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Rudolf Paul Wetzel 10 Januar 1909 in Rechenberg Erzgebirge 31 August 1992 in Berlin war ein deutscher Journalist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Leben in der schwedischen Emigration 1940 1946 1 3 Leben in der SBZ DDR 1946 1965 1 4 Spatere Jahre 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Wetzel war der Sohn eines Dekorations und Mobelmalers Nach dem Besuch der Volksschule und der Freiherrlich von Fletcherschen Aufbauschule in Dresden studierte er ab 1929 Padagogik an der Technischen Hochschule Dresden 1930 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD ein 1931 wechselte er zur Kommunistischen Partei Deutschlands KPD In dieser nahm er Funktionsarsaufgaben als Vorsitzender des Kommunistischen Studentenbundes in Dresden wahr 1934 wurde Wetzel verhaftet und wegen Betatigung in der kommunistischen Untergrundbewegung gegen die NS Herrschaft zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren verurteilt Nach der Verbussung seiner Zuchthauszeit wurde er in das KZ Sachsenburg uberfuhrt Kurz nach seiner Entlassung aus demselben floh er 1937 ins Ausland Uber Budapest Paris London und Hull gelangte er nach Schweden Leben in der schwedischen Emigration 1940 1946 Bearbeiten In Schweden liess Wetzel sich in Goteborg und Jonkoping nieder Er arbeitete nachdem er bereits in Grossbritannien hierzu ausgebildet worden war als Elektroschweisser und wurde Mitglied im schwedischen Metallarbeiterverband Von den nationalsozialistischen Polizeiorganen wurde Wetzel nach seiner Emigration nach Schweden als Staatsfeind eingestuft Im Fruhjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G B ein Verzeichnis von Personen die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln wo man ihn irrtumlich vermutete durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Prioritat ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten 1 1940 geriet Wetzel als Verfasser der gegen den deutsch sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 gerichteten Goteborger Resolution in Gegensatz zur Fuhrung der Exil KPD in Moskau In der Resolution erklarte Wetzel dass trotz dieses Vertrages weiterhin Hitler und sein System und nicht die imperialistischen Machte Frankreich und Grossbritannien der Hauptfeind der deutschen Arbeiterschaft sein mussten Walter Ulbricht wies die in Schweden befindlichen Kommunisten daraufhin an Wetzel zu isolieren abzuhangen 1942 siedelte Wetzel nach Stockholm uber Ab 1943 war er dann infolge der veranderten politischen Konstellation die sich aus dem Beginn des deutsch sowjetischen Krieges mit dem deutschen Uberfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 ergab und die seine Kritik am deutsch sowjetischen Nichtangriffspakt gegenstandslos machte auch wieder in der Parteiarbeit tatig Er wurde Redaktionssekretar der in Stockholm erscheinenden Kommunistenzeitschrift Politische Information und verfasste ausserdem zahlreiche Artikel fur diese unter Pseudonymen wie Ber Wernau Karl Scharf und Max Richter Leben in der SBZ DDR 1946 1965 Bearbeiten Im Januar 1946 kehrte Wetzel nach Deutschland zuruck wo er sich in der Sowjetischen Besatzungszone niederliess Er erhielt eine Stelle als Hauptreferent in der Abteilung Presse und Rundfunk des Zentralkomitees der SED 1947 wurde er Leiter der Auslandspressestelle 2 stellvertretender Leiter der Abteilung Agitation Von 1950 bis 1953 war Wetzel Chefredakteur des SED Funktionarsblatts Neuer Weg Zur selben Zeit wurde er Mitglied des Prasidiums der Internationalen Organisation der Journalisten Anfang 1953 wurde Wetzel kurzzeitig Chefredakteur der Zeitschrift Friedenspost Wenige Monate spater wurde ihm der Posten des Chefredakteurs der vom Zentralkomitee der SED herausgegebenen neuen Zeitschrift Wochenpost ubertragen Ebenfalls 1953 wurde er als Nachfolger von Karl Bittel Vorsitzender des Verbandes der deutschen Presse VDP dessen Prasidium er auch angehorte Im Marz 1957 wurde Wetzel von der SED Fuhrung sowohl als Chefredakteur der Wochenpost als auch als Vorsitzender des VDP abgesetzt und aus dem Berliner Verlag verdrangt Hintergrund fur diese Massnahme war sein Aufbegehren gegen die Informationspolitik der DDR Regierung Insbesondere hatte Wetzel das Missfallen der SED Fuhrung aufgrund seiner Kritik an ihrer Haltung zu den Volkserhebungen in Polen und Ungarn im Jahr 1956 erregt die sich vor allem in einem von ihm und seinem Redaktionskollegium am 27 Oktober 1956 verfassten Brief an das Politburo des Zentralkomitee der SED niedergeschlagen hatte in dem die Wochenpost Redaktion die Forderung nach wahrheitsgetreue n Informationen und Einhaltung der Leninschen Normen des Partei und Staatslebens aufgestellt wurde Daraufhin war er auf Versammlungen der ZK Presseabteilung scharf abgekanzelt worden Erschwerend war hinzugekommen dass Walter Ulbricht es Wetzel