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Richard Graf von Belcredi 12 Februar 1823 in Ingrowitz Mahren 2 Dezember 1902 in Gmunden Oberosterreich war ein osterreichischer Spitzenpolitiker und Beamter aus der ursprunglich lombardischen Adelsfamilie Belcredi Richard Graf Belcredi Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 2 1 Dreigrafenministerium 2 2 Ausgleich mit Ungarn 3 Familie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenBelcredi entstammte einer Familie von Grossgrundbesitzern im Kronland Mahren Seine Eltern waren der Graf Eduard von Belcredi 1786 1838 und dessen Ehefrau die Grafin Marie von Funfkirchen 1793 1860 Sein alterer Bruder Egbert 1816 1894 der fur die Autonomie der Lander der bohmischen Krone von der Wiener Regierung eintrat verwaltete den Familienfideikommiss und war politisch vor allem in und fur Mahren tatig Leben BearbeitenRichard Belcredi studierte in Prag und Wien Rechtswissenschaften wurde im Jahr 1854 zum k k Bezirkshauptmann in Znaim Mahren bestellt 1861 in den schlesischen Landtag und aus diesem in den Reichsrat gewahlt 1862 wurde er Chef der osterreichisch schlesischen Landesregierung 1864 schliesslich Geheimer Rat und k k Statthalter von Bohmen in Prag Dreigrafenministerium Bearbeiten Nachdem sich Kaiser Franz Joseph I im Jahr 1865 von den Liberalen um Ministerprasident Rainer von Osterreich und Staatsminister Anton von Schmerling wegen der anhaltenden Turbulenzen siehe Geschichte Osterreichs enttauscht getrennt hatte wandte er sich in der Person von Belcredi einem deklarierten Konservativen zu und ernannte ihn zum Staatsminister und Ministerprasidenten Die Leitung der Regierung wurde von ihm als personliches Opfer betrachtet und nur aus dem Pflichtgefuhl eines treuen Beamten heraus angenommen So schrieb er an seine Frau Der Kaiser ist auf mich versessen und sagte dass er in dieser traurigen gefahrvollen Zeit in mir allein den ehrlichen Mann sehe auf den er sich unbedingt verlassen konne Ich moge seine Lage wurdigen und nicht seine einzige Hoffnung zuruckweisen Belcredi prasentierte sein Regierungsprogramm am 15 Juni 1865 und wurde vom Kaiser am 27 Juli 1865 zum Staatsminister Leitung der gesamten politischen Verwaltung aller nicht zur ungarischen Krone gehorigen Konigreiche und Lander und zum Vorsitzenden des Ministerrats ernannt 1 Der neue Regierungschef dessen Kabinett man auch als das Dreigrafenministerium bezeichnete obgleich ihm eigentlich funf Grafen angehorten namlich Belcredi selbst Alexander von Mensdorff Pouilly als Aussenminister Johann Larisch von Moennich 1821 1884 als Finanzminister Graf Haller als provisorischer Leiter der siebenburgischen Hofkanzlei sowie Moritz Esterhazy als Minister ohne Portefeuille erkannte die ungarische Frage als die eigentliche Crux des osterreichischen Reichsproblems und gab ihrer Losung die hochste Prioritat Fur die Verhandlungen schien ihm die Sistierung des Februarpatents zweckmassig da dieses in den ungarischen Landern ohnedies nicht akzeptiert und umgesetzt worden war das Kabinett wurde von den Historikern daher auch als Sistierungsministerium bezeichnet Durch das Sistierungspatent vom 20 September 1865 wurde das Grundgesetz uber die Reichsvertretung mit dem 1861 der Reichsrat zum Parlament geworden war aufgehoben Ausgleich mit Ungarn Bearbeiten Hauptartikel Osterreichisch Ungarischer Ausgleich 1866 musste Osterreich nach dem Prager Frieden siehe Preussisch Osterreichischer Krieg aus dem Deutschen Bund austreten womit bei den Verhandlungen mit Ungarn nicht langer auf die Deutsche Frage Rucksicht zu nehmen war Der bisherige Aussenminister Graf Mensdorff sowie Belcredi gehorten zu den Exponenten der konservativ klerikalen Foderalisten und bekampften den geplanten Ausgleich mit Ungarn da durch diesen den deutschen Liberalen in der westlichen Reichshalfte zur Macht verholfen wurde Fur die Verhandlungen wurde Friedrich Ferdinand von Beust als neuer Aussenminister berufen Belcredi sprach sich gegen weitere Beschrankungen der gemeinsamen Angelegenheiten der Monarchie aus und bemuhte sich eine foderalistische auf Ausgleich auch mit den slawischen Volkern zielende Losung der Nationalitatenfrage durchzusetzen Belcredi erschien vielen daher als zu wenig deutsch Er wollte das kaiserliche Osterreich in seine funf historischen Gebiete 1 Deutsch Osterreich 2 Bohmen Mahren Schlesien 3 Ungarn 4 Polen Ruthenien 5 Illyrien d h die sudslawischen Territorien mit je einem eigenen Landtag einteilen Ein foderalistisch besetzter Reichsrat sollte fur die gemeinsamen Kompetenzen Gesamt Osterreichs zustandig sein Dieser Plan scheiterte aber am erbitterten Widerstand der Ungarn die einen dualistischen Ausgleich erzielen wollten Am Ende seiner Ara als Ministerprasident stand daher der Dualismus den zu verhindern er angetreten war Zwischen Belcredi und Beust war eigentlich keine Gesprachsbasis mehr vorhanden wie bei der Lekture des Ministerratsprotokolls vom 1 Februar 1867 deutlich wird Dort meint Beust es sei unmoglich die Wunsche aller zu befriedigen Daher sei es Aufgabe der Regierung sich auf diejenigen zu stutzen