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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Prozesssimulation ist ein Hilfsmittel zur Entwicklung und Optimierung der technischen Prozesse in verfahrenstechnischen oder chemischen Anlagen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Prinzipien 2 Geschichte 3 Statische und dynamische Prozesssimulation 4 Phasengleichgewichte 5 Datenbank 6 Rektifikation 7 Reaktoren 8 Schnittstellen 9 Prozesssimulationssoftware 10 Literatur 11 EinzelnachweisePrinzipien BearbeitenDie Prozesssimulation ist im Wesentlichen ein Abbild chemischer Prozesse und Grundoperationen in Computerprogrammen Fur die Modellierung ist eine Reihe von Kenntnissen notwendig 1 chemische und physikalische Reinstoff und Gemischeigenschaften durch Messungen Recherche in Datenbanken Korrelationen oder Abschatzungen Stoff und Energietransport Gerateeigenschaften Reaktoren Kolonnen Mischer Kondensatoren Verdampfer etc Reaktionsmechanismen und Kinetik siehe hierzu Chemische Reaktionstechnik geeignete mathematische physikalische und chemische Modelle effiziente Losungsverfahren Die Prozesssimulation sorgt dafur dass die Stoff und Energiebilanzen stimmen und in ein stabiles Gleichgewicht gebracht werden Meist werden die Prozesse gleichzeitig visualisiert Geschichte BearbeitenDie ersten Versuche Prozesse elektronisch zu simulieren wurde bereits in den 1950er Jahren auf elektronischen Analogrechnern vorgenommen Diese Losungsansatze wurden jedoch sehr schnell zugunsten von Simulationen auf Digitalrechnern aufgegeben Erste Entwicklungen in der digitalen Prozesssimulation chemischer Anlagen wurden in den 1970er Jahren begonnen da hier das erste Mal geeignete Hardware und Software hier insbesondere die Programmiersprache Fortran zur Verfugung standen Die Modellierung physikalischer Eigenschaften ist bereits wesentlich fruher begonnen worden hier sind beispielsweise kubische Zustandsgleichungen siehe etwa Van der Waals Gleichung und Korrelationen siehe etwa Antoine Gleichung zu nennen die bereits im 19 Jahrhundert entwickelt wurden und heute teilweise noch verwendet werden Auch Untersuchungen zur Kinetik chemischer Umsetzungen und zu Reaktionsmechanismen waren weit fortgeschritten Apparateeigenschaften waren ebenfalls bereits weitgehend modelliert worden so dass alle Werkzeuge zur Verfugung standen vollstandige chemische Prozesse in silico ausschliesslich mittels Computern zu modellieren und zu berechnen Gleichzeitig hat die Entwicklung der Prozesssimulation die Fortentwicklung der diversen Modelle fur die Abschatzung von Stoffeigenschaften von Reaktionsmechanismen deren Kinetik von Apparateeigenschaften etc aber insbesondere auch die Entwicklung von Faktendatenbanken stark beschleunigt Faktendatenbanken dienen heute dazu Abschatzverfahren und Korrelationen weiterzuentwickeln Statische und dynamische Prozesssimulation BearbeitenUrsprunglich wurde die Prozesssimulation nur auf stationare Anlagen angewandt Dabei erhalt man eine vollstandige Massenbilanz und Energiebilanz eines stationaren Zustandes auf der Basis von Modellen Diese statische Simulation wird heute durch die dynamische Simulation erganzt Dynamisch bedeutet in diesem Zusammenhang dass zeitlich abhangige Ergebnisse berechnet werden Somit kommt es im Prozess zur Akkumulation und zeitlichen Anderung von Zustandsgrossen und Prozessgrossen Im Prinzip wird das Fliessschema infinitesimal betrachtet und als Differenzialgleichungssystem numerisch berechnet Dieses Verfahren benotigt eine wesentlich hohere Rechenleistung erlaubt aber auch den Ubergang zur Kontrolle und Fuhrung chemischer Anlagen in Echtzeit Ein einfaches Beispiel ist das Fullen oder Entleeren eines Behalters Bei der dynamischen Simulation lassen sich insbesondere Regelvorgange PID Regler Holdups und chemische Reaktionen sehr realistisch darstellen Als Besonderheit der dynamischen Simulation kann die ereignisorientierte Simulation bezeichnet werden in der nur die zeitliche Anderung aufgrund von Ereignissen