ubel nahm dass dieser seinen Ulbrichts Wunsch zuruckzurudern und als Ausgleich fur den Brief vom Oktober 1956 einen auf der Linie des ZKs liegenden Artikel uber das Thema Pressefreiheit fur das SED Zentralorgan Neues Deutschland zu verfassen abgelehnt hatte Die Weigerung Wetzels der Aufforderungs Ulbrichts nachzukommen bedeutete so Jurgen Wilke de facto dass dieser bei einer praktische n Probe aufs Exempel seiner Loyalitat gegenuber der SED Fuhrung durchfiel und den SED Chef personlich provozierte Es folgte unvermeidlich die Anweisung seinen Chefredakteurposten sowie den Vorsitz und die Prasidiumsmitgliedschaft im VDP niederzulegen bzw die Bitte an das VDP Prasidium zu richten ihn von seinen Funktionen zu entbinden In den folgenden Jahren arbeitete Wetzel der der Staatsfuhrung der DDR fortan als eine persona non grata galt in untergeordneten journalistischen Stellungen Im Juni 1957 wurde er Redakteur bei der Illustrierten Freie Welt wurde aber bereits im Februar 1958 wegen ideologischer Mangel fristlos aus dem Verlag Kultur und Fortschritt entlassen 1959 fand er eine Redakteursstelle bei der Zeitschrift Urania Zudem schrieb er fur Zeitschriften wie Wissen und Leben Spatere Jahre Bearbeiten 1965 wurde Wetzel freischaffender Wissenschaftsjournalist So schrieb er fur die schwedische Gewerkschaftszeitung Grafis aber auch in zahlreichen DDR Zeitschriften erschienen von ihm verfasste Reportagen die einen breiten Leserkreis erreichten Als akkreditierter Journalist war es ihm zudem moglich in den Westen zu reisen Spatestens seit 1968 stand Wetzel unter standiger Uberwachung des Ministeriums fur Staatssicherheit Als Freund des Regimekritikers Rudolf Bahro war Wetzel von 1975 bis 1977 an der Redaktion von dessen Buch Die Alternative beteiligt Obwohl er als Lektor massgeblich an der in diesem Werk formulierten Kritik am real existierenden Sozialismus beteiligt war wurde er nach der Verhaftung Bahros lediglich einige Male von der Stasi verhort ausserdem verlor seine Frau ihre Anstellung an der Akademie der Wissenschaften der DDR wurde aber selbst weder verhaftet noch einem Prozess unterworfen In der Literatur wird zumeist angenommen dass die SED Fuhrung ihn bewusst verschonte um den Eindruck zu erwecken dass der Kritiker Bahro ein Einzelganger gewesen sei bzw den Eindruck zu vermeiden dass hinter Bahro ein grosseres Netzwerk an kritischen Kommunisten stehen wurde da dies die Bedeutung seiner Kritik in der Wahrnehmung der Bevolkerung und des Auslandes erhoht hatte bzw geeignet gewesen ware Zweifel an der politischen Geschlossenheit der DDR Bevolkerung hervorzurufen Ansonsten hielt die uber Wetzel verhangte Damnatio memoriae in Ost Deutschland bis 1990 an So schwiegen sich die DDR Zeitungen auch uber seinen 80 Geburtstag im Januar 1989 aus der in Westdeutschland von Zeitungen wie der Frankfurter Rundschau gewurdigt wurde die dem kommunistischen Nonkonformisten und Querdenker einen Gedenkartikel unter der von ihm selbst fruher gemunzten Maxime Kopf hoch und nicht die Hande Tribut zollte Am 25 Januar 1990 wurde Wetzel vom ausserordentlichen Kongress des Verbandes Deutscher Journalisten rehabilitiert Im selben Jahr trat er nach eigenen Worten aus Solidaritat in die PDS ein Schriften BearbeitenDer Mann im Lodenmantel Geschichten aus den Dreissigern Verlag Neues Leben Berlin 1978 Literatur BearbeitenGabriele Baumgartner Dieter Hebig Hrsg Biographisches Handbuch der SBZ DDR 1945 1990 Band 2 Maassen Zylla K G Saur Munchen 1997 ISBN 3 598 11177 0 S 1003 Jochen Cerny Wer war wer DDR 1992 S 484 Eberhard Funk Die Deutsche Liga fur die Vereinten Nationen 1998 S 320 Klaus Polkehn Das war die Wochenpost Geschichte und Geschichten einer Zeitung 1997 Michael F Scholz Skandinavische Erfahrungen erwunscht Nachexil und Remigration Die ehemaligen KPD Emigranten in Skandinavien und ihr weiteres Schicksal in der SBZ DDR 2000 Ders Rudi Wetzel Schicksal eines ehemaligen Schweden Emigranten in der SBZ DDR in Exil Jg 12 1992 Nr 2 S 53 66 Jurgen Wilke Journalisten und Journalismus in der DDR Berufsorganisation Westkorresponenten Der Schwarze Kanal passim insb S 52 Wetzel Rudi in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 815Weblinks BearbeitenKurzbiographie zu Wetzel auf der Website der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED DiktaturEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Wetzel auf der Sonderfahndungsliste G B Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in Berlin Normdaten Person GND 128557982 lobid OGND AKS LCCN n78050121 VIAF 3528422 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wetzel RudiALTERNATIVNAMEN Wetzel Rudolf PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher JournalistGEBURTSDATUM 10 Januar 1909GEBURTSORT Rechenberg ErzgebirgeSTERBEDATUM 31 August 1992STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudi Wetzel amp oldid 234743586