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Rudolf Theodor Woldemar Freisleben 11 Marz 1906 in Dresden 9 Oktober 1943 in Dresden war ein deutscher Botaniker Pflanzenbauwissenschaftler und Genetiker Ihm gelang 1942 als erstem Wissenschaftler die Erzeugung einer mehltauresistenten Gerstensorte durch den Einsatz strahleninduzierter Mutagenese wodurch er den praktischen Nutzen dieser Methode fur die Zuchtung von Kulturpflanzen nachweisen konnte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRudolf Freisleben wurde 1906 als Sohn eines Fabrikbesitzers in Dresden geboren Er studierte 1925 bis 1930 Naturwissenschaften an der Universitat Munchen an der Universitat Leipzig sowie an der TU Dresden Im Jahr 1930 legte er die Staatsprufung fur das hohere Lehramt ab und arbeitete danach als Studienreferendar und assessor spater Hilfsassistent an der TU Dresden 2 1932 promovierte er an der TU Dresden 3 und arbeitete anschliessend an der Forstschule Tharandt uber die Mykorrhizen bei Waldbaumen und Heidekrautgewachsen Ericaceae 1934 35 erhielt er ein Stipendium der Akademikerhilfe der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft das ihm eine Tatigkeit am Institut fur Pflanzenbau und Pflanzenzuchtung der Universitat Halle bei Theodor Roemer ermoglichte 1935 richtete dieser an seinem Institut eine Abteilung fur Mutationsforschung ein deren Leitung er Freisleben ubertrug so dass dieser im Juli 1935 schliesslich eine planmassige Stelle als Institutsassistent erhielt 4 1936 habilitierte er sich mit einer genetischen Arbeit und wurde zum Dozenten ernannt Ab 1937 bearbeitete er das bei der Deutschen Hindukusch Expedition zusammengetragene Gerstensortiment und forschte weiter zur Genetik polyploider Kulturpflanzensorten Roemer erkannte die Potentiale der Mutationsinduktion und baute die Freislebens Forschungsabteilung die ab 1937 den Namen Abteilung fur Zytogenetik trug weiter aus 4 Freisleben pragte 1938 den Begriff der angewandten Zytogenetik 5 Ab 1935 absolvierte Freisleben der 1933 in die SA eingetreten war Wehrmachtsubungen 1937 wurde Freisleben in die NSDAP aufgenommen 1939 wurde er schliesslich zum Kriegsdienst eingezogen 1941 nahm Freisleben an einer im Auftrag des Kaiser Wilhelm Instituts fur Biologe des Reichsforschungsrates und des Oberkommandos der Wehrmacht durchgefuhrten botanischen Sammelexpedition in das zentrale Gebirgsmassiv des Balkans teil die die Aufgabe hatte Primitiv und Wildformen von Kulturpflanzen vor allem Getreide zu sammeln sowie pflanzengeographische Untersuchungen durchzufuhren Neben Freisleben nahmen die Botaniker Friedrich Markgraf vom Botanischen Museum in Berlin und Walther Hoffmann 1910 1974 vom Kaiser Wilhelm Institut fur Zuchtungsforschung in Muncheberg an der von dem Agrarwissenschaftler und Pflanzenzuchter Hans Stubbe geleiteten Expedition teil 6 Die Teilnehmer der Expedition wurden vom aktiven Heeresdienst freigestellt und wurden stattdessen in ein militarisches Dienstverhaltnis ubernommen sie trugen Uniform und wurden von militarischem Personal begleitet Als Ergebnis brachte die Expedition uber 2000 Samenproben und noch einmal so viele getrocknete Pflanzenbelege nach Deutschland 7 1942 nahm Freisleben an einer zweiten ebenfalls von Stubbe geleiteten Expedition nach Kreta und auf den Peloponnes teil 7 Diesmal nahmen neben Freisleben der Botaniker Karl Heinz Rechinger der Botaniker Werner Rothmaler sowie der Zoologe Otto Wettstein Westersheimb der Leiter der Herpetologischen Sammlung im Naturhistorischen Museum in Wien war teil Auch auf dieser Expedition waren die Wissenschaftler uniformiert und wurden von deutschen Soldaten und auf dem Peloponnes durch die italienische Wehrmacht unterstutzt 7 Freisleben bewies grosses Talent auf dem Gebiet der Pflanzenzuchtung und galt als der begabteste Assistent Roemers 8 Auf dem Fachgebiet der Botanik gehorte er zu den 10 Wissenschaftlern die zwischen 1934 und 1945 die hochsten Fordergelder erhielten 9 1942 konnte er nachweisen dass eine bei der Hindukusch Expedition gesammelte Urform der Gerste direkt kultiviert worden war Nachdem Freisleben jahrelang vergeblich versucht hatte durch Kreuzungsversuche eine mehltauresistente Gerstensorten zu zuchten gelang ihm 1942 die Induktion einer Mehlrauresistenz durch die Einwirkung von Rontgenstrahlung auf das Saatgut Die so erzeugte krankheitsresistente Gerstensorte war nicht nur von grosser praktischer Bedeutung fur die landwirtschaftliche Ertragssteigerung Freisleben war vielmehr damit als erstem der Nachweis gelungen dass die Strahlenmutagenese