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Eine Dampfspeicherlokomotive oder feuerlose Lokomotive ist eine spezielle Bauform einer Dampflokomotive die ihre Antriebsenergie aus uberhitztem Wasser bezieht Restaurierte Dampfspeicherlokomotive von 1912 der ehemaligen Zanders PapierfabrikBevor die Dampfspeicherlokomotive betriebsbereit ist muss das Wasser im Kessel der Lokomotive aus einem externen Dampfkessel erhitzt werden Inhaltsverzeichnis 1 Einsatz 2 Konstruktion 3 Hochdruckdampfspeicherloks 4 In Deutschland vorhandene Dampfspeicherlokomotiven 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksEinsatz BearbeitenEine Dampfspeicherlokomotive kann in explosionsgefahrdeten Umgebungen wie z B in der chemischen Industrie in Munitionsfabriken oder im Bergbau eingesetzt werden da bei ihr keine Verbrennung stattfindet So entsprechen die Einsatzmoglichkeiten der Speicherdampflokomotive in etwa denen einer Pressluftlokomotive Aufgrund der Abhangigkeit von einem Dampfversorger werden Dampfspeicherlokomotiven jedoch nicht unter Tage eingesetzt Allerdings konnen Dampfspeicherlokomotiven Anhangelasten von uber 2000 t bewegen Nach sechs bis acht Stunden mussen sie wieder befullt werden 1 Auch heute noch werden Dampfspeicherlokomotiven in Industriebetrieben eingesetzt die selbst erhebliche Prozesswarmemengen erzeugen etwa die Papier die Zucker und die Eisenindustrie Im Zeitraum von 1984 bis 1988 baute das Dampflokwerk Meiningen die letzte grosse Serie von 202 Dampfspeicherlokomotiven vom Typ FLC 2 nbsp Henschel Dampfspeicherlokomotive im Grosskraftwerk Mannheim nbsp Dampfspeicherlokomotive 002 der DLM bereit fur den Einsatz auf Industriegleisen bei der Vorfuhrung in Schaffhausen 2010 nbsp Hanomag Dampfspeicherlokomotive in Heinsberg Oberbruch nbsp LKM Feuerlose C im Henkel Werksmuseum Genthin nbsp Feuerloser B Kuppler mit Innentriebwerk von Hohenzollern nbsp Dampfspeicherlokomotive der Suddeutschen Kabelwerke Mannheim im Eisenbahnmuseum Bochum Dahlhausen nbsp Krupp Dampfspeicherlokomotive in Betrieb bei Sasol in Herne nbsp Krauss Maffei Gilli Hochdruck dampfspeicherlokomotive in Gendorf Kastl nbsp Gilli Hochdruckdampf spei cher lo ko mo tive der Wiener Lo ko mo tiv fab rik Floridsdorf in Strasshof an der Nordbahn nbsp Eine vom Dampflokwerk Meiningen gebaute Dampf spei cher lo ko mo tive beim Fullen in DresdenKonstruktion BearbeitenFahr und Triebwerk entsprechen weitgehend dem einer normalen Dampflokomotive ublich sind die Achsfolgen B C und selten auch D Die Zylinder der Fahrzeuge sind meist relativ gross dimensioniert damit die Lokomotiven auch bei stark abgefallenem Dampfdruck noch betrieben werden und bei noch 1 5 bar mit eigener Kraft zur Fullstelle zuruckkehren konnen Wegen des Einsatzes im Rangierdienst mit verhaltnismassig geringen Geschwindigkeiten und weil keine Massen von im Betrieb abnehmenden Vorraten kompensiert werden mussen sind Dampfspeicherlokomotiven in der Regel laufachslos Der Dampfspeicher ist ein einfacher Druckbehalter Er wird nicht einfach mit Dampf gefullt sondern von aussen zugefuhrter Dampf erhitzt das im Kessel befindliche Wasser welches etwa 2 3 des Kesselvolumens ausmacht Durch das Einleiten von Dampf in das Wasser im druckdichten System wird diesem Energie zugefuhrt Mit dem sich dabei aufbauenden Druck steigt die Siedetemperatur des Wassers Es nimmt dabei eine erhebliche Energiemenge auf Wenn die Wassertemperatur im Kessel diejenige des eingeleiteten Dampfes erreicht wird die Dampfzufuhr beendet und die Maschine ist betriebsfahig Wird dem Druckbehalter Dampf fur die Dampfmaschine entnommen was den Druck im Kessel verringert so sinkt auch der Siedepunkt des Wassers wodurch neuer Dampf entsteht Durch dieses Prinzip konnen Dampfspeicherlokomotiven abhangig von der Belastung mehrere Stunden ohne Nachfullen eingesetzt werden Der Speicherdruck bei gefulltem Behalter betragt bei Niederdruckdampfspeicherlokomotiven ublicherweise 12 bis 15 Bar bei Mitteldrucklokomotiven bis 25 Bar Das Verhaltnis der entnehmbaren Dampfmenge zum Speichervolumen kann fur die jeweils geltenden Randbedingungen recht genau berechnet werden 3 Der Dampfspeicher benotigt weder eine Feuerbuchse noch Rauchrohre und ist deshalb verglichen mit dem Kessel einer normal beheizten Dampflokomotive ein preisgunstiges und wartungsarmes Bauteil Ausserdem ist er fur sein Volumen relativ leicht sodass Speicherdampflokomotiven mit verhaltnismassig gross dimensionierten Kesseln ausgestattet werden konnen Der Kessel hat eine Warmedammung um die Verluste durch Abwarme zu