www.wikidata.de-de.nina.az
Der Riesenalk Pinguinus impennis Syn Alca impennis ist ein ausgestorbener flugunfahiger Seevogel Mit einer Korpergrosse von bis zu 85 Zentimetern und einem Gewicht von etwa funf Kilogramm war er der grosste der Alkenvogel Er ist die einzige Art aus dieser Familie die in historischer Zeit ausstarb Die letzte verlassliche Sichtung dieser Art erfolgte im Jahr 1852 1 RiesenalkRiesenalke im Sommerkleid stehend und Winterkleid Historisches Gemalde um 1900 von J G Keulemans SystematikKlasse Vogel Aves Unterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Regenpfeiferartige Charadriiformes Familie Alkenvogel Alcidae Gattung PinguinusArt RiesenalkWissenschaftlicher Name der GattungPinguinusBonnaterre 1791Wissenschaftlicher Name der ArtPinguinus impennis Linnaeus 1758 Praparat aus der Sammlung Naturkundemuseum LeipzigDer Riesenalk war der ursprungliche Vogel mit dem englischen Namen penguin der spater auf die ausserlich ahnlichen aber nicht naher verwandten Pinguine ubertragen wurde Inhaltsverzeichnis 1 Der Pinguin der Nordhalbkugel 2 Beschreibung 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Nahrung 5 Fortpflanzung 6 Aussterben 7 The Lost Bird Project 8 Sonstiges 9 Belege 9 1 Literatur 9 2 Einzelnachweise 10 WeblinksDer Pinguin der Nordhalbkugel BearbeitenDer Gattungsname Pinguinus verrat dass es sich um den Vogel handelt den man ursprunglich als Pinguin bezeichnet hatte um spater dann den Namen auf die nicht verwandten Vogel der Sudhalbkugel zu ubertragen Der Name Pinguin ist moglicherweise walisischen Ursprungs pen bedeutet Kopf und gwyn bedeutet weiss Der Vogel hatte in der Tat einen auffallenden grossen Fleck weisser Federn auf seinem Vorderkopf der ihm den Beinamen Brillenalk einbrachte Auch sein Bauch war weiss der Rucken hingegen schwarz so dass eine gewisse Ahnlichkeit zu Pinguinen bestand Eine weitere Erklarung leitet den Namen von lat pinguis fett ab was sich auf den Korperbau der Vogel beziehen wurde Bislang konnten fur keine der Hypothesen sichere Belege gefunden werden Beschreibung BearbeitenDer Riesenalk war etwa 70 bis 85 cm gross Ein auf den Faroern 1808 gefangener Vogel wog etwa vier Kilogramm aktuelle Forschung unterstellt auf Basis des Skeletts dass das durchschnittliche Gewicht etwa funf Kilogramm betrug Vermutet wird dass es bezogen sowohl auf die Korper als auch die Schnabelgrosse geschlechtsspezifische Unterschiede Sexualdimorphismus gab 2 Es werden keine Unterarten unterschieden Knochenfunde legen jedoch nahe dass die an den westlichen Kusten des Atlantik brutenden Riesenalken etwas grosser waren als die an den Ostkusten lebenden Sein Korper war an den Aufenthalt in kaltem Wasser angepasst Der lange spitze Schnabel war fur den Fischfang optimiert Durch das dichte Federkleid die kurzen Flugel und die weit hinten am Korper sitzenden mit Schwimmhauten versehenen Fusse waren Riesenalken gute Schwimmer und Taucher An Land konnten sie sich hingegen nur muhsam fortbewegen Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDer Riesenalk kam fruher auf Inseln im Nordatlantik vor Klippen an denen eine Reihe anderer Alken bruten waren fur den flugunfahigen Riesenalk als Niststandort unzuganglich Er musste darum mit den seltenen kahlen ziemlich flachen Inselchen weit vor dem Festland vorliebnehmen damit ihm Beutegreifer wie Eisbaren nicht gefahrlich werden konnten Es sind lediglich acht Brutkolonien sicher belegt Funk Island eine kleine unbewohnte Insel vor der Kuste Neufundlands beherbergte vermutlich die grosste Kolonie Es wird davon ausgegangen dass