes gehoren Sie stehen allein in der Uberordnung Characiphysae und sind die Schwestergruppe der Siluriphysae Welsartige und Neuwelt Messerfische Ihre phylogenetischen Beziehungen sind in folgendem Kladogramm dargestellt 4 Otomorpha Clupei Heringsartige Clupeiformes Alepocephali Alepocephaliformes Ostariophysi Anotophysa Sandfischartige Gonorynchiformes Otophysa Cypriniphysae Karpfenartige Cypriniformes Characiphysae Salmlerartige Characiformes Siluriphysae Neuwelt Messerfische Gymnotiformes Welsartige Siluriformes Vorlage Klade Wartung StyleInnere Systematik BearbeitenEs gibt mehr als 2200 Arten in ca 270 Gattungen 25 Familien und zwei Unterordnungen 5 nbsp Zebra Geradsalmler Distichodus sexfasciatus nbsp Blauer Kongosalmler Phenacogrammus interruptus nbsp Prachtkopfsteher Anostomus anostomus nbsp Schlusslicht Drachenflosser Gnathocharax steindachneri nbsp Iguanodectes sp Unterordnung Geradsalmler Citharinoidei Afrika Familie Eigentliche Geradsalmler Citharinidae Familie Distichodontidae Unterordnung Characoidei Afrika Sud und Mittelamerika Familie Pracht und Bodensalmler Crenuchidae Unterfamilie Prachtsalmler Crenuchinae Unterfamilie Bodensalmler Characidiinae Familie Afrikanische Salmler Alestidae Familie Afrikanische Hechtsalmler Hepsetidae Uberfamilie Erythrinoidea Familie Raubsalmler Erythrinidae Familie Tarumaniidae 6 Familie Algensalmler Parodontidae Familie Wolfssalmler Cynodontidae Familie Keulensalmler Hemiodontidae Familie Sagesalmler Serrasalmidae Uberfamilie Anostomoidea Familie Engmaulsalmler Anostomidae Familie Kopfsteher Chilodontidae Familie Breitlingssalmler Curimatidae Familie Barbensalmler Prochilodontidae Familie Amerikanische Hechtsalmler Ctenoluciidae Familie Schlanksalmler Lebiasinidae Familie Chalceidae Familie Acestrorhynchidae Unterfamilie Acestrorhynchinae Unterfamilie Roestinae Unterfamilie Heterocharacinae Familie Iguanodectidae Familie Bryconidae Familie Beilbauchsalmler Gasteropelecidae Familie Triportheidae Unterfamilie Triportheinae Unterfamilie Agoniatinae Unterfamilie Clupeacharacinae Familie Echte Salmler Characidae Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zeigt folgendes Kladogramm 7 Characiformes Geradsalmler Citharinoidei Eigentliche Geradsalmler Citharinidae Distichodontidae Characoidei Pracht und Bodensalmler Crenuchidae Schlanksalmler Lebiasinidae Amerikanische Hechtsalmler Ctenoluciidae Afrikanischer Grossschuppensalmler Arnoldichthys spilopterus Afrikanische Hechtsalmler Hepsetidae Afrikanische Salmler Alestidae Wolfssalmler Cynodontidae Erythrinoidea Raubsalmler Erythrinidae Tarumaniidae 6 Sagesalmler Serrasalmidae Parodontidae Keulensalmler Hemiodontidae Anostomoidea Engmaulsalmler Anostomidae Barbensalmler Prochilodontidae Breitlingssalmler Curimatidae amp Kopfsteher Chilodontidae Chalceidae Iguanodectidae Acestrorhynchidae Bryconidae Triportheidae Beilbauchsalmler Gasteropelecidae Echte Salmler Characidae Vorlage Klade Wartung StyleOb es sich bei den Salmlerartigen tatsachlich um ein Monophylum handelt also um eine systematische Einheit die den letzten gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthalt wurde Anfang 2017 in Frage gestellt Einer im Februar 2017 veroffentlichten Studie zufolge ist die Unterordnung Characoidei die Schwestergruppe der Welsartigen Siluriformes also naher mit diesen verwandt als mit der Unterordnung Citharinoidei Letztere ist die Schwestergruppe der von Characoidei und Siluriformes gebildeten Klade 8 Den Ergebnissen dieser Studie wurde