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Die BP Raffinerie Lingen ist eine Kraftstoffraffinerie im niedersachsischen Lingen im Landkreis Emsland Kraftwerk und Hafen der Raffinerie am Dortmund Ems KanalDie Raffinerie vom Nordwestufer des Speicherbeckens Geeste aus gesehenDie Raffinerie vom Dortmund Ems Kanal aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung der Gewerkschaft Erdol Raffinerie Emsland 1 2 Der Bau der Raffinerie 1 3 Inbetriebnahme und Erweiterung 2 Rohstoffeinsatz und Transport 2 1 Werkbahn 3 Produkte 4 Mitarbeiter 5 Vorfalle 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung der Gewerkschaft Erdol Raffinerie Emsland Bearbeiten Die Grundung und der Bau der Raffinerie in Lingen sind stark verbunden mit dem Auffinden der Erdolfelder im Emsland So wurde 1942 das Erdolfeld Lingen ganz in der Nahe der Raffinerie als erstes Olfeld des Emslandes erschlossen 1943 wurden die Olfelder Emlichheim und Georgsdorf entdeckt 1947 Adorf sowie 1949 Scheerhorn und Ruhle Olfeld Durch die Beschaffenheit des Emslandroholes welches eines der schwersten Rohole der Welt ist musste es aufwendig zu Raffinerien in Hannover oder ins Ruhrgebiet gebracht werden Um das Rohol flussig zu halten muss es am Be und Entladepunkt erwarmt werden konnen sowie Lagermoglichkeiten am Verladeort bereitgehalten werden Dieses machte den Transport aussergewohnlich teuer was die Wirtschaftlichkeit der Olforderung stark minderte 1 Erste Uberlegungen der Wintershall und Elwerath nahe den Olquellen eine Verarbeitungsanlage zu errichten gehen bis in das Jahr 1948 zuruck Infolge des Marshallplanes und des Emslandplanes beschlossen die Firmen Wintershall Elwerath und Preussag 1949 im Emsland eine Raffinerie zu bauen 1950 wurde mit dem Bau der Raffinerie in der damals noch selbstandigen Gemeinde Holthausen begonnen Die Preussag trat ihre Anteile bereits 1951 an die Wintershall ab Die entstandene Raffinerie firmierte zunachst als GEE Gewerkschaft Erdol Raffinerie Emsland Mit Gewerkschaft war jedoch nicht die Arbeitnehmervertretung sondern eine Bergrechtliche Gewerkschaft gemeint unter der der Betrieb einer Raffinerie damals moglich war Erst mit dem Ausstieg der Elwerath zum 1 Januar 1969 und Ubernahme der Anteile durch die Wintershall wurde am 1 Januar 1970 aus der GEE die ERE Erdol Raffinerie Emsland 2 Im Zusammenhang mit dem Bau der Raffinerie wurden 1952 vom Bundesministerium fur Wirtschaft Investitionskredite fur die Gewerkschaft Erdol Raffinerie Emsland bereitgestellt zum Ankauf von Gasolin Aktien durch die Wintershall und die Deutsche Erdol AG Von hier bezog die Gasolin neben ihrer eigenen Raffinerie in Dollbergen einen grossen Teil ihrer Treib und Schmierstoffe Der Bau der Raffinerie Bearbeiten Als Standort wurde ein Sanddunengelande zwischen der Emslandstrecke und dem Dortmund Ems Kanal in der Gemeinde Holthausen ausgewahlt Wahrend der Planung der Raffinerie wurde schnell klar dass fur die geschatzten 76 Ruckstand in Form von schwerem Heizol aus der Roholdestillation kein Abnehmer zu finden war 3 Der Markt fur Schwerol wurde damals noch grosstenteils von der heimischen Steinkohle in Lingen vor allem durch das Bergwerk Ibbenburen gedeckt Der angedachte Bau eines Hydrierwerks zum Umwandeln der Ruckstande wurde wegen des benotigten Wasserstoffes bald fallen gelassen Um diesen Umstand zu beseitigen und um den Anteil der Ausbeute an Benzin zu steigern wurden