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Rudolf Sieghart 18 Marz 1866 in Troppau Osterreichisch Schlesien 4 August 1934 in Luzern bis zur Konversion 1895 Rudolf Singer war ein osterreichischer Jurist Okonom und Bankier Rudolf Sieghart Portratfotografie aufgenommen 1918 von Ferdinand Schmutzer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Beamtenkarriere 1 2 Bankchef 1 3 Lebensabend 2 Sonstiges 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBeamtenkarriere Bearbeiten Rudolf Sieghart Sohn eines Rabbiners kam 1883 praktisch mittellos aus seiner Heimatstadt Troppau nach Wien um hier Rechtswissenschaften zu studieren Er finanzierte sein Studium als Hauslehrer danach ab 1884 als Mitarbeiter im Politischen und Pressburo der Vereinigten Linken bzw der damals bedeutenden deutschliberalen Partei Ab 1894 arbeitete er im von Ernst von Plener einem fuhrenden Reprasentanten der Deutschliberalen geleiteten k k Finanzministerium Hier wurde Sieghart unter anderem mit der Erstellung eines Kartellgesetzes befasst Seine Promotion zum Dr jur erfolgte 1892 und die Habilitation 1900 In diesem Jahr war er in Lehmanns Wiener Adressbuch als J Dr Ministerial Vice Secretar im Finanzministerium Mitglied der staatswissenschaftlichen Staats Prufungs Commission Lieutenant in der Reserve Schriftsteller an der Adresse 9 Berggasse 22 eingetragen Schrag gegenuber wohnte Sigmund Freud Siegharts Vorgesetzter Eugen von Bohm Bawerk empfahl ihn ans k k Ministerratsprasidium wo Sieghart ab Dezember 1897 unter einer Reihe von Ministerprasidenten tatig war 1902 1910 als Vorstand der Prasidialkanzlei Wahrend Ernest von Koerbers erster Ministerprasidentschaft 1900 1904 arbeitete er eine Denkschrift uber die Sprachenfrage in Bohmen aus Sieghart beriet Koerber auch in Sachen der am 1 Juli 1900 geschlossenen morganatischen Ehe von Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand 1904 wurde Sieghart auf Vorschlag Koerbers zum Sektionschef befordert damals wie heute der hochste Beamtenrang in Osterreich Siegharts spezielle Aufmerksamkeit galt der Medienarbeit im Sinne der Regierung Uber seine Arbeit zur Vorbereitung der von Ministerprasident Gautsch vorgeschlagenen und von seinem Nachfolger Beck eingebrachten Wahlrechtsreform 1906 die 1907 das allgemeine und gleiche Mannerwahlrecht brachte schrieb der christlichsoziale Friedrich Funder Jahrzehnte spater Keiner beherrschte so wie Sieghart die Klaviatur der offentlichen Meinung 1 Sieghart hatte somit schon in jungen Jahren eine phanomenale Beamtenkarriere gemacht und behielt seine hervorragende Stellung zunachst auch unter Koerbers Nachfolgern Der hochintelligente Mann uber den zahlreiche kompromittierende Geruchte kursierten galt jedoch als unbequeme Personlichkeit und machte sich machtige Feinde Zu diesen zahlte unter anderen Thronfolger Franz Ferdinand der ihn als menschgewordene Korruption betrachtete 2 spater auch Kaiser Karl I der Franz Ferdinands Bedenken uber die moralische Integritat Siegharts teilte Dieser Position standen Christlichsoziale wie Aloys von Liechtenstein und Albert Gessmann gegenuber die Sieghart politisch unterstutzt hatte Bankchef Bearbeiten Sieghart wurde 1910 auf Vorschlag von k k Ministerprasident Richard von Bienerth Schmerling von Kaiser Franz Joseph I als Nachfolger Theodor von Taussigs zum Gouverneur der Bodencreditanstalt ernannt In dieser Bank die auf Hypothekarkredite spezialisiert war liessen u a Mitglieder der Dynastie ihr Vermogen verwalten Zeitgenossische Beobachter etwa F F G Kleinwachter sahen diese Transferierung Siegharts aus der politischen in die wirtschaftliche Sphare als eine Art von Degradierung Rudolf Sieghart leitete die Bodencreditanstalt das damals angesehenste Bankinstitut der Donaumonarchie mit der kurzen von Karl I bewirkten Unterbrechung 1917 1919 von 1910 bis 1929 Er geriet allerdings fruh in massiven Gegensatz zum Haus Rothschild und wurde nach dem Zeugnis Alexander Spitzmullers bereits 1910 von Albert von Rothschild als ubertrieben ehrgeizig und risikofreudig eingestuft Am 26 Februar 1912 wurde Rudolf Sieghart bereits Geheimer Rat ein vom Kaiser verliehener Ehrentitel mit Allerhochstem Handschreiben als Mitglied auf Lebensdauer in das Herrenhaus des Reichsrats berufen und leistete am 9 Marz 1912 seine Angelobung 3 1913 wurde Rudolf Sieghart zum Ehrenburger der Stadt Steyr in Oberosterreich ernannt Er war damals neben seiner Bankfunktion Prasident der von der Bank unterstutzten Osterreichischen Waffenfabriksgesellschaft der spateren Steyr Werke AG Die Stadt bedankte sich mit der Ehrung dafur dass Sieghart die Verlegung einer der grossten Waffenfabriken Europas verhindert hatte 4 Sieghart galt schon unter Koerber als graue Eminenz