dort zum Zeitpunkt des Eintreffens der ersten Europaer an diesem Kustenabschnitt 100 000 Riesenalken bruteten Auf der vor der Kuste Sud Neufundlands gelegenen Penguin Island bruteten ebenfalls Riesenalken Im Sankt Lorenz Golf befand sich auf einer der Inseln eine weitere Brutkolonie als mogliche aber nicht sicher belegte ehemalige Brutkolonie gilt die dort in der Nahe liegende Kap Breton Insel Vor der islandischen Kuste waren Geirfuglasker Eldey und Vestmannaeyjar von Riesenalken besiedelt Im Osten des Atlantiks zahlten die Faroer St Kilda und Papa Westray zu den Inseln mit Brutkolonien wobei letztere Insel moglicherweise nicht permanent besiedelt war Calf of Man eine vor der Isle of Man liegende Insel gilt als weiterer moglicher Brutstandort 3 Ein weiteres Tier dessen Balg heute in einem Kopenhagener Museum aufbewahrt wird wurde als Brutvogel in Gronland erlegt Allerdings ist die exakte Stelle des Fangs nicht bekannt Knochenfunde von Riesenalken kennt man von Ausgrabungen in Florida Neuengland Labrador verschiedenen Stellen im Westen Gronlands Island der gesamten Kuste Norwegens Danemark Holland der Bretagne von verschiedenen Stellen in Italien und Sudwesteuropa und auch in Marokko 4 In ihrer Verteilung ahneln sie von den Funden in Florida abgesehen sehr den Funden fur den nachsten Verwandten des Riesenalks den Tordalk Es scheint daher dass der Riesenalk als Brutvogel auf die borealen und subarktischen Gewasser begrenzt war aber wahrend des Winterhalbjahrs nach Suden wanderte Die Reichhaltigkeit der Funde in Norwegen lasst darauf schliessen dass er dort als Brutvogel einst weit verbreitet war da er fur den Menschen eigentlich nur in der Brutzeit erlegbar war Es wird zwar nicht ausgeschlossen dass Riesenalken wahrend des Winterhalbjahrs bis nach Florida wanderten jedoch ist es auch moglich dass Balge und Knochen dieser Art bis nach Florida gehandelt wurden Gesichert ist dass Riesenalken sich von September bis Januar in gronlandischen Gewassern aufhielten und vor der Kuste Massachusetts noch im 18 Jahrhundert regelmassig im Winter gesichtet wurden 5 Riesenalken scheinen sich grundsatzlich in der Nahe von Kustengewassern und Kontinentalschelfen aufgehalten zu haben denn die Sichtung von Riesenalken galt den fruheren Seeleuten als Zeichen dass die Neufundlandbank erreicht war 6 Nahrung BearbeitenDer Riesenalk lebte vermutlich uberwiegend von grossen Fischen Dies wird aus seiner Grosse sowie aus Analogien mit seinem kleineren Verwandten dem Tordalk geschlossen Auch Isotop Untersuchungen von Knochen der Riesenalken weisen darauf hin dass Fische bei den Riesenalken einen grosseren Anteil an der Ernahrung hatten als dies bei anderen Alkenvogeln der Fall ist In der Literatur wird diskutiert ob junge Riesenalken von ihren Elternvogeln mit Zooplankton gefuttert wurden Es fehlen den Riesenalken jedoch morphologische Merkmale die fur Alkenvogel mit diesem Verhalten typisch sind so dass vorherrschende Lehrmeinung ist dass Riesenalken Fisch im Schnabel zu ihren Jungvogeln trugen Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Abguss Ei Sammlung Museum Wiesbaden nbsp Illustration Heinrich Harder aus Tiere der Urwelt 1916 Berichte von Seeleuten die diese Vogel beobachten konnten legen nahe dass Riesenalken ahnlich wie Lummen dicht nebeneinander bruteten ohne einen Individualabstand einzuhalten Ein Nest wurde nicht errichtet Das eine Ei aus dem das Gelege bestand wurde direkt auf den Boden gelegt Die Eier gleichen in ihrer Form denen der Trottellumme Ihre Farbe war cremeweiss und gelbbraunlich bis zu einem