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Quattro pezzi sacri Vier geistliche Stucke sind ein Zyklus von kirchenmusikalischen Vokalwerken des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi Der vierte Teil das 1895 1896 entstandene Te Deum gilt abgesehen vom Stabat Mater aus demselben Zyklus als letzte grossere Komposition Verdis Altersfoto Verdis 1899Der Zyklus besteht aus folgenden Kompositionen Ave Maria in lateinischer Sprache fur vier Stimmen a cappella Sopran Alt Tenor und Bass komponiert 1889 revidiert 1897 Stabat mater in lateinischer Sprache fur gemischten Chor und Orchester komponiert 1896 1897 Laudi alla Vergine Maria auf einen Text von Dante Alighieri aus der Divina Commedia in italienischer Sprache fur vier Frauenstimmen a cappella Sopran I Sopran II Alt I Alt II komponiert 1887 1888 zwischen Otello und Falstaff Te Deum in lateinischer Sprache fur Doppelchor mit Sopransolo und Orchester komponiert 1895 1896 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Die Kompositionen 2 1 Ave Maria 2 2 Stabat Mater 2 3 Laudi alla Vergine Maria 2 4 Te Deum 3 Rezeption und Nachwirken 4 Adaptionen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenNach der Fertigstellung der Oper Aida und der 1874 vollendeten Messa da Requiem machte Verdi eine kompositorische Pause Trotzdem schuf Verdi zwischenzeitlich verschiedene kleinere religiose Werke wie 1880 ein Pater Noster und ein Ave Maria 1 Nach Abschluss der Komposition des Otello 1887 entstand 1889 ein Ave Maria sulla scala enigmatica revidiert 1897 das Aufnahme in die Quattro pezzi sacri fand sowie 1894 ein Jahr nach der Vollendung des Falstaff ein Pieta Signor fur Singstimme und Klavier 2 Gegen Ende seines Lebens kehrte Verdi mit den Quattro pezzi sacri zu seinen Ursprungen als Kirchenmusiker zuruck 3 Bereits 1871 hatte Verdi in einem Brief die These vertreten Tornate all antico sara un progresso Kehrt zum Alten zuruck es wird ein Fortschritt sein 4 Konsequenterweise beschaftigte sich Verdi in seiner letzten Schaffensphase mit Johann Sebastian Bachs h moll Messe und vor allem mit den Kompositionen Palestrinas 3 den er 1895 als wahren Fursten der Kirchenmusik bezeichnete 5 Trotz dieser Wertschatzung sind die Quattro pezzi sacri mit Ausnahme der Laudi alla Vergine Maria weitgehend von Einflussen Palestrinas frei 3 Verdi zogerte zunachst die Quattro pezzi sacri zu publizieren entschied sich aber im Oktober 1897 nach langerem Drangen seines Verlegers Ricordi die Einzelteile des Zyklus nach erneuter Durchsicht zum Druck zu geben 3 Die Kompositionen BearbeitenAve Maria Bearbeiten nbsp Verdi wurde 1889 zur Komposition des Ave Maria durch eine Tonleiter scala enigmatica enigmatische Tonleiter mit der Tonfolge c des e fis gis ais h c angeregt die Adolfo Crescentini 1854 1921 in Ricordis Musikzeitung Gazetta musicale di Milano publiziert hatte und die von interessierten Lesern harmonisiert werden sollte Verdi verarbeitete die Tonfolge in einem Ave Maria fur vier Stimmen a cappella Die Tonleiter wird zunachst im Bass vorgetragen dann sukzessive im Alt Tenor und Sopran wahrend die jeweils ubrigen Stimmen ein harmonisches Geflecht dazu bilden 6 7 Vor der endgultigen Urauffuhrung des gesamten Zyklus revidierte Verdi im Juni 1897 das Werk Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 6 Minuten Verdi bezeichnete das Ave Maria zunachst als sciarada Scharade im Sinne eines aufgelosten Ratsels Durch seine grundlegende Revision der Komposition harmonisierte Verdi die harmonische Kuriositat so der Titel der Tonleiter in Ricordis Musikjournal insgesamt achtmal Stabat Mater Bearbeiten Im Gegensatz zum Ave Maria das a cappella vorgetragen wird besetzte Verdi das Stabat Mater mit einem gemischten Chor Sopran Alt Tenor und Bass und einem grossen Orchester mit 3 Querfloten 2 Oboen 2 Klarinetten 4 Fagotten 4 Hornern 3 Trompeten 4 Posaunen Schlagzeug Pauke und Grosse Trommel Harfe und Streichern Das Werk ist streng durchkomponiert ohne Wort und Textwiederholung wobei eine reichhaltige Chromatik vorliegt Kennzeichnend fur das Werk ist der Wechsel von arienhafter Melodik a cappella Passagen und dramatischen Ausbruchen Zum Schluss erfolgt ein hymnischer Aufschwung bei Paradisi gloria ehe der Schmerz in den tiefen Streichern erstirbt 8 Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 12 Minuten Laudi alla Vergine Maria Bearbeiten Laudi alla Vergine Maria ist wiederum ein a cappella Werk fur vier Frauenstimmen Sopran I Sopran II Alt I Alt II Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 6 Minuten Dem Werk liegt ein kurzes Gebet aus dem Schlussgesang von Dantes Paradiso aus der Divina Commedia zugrunde Musikalisch arbeitet Verdi teils mit der Kontrapunktik der Renaissancemusik Die fast schmucklose Komposition galt beim damaligen Publikum als so eingangig dass sie bei der Urauffuhrung den grossten Erfolg erzielte und wiederholt werden musste 9 Te Deum Bearbeiten Das abschliessende Te Deum ist ein gross angelegtes Chorwerk mit Doppelchor Sopran Alt Tenor und Bass kurzem Sopransolo und einem grossen Orchester mit 3 Querfloten 2 Oboen Englischhorn 2 Klarinetten Bassklarinette 4 Fagotten 4 Hornern 