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Richard Moritz Philipp Paul Meyer ab 1933 Meyer von Achenbach 28 Oktober 1883 in Kassel 2 August 1956 in Stockholm war ein deutscher Diplomat Als Ministerialdirektor war er von 1931 bis 1935 Leiter der Ostabteilung des Auswartigen Amtes Aufgrund seines judischen Hintergrundes wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus aus dem diplomatischen Dienst entlassen und floh aus Deutschland Er verfasste 1953 eine Denkschrift uber die Ostpolitik der Bundesrepublik Deutschland die im Widerspruch zur Politik des Bundeskanzlers Konrad Adenauer stand und unter Verschluss gehalten wurde Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bildung 2 Diplomatische Karriere in Kaiserreich und Weimarer Republik 3 NS Zeit Entlassung und Flucht 4 Nachkriegszeit und Denkschrift zur Ostpolitik 5 Familie 6 Erinnerung 7 Werke 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHerkunft und Bildung BearbeitenRichard Meyer wurde 1883 als Sohn des Oberregierungsrates bei den Preussischen Staatseisenbahnen Paul Meyer 1844 1925 und seiner Gattin Helene geb Speyer 1857 1898 in Kassel geboren Die judische Familie Meyer stammte aus der Neumark der Grossvater Moritz Meyer 1811 1869 war Bankier und Kommunalpolitiker in Berlin die Mutter kam aus Frankfurt am Main Sein alterer Bruder war der spatere Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer Alex Meyer Nach dem Gymnasialbesuch in Koln Elberfeld und Frankfurt studierte Richard Meyer in Genf Heidelberg Cambridge B A in Economics 1904 und Bonn Rechtswissenschaften und Nationalokonomie An der Universitat Leipzig promovierte er 1906 zum Dr iur und trat im selben Jahr als Referendar in den preussischen Justizdienst Diplomatische Karriere in Kaiserreich und Weimarer Republik BearbeitenNach dem Assessorexamen trat Meyer 1913 noch im Kaiserreich in den Diplomatischen Dienst ein und wurde an mehreren deutschen Auslandsvertretungen als Diplomat niederen Ranges eingesetzt Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte er 1914 als Attache an der deutschen Vertretung in Peking Danach gelang es ihm auf abenteuerlichen Umwegen so reiste er vier Monate lang unter falschem Namen als Kohlenschaufler auf einem norwegischen Handelsschiff die britische Blockade und Uberwachung der Zufahrtswege nach Europa zu unterlaufen und in die Heimat zuruckzukehren Zwei Jahre kampfte er als Kavallerist an der Front 1 2 Im September 1917 kehrte er ins Auswartige Amt zuruck seit Juli im Rang eines Legationssekretars wo er in der Abteilung Politik beschaftigt wurde Im November 1918 wechselte er zur Diplomatischen Vertretung des Reiches in Warschau kehrte im Dezember nach Berlin zuruck um im Februar 1919 der deutschen Friedensdelegation in Versailles anzugehoren In der Weimarer Republik war Meyer ab 1920 Referatsleiter fur Oberschlesien das nach dem Versailler Vertrag teilweise an Polen fiel im Auswartigen Amt mit der Amtsbezeichnung Legationsrat Von 1922 bis 1925 war er als Botschaftsrat in der deutschen Vertretung beim Heiligen Stuhl stationiert Es folgte 1926 ein Einsatz als kommissarischer Leiter der Gesandtschaft in Paraguay wo er in Asuncion den Gesandten Rudolf von Bulow vertrat Es folgten Tatigkeiten in der Abteilung Westeuropa des Auswartigen Amtes bis Februar 1931 wobei er die Geschafte des Dirigenten wahrnahm und in der Abteilung IV Osteuropa Skandinavien Ostasien In dieser war er ab Februar 1931 stellvertretender Leiter mit Zustandigkeit fur den Nahen Osten und Skandinavien ab Marz 1931 als Vortragender Legationsrat Im August 1931 wurde Meyer zum Ministerialdirektor und Leiter der Ostabteilung ernannt In dieser Funktion war er vor allem mit der Beaufsichtigung und Koordination der Aktivitaten des Auswartigen Dienstes bezuglich der beiden grossten osteuropaischen Nachbarn des Reiches der Sowjetunion und Polens betraut Aufgrund seiner impulsiven leicht hochfahrenden Art wurde er von Kollegen und Mitarbeitern als Raketenrichard bezeichnet 3 NS Zeit Entlassung und Flucht Bearbeiten nbsp Stolperstein am Haus Wilhelmstrasse 92 in Berlin MitteSeinen Posten als Leiter der Ostabteilung konnte Meyer als Kriegsversehrter des