in der Erdol Raffinerie Emsland erstmals ein thermischer und ein katalytischer Cracker in einer Raffinerie gekoppelt errichtet 4 Die katalytische Crackung ubernahm ein Houdryturm der nach dem Verfahren des Chemikers Eugene Houdry arbeitete Dieser Cracker war uber einhundert Meter hoch er war eine Landmarke und ein Wahrzeichen der Raffinerie und des sudlichen Emslandes Als thermischer Cracker wurde der erste Koker in der Bundesrepublik Deutschland errichtet der nach dem Verfahren des Delayed Koker arbeitet 5 Auch der Bau eines Raffinerie Kraftwerkes zur eigenen Strom und Dampfversorgung war wegen der schlechten Infrastruktur des Emslandes notig Als einer der ersten Abteilungen wurde die Werkbahn schon wahrend des Baus gegrundet Sie war notwendig um Materialien die per Bahn ankamen zum Magazin zu bringen Die Lokfuhrer wurden grosstenteils von der Kleinbahn Lingen Berge Quakenbruck ubernommen die zum selben Zeitpunkt stillgelegt wurde 6 Andere Fachkrafte wurden vom Ausbesserungswerk Lingen ubernommen Inbetriebnahme und Erweiterung Bearbeiten 1953 wurde die Raffinerie fertiggestellt und umfasste eine Destillation eine katalytische Krackanlage einen Koker Raffination und Gasnachverarbeitung Der Durchsatz betrug zunachst 550 000 t a Das Rohol wurde ausschliesslich von den nahen Feldern im Emsland sowie teilweise aus fernen Feldern per Kesselwagen bezogen Ein erster Reformer wurde 1956 in Betrieb genommen um die Oktanzahl des Benzins zu erhohen Mit dem Bau einer Vakuumdestillation konnten 1958 die Cracker entlastet werden und der Roholeinsatz auf 1 Mio Tonnen erhoht werden 1959 wurde ein zweiter Verarbeitungsbetrieb fur auslandisches Rohol mit einer Kapazitat von anfangs 1 5 Millionen Tonnen in Betrieb genommen Aufgrund von Zollbeschrankungen musste bis 1964 die Verarbeitung des auslandischen Roholes strikt vom deutschen Rohol getrennt werden Gleichzeitig wurde die NWO Pipeline an die Raffinerie angeschlossen Da der Durchsatz von deutschem Rohol weiter zunahm wurde 1962 der Betrieb 1 der das deutsche Rohol verarbeitete erweitert 7 Es wurde eine zusatzliche Roholdestillation sowie auch ein weiterer Koker errichtet Auch der Houdryturm als Katalytischer Cracker wurde im Durchsatz erweitert Im Jahr 1967 begann man durch den Umbau des Reformers 1 mit der Benzolproduktion und 1970 mit Errichtung der N Paraffinanlage mit der Petrochemieproduktherstellung Eine Kalzinierung zur Weiterverarbeitung des Petrolkokses aus den Kokern wurde 1971 errichtet 1970 wurde Wintershall alleiniger Gesellschafter Seit 2002 wird die Raffinerie von der Deutschen BP betrieben die seit 2010 unter BP Europa SE firmiert Von August 2006 bis Oktober 2006 fand zum ersten Mal in der Geschichte der Raffinerie eine sogenannte Gesamtrevision statt Im Zuge dieser wurden alle Anlagen heruntergefahren Danach wurden uber 650 Warmetauscher und uber 1000 Druckbehalter ausgebaut und vom TUV gepruft Nach erfolgter Prufung und Wiedereinbau der Objekte nahm die Raffinerie Anfang Oktober 2006 ihren Betrieb wieder auf Wahrend dieses Gesamtstillstandes waren zeitweise uber 3200 Menschen in der Raffinerie tatig Die Kosten dieser Aktion beliefen sich auf uber 90 Millionen Euro Im Herbst 2011 fand erneut eine Grossrevision statt bei der 70 Prozent der Anlage heruntergefahren und von rund 600 eigenen und bis zu 2500 fremden Mitarbeitern gewartet werden 8 2015 wurde eine neue Zentrale Messwarte auf