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40 013194444444 34 61925 Koordinaten 40 0 47 5 N 34 37 9 3 OSudburg Grundmauern der Sudburg im Hintergrund Eingang zur HieroglyphenkammerAls Sudburg wird in der Forschung ein Baukomplex in der hethitischen Hauptstadt Ḫattusa bezeichnet Die dort zuerst gefundenen Mauerreste sind Teile einer phrygischen Befestigungsanlage Bekannt ist der Fundort jedoch wegen einer darunter ergrabenen Kammer mit einer Inschrift in luwischen Hieroglyphen die eines der spatesten Dokumente aus der Zeit des hethitischen Grossreichs darstellt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Phrygische Burg 3 Hethitische Kultanlage 3 1 Uberblick 3 2 Hieroglyphenkammer 3 2 1 Reliefs 3 2 2 Inschrift 3 3 Tempel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lageplan nbsp Kammer 1Die Ausgrabungsstatte von Ḫattusa liegt beim Ort Bogazkale im gleichnamigen Bezirk der zentralturkischen Provinz Corum Der Komplex der Sudburg befindet sich im Osten des Stadtgelandes sudlich von der Konigsburg Buyukkale Sudostlich davon liegen die beiden Ostteiche die zusammen mit den Sudteichen der Wasserversorgung der Stadt dienten aber auch kultische Bedeutung hatten Im Westen fuhrt heute die vom Konigstor kommende Fahrstrasse vorbei uber die man das Gelande besichtigen kann Auf der gegenuberliegenden Strassenseite liegt der Felsen Nisantepe mit der Nisantas genannten Felsinschrift des Suppiluliuma II des letzten bekannten Grosskonigs des Hethiterreiches Phrygische Burg BearbeitenDie Anlage der Sudburg hat annahernd die Form eines langgestreckten Rechtecks das Masse von etwa 90 170 Metern hat und von Sudwesten nach Nordosten ausgerichtet ist Von den Aussenmauern sind lediglich Fundamente erhalten die eine Starke von bis zu vier Metern haben Auf diesen Sockeln aus Bruchsteinen waren die eisenzeitlichen phrygischen Befestigungsmauern mit Turmen und Zinnen ebenso wie die hethitischen Gebaude aus Holzfachwerk und Lehmziegeln aufgemauert Im Innenbereich der Burganlage sind Grundmauern von unterschiedlichen Gebauden Wohnhauser Werkstatten und Lagerraume erhalten Im Nordwesten befand sich vermutlich das einzige Tor der Burg durch das man das Gelande heute noch betritt Hethitische Kultanlage BearbeitenBei den Ausgrabungen des Deutschen Archaologischen Instituts in Ḫattusa unter Peter Neve kamen zwischen 1988 und 1992 Teile einer kultischen Anlage zum Vorschein die mit den ostlich gelegenen Teichen in Zusammenhang stand Uberblick Bearbeiten Nachdem zunachst angenommen wurde dass die Teiche von Quellen im hohergelegenen Gelande gespeist wurden 1 stellten Andreas Schachner und Hartmut Wittenberg in den 2010er Jahren in einer Untersuchung fest dass das einerseits technische Probleme bedeutet hatte und wohl auch nicht ausreichend gewesen ware Sie gehen stattdessen von einer Fullung durch Einsickern aus Grundwasserhorizonten aus die von den hethitischen Ingenieuren angeschnitten wurden 2 Die Teiche dienten zum einen der Wasserversorgung der Stadt zum anderen hatten sie eine im Folgenden beschriebene kultische Funktion Der an die Sudburg anschliessende Teich hatte eine Flache von etwa 6000 m An der Nordwestseite war ein etwa 30 Meter breiter Staudamm vorgelagert auf dessen sparlichen Resten spater die phrygische Befestigungsmauer aufgebaut wurde Mittig westlich des Staudamms in der Achse des Teiches gab es eine vier mal funf Meter grosse Anlage unbestimmter Funktion von der nur noch die untere Steinreihe vorhanden ist An den Ecken des Teichs waren zwei Kammern mit einem parabolischen Gewolbe aus sauber gearbeiteten Kalksteinblocken errichtet die sich nach innen verjungten Kammer 1 ist auf die westliche Ecke des Teichs ausgerichtet Kammer 2 auf die Nordecke Von beiden Kammern waren Teile in situ unter der phrygischen Burgmauer erhalten einzelne