die am meisten Lebenskraft besitzen namlich das deutsche und das ungarische Element Belcredi sah die Entscheidung damit als gefallen an und reichte am selben Tag sein Abschiedsgesuch ein Am 7 Februar 1867 erfolgte seine Enthebung und die Ernennung Beusts zum Ministerprasidenten Die von Beust mit den Vertretern Ungarns ausverhandelte Fassung des Ausgleichs wurde dem ohne ungarische Mitglieder wieder einberufenen Reichsrat quasi als Diktat prasentiert dieser nutzte jedoch die Gelegenheit und setzte als Gegenleistung zu seiner Zustimmung Delegationsgesetze vom 21 Dezember 1867 eine neue Verfassung die Dezemberverfassung 1867 durch Ruckblickend betrachtet war der von Beust erzielte Ausgleich eine zwar kurzfristig pragmatische Losung seine Auswirkungen waren jedoch fatal denn mit ihm begann die sich immer mehr vertiefende Distanz der slawischen Nationen zur Monarchie die bis zum Zerfall Osterreichs 1918 anhielt Belcredi lag dagegen die Volkerverstandigung innerhalb der Monarchie am Herzen Wie sehr er gegen die nationale Hetze kampfte erkennt man aus einer Aussage in einer Ministerratssitzung wo er fur den Unterricht in deutscher und tschechischer Sprache in den bohmischen Volks und Mittelschulen eintrat denn national extreme Richtungen konnen nur durch praktische Erfahrungen geheilt werden Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war Belcredi 1881 1895 vom Kaiser ernannt Prasident des k k Verwaltungsgerichtshofs und wurde vom Monarchen 1881 auch zum Mitglied des osterreichischen Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt Familie BearbeitenEr heiratete 1854 in Graz Anna von Welden 1834 1918 das einzige Kind des Generals Ludwig von Welden Das Paar hatte einen Sohn und zwei Tochter darunter Ludwig Egbert Richard 1856 1914 15 Juli 1885 Marie von und zu Franckenstein 1859 1938 Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Belcredi Richard Graf In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 14 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1865 S 397 400 Digitalisat Ludwig Graf Belcredi Fragmente aus dem Nachlasse des ehemaligen Staatsministers Grafen Richard Belcredi In Die Kultur Vierteljahresschrift fur Wissenschaft Literatur und Kunst 7 1906 Karl Otmar Freiherr von Aretin Belcredi Richard Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 26 28 Digitalisat Belcredi Richard Graf In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 66 Walter Mertal Graf Richard Belcredi 1823 1902 Ein Staatsmann aus dem Osterreich Kaiser Franz Josephs Dissertation Universitat Wien 1962 Lothar Hobelt Johannes Kalwoda Jiri Malir Hrsg Die Tagebucher des Grafen Egbert Belcredi 1850 1894 Nach editorischen Vorarbeiten von Antonin Okac Veroffentlichungen der Kommission fur Neuere Geschichte Osterreichs Bd 114 Wien Koln Weimar 2016 1138 Seiten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Richard Belcredi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Richard Belcredi im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Staatsminister wider Willen Hrsg Parlamentskorrespondenz Wien 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Tageszeitung Wiener Zeitung Wien Nr 172 29 Juli 1865 Amtlicher Teil S 1Ministerprasidenten des Kaisertums Osterreich Graf von Kolowrat Liebsteinsky Freiherr von Ficquelmont Freiherr von Pillersdorf Freiherr von Doblhoff Dier Freiherr von Wessenberg Ampringen Furst zu Schwarzenberg Graf von Buol Schauenstein Graf von Rechberg und Rothenlowen Erzherzog Rainer Graf von Mensdorff Pouilly Graf von Belcredi Freiherr von Beust Siehe auch Liste der Ministerprasidenten des Kaisertums OsterreichMinisterium Belcredi 1865 1867 Richard BelcrediFranz Karl Becke Friedrich Ferdinand von Beust Moritz Esterhazy de Galantha Karl von Franck Franz von John Emanuel Heinrich Komers von Lindenbach Johann Larisch von Moennich Alexander von Mensdorff Pouilly Bernhard von Wullerstorf UrbairPrasidenten des Verwaltungsgerichtshofs MonarchieCarl von Stachlin 1876 1881 Richard Belcredi 1881 1895 Friedrich von Schonborn 1895 1907 Olivier Bacquehem 1908 1917 Erwin Schwartzenau 1917 1919 Erste RepublikKarl Grabmayr 1919 1921 Max Schuster 1921 1929 Hans Hiller Schonaich 1930 1931 Wenzel Kamitz 1931 1934 Zweite RepublikEmmerich Coreth 1945 1947 Josef Schlusselberger 1947 1950 Paul Heiterer Schaller 1951 1955 Friedrich Eichler 1956 Anton Pilat 1957 1961 Josef Guggenbichler 1962 1967 Franz Dietmann 1968 1969 Oskar Donner 1970 1971 Sergius Borotha 1972 Edwin Loebenstein 1973 1979 Walter Rath 1980 1983 Hubert Raschauer 1984 Viktor Heller 1984 1987 Ingrid Petrik 1988 1991 Alfred Kobzina 1991 1993 Clemens Jabloner 1993 2013 Rudolf Thienel seit 2014 Normdaten Person GND 118657992 lobid OGND AKS VIAF 72187732 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Belcredi RichardALTERNATIVNAMEN Belcredi Richard GrafKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Jurist und MinisterprasidentGEBURTSDATUM 12 Februar 1823GEBURTSORT Ingrowitz MahrenSTERBEDATUM 2 Dezember 1902STERBEORT Gmunden Oberosterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Belcredi amp oldid 236020239