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Der Pulverturm war Teil der im 13 Jahrhundert entstandenen mittelalterlichen Berliner Stadtmauer sowie der Befestigungsanlage Berlins im 17 Jahrhundert In der Nahe des Spandauer Tors gab es zwei Turme die zur Lagerung von Munition und Schiesspulver dienten Der erste Turm stand beim alten Spandauer Tor an der Einmundung der Spandauer in die Wallstrasse die spatere Neue Friedrichstrasse heute Anna Louisa Karsch Strasse einen zweiten Turm gab es an der Ecke der Kloster und Wallstrasse Explosion des Pulverturm 1720 in der Spandauer StrasseNach dem Ende des Dreissigjahrigen Kriegs entstand unter dem noch jungen Kurfursten Friedrich Wilhelm eine neue Festungsanlage jenseits der mittelalterlichen Stadtmauern die schon bei ihrem Bau als militarisch uberholt galt Durch den Festungsbau wurde das Spandauer Tor zwischen 1660 und 1662 nach Osten verlegt und monumentaler gestaltet Die alten Festungswerke konnten nun abgetragen werden um Platz fur die Garnisonkirche und andere Bauwerke zu schaffen Die Turme blieben aber vorerst stehen und waren eine stetige Gefahrdung Nachdem 1717 auf Befehl des preussischen Konigs Friedrich Wilhelm I von den Hollandern Brauer und Van Zee die Konigliche Pulverfabrik in die damaligen Jungfernheide heute Berlin Moabit verlegt wurde konnten die alten Turme abgerissen werden Im Sommer 1720 war man mit den Abrissarbeiten beschaftigt aber zuvor musste der Turm vom Schiesspulver geraumt werden eine Arbeit die vom Konig personlich beaufsichtigt wurde Wegen der Explosionsgefahr waren die Artilleristen angewiesen beim Ausraumen keinen Tabak zu rauchen und die Arbeit nur in Filzsocken zu verrichten wie Oskar Schwebel in Geschichte der Stadt Berlin 1 berichtet Am 12 August 1720 kam es zu der folgenschweren Explosion Der Stich von Johann David Schleuen schildert die Explosion wie folgt Wahrhafter Prospect desjenigen Theils der Stadt Berlin ohnweit dem Spandauer Thor wie selbiger bei dem erbarmlichem Ungluck so daselbst am 12 August 1720 zwischen 10 und 11 Uhr vormittags durch Zerspringung eines Pulverthurms passiret anzusehen war Dieser Thurm zersprang in funf Stucke wovon die dick gemauerte Spitze das Kirchen Haus und Lazareth in den Grund darnieder schlug Das eine Theil warf in dem damals von Herrn Obrist von Glasenapps Wohnung das halbe Dach und eine Ecke des Hauses nieder das andere Theil schlug die halbe Garnison Schule zu Boden und machte in der Kirche eine grosse Offnung Das dritte Theil schlug des Herrn Hofraths Kuhnens Hauses Obertheil und die Ruppiner Herberge nieder Das vierte Theil traf die Hospital Ecke auch die Heilige Geist Kirche Der jammerlich ertodteten Menschen waren in Summe 72 Personen worunter 35 Soldaten Kinder so in der Schule hochst erbarmlich zerquetschet worden ferner der Rectoris 12jahriger Sohn so eben im unglucklichen Augenblick bei der Schule gewesen des Kusters Kind samt ihm Eines Sergeanten Tochterlein in der Wiege nebst der Mutter Zwei Kinder eines Postbedienten wurden spielend getotet Eines Arrendatoris 10jahriges Tochterlein in des Cabtors Wohnung 12 Bombardier so im Thurm mit der Ausleerung beschaftigt waren neuangehender Prediger so eben auf der Post vorbeigefahren nebst einem Mahler die anderen 2 Passagiers sind unverletzt geblieben und der Postilion hart blessiert Der Kusterin Schwester so hoch schwanger und denselben eben zugesprochen Eine Soldaten Frau im Lazareth Ein Wasch Madgen ohnweit dem Schlosse durch eine Kugel Ein vorbeigehender Schuster und ein Barbier Geselle 6 von des Hr Capite v Wiedels im Kuthetschen Kaserne und 3 alte Frauen im Hospital Die etlichen 40 Verwundeten sind mehrentheils wieder genesen Schwebel berichtet weiter 76 Personen verloren ihr Leben 42 wurden mehr oder minder schwer beschadigt der Konig selbst welcher die Arbeiter zu beaufsichtigen willens gewesen war nur dadurch dem sichern Tode entgangen dass er sich auf der Wachtparade verspatet hatte In der nahen Garnisonschule waren 36 Kinder getotet worden nur eins ein Kind von 6 Jahren wurde nach 24 Stunden noch lebend unter den Trummern hervorgezogen Wie alle benachbarten Hauser so war auch die Garnisonkirche Friedrich I total vernichtet Nach der Aufraumung der Trummer liess der tief erschutterte Konig sofort den Bau einer neuen Garnisonschule und Kirche beginnen welche im Jahr 1722 auch glucklich vollendet wurden 2 Selbst in einiger Entfernung zerbarsten samtliche Fensterscheiben so im koniglichen Schloss und im Zeughaus Die 1701 1703 unter Konig Friedrich I durch den Baumeister Martin Grunberg errichtete Garnisonkirche erlitt besonders schwere Beschadigungen sodass sie abgerissen und neu gebaut werden musste Unter Leitung von Philipp Gerlach 1679 1748 entstand eine bedeutend erweiterte Garnisonkirche die am 31 Mai 1722 eingeweiht wurde Zeitgleich war auch das beschadigte Spandauer Tor wiederhergestellt worden Literatur BearbeitenJan Eik Schaurige Geschichten aus Berlin Die dunklen Geheimnisse der Stadt Jaron Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 95552 182 0 Der zersprungene Pulverturm in der Google Buchsuche Oskar Schwebel Geschichte der Stadt Berlin Zweiter Band Brachvogel amp Ranft Berlin Dezember 1888 S 286 287 Google Books Herbert Schwenk Geschichte und Geschichten Explosion des Pulverturmes In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 8 1998 ISSN 0944 5560 S 65 66 luise berlin de Weblinks BearbeitenLouis Schneider Spandau Pulverturm Explosion In diegeschichteberlins de Verein fur die Geschichte Berlins Juli 2004 abgerufen am 7 April 2021 Berliner Katastrophen In stadtmuseum de 4 Oktober 2017 abgerufen am 7 April 2021 Andreas Conrad Die Katastrophe vom 12 August 1720 Als in Berlin der Pulverturm explodierte In Tagesspiegel Online 12 August 2020 abgerufen am 7 April 2021 Paywall Einzelnachweise Bearbeiten Berlin 1888 S 287 Oskar Schwebel Geschichte der Stadt Berlin Zweiter Band Brachvogel amp Ranft Berlin Dezember 1888 S 286 287 Google Books 52 5213918 13 4030803 Koordinaten 52 31 17 N 13 24 11 1 O Abgerufen von https de wikipedia 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