jedoch kurz darauf von anderer Seite widersprochen 9 Fossiluberlieferung BearbeitenDas alteste Fossil eines salmlerahnlichen Fisches stammt aus dem Albium die chronostratigraphisch hochste Stufe in der Unterkreide Santanichthys aus Brasilien war wahrscheinlich marin oder lebte in Brackwasser und ist wahrscheinlich der alteste Salmlerartige oder der alteste Otophysier Weiter fossile Salmlerartige sind Sorbincharax aus der ausgestorbenen Familie Sorbincharacidae Paleohoplias und Tiupampichthys aus Sudamerika Eocitharinus moglicherweise ein Vertreter der afrikanischen Unterordnung Citharinoidei und Mahengecharax moglicherweise die Schwesterart der Alestidae Die rezente Gattung Brycon ist schon aus dem Oligozan bekannt Tetragonopterus und Triportheus seit dem Miozan 10 Literatur BearbeitenKurt Fiedler Lehrbuch der Speziellen Zoologie 2 Band 2 Teil Fische Gustav Fischer Verlag Jena 1991 ISBN 3 334 00339 6 Joseph S Nelson Fishes of the World John Wiley amp Sons 2006 ISBN 0 471 25031 7 Gunther Sterba Susswasserfische der Welt 2 Auflage Urania Leipzig Jena Berlin 1990 ISBN 3 332 00109 4 Petru Banaescu Zoogeography of Fresh Waters Aula Verlag Wiesbaden 1990 ISBN 3 89104 480 1 Einzelnachweise Bearbeiten Fricke Eschmeyer amp Fong Eschmeyer s Catalog of Fishes Abgerufen am 24 Juli 2020 Campos et al Presencia de Cheirodon australe Pisces Characidae en Lago Tarahuin Isla Grande de Chiloe 42º40 S Chile y su Significado Zoogeografico Medio Ambiente 1996 13 1 69 79 Wolfgang Staeck Salmler aus Sudamerika Verlag Dahne 2008 ISBN 3 935175 41 8 S 53 56 Betancur R R Wiley E O Arratia G et al Phylogenetic classification of bony fishes BMC Evol Biol 17 162 2017 doi 10 1186 s12862 017 0958 3 Claudio Oliveira et al Phylogenetic relationships within the speciose family Characidae Teleostei Ostariophysi Characiformes based on multilocus analysis and extensive ingroup sampling BMC Evolutionary Biology 2011 11 275 doi 10 1186 1471 2148 11 275 a b Mario de Pinna Jansen Zuanon Lucia Rapp Py Daniel Paulo Petry 2017 A new family of neotropical freshwater fishes from deep fossorial Amazonian habitat with a reappraisal of morphological characiform phylogeny Teleostei Ostariophysi Zoological Journal of the Linnean Society XX 1 31 doi 10 1093 zoolinnean zlx028 Mirande J M 2018 Morphology molecules and the phylogeny of Characidae Teleostei Characiformes Cladistics Juni 2018 doi 10 1111 cla 12345 Prosanta Chakrabarty Brant C Faircloth Fernando Alda William B Ludt Caleb D McMahan Thomas J Near Alex Dornburg James S Albert Jairo Arroyave Melanie L J Stiassny Laurie Sorenson Michael E Alfaro Phylogenomic Systematics of Ostariophysan fishes Ultraconserved Elements Support the Surprising Non monophyly of Characiformes Systematic Biology Volume 66 Issue 6 1 November 2017 Pages 881 895 DOI 10 1093 sysbio syx038 Betancur R R D Arcila R P Vari L C Hughes C Oliveira M H Sabaj and G Orti 2019 Phylogenomic incongruence hypothesis testing and taxonomic sampling The monophyly of characiform fishes Evolution 73 329 345 doi 10 1111 evo 13649 K A Frickhinger Fossilien Atlas Fische Mergus Verlag Melle 1999 ISBN 3 88244 018 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Salmlerartige Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Salmlerartige auf Fishbase org englisch Tree of Life Web Project Characiformes Tetras piranhas hatchetfishes headstanders pencilfishes and their relatives Salmler Ubersicht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Salmlerartige amp oldid 227301992