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Das Reichsoberhandelsgericht ROHG in Leipzig war ein oberster Gerichtshof Errichtet wurde es im Jahr 1869 als Bundesoberhandelsgericht im Norddeutschen Bund Im Jahr 1879 loste das Reichsgericht es ab Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Belege 4 Siehe auch 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Bundesoberhandelsgericht wurde auf Betreiben Sachsens und Preussens durch Bundesgesetz vom 12 Juni 1869 geschaffen Das Gericht nahm seine Tatigkeit am 5 August 1870 1 auf und sah sich fortan in der Tradition des Reichskammergerichts An der Konstituierung des Gerichtshofs hatte der Bundeskanzler Otto von Bismarck entgegen ursprunglichen Planungen aufgrund des Ausbruchs des Deutsch Franzosischen Kriegs nicht teilnehmen konnen 2 Das Bundesoberhandelsgericht war zunachst ein Obergericht des Norddeutschen Bundes ab dem 1 Januar 1871 des Deutschen Reichs und als solches zustandig fur Streitigkeiten des Handelsrechts und des Wechselrechts Seine Zustandigkeiten wurden in der Folgezeit ortlich und sachlich ausgeweitet Das Gericht war auch in Strafsachen tatig Es trat in Strafsachen aus Elsass Lothringen nach 1871 an die Stelle des franzosischen Kassationshofs Mit Wirkung zum 1 August 1871 wurden am Gerichtshof zwei Senate gebildet sein Prasident Heinrich Eduard von Pape verteilte die anfallenden Sachen auf die einzelnen Senate Er stand dem I Senat vor wahrend der II Senat von Vizeprasident August Drechsler geleitet wurde Ein III Senat wurde 1874 unter der Fuhrung von Karl Hocheder gebildet 1 Vor dem Reichsoberhandelsgericht gab es keine Singularzulassung jeder Anwalt oder Advokat eine einheitliche Anwaltschaft wurde erst 1879 geschaffen konnte vor Gericht pladieren 3 Das Gericht hatte in etwa 30 verschiedene Prozessordnungen anzuwenden Das ROHG war im Regelfall Gericht der nach Art 12 der Bundesakte von 1815 garantierten dritten Instanz in Sonderfallen aber auch der zweiten oder vierten Instanz Es loste fur die Mitgliedsstaaten die entsprechenden Obergerichte der einzelnen Lander und Freien Stadte in den ihm ausschliesslich zugewiesenen sachlichen Zustandigkeiten ab und ubernahm insoweit von diesen die entsprechenden Verfahren zur Fortfuhrung Seine Urteile ergingen zunachst im Namen des norddeutschen Bundes spater im Namen des Deutschen Reiches Die Rechtsprechung des ROHG pragte die Praxis und Lehre des deutschen Wechselrechts nachhaltig Mit ihm begann eine Gerichtstradition die sich uber das Reichsgericht bis zum heutigen Bundesgerichtshof fortsetzt Dies zeigt sich exemplarisch an der Entscheidungssammlung Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts BOHGE ROHGE die in 25 Banden erschien und in deren Tradition die spateren Entscheidungen des Reichsgerichts RGZ RGSt und die Entscheidungen des Bundesgerichtshofs BGHZ BGHSt stehen Ebenso ergehen die Entscheidungen der Bundesgerichtshof bis heute von Rechts wegen 1 Nach Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze von 1878 trat das Reichsgericht mit Wirkung zum 1 Oktober 1879 an seine Stelle Einziger Prasident des ROHG wahrend der Zeit seines Bestehens war Heinrich Eduard von Pape der bereits an den gesetzgeberischen Vorarbeiten fur das Bundesoberhandelsgericht beteiligt gewesen war Von den 32 Richtern die wahrend des Bestehens des Reichsoberhandelsgerichts an ihm tatig gewesen waren traten 19 in den Dienst des Reichsgerichts uber 1 Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts sind in der gerichtsinternen Sammlung Sammtlicher Erkenntnisse des Reichs Oberhandelsgerichts uberliefert die sich heute beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe findet 1 Literatur BearbeitenDetlev Fischer Zur Geschichte der hochstrichterlichen Rechtsprechung in Deutschland In JuristenZeitung Band 65 2010 S 1077 1083 JSTOR 20830325 Thomas Henne Judische Richter am Reichs Oberhandelsgericht und am Reichsgericht bis 1933 In Ephraim Carlebach Stiftung Hrsg Antisemitismus in Sachsen im 19 und 20 Jahrhundert Dresden 2004 S 142 155 Thomas Henne Richterliche Rechtsharmonisierung Startbedingungen Methoden und Erfolge in Zeiten beginnender staatlicher Zentralisierung analysiert am Beispiel des Oberhandelsgerichts In Kontinuitaten und Zasuren in der europaischen Rechtsgeschichte Frankfurt am Main Lang 1999 S 335 355 A Stegemann Die Rechtsprechung des Deutschen Oberhandelsgerichts zu Leipzig Berlin 1871 ff Axel Weiss Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts in Strafsachen Diss Marburg 1996 Kriminalwissenschaftliche Studien Band 22 Marburg 1997 Sabine Winkler Das Bundes und spatere Reichsoberhandelsgericht Eine Untersuchung seiner ausseren und inneren Organisation sowie seiner Rechtsprechungstatigkeit unter besonderer Berucksichtigung der kaufmannischen Mangelruge Paderborn 2001 Belege Bearbeiten a b c d e Detlev Fischer Zur Geschichte der hochstrichterlichen Rechtsprechung in Deutschland In JuristenZeitung Band 65 Nr 22 2010 ISSN 0022 6882 S 1077 1080 1083 JSTOR 20830325 ROHGE 1 7 Emil Boyens 1848 1925 Die Rechtsanwalte am Reichsgericht in den ersten 25 Jahren seines Bestehens in Die ersten 25 Jahre des Reichsgerichts Sonderheft des Sachsischen Archivs fur Deutsches Burgerliches Recht zum 25 jahrigen Bestehen des hochsten Deutschen Gerichtshofs S 142 10 des Gesetzes betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes fur Handelssachen vom 12 Juni 1869 Siehe auch BearbeitenListe der Richter am ReichsoberhandelsgerichtWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Gesetz betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes fur Handelssachen Vom 12 Juni 1869 Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts Quellen und Volltexte Andreas M Fleckner Handworterbuch des Europaischen Privatrechts 2009 Reichsoberhandelsgericht mit Reichsgericht Abgerufen am 24 Mai 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsoberhandelsgericht amp oldid 232781285