3 Trompeten 4 Posaunen Schlagzeug Pauke grosse Trommel und Streichern Das Werk basiert auf einer einzigen cantus firmus artigen motivischen Zelle 6 Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 15 Minuten Verdi selbst schlug 12 Minuten vor Das Werk beginnt gregorianisch mit einem vom Mannerchor vorgetragenen Te deum laudamus te Dominum confitemur das unisono a cappalla vom gesamten Mannerchor responsorisch weitergefuhrt wird Mit dem Einsetzen des gemischten Chores und des teils heftig dreinfahrenden Orchesters folgen dramatische Szenen wobei die Wiederaufnahme der Tonsprache der Messa da Requiem auffallt 10 In der Folge wechseln sich gregorianischer Choral und Tutti ab Beim in te speravi gegen Ende des Stuckes gibt es ein kurzes Sopransolo das nach Verdis Anweisungen von einer Chorsangerin als Stimme der Menschheit 11 vorgetragen werden soll und vom Chor wiederholt wird Das Stuck endet besinnlich wie das Libera me in der Messa da Requiem in einem kurzen Orchesternachspiel Die Vielfalt an musikalischen Stimmungen im Te Deum spiegelt Verdis Auffassung des zugrunde liegenden Textes wider in dem sich mehrfach Farbe und Ausdruck andern 12 Rezeption und Nachwirken BearbeitenDie Urauffuhrung des Zyklus allerdings ohne das Ave Maria fand am 7 8 April 1898 in der Pariser Oper im Rahmen der Konzerte der Societe des Concerts du Conservatoire unter der Leitung von Paul Taffanel 1844 1908 statt Verdi der sich noch von einem leichten Schlaganfall erholen musste schickte stellvertretend den Librettisten und Komponisten Arrigo Boito dem er verschiedene mundliche und schriftliche Anweisungen uber seine Auffuhrungswunsche gab Die italienische Erstauffuhrung des Zyklus ebenso ohne das Ave Maria erfolgte am 26 Mai 1898 in Turin unter der Leitung von Arturo Toscanini der sich zuvor mit Verdi beraten hatte Bei der Wiener Erstauffuhrung am 13 November 1898 unter Richard von Perger wurde das Ave Maria einbezogen In demselben Konzert wurden die Solistinnen im Ave Maria und den Laudi durch einen Frauenchor ersetzt 13 Trotz Toscaninis Einsatz fur die Quattro pezzi sacri blieb der Zyklus lange unterbewertet Noch Ildebrando Pizzetti 1880 1968 schrieb in der Enciclopedia della musica dass die Quattro pezzi sacri keinen grossen Wert haben Inzwischen hat sich jedoch Hans Gals Wertung durchgesetzt Sie sind die personlichste Aussage und so nach innen gekehrt dass eine konzentrierte Einfuhlung dazu gehort ihre Mitteilung zu empfangen 14 Verdi selbst hielt das abschliessende Te Deum fur sein bestes Werk und wollte angeblich sogar die Partitur mit ins Grab nehmen 10 15 Heutzutage wird vor allem das Te Deum in Konzerten gebracht wahrend der Gesamtzyklus nur selten zu horen ist 13 Entgegen Verdis Anweisungen werden das Ave Maria und die Laudi alla Vergine Maria haufig von einem Frauenchor statt von Solistinnen gesungen Adaptionen BearbeitenDie enigmatische Tonleiter des Ave Maria wurde 1979 von Luigi Nono als Basis seines Streichquartetts Fragmente Stille An Diotima aufgegriffen und verarbeitet 6 Literatur BearbeitenUwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Hg Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 ISBN 3 476 01768 0 sowie ISBN 3 7618 2017 8 Julian Budden Verdi Leben und Werk Revidierte Ausgabe Philipp Reclam jun Stuttgart 2000 ISBN 3 15 010469 6 Weblinks BearbeitenQuattro pezzi sacri Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Einspielungen und Literatur zu Verdis Pezzi sacri im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gemeinfreie Noten von Ave Maria in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Gemeinfreie Noten von Laudi alla Vergine Maria in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Einzelnachweise Bearbeiten Julian Budden Verdi Leben und Werk Stuttgart 2000 S 344 Julian Budden Verdi Leben und Werk Stuttgart 2000 S 346 a b c d Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 504 Brief an Francesco Florimo Zitat und Ubersetzung bei Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 504 Zitat bei Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 504 a b c Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 505 Siehe auch ZDF Theaterkanal 026 23 bis 29 Januar 2010 1 2 Vorlage Toter Link www schattenblick de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Interpretation und Zitat siehe Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 506 Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 506 a b Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 507 Vollstandiges Zitat bei Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 507 Reclams Fuhrer zur lateinischen Kirchenmusik Philipp Reclam jun Stuttgart 2006 S 375 a b Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 508 Zitate Pizettis und die Aufwertung durch Hans Gal bei Uwe Schweikert Quattro pezzi sacri in Anselm Gerhard und Uwe Schweikert Verdi Handbuch Metzler Kassel Barenreiter Stuttgart und Weimar 2001 S 505 Julian Budden Verdi Leben und Werk Stuttgart 2000 S 350 Normdaten Werk GND 30016615X lobid OGND AKS LCCN n82216197 VIAF 183014070 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quattro pezzi sacri amp oldid 221591148