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Die Reichsstelle fur Sippenforschung RfS am 12 November 1940 in Reichssippenamt umbenannt 1 war in der Zeit des Nationalsozialismus eine Dienststelle des Reichsinnenministeriums die in Zweifelsfallen daruber entschied ob im sogenannten Ariernachweis die arische Rassenzugehorigkeit bescheinigt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Sachverstandiger fur Rassenforschung 2 Reichsstelle fur Sippenforschung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseSachverstandiger fur Rassenforschung BearbeitenDie Notwendigkeit einer Beurteilung durch Sachverstandige ergab sich zunachst durch die Festlegung des Rassekriteriums in Einzelgesetzen bzw Verordnungen und ihren Durchfuhrungsverordnungen Die erste Durchfuhrungsverordnung zum Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 11 April 1933 forderte den Nachweis einer arischen Abstammung 2 3 Dazu mussten ein Fragebogen ausgefullt und die Geburtsurkunde die Geburts oder Taufurkunden der Eltern und Grosseltern sowie die Heirats oder Trauurkunden der Eltern und Grosseltern beigebracht werden Nur beglaubigte Auszuge aus Standesregistern oder Kirchenbuchern wurden anerkannt 4 Die Beamten mussten die erforderlichen Unterlagen binnen vierzehn Tagen beim Behordenleiter einreichen andernfalls mussten sie zum Beweis ihrer ernsthaften Bemuhungen den Briefwechsel der von ihnen angeschriebenen Pfarr und Standesamter vorlegen 5 Fur Zweifelsfalle sollte dann die Dienststelle des Sachverstandigen fur Rasseforschung beim Reichsinnenministerium in Berlin zu Rate gezogen werden die auch Hinweise fur weitere Nachforschungen geben konnte Bei Adoptionen unehelichen Geburten und in allen Zweifelsfallen hatte der Behordenleiter die Entscheidung des Fachministers oder der Aufsichtsbehorde einzuholen die ihrerseits ein Gutachten des Sachverstandigen fur Rasseforschung im Reichsministerium des Inneren anforderten Diese Dienststelle mit rund 60 Mitarbeitern leitete Achim Gercke bis dieser im Marz 1935 unter dem Vorwurf entlassen wurde er habe Kontakte zu homosexuellen Kreisen Reichsstelle fur Sippenforschung BearbeitenSeit Mitte Marz 1935 wurde die Dienststelle unter der neuen Bezeichnung Reichsstelle fur Sippenforschung von Kurt Mayer geleitet der zugleich Reichsamtsleiter des Amtes fur Sippenforschung der NSDAP wurde das fur die Prufung der Herkunft von Mitgliedern der NSDAP zustandig war Da mit den Nurnberger Gesetzen der Nachweis einer deutschen oder artverwandten Abstammung bei Eheschliessungen nach dem Reichsburgergesetz auch fur den Erwerb des Reichsburgerrechts und die Berufsausubung wichtig wurde stieg die Anzahl der Antrage betrachtlich Die notwendigen Unterlagen wurden in der Regel von Parteidienststellen und Burgermeistern gepruft In Zweifelsfallen war die Reichsstelle einzuschalten die Angaben uberprufte oder Wege aufzeigte wie fehlende Dokumente aufzuspuren waren Der so genannte grosse Abstammungsnachweis der fur eine Mitgliedschaft in der NSDAP fur einen Hochschulabschluss oder fur Schriftleiter sowie Erbhofbauern Grundvoraussetzung war wurde durch eine urkundlich beglaubigte Ahnentafel beigebracht die bis zum Jahre 1800 zuruckreichen musste Fur den kleinen Abstammungsnachweis wurde nur die Rassezugehorigkeit der Grosseltern erforscht Bei ungeklarten Familienverhaltnissen ausserehelichen Geburten und in allen Zweifelsfallen entschied die Reichsstelle die dazu im Laufe der Zeit mehrere tausend erb und rassebiologische Gutachten von Universitatsinstituten anforderte 6 Seit November 1933 befand sich auch die Ahnenstammkartei des deutschen Volkes in der Reichsstelle Die Sammlung der Ahnenlisten und die Ahnenstammkartei gewannen ihre Bedeutung aber erst durch die Daten die vor 1800 liegen Sie fielen aus dem Rahmen der Reichsstelle heraus Schon im Fruhjahr 1935 bezweifelte deshalb eine Kommission des Reichsrechnungshofs die Notwendigkeit dass die Ahnenstammkartei bei der Reichsstelle angesiedelt sei und von ihr mitfinanziert wurde Da sich auch nach einer Besichtigung der Ahnenstammkartei durch den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler am 11 Februar 1938 die finanzielle Situation nicht verbesserte erfolgte am 5 April 1939 der Umzug der Karteiabteilung zuruck nach Dresden in die Kanzlei des Vereins Deutsche Ahnengemeinschaft 7 Zu den Aufgaben der Reichsstelle gehorten auch die Sicherung von alten Kirchenbuchern die Forderung der Sippenforschung sowie die Auswertung judischer Personenstandsregister und aller von den judischen Synagogengemeinden gefuhrten Geburts Trauungs und Sterberegister sowie Beschneidungsbuchern Friedhofsverzeichnissen und Gemeindemitgliederlisten