Grossen Krieges trotz seiner judischen Abstammung auch nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten 1933 und den folgenden antijudischen Gesetzen und Verwaltungsregelungen noch gut zwei Jahre behalten Im Dezember 1935 wurde er gemass 3 des Reichsburgergesetzes und 4 der 1 Verordnung zum Reichsburgergesetz vom 14 November 1935 in den Ruhestand versetzt Im August 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach Schweden Im November 1941 wurde in Deutschland gemass der 11 Verordnung zum Reichsburgergesetz ausgeburgert Nachkriegszeit und Denkschrift zur Ostpolitik BearbeitenIm Marz 1952 erhielt er die Amtsbezeichnung Botschafter a D gemass dem Gesetz zur Regelung der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts fur Angehorige des offentlichen Dienstes vom 11 Mai 1951 In den fruhen 1950er Jahren verfasste er im Auftrag des Auswartigen Amtes in Bonn eine Denkschrift uber die Moglichkeiten der deutschen Aussenpolitik im Osten die insbesondere die Frage der zweckmassigsten Politik gegenuber der Sowjetunion behandelte Da Meyers Vorschlage Einnahme einer neutralen Stellung zwischen dem westlichen und dem ostlichen Blocksystem Lavieren zwischen beiden Gruppen Verfolgen eines eigenstandigen Kurses der Politik des damaligen Kanzlers Adenauer zuwiderlief die eine unbedingte Anlehnung an den Westen zumal an die Vereinigten Staaten anstrebte verschwand seine als brisant erachtete Denkschrift fur einige Jahrzehnte in den Tresoren des Auswartigen Amtes Erst in den 1980er Jahren nach dem Ablauf der fur Staatsdokumente ublichen Sperrfrist von dreissig Jahren wurde diese in Buchform unter Mitwirkung von Meyers enger Freundin Marion Grafin Donhoff der Offentlichkeit zuganglich gemacht Familie BearbeitenIm August 1933 heiratete er Marina von Achenbach eine Tochter von Adolf von Achenbach Gemeinsam hatten sie zwei Kinder Alexis Richard 1934 und Carla Marina 1936 hatte Auf Wunsch des Schwiegervaters nahm Meyer den Namen Meyer von Achenbach an 4 Seine Schwester Else Meyer 1882 1968 wurde am 7 April 1944 als verwitwete Grafin Else von Schlitz nach Theresienstadt deportiert wo sie uberlebte 5 Sein Bruder Alex Meyer war Luftschiffer und Flieger und wurde in Dusseldorf von den Nationalsozialisten als Oberregierungsrat aus dem Staatsdienst entfernt Erinnerung BearbeitenAm 5 November 2021 wurde vor dem ehemaligen deutschen Aussenministerium Berlin Mitte Wilhelmstrasse 92 ein Stolperstein fur ihn verlegt Werke BearbeitenGedanken uber eine konstruktive deutsche Ostpolitik eine unterdruckte Denkschrift aus dem Jahr 1953 Hrsg von Julius H Schoeps Frankfurt Main Athenaum 1986 ISBN 3 7610 8414 5 Literatur BearbeitenMaria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 3 Gerhard Keiper Martin Kroger L R Schoningh Paderborn u a 2008 ISBN 978 3 506 71842 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Richard Meyer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien biographische Daten im Bundesarchiv Literatur von und uber Richard Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schroffer Gegensatz Der Spiegel 1986 Einzelnachweise Bearbeiten Ingmar Sutterlin Die Russische Abteilung des Auswartigen Amtes in der Weimarer Republik Duncker amp Humblot 1994 ISBN 978 3 428 08119 6 S 42 google de abgerufen am 17 Oktober 2020 Bundesarchiv Germany Profile Bedeutender Soldaten S 77 google de abgerufen am 17 Oktober 2020 Erich Kordt Nicht aus den Akten 1950 S 28 Richard Meyer von Achenbach Gedanken uber eine konstruktive deutsche Ostpolitik eine unterdruckte Denkschrift aus dem Jahr 1953 Athenaum 1986 ISBN 978 3 7610 8414 4 S 126 google de abgerufen am 16 Oktober 2020 siehe kurze biografische Angaben zu Else Alex und Richard Meyer bei Ghetto Theresienstadt siehe auch den Neffen Albrecht Graf von GoertzNormdaten Person GND 119523337 lobid OGND AKS LCCN n86051243 VIAF 77508215 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meyer RichardALTERNATIVNAMEN Meyer von Achenbach RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 28 Oktober 1883GEBURTSORT KasselSTERBEDATUM 2 August 1956STERBEORT Stockholm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Meyer Diplomat amp oldid 238555501