dem Gelande eingeweiht Die neue Messwarte ersetzte mehrere Vorganger aus den 1960er Jahren 9 Rohstoffeinsatz und Transport Bearbeiten nbsp Werkbahn der RaffinerieDie Raffinerie verarbeitet 5 1 Mio t Rohstoffe pro Jahr wovon 4 5 Mio t Rohol sind 1 Mio t deutsches 3 5 Mio t auslandisches Ausserdem werden 0 6 Mio t Feedstock in der Produktion eingesetzt Aus dem Rohol und dem Feedstock werden 4 9 Mio t Produkte hergestellt 10 Der Grossteil wird per Pipeline durch die Nord West Oelleitung 11 und kleinere Olpipelines direkt von nahen Erdolfeldern angeliefert Weitere Teile des Erdols aus dem Inland erreicht die Raffinerie in Zugen auf der eigenen Werksbahn Die Produktabfuhr erfolgt zu etwa 39 uber die Strasse zu etwa 38 uber einen eigenen Hafen am Dortmund Ems Kanal zu etwa 21 per Bahn und zu 2 per Produktpipeline 10 Werkbahn Bearbeiten Mit der Werkbahn hat die Raffinerie im Bahnhof Holthausen Ems einen Anschluss an die Bahnstrecke Rheine Norddeich Mole Der Bahnhof wird fur den Empfang von Rohol und fur den Versand der Produkte genutzt Dabei ist der Bahnhof Holthausen nur in Fahrtrichtung Lingen an die Streckengleise angebunden Zuge von und nach Norden mussen jeweils bis zum Bahnhof Lingen fahren und dort die Richtung andern Die Werkbahn ubernimmt im Bahnhof Holthausen die von verschiedenen Bahnunternehmen bereitgestellten Zuge zur Be oder Entladung und stellt dort die beladenen Zuge fur den Transport bereit In der Bauzeit wurde eine Kleinlokomotive der Firma Jung genutzt mit der Betriebsaufnahme der Raffinerie ubernahmen zwei Dampfspeicherlokomotiven von Henschel amp Sohn den Betrieb 1956 kam eine weitere Diesellokomotive von KHDhinzu KHD lieferte in den 1960er Jahren auch zwei starkere Diesellokomotiven Die beiden heute im Einsatz befindlichen Lokomotiven wurden vom Unternehmen Gmeinder gebaut Dieses stellte 2009 auch leihweise eine Lokomotive bis zur Ablieferung der neugebauten Lok 8 Alle Lokomotiven sind mit Explosionsschutzeinrichtungen ausgestattet Lokomotiven der Werkbahn Nummer Typ Baujahr Fabriknummer Einsatz von Einsatz bis Verbleib Jung ZN 233 1951 11512 1951 19xx Verbleib unbekannt2 Henschel Bfl 12 2 5 1953 25460 1953 ca 1990 Museumsbahn Friesoythe Cloppenburg3 Henschel Bfl 12 2 5 1953 25461 1953 1979 Heimatmuseum Unser Fritz Herne4 KHD A8M 517 R 1956 56203 1956 1966 Denkmal in Kottenheim 12 5 KHD MS 320C 1960 57145 1960 2009 Eisenbahnfreunde Hasetal6 KHD MG 430C 1965 57854 1965 Verbleib unbekannt7 Gmeinder D 60 C 1986 5668 1986 im Einsatz8 Gmeinder D 60 C 2010 5763 2010 im Einsatz9 Gmeinder D 25 B 2005 5748 2019 im Einsatz Leihlok Henschel DHG 700 C 1980 32515 2009 2010 Fernleitungs Betriebsgesellschaft Kehl KorkProdukte BearbeitenEs werden in der Raffinerie typische Produkte hergestellt wie 10 Propan Butan Benzin Kerosin Jet A1 Diesel Heizole EL KalzinatZudem werden petrochemische Stoffe gewonnen wie Cyclohexan 13 n Paraffine C10 C13 aus Kerosin extrahiert Benzol TXMitarbeiter BearbeitenInsgesamt beschaftigt die Erdol Raffinerie Emsland 750 Mitarbeiter davon sind etwa 70 Auszubildende 14 Vorfalle BearbeitenAm Abend des 28 Marz 2011 kam es gegen 23 Uhr zu mehreren Verpuffungen beim Beladen des Tankschiffes Alpsray mit Superbenzin im Hafen der Raffinerie bei dem sich grosse Mengen des Benzins entzundeten Die Ursache des Feuers lag in einer Entluftungseinrichtung des Schiffes und nicht im Verantwortungsbereich der Raffinerie wie in einer