Steine waren in der Mauer als Spolien verbaut sodass sie nach der Freilegung nicht nur zeichnerisch sondern auch baulich rekonstruiert werden konnten Gleiches gilt fur die beidseitige Stutzmauer von Kammer 2 sowie fur Teile derselben bei Kammer 1 Die beiden Kammern gelten als die altesten bekannten Steingewolbebauten im alten Orient 3 Votivgefasse die auf dem Grund des Teiches zahlreich gefunden wurden die beiden Gewolbekammern und ein Tempel belegen eindeutig den kultischen Charakter des Gesamtkomplexes In der englischsprachigen Fachliteratur wird er als Sacred Pool Complex bezeichnet Hieroglyphenkammer Bearbeiten Wahrend Kammer 1 ungeschmuckt ist weist Kammer 2 zwei Reliefs und eine Inschrift in luwischen Hieroglyphen auf Da die Werke bis zu ihrer Entdeckung unter den Resten der Befestigung vergraben waren sind sowohl die Reliefs als auch die Inschrift sehr gut erhalten Reliefs Bearbeiten nbsp Kammer 2 Suppiluliuma II nbsp SonnengottAuf der linken ostlichen Seite ist direkt am Eingang in Sichthohe das Abbild eines Kriegers in die Mauer integriert Der Steinblock war in der eisenzeitlichen Mauer verbaut und konnte wieder an seinem Ursprungsplatz eingesetzt werden Die antik abgebrochene linke obere Ecke konnte ebenfalls wieder passend angesetzt werden Wie einige Reliefs der hethitischen Grossreichszeit zum Beispiel das Felsrelief von Firaktin ist dieses nur in Umrissen ausgefuhrt und wurde moglicherweise nicht vollendet Die Ausfuhrung ist nicht mit der meisterlichen Handwerkskunst beispielsweise der Figur am Konigstor zu vergleichen 4 Die Figur schreitet nach links und blickt somit den Besucher des Heiligtums an Die bartlose Gestalt tragt auf dem Kopf eine Spitzmutze mit drei Hornern Die Bekleidung des Oberkorpers ist wegen der fehlenden Ausarbeitung nicht erkennbar darunter tragt er den kurzen Rock des Kriegers und an den Fussen Schuhe mit hochgebogenen Spitzen Er halt in der linken Hand einen uber der Schulter getragenen Bogen in der rechten einen Speer Diese Kleidung und Ausrustung taucht haufig bei Felsreliefs des hethitischen Reiches auf darunter Hatip Hemite Karabel und Hanyeri Sie werden meist durch Beischriften benannt auch hier finden sich links oben zwischen Speer und Kopf die Zeichen fur Suppiluliuma Es liegt nahe dass hier Suppiluliuma II vom Ende des 13 bis zum Anfang des 12 Jahrhunderts v Chr der letzte Grosskonig des Reiches dargestellt ist dessen Taten in der Inschrift der anderen Kammerseite beschrieben sind Da der Konig mit der Hornerkrone als Zeichen der Gottlichkeit ausgestattet ist was in der hethitischen Ikonografie meist auf verstorbene Herrscher hinweist halt der britische Hethitologe John David Hawkins es auch fur moglich dass Suppiluliumas Vorfahr Suppiluliuma I mit dem Bild geehrt werden sollte Auf der Ruckwand der etwa vier Meter tiefen Kammer ist eine nach links schreitende Figur in einem langen Mantel abgebildet Auch dieses Relief ist sehr flach gearbeitet In der linken Hand halt der Dargestellte einen gebogenen Stab den Neve als Lituus interpretiert Die rechte nach vorn gestreckte Hand halt einen kreuzformigen Gegenstand der an das altagyptische Ankh Zeichen erinnert Die doppelte Flugelsonne mit der die Gestalt bekront ist weist ihn als Sonnengott aus ahnlich dem Relief 34 aus dem nahe gelegenen Heiligtum Yazilikaya Vor der Ruckwand wurde eine rechteckige etwa 50 Zentimeter tiefe Grube gefunden von der aus ein in den anstehenden Felsen eingeschnittener Graben unter dem Teichniveau parallel zur Nordseite des Teiches nach Osten verlauft Die Funktion der Grube und des Grabens konnten noch nicht geklart werden Inschrift Bearbeiten nbsp InschriftAuf der rechten westlichen Wand der Kammer ist auf sechs Blocken als erhabenes Relief die Inschrift eingemeisselt Sie besteht aus sechs Zeilen und verlauft bustrophedon von