oder Events zur Anderung fuhrt Zwischen den Ereignissen wird interpoliert Dies kann sich vor allem bei komplex modellierbaren Systemen lohnen in der die Simulation eines gesamten oder mehrerer Prozesse von Relevanz ist z B zur Modellierung der Produktionsplanung eines Pharmastandortes Phasengleichgewichte BearbeitenDas haufigste Phasengleichgewicht ist das Dampf Flussig Gleichgewicht meist mit VLE fur Vapor Liquid Equilibrium abgekurzt welches insbesondere bei Gaswaschen und bei der Rektifikation von Bedeutung ist Aber auch bei der Berechnung von Siede und Tautemperaturen wird es angewandt Bei idealen Stoffen wie etwa Alkanen genugt als Modell das Raoult Daltonsche Gesetz welches auf der Definition des Partialdrucks beruht Bei nichtidealen Gemischen wird in der Flussigphase der Aktivitatskoeffizient und in der Gasphase der Fugazitatskoeffizient berechnet und damit das Raoult Daltonsche Gesetz korrigiert Wahrend der Fugazitatskoeffizient gut aus der Zustandsgleichung haufig Soave Redlich Kwong eines jeden einzelnen Stoffes in einem Gemisch berechnet werden kann ist der Aktivitatskoeffizient von den binaren Wechselwirkungen abhangig In einem Gemisch mit z B 10 Inhaltsstoffen existieren 45 binare Wechselwirkungen Daher mussten in diesem Fall 45 VLE vermessen werden VLE Messungen sind in Datenbanken z B der DETHERM oder der DDB und in der Literatur wie z B DECHEMA Data Collection zu finden Darin findet man auch die zugehorenden Parameter geeigneter Modelle wie z B Non Random Two Liquid Modell NRTL Fur viele binare Gemische die nicht vermessen wurden lassen sich die Modellparameter mittels der UNIFAC Methode abschatzen Das UNIFAC Modell ist u a im VDI Warmeatlas beschrieben Je starker die Aktivitatskoeffizienten von eins abweichen umso deutlicher unterscheidet sich das xy Diagramm x bezeichnet die Zusammensetzung der Flussigkeit y die Dampfzusammensetzung von dem eines idealen VLE bis es schliesslich die Diagonale schneidet bzw eine S Kurve bildet was das Zeichen fur Azeotropie und ggfs eine Mischungslucke ist Dies kann man leicht am Portermodell demonstrieren Letztendlich ist es auch moglich mit dem Non Random Two Liquid Modell NRTL ein Liquid Liquid Equilibrium LLE zu berechnen vorausgesetzt die Parameter sind bekannt Naherungsweise kann man mit VLE NRTL Daten durchaus ein LLE berechnen Je grosser die Mischungslucke ist z B Benzol Wasser desto geringer ist der Fehler Beim System N Butanol Wasser mit geringerer Mischungslucke ist die Naherung nicht akzeptabel Mit geeigneten Daten konnen sogar komplexe LLE wie 3 Methylpyridin Wasser mit elliptischen Gleichgewichtslinien berechnet werden Auf der Basis geeigneter Daten fur die Schmelzenthalpie kann man mit dem NRTL Modell sogar Feststoffloslichkeiten Fest Flussig Gleichgewicht kurz SLE fur Solid Liquid Equilibrium berechnen Bei vielen Stoffen wie z B den sehr engsiedenden Stoffen 1 Methyl Naphthalin und 2 Methyl Naphthalin ergibt sich unmittelbar ein Eutektikum dessen Lage eine gute Naherung zur Realitat darstellt Datenbank BearbeitenDie in der Prozesssimulation verwendeten Stoffe werden aus einer Datenbank ausgewahlt 1 Die Datenbank enthalt Gase Flussigkeiten Feststoffe Polymere und Elektrolyte Sie kann mit eigenen Stoffen und Daten per Regression erweitert werden Die Datenbank bietet temperaturunabhangige Daten wie z B kritischer Druck und Temperaturfunktionen fur bspw den Dampfdruck spezifische Warmekapazitat usw Bekannte Datenbanken sind DETHERM und die Dortmunder Datenbank die im Wesentlichen experimentelle Daten fur Reinstoffe und Gemische enthalten und die DIPPR Datenbank die im Wesentlichen Parameter fur Gleichungen fur reine Stoffe enthalt Mit Hilfe von Mischungsregeln lassen sich die Stoffdaten von Gemischen aus bekannten Reinstoffdaten naherungsweise berechnen Fur Stoffe die nicht in den genannten Datenbanken enthalten sind werden die Stoffdaten oft mit Inkrementmethoden wie z B Joback generiert Rektifikation BearbeitenDie Rektifikation haufig auch Destillation genannt