minimieren Ublicherweise ist der Druckbehalter aus Fahrzeugmitte etwas nach vorn verschoben weil sich am hinteren Ende das Fuhrerhaus befindet Zur Erzielung von kurzen Dampfwegen zwischen Regler und Triebwerk sind die Zylinder meist unterhalb des Fuhrerhauses angeordnet Der Abdampf wird weil kein Blasrohr fur die Feueranfachung benotigt wird in der Regel uber ein Abdampfrohr an der Fuhrerhausruckwand in die Atmosphare abgegeben Hochdruckdampfspeicherloks BearbeitenEine herkommliche Dampfspeicherlokomotive hat zwei entscheidende Nachteile Zum einen ist ihr Aktionsradius bauartbedingt stark eingeschrankt zum anderen fuhrt der standig abnehmende Betriebsdruck im Kessel dazu dass die Zylinder recht gross ausgefuhrt werden mussen um auch mit niedrigem Dampfdruck noch ausreichend Zugkraft aufbringen zu konnen Deswegen neigen sie bei hohen Dampfdrucken zum Schleudern da die erzeugte Kraft nicht auf die Schiene gebracht werden kann 1934 baute die Lokomotivfabrik Floridsdorf fur das Gaswerk Leopoldau der Stadt Wien eine Dampfspeicherlokomotive nach den Grundsatzen von Paul Gilli Sie sollte Zuge mit einer Masse von 1500 Tonnen uber Rampen von 17 Promille befordern konnen Diese erste Lok die nach dem Hochdruckprinzip arbeitete war von beachtlichen Abmessungen Teile des Rahmens Triebwerk und Zylinder mit Lentz Ventilsteuerung stammten von einer funfachsigen Heissdampflokomotive der BBO Reihe 80 Sie hatte eine Dienstmasse von 82 t bei einer Achslast von 16 5 t Der Speicherdruck betrug 118 bar Von den ursprunglich funf Kuppelachsen blieben allerdings nach dem Umbau nur noch vier gekuppelt die den Zylindern benachbarte Achse wurde zur Laufachse Dabei war der Speicher vom Triebwerk durch ein Druckminderventil getrennt durch welches der Speicherdruck soweit herabgesetzt wurde dass die Zylinder mit etwa 14 bar Druck arbeiteten Dadurch stand bis zum Erreichen dieses Druckes im Kessel ein standig gleicher Arbeitsdruck in den Zylindern zur Verfugung Lokomotiven dieser Bauart verfugten uber einen weiteren Vorteil Durch den hoheren Speicherdruck liegt die Wassertemperatur im Kessel viel hoher als bei herkommlichen Dampfspeicherlokomotiven Der entnommene Dampf verliert durch seine Druckreduzierung an Temperatur die ihm aber durch einen Uberhitzer Rohrschlangen die im Kessel liegen wieder zugefuhrt werden kann Der so wieder erhitzte Heissdampf besitzt eine hohere Energiedichte als normaler Nassdampf was einen wirtschaftlicheren Betrieb der Lokomotive ermoglichte Durch das Uberhitzen wird dem Speicher allerdings zusatzlich Warme entzogen dadurch kann die ursprungliche eingefullte Dampfmenge nicht mehr entnommen werden und bleibt in Form von Wasser im Speicher zuruck Die Uberhitzungswirkung nimmt mit sinkendem Druck im Speicher allerdings ab An der Produktion der Hochdruckdampfspeicherlokomotiven beteiligten sich insgesamt nur drei Lokomotivfabriken Henschel in Kassel lieferte funf die Lokomotivfabrik Floridsdorf 45 und Krauss Maffei in Munchen drei Lokomotiven Diese drei Maschinen vom Typ C 17 F von Krauss Maffei waren deren einzige der Bauart Gilli und beendeten dort Anfang der 1950er Jahre den Bau von Dampfspeicherlokomotiven 4 Die letzte Hochdruckdampfspeicherlokomotive uberhaupt wurde 1973 von der Lokomotivfabrik Wien Floridsdorf an die OMV Raffinerie Schwechat geliefert In Deutschland vorhandene Dampfspeicherlokomotiven Bearbeiten Hauptartikel Liste in Deutschland vorhandener DampfspeicherlokomotivenSiehe auch BearbeitenNatronlokomotive Elektrische DampflokomotiveEinzelnachweise Bearbeiten http www steffenreichel homepage t online de HE DaSpeicherlok html https www dampflokwerk de das werk tradition http berndglueck de Waermespeicher Feuerlose Lokomotiven von Krauss Maffei in dampflokomotivarchiv deLiteratur BearbeitenKarl Pokschewinski Feuerlose Lokomotiven Geschichte Funktion und Einsatz der Dampfspeicherloks Lokrundschau Verlag Gulzow 2000 ISBN 978 3 931647 10 0 Adolph Giesl Gieslingen Die Hochdruck Dampfspeicherlomotive Gilli Lokomotive In Alfred B Gottwaldt Hrsg Lok Magazin Nr 118 Franckh sche Verlagshandlung W Keller amp Co 1983 ISSN 0458 1822 S 32 41 Hermann von Littrow Feuerlose Lokomotiven In Victor von Roll Hrsg Enzyklopadie des Eisenbahnwesens 2 Auflage Band 5 Fahrpersonal Gutertarife Urban amp Schwarzenberg Berlin Wien 1914 S 67 69 Raimar Lehmann Die Dampfspeicherlokomotive Der Modelleisenbahner 12 1979 ISSN 0026 7422 Seite 373 Weblinks Bearbeitenhttp www axel klatt de bahn html dampfspeicherloks html http www 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