Dabei kam es zur erzwungenen Zusammenarbeit mit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland deren Personal das Archiv fallweise nach verfanglichen Unterlagen durchsuchen musste 8 Uber die Kommandeure der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes wurden entsprechende Unterlagen auch im Generalgouvernement eingezogen 9 Die Dokumente wurden in der vom Reichssippenamt in den Raumen des ehemaligen Gesamtarchivs der deutschen Juden eingerichteten Zentralstelle fur judische Familienstandsregister im Altreich in Berlin gesammelt Spater wurden sie aus Luftschutzgrunden auf Schloss Rathsfeld am Kyffhauser gebracht und dort 1943 1945 von der Duisburger Firma Gebruder Gatermann verfilmt Diese Filme wurden nach dem Krieg von der Firma Gatermann den fur zustandig gehaltenen Stellen in verschiedenen westdeutschen Landern zum Kauf angeboten 10 Die Reichsstelle wurde am 12 November 1940 in Reichssippenamt umbenannt Die Grundung eines Amtes mit dieser Bezeichnung hatte 1920 Bernhard Koerner im Vorwort des 32 Bandes des Deutschen Geschlechterbuches erstmals gefordert Bis dahin hatte die Reichsstelle die bis zu 125 Mitarbeiter beschaftigte schon uber 112 000 Abstammungsbescheide ausgestellt 11 Ein Teil der umfangreichen Uberlieferung des Reichssippenamtes befindet sich heute neben der der Deutschen Ahnengemeinschaft im Sachsischen Staatsarchiv Staatsarchiv Leipzig Sie umfasst folgende familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes Kirchenbucher Militarkirchenbucher Judische Personenstandsunterlagen Hugenotten Genealogische Sammlungen Siegelsammlung und Wappensammlungen Siehe Weblinks Literatur BearbeitenAndreas Rett Horst Seidler Das Reichssippenamt entscheidet Rassenbiologie im Nationalsozialismus Jugend und Volk Wien 1982 ISBN 3 224 16508 1 Diana Schulle Das Reichssippenamt Eine Institution nationalsozialistischer Rassenpolitik Logos Verlag Berlin 2001 ISBN 3 89722 672 3 Zugleich Diss der Universitat Greifswald 1999 Alexandra Przyrembel Rassenschande Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus Gottingen 2003 ISBN 3 525 35188 7 Eric Ehrenreich The Nazi Ancestral Proof Genealogy Racial Science and the Final Solution Indiana University Press Bloomington IN 2007 ISBN 978 0 253 34945 3 Roman Trips Hebert Das vergessene Amt Merkur 839 2019 S 77 83 Weblinks BearbeitenSusanne Benohr Rezension zu Schulle Reichssippenamt VO uber den Nachweis deutschblutiger Abstammung vom 1 August 1940 Bestand 21940 Deutsche Ahnengemeinschaft Bestand 21941 Deutsche Ahnengemeinschaft e V Ahnenstammkartei des deutschen Volkes ASTAKA Bestand 21964 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes Genealogische Sammlungen Findbuch 22310 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes Judische Personenstandsunterlagen Findbuch 21962 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes Kirchenbucher Findbuch 22274 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes Militarkirchenbucher Bestand 21966 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes Siegelsammlung Bestand 21965 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes WappensammlungEinzelnachweise Bearbeiten Reichssippenamt Bestand Deutsche Digitale Bibliothek In deutsche digitale bibliothek de 7 April 1933 abgerufen am 16 Oktober 2019 siehe VO zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 3 2 Im Schatten der Nurnberger Gesetze In Volkmar Weiss Vorgeschichte und Folgen des arischen Ahnenpasses Zur Geschichte der Genealogie im 20 Jahrhundert Arnshaugk Neustadt an der Orla 2013 ISBN 978 3 944064 11 6 S 151 178 Diana Schulle Das Reichssippenamt Eine Institution nationalsozialistischer Rassenpolitik Berlin 2001 ISBN 3 89722 672 3 S 65 Diana Schulle Das Reichssippenamt ISBN 3 89722 672 3 S 86 Enzyklopadie des Nationalsozialismus ISBN 3 423 33007 4 S 346 Der Verein Deutsche Ahnengemeinschaft 1921 bis 1967 Teil I 1921 bis 1945 Genealogie 55 Jg 2006 1 14 Alexandra Przyrembel Rassenschande ISBN 3 525 35188 7 S 108f Dok VEJ 4 168 in Klaus Peter Friedrich Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 4 Polen September 1939 Juli 1941 Munchen 2011 ISBN 978 3 486 58525 4 S 393 Thomas Fricke Landesarchiv Baden Wurttemberg Abt Hauptstaatsarchiv Stuttgart Findbuch J 386 Filme von Personenstandsregistern judischer Gemeinden in Wurtt In www2 landesarchiv bw de Abgerufen am 16 Oktober 2019 170 Mitarbeiter nach Enzyklopadie des Nationalsozialismus ISBN 3 423 33007 4 S 694 Schulle S 168 zieht die zum Wehrdienst eingezogenen ab Normdaten Korperschaft GND 806532 9 lobid OGND AKS VIAF 168133978 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsstelle fur Sippenforschung amp oldid 234747835