mit starkem Einfluss auf die Presse In der Ersten Republik war er wegen des von ihm personlich beherrschten Steyrermuhl Konzerns zu dem unter anderem das auflagenstarke Neue Wiener Tagblatt gehorte und wegen seiner Unterstutzung der Heimwehren und der Christlichsozialen Partei auch politisch umstritten Siegharts Expansionspolitik wahrend der 1920er Jahre fuhrte das in der Kaiserzeit hoch angesehene Hypothekarkreditinstitut in die Krise und letztlich im Oktober 1929 in die von Bundeskanzler Johann Schober erzwungene Fusion mit der Creditanstalt mit der eine spektakulare Pleite verhindert wurde Die Creditanstalt geriet allerdings unter anderem deswegen 1931 selbst in grosse Probleme Lebensabend Bearbeiten nbsp Grab von Rudolf Sieghart auf dem Doblinger FriedhofWahrend seiner letzten Lebensjahre lebte Sieghart hauptsachlich in Paris In Wien war er in Lehmanns Adressbuch bis 1933 als Univ Priv Doz mit der vornehmen Adresse 4 Prinz Eugen Strasse 36 eingetragen wenige Hauser von den Wiener Palais der Rothschilds Palais Albert Rothschild Palais Rothschild Prinz Eugen Strasse entfernt hier hatte er schon zuvor als Prasident der Bodencreditanstalt gewohnt Dem Biographischen Lexikon zufolge prufte die Bundesregierung Dollfuss 1933 ob sie Sieghart wegen seiner dortigen Geschaftsgebarung zur Schadenswiedergutmachung heranziehen konnte Er wurde auf dem Doblinger Friedhof in Wien bestattet Im drei Jahre nach seinem Tod 1937 angelegten Familiengrab wurden auch seine 1911 als 39 Jahrige verstorbene Ehefrau Mathilde und seine 1973 als 77 Jahrige verstorbene Tochter Marguerite beigesetzt Sonstiges BearbeitenHeimito von Doderer gestaltete in seinem seit 1929 entstandenen und 1956 erschienenen Roman Die Damonen die Figur des Kammerrats Levielle angeblich nach dem Vorbild Siegharts 5 Werke BearbeitenGeschichte und Statistik des Zalenlottos in Oesterreich Aufgrund archivalischer Quellen J C B Mohr Freiburg 1898 Nabu Press 2010 ISBN 978 1 141 39227 8 Die offentlichen Gluckspiele Manz Wien 1899 Zolltrennung und Zolleinheit die Geschichte der osterreichisch ungarischen Zwischenzoll Linie Nach den Akten dargestellt Manz Wien 1915 LeMet Print 2012 ISBN 978 5 87360 461 6 Die letzten Jahrzehnte einer Grossmacht Menschen Volker Probleme des Habsburger Reichs Ullstein Berlin 1932 Literatur BearbeitenKarl Ausch Als die Banken fielen zur Soziologie der politischen Korruption Wien 1968 Peter Eigner Peter Melichar Das Ende der Boden Credit Anstalt 1929 und die Rolle Rudolf Siegharts In Bankrott Osterreichische Zeitschrift fur Geschichtswissenschaften 19 Jg Heft 3 2008 S 56 114 Friedrich F G Kleinwachter Der frohliche Prasidialist Amalthea Verlag Wien 1955 Alexander Spitzmuller und hat auch Ursach es zu lieben Memoiren 1955 Alfred Ableitinger Rudolf Sieghart 1866 1934 und seine Tatigkeit im Ministerratsprasidium phil Dissertation Graz 1964 Alfred Ableitinger The Movement toward Parliamentary Government in Austria since 1900 Rudolf Sieghart s Memoir of June 28 1903 In Austrian History Yearbook Volume 2 Center for Austrian Studies University of Minnesota Minneapolis Saint Paul Janner 1966 S 111 ff E Lebensaft Ch Mentschl J Mentschl Sieghart Rudolf In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 12 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3580 7 S 239 Gerhard Strejcek Politiker Bankier Karrierist In Wiener Zeitung 8 August 2003 auch im Web vorhanden Josef Mentschl Sieghart Rudolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 353 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rudolf Sieghart Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sieghart bis 1895 Singer Rudolf Dr iur Kurzbiografie auf der Webseite des Osterreichischen Parlaments Literatur von und uber Rudolf Sieghart im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Funder Vom Gestern ins Heute Aus dem Kaiserreich in die Republik Verlag Herold Wien 1971 S 333 Funder Vom Gestern ins Heute 1971 S 386 Stenographische Protokolle Herrenhaus 11 Sitzung der XXI Session am 9 Marz 1912 S 172 f Website Steyrerpioniere Eine Sammlung von Materialien zu verdienstvollen Mannern und Frauen aus und in Steyr Kai Luehrs Kaiser Hrsg Excentrische Einsatze Studien und Essays zum Werk Heimito von Doderers Walter de Gruyter Berlin 1998 ISBN 3 11 015198 7 S 102 Normdaten Person GND 117364452 lobid OGND AKS LCCN no2015062285 VIAF 25377850 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sieghart RudolfALTERNATIVNAMEN Singer Rudolf bis 1895 KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Okonom und BankierGEBURTSDATUM 18 Marz 1866GEBURTSORT Troppau Mahren STERBEDATUM 4 August 1934STERBEORT Luzern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Sieghart amp oldid 208686686