ist eine der zentralen Grundoperationen in der Prozess Simulation aber auch in der chemischen Verfahrenstechnik Das altere FUG Modell Fenske Underwood Gilliland welches fur ideale Gemische eine schnelle und gute Naherung darstellt spielt kaum noch eine Rolle Vielmehr hat sich das Simultaneous Correction System s Perry s Chemical Engineering Handbook durchgesetzt welches nahezu alle Arten von Rektifikation gut modellieren kann wie z B Azeotrop Extraktions Reaktivdestillation Trennblechkolonne Gaswasche Absorption Desorption Elektrolyte Seitenkolonne Fur petrochemische Destillationen ist auch durchaus noch das Modell Inside Out in Gebrauch da es schnell konvergiert und das Gemisch uberwiegend aus Alkanen besteht Auch die Batchdestillation lasst sich simulieren Dabei werden meist die Algorithmen der kontinuierlichen Destillation verwendet Mit der Batchdestillation kann ein Mehrstoffgemisch in zeitlicher Reihenfolge in einzelne Fraktionen aufgeteilt werden Die mathematische Beschreibung der Batchdestillation erfolgt mit Hilfe der Rayleigh Verteilung Reaktoren BearbeitenDie bekanntesten Modelltypen sind der stochiometrische der Gleichgewichts und der kinetische Reaktor Der Gleichgewichtsreaktor lasst sich einerseits nach der Gibbs schen Theorie als auch nach van t Hoff modellieren Fur den kinetischen Reaktor verwendet man meist das Modell von Arrhenius In Kombination mit VBA lassen sich kinetische Ansatze beliebig darstellen z B fur Bioreaktionen Im Batchreaktor auch diskontinuierlicher Ruhrreaktor genannt werden Reaktionen zeitabhangig durch Losen von Differenzialgleichungen simuliert Schnittstellen BearbeitenZur optimalen Bedienung der Prozesssimulation dienen Schnittstellen wie z B Excel 2 zur Datenubertragung in eine Projektdatenbank oder eine Anlage Mit Hilfe der MS COM Technik kann die Prozesssimulation sogar von Excel aus gesteuert d h gestartet werden Dadurch ist sogar eine Online Simulation moglich bei der Daten aus laufenden Anlagen der Prozesssimulation kontinuierlich zugefuhrt werden Die Ergebnisse dienen der optimalen Prozessfuhrung Prozesssimulationssoftware BearbeitenKommerzielle Prozesssimulationsprogramme gibt es in grosser Anzahl Grossere Firmen haben oft auch Eigenentwicklungen in Benutzung die ausschliesslich firmenintern verwendet werden Wahrend viele Systeme in der Regel vorzugsweise zur Simulation reiner Fluidprozesse eingesetzt werden konnen konnen einige Simulationsprogramme auch speziell zur Simulation von Feststoffprozessen angewendet werden Eines der bekanntesten Simulationssoftwarepakete in der Prozessindustrie ist Aspen Plus mit dessen dazugehorigen Erganzungssoftwaremodulen Speziell auf Fliessschemasimulation von Feststoffprozessen spezialisiert ist die Software Dyssol 3 Literatur BearbeitenJurgen Gmehling et al Chemical thermodynamics for process simulation Second completely revised and enlarged edition Wiley VCH Weinheim 2019 ISBN 978 3 527 34325 6 Ivan Dario Gil Chaves et al Process analysis and simulation in chemical engineering Springer International Publishing Cham Switzerland 2016 ISBN 978 3 319 14811 3 Alexandre C Dimian Costin Sorin Bildea Chemical process design computer aided case studies Wiley VCH Weinheim 2008 ISBN 978 3 527 31403 4 John Ingham Chemical engineering dynamics modelling with PC simulation VCH Weinheim 1994 ISBN 3 527 28577 6 William L Luyben Process modeling simulation and control for chemical engineers 2 ed internat ed McGraw Hill New York 1990 ISBN 0 07 100793 8 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gmehling Jurgen 1946 Kolbe Barbel Kleiber Michael Rarey Jurgen Chemical thermodynamics for process simulation Weinheim Germany 2012 ISBN 978 3 527 31277 1 Shichang Wang Wolfgang Schmidt Berechnungen in der Chemie und Verfahrenstechnik mit Excel und VBA Wiley VCH Weinheim 2015 ISBN 978 3 527 33716 3 DyssolTEC Flowsheet Simulation of Solids Processes Abgerufen am 30 November 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prozesssimulation amp oldid 237791450