gerichtlichen Untersuchung festgestellt wurde 15 Der Einsatz der Werkfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren dauerte bis zum nachsten Tag insgesamt waren rund 250 Krafte von Feuerwehr Rettungsdienst THW Polizei und Behorden des Landkreises Emsland mit 39 Fahrzeugen und zwei Booten im Einsatz 16 Wahrend des Loscheinsatzes verbrauchte die Feuerwehr rund 230 m Schaummittel 17 Im Verlauf der nachsten Tage fuhrte dieser umfangreiche Loschschaumeinsatz zu einem Fischsterben im Dortmund Ems Kanal 18 Wahrend der Arbeiten innerhalb der Grossrevision 2011 kam es am 4 Oktober 2011 zu einem Vorfall in der Raffinerie Gegen 7 15 Uhr morgens brach ein Brand in der Roholdestillation 1 aus Die Werkfeuerwehr der Raffinerie konnte den Brand nach 20 Minuten loschen 19 Zwei Personen wurden verletzt Literatur BearbeitenHelga und Hermann Lindwehr Explosion im Raffinerie Hafen In Feuerwehr ISSN 0500 6260 Heft 7 8 2011 S 36 38 Feuerball uber Lingen In Feuerwehr Journal Niedersachsen Bremen ISSN 1618 5307 Heft 4 2011 S 15 17 Georg Wessling Unser Olwerk Erdolraffinerie Emsland Menschen Technik und Geschichten in 50 Jahren Hrsg von der Deutschen BP Aktiengesellschaft Erdol Raffinerie Emsland Lingen Burgtor Verlag Lingen 2003 ISBN 3 921 663 25 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erdol Raffinerie Emsland Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der BP Lingen Erdolraffinerie Emsland Website des Unternehmens in London engl Website der BP Europa SE fur DeutschlandEinzelnachweise Bearbeiten Wessling Unser Olwerk S 10 Verarbeitung im Fordergebiet Wessling Unser Olwerk S 80 Von der GEE zur ERE Wessling Unser Olwerk S 19 Destillieren und Raffinerien Wessling Unser Olwerk S 19 Kein Bedarf fur schweres Heizol Wessling Unser Olwerk S 20 Petrolkos fur die Industrie Wessling Unser Olwerk S 30 Die Raffinerie wachst Wessling Unser Olwerk Kapitel Erweiterung im Betrieb 1 Wilfried Roggendorf Grossrevision bei der Lingener Raffinerie Neue Osnabrucker Zeitung 16 September 2011 abgerufen am 16 August 2016 Thomas Pertz Messwarte neues Herzstuck der BP Raffinerie in Lingen In noz de Lingener Tagespost 23 Februar 2015 abgerufen am 2 November 2020 a b c Daten und Fakten Kennzahlen der BP Lingen BP Website abgerufen am 16 August 2016 NWO Daten und Fakten Nord West Oelleitung GmbH abgerufen am 31 Oktober 2020 Deutz 56203 In rangierdiesel de Abgerufen am 25 Oktober 2022 Erdol Raffinerie Emsland BP Lingen Umweltbericht 2010 5 Marz 2010 abgerufen am 16 August 2016 S 5 pdf 1 8 MB bp com Daten und Fakten abgerufen am 1 Januar 2022 Burkhard Muller Im Marz 2011 fangt Schiff Feuer BP Lingen Raffinerie hat keine Schuld an Explosion Neue Osnabrucker Zeitung 22 April 2015 abgerufen am 16 August 2016 Grossbrand im Hafen Tankschiff explodiert in Lingen Spiegel Online 29 Marz 2011 abgerufen am 16 August 2016 Feuerball uber Lingen S 17 Lindwehr Explosion im Raffinerie Hafen S 36 Lindwehr Explosion im Raffinerie Hafen S 38 Kritik am Krisenmanagement Fischsterben Der Landkreis scheint uberfordert zu sein Neue Osnabrucker Zeitung 13 April 2011 abgerufen am 16 August 2016 Ein Mitarbeiter schwer verletzt Brand auf dem Gelande der BP Raffinerie in Lingen Neue Osnabrucker Zeitung 4 Oktober 2011 abgerufen am 16 August 2016 52 558611111111 7 3094444444444 Koordinaten 52 33 31 N 7 18 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raffinerie Emsland amp oldid 237741662