rechts oben nach rechts unten wobei die letzte Zeile nur etwa die halbe Lange hat Die Art der Inschrift weist verschiedene Besonderheiten auf die eine Lesung trotz des hervorragenden Erhaltungszustandes erschweren Dazu gehoren ein sehr logographischer Charakter das Fehlen von Endungen bei Substantiven wie bei Verben sowie die nicht vorhandenen Zeilen und Worttrenner John David Hawkins der die Inschrift im Jahr 1995 publizierte sieht dies als stark archaisierenden Stil Nach Hawkins Ubersetzung beschreibt der Autor der als Suppiluliuma Grosskonig Held bezeichnet wird verschiedene Feldzuge Mit Hilfe der Sonnengottin von Arinna des Wettergottes von Hatti des Wettergottes der Armee des Schwertgottes sowie von Sauska und verschiedenen anderen Gottern unterwarf er dabei die Lander Wiyanawanda Tamina Masa Luka und Ikuna All diese Gebiete sind im Westen und Sudwesten Anatoliens an den Grenzen des Reiches zu verorten Weiterhin grundete er eine Anzahl von Stadten wovon nur die Namen Tihihasa und Tarahna zu entziffern sind Danach ist von einem Berg von der Unterwerfung Tarḫuntassas und von weiteren Stadtgrundungen die Rede sowie von dort dargebrachten Opfern Im abschliessenden Satz berichtet er dass er hier in diesem Jahr einen gottlichen Erde Weg geschaffen habe Diese Bezeichnung in Hieroglyphen DEUS VIA TERRA entspricht exakt dem bekannten Keilschriftausdruck DINGIR KASKAL KUR mit dem unter anderem Dolinen naturliche Tunnel Hohlen bei Quellen oder Stellen an denen Wasserlaufe in der Erde verschwinden beschrieben werden also Orte die als Eingang in die Unterwelt betrachtet werden 5 Somit liegt nahe dass Suppiluliuma hier zu Kultzwecken einen symbolischen Eingang in die Unterwelt errichten wollte Tempel Bearbeiten Auf dem Vorplatz von Kammer 2 im nordlichen Teil der phrygischen Sudburg sind Reste von zwei Gebauden ans Tageslicht gekommen Wahrend von dem ostlichen nur eine Ecke in den Grundmauern erhalten war lasst das westliche noch deutlich den typischen Grundriss eines Tempels mit Innenhof Vorhalle und Hauptraum erkennen Er wurde in Weiterfuhrung der Zahlenfolge in Ḫattusa als Tempel 31 bezeichnet Literatur BearbeitenJohn David Hawkins The Hieroglyphic Inscriptions of the Sacred Pool Complex at Hattusa Sudburg Studien zu den Boǧazkoy Texten Beiheft 3 Harrassowitz Wiesbaden 1995 ISBN 3 447 03438 6 Jurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 2 uberarbeitete Auflage Verlag Ege Yayinlari Istanbul 2002 ISBN 975 8070 48 7 S 84 96 Omur Harmansah Place Memory and Healing An Archaeology of Anatolian Rock Monuments Routledge 2014 ISBN 9781317575726 S 59 65 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sudburg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 4 uberarbeitete Auflage Ege Yayinlari Istanbul 2011 ISBN 978 605 5607 57 9 S 48 49 Andreas Schachner Hartmut Wittenberg Zu den Wasserspeichern in Bogazkoy Hattusa und der Frage ihrer Befullung In Florian Klimscha Ricardo Eichmann Christof Schuler Henning Fahlbusch Hrsg Wasserwirtschaftliche Innovationen im archaologischen Kontext Von den prahistorischen Anfangen bis zu den Metropolen der Antike Verlag Marie Leidorf GmbH ISBN 978 3 86757 385 6 S 245 255 Jurgen Seeher Hattuscha Fuhrer Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt 2 uberarb Auflage Verlag Ege Yayinlari Istanbul 2002 ISBN 975 8070 48 7 S 86 John David Hawkins The Hieroglyphic Inscriptions of the Sacred Pool Complex at Hattusa Sudburg Studien zu den Boǧazkoy Texten Beiheft 3 Harrassowitz Wiesbaden 1995 ISBN 3 447 03438 6 S 19 John David Hawkins Hittite Monuments and their Sanctity In Anacleto D Agostini Valentina Orsi Giulia Torri Hrsg Sacred Landscapes of Hittites and Luwians Firenze University Press 2015 ISBN 978 88 6655 903 0 S 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudburg Ḫattusa amp oldid 223164860