in der Pflanzenzuchtung gezielt zur Erzeugung neuer Pflanzeneigenschaften eingesetzt werden konnte 1 Bei den Verhandlungen zur Grundung des Kaiser Wilhelm Instituts fur Kulturpflanzenzuchtung wurde Freisleben von dessen Initiator Fritz von Wettstein als Abteilungsleiter empfohlen 7 Der zukunftige Leiter des Instituts der Agrarwissenschaftler und Pflanzenzuchter Hans Stubbe kannte Freisleben von den Balkanexpeditionen und bemuhte sich ebenfalls um dessen Zusage Die Zusammenarbeit scheiterte aber schliesslich daran dass Freisleben und Stubbe sehr ahnliche Forschungsfelder bearbeiteten die nur schwer voneinander abzugrenzen waren Freisleben der gehofft hatte dass Fritz von Wettstein zum Direktor des neuen Instituts berufen wurde wollte sich Stubbe nicht unterordnen und lehnte die ihm angebotene Position als Abteilungsleiter deshalb ab 7 Im April 1943 wurde er durch die Universitat Halle zum ausserplanmassigen Professor ernannt und erhielt wenig spater einen Ruf an die Universitat Wurzburg Diese Professur konnte er allerdings nicht mehr antreten da er am 9 Oktober 1943 nach kurzer Krankheit im Lazarett Dresden verstarb Sein Urnengrab befindet sich auf dem Urnenhain Tolkewitz in Dresden 10 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenUber experimentelle Mykorrhiza Bildung bei Ericaceen In Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 51 Jahrgang 8 November 1933 S 351 356 Zur Frage der Mykotrophie in der Gattung Vaccinium L In Jahrbuch der wissenschaftlichen Botanik 80 Jahrgang 1934 S 421 456 Weitere Untersuchungen uber die Mykotrophie der Ericaceen Borntraeger 1935 Die Gersten der deutschen Hindukuschexpedition 1935 Ergebnisse der Deutschen Hindukusch Expedition IV Kuhn Archiv Band 54 Halle 1940 Die phylogenetische Bedeutung asiatischer Gersten In Der Zuchter 12 Jahrgang 11 November 1940 S 257 272 zusammen mit A Lein Uber die Auffindung einer mehltauresistenten Mutante nach Rontgenbestrahlung einer anfalligen reinen Linie von Sommergerste In Naturwissenschaften 30 Jahrgang 40 Oktober 1942 S 608 Ein neuer Fund von Hordeum agriocrithon Aberg In Der Zuchter 15 Jahrgang 2 Februar 1943 S 25 29 Die Anwendung der Mutationsauslosung der Chromosomenverdoppelung und der Artkreuzungen in der Pflanzenzuchtung 1940 Literatur BearbeitenRudolf Freisleben In Professorenkatalog der Universitat Halle Wittenberg UAHW Rep 11 PA 6237 Freisleben Theophil Gerber Personlichkeiten aus Land und Forstwirtschaft Gartenbau und Veterinarmedizin Biographisches Lexikon Verlag NORA Berlin 4 erw Aufl 2014 ISBN 978 3 936735 67 3 S 206 Weblinks BearbeitenEintrag zu Rudolf Freisleben im Catalogus Professorum HalensisEinzelnachweise Bearbeiten a b Susanne Heim Kalorien Kautschuk Karrieren Pflanzenzuchtung und landwirtschaftliche Forschung in Kaiser Wilhelm Instituten 1933 1945 Wallstein Verlag 2003 S 219 Biographie von Rudolf Freisleben im Catalogus professorum halensis auf der Homepage der Universitat Halle abgerufen am 4 Marz 2016 Liste der Promovenden der TU Dresden fur den Zeitraum 1900 bis 1945 F auf der Homepage der technischen Universitat Dresden abgerufen am 4 Marz 2016 a b D Mettin W D Bluthner The development of cytogenetic research at the Plant Breeding Institute Halle Hohenthurm with special reference to aneuploidy in cereals In Euphytica 89 Jahrgang 1 Januar 1996 S 125 141 Rudolf Freisleben Cytogenetik und Pflanzenzuchtung In Festschrift zum 75 jahrigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Institute der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Kuhn Archiv Band 50 1938 S 315 338 Karl Hammer Lufter Xhuveli Hans Stubbe 1902 1989 ubersetzt aus dem Albanischen von Merita Hammer Spahillari In Karl Hammer Thomas Gladis Marina Hethke Hrsg Kurbis Kiwano amp Co vom Nutzen der Vielfalt Band 1 Katalog zur Ausstellung Kassel 2002 S 118 121 a b c d e Rudolf Maier Vom Kaiser Wilhelm Institut fur Kulturpflanzenforschung im Vivarium Wien und am Tuttenhof bei Korneuburg Niederosterreich zum Leibniz Institut fur Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben BRD In Schriften Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse 142 2008 S 43 82 Lothar Mertens Nur politisch Wurdige Die DFG Forschungsforderung im Dritten Reich 1933 1937 Akademie Verlag Berlin 2004 S 189 Ute Deichmann Biologists under Hitler Harvard University Press 1999 S 110 Stadtisches Friedhofs und Bestattungswesen Dresden Der Urnenhain in Dresden Personlichkeiten Memento des Originals vom 4 Marz 2016 imInternet Archive nbsp Info 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