blassen blaulichen Grun Auf Grund der Eigrosse hat man geschlossen dass ihr Frischgewicht etwa 327 Gramm entsprach 7 Historische Berichte von St Kilda legen nahe dass die ersten Riesenalken dort Mitte Mai ankamen und gegen Ende Juni diese Insel wieder verliessen Von den Dunenkuken und Jungvogeln sind keine Beschreibungen uberliefert Es wird deshalb fur moglich gehalten dass die Nestlingszeit sehr kurz war und die Jungvogel die Brutkolonien zu einem Zeitpunkt verliessen zu dem sie die Korpergrosse ausgewachsener Riesenalken noch lange nicht erreicht hatten Solches Verhalten kennt man auch von den Lummen und dem Tordalk Es gibt historische Berichte dass die Kuken zum Zeitpunkt des Verlassens der Brutkolonie sogar noch ihr Dunengefieder trugen Das wurde auch zu alten Berichten passen dass die Riesenalken ihre Kuken auf dem Rucken getragen haben Dies legt auch nahe dass die Jungvogel noch auf See von ihren Elternvogeln versorgt wurden Aussterben Bearbeiten nbsp Praparat aus der Sammlung Naturkundemuseum LeipzigDie kanadischen Brutplatze wurden zunachst durch hungrige Matrosen geplundert ab dem 18 Jahrhundert etablierten sich Menschen auf den Inseln die die Vogel mit Knuppeln erschlugen und sie blanchierten um ihre Daunen zu gewinnen Die fetten Gebeine wurden als Brennstoff benutzt 1785 war die Abschlachtung fur das Daunensammeln so weit verbreitet dass Kapitan George Cartwright vor dem Aussterben der Art warnte Durch ihre geringe Vermehrungsrate jedes Weibchen legte pro Jahr maximal ein Ei konnten sich die Bestande nicht erholen 1808 wurde das letzte Exemplar auf den Faroern gesichtet als Vogelfanger die Region Stora Dimun besuchten Bei ihrer Hilflosigkeit auf dem Lande wurden die plumpen Vogel scharenweise von Seefahrern in grosse mit Steindammen eingehegte Platze getrieben und dort zu Tausenden erschlagen Im 19 Jahrhundert war zunachst die unzugangliche Geirfuglasker bei Island der letzte Zufluchtsort der Art 1830 wurde die Insel durch einen Vulkanausbruch zerstort Der schmale Fuss der benachbarten steilen Felseninsel Eldey wurde dann zum letzten bekannten Brutplatz Eine zweistellige Anzahl von Vogeln wurde dort zwischen 1831 und 1840 getotet 8 Im Juni 1844 sollen die letzten beiden brutenden Exemplare getotet und die Balge an einen danischen Sammler verkauft worden sein 9 Die genaue Beschreibung ihres Fanges der Totung und des Verkaufs der Balge ist durch die Recherche der 1858 in Hafnir weilenden Ornithologen Alfred Newton und John Wolley aus Cambridge uberliefert Die Seltenheit des Riesenalks und die damit hohen Preise der Balge fur Sammler besiegelten das Aussterben des Vogels 10 Daher gibt es vergleichsweise viele Praparate so zum Beispiel in den Schausammlungen einiger Museen in Deutschland in den Naturkundemuseen in Berlin Bonn Braunschweig Bremen Darmstadt Dresden Frankfurt am Main Giessen Gotha Gottingen Hannover Kiel Kothen Leipzig Munchen Oldenburg Stuttgart und Wittenberg in der Schweiz im Naturama in Aarau Die Zahl der erhaltenen Museumsexemplare Balge Schaupraparate wird mit 78 angegeben Dazu kommen zwei Skelette Schadel und andere Skelettteile sowie zweifelhafte Stucke So niedrig diese Zahl erscheint sie ist doch fur einen vor fast zwei Jahrhunderten ausgestorbenen Vogel relativ hoch viele andere Arten sind nur mit einem einzigen Exemplar oder uberhaupt nicht belegt The Lost Bird Project Bearbeiten nbsp Bronzeskulptur von Todd Mc Grain in Island nbsp Hinweistafel zur Geschichte des Riesenalk in IslandDie Gemeinde Reykjanesbaer im Sudwesten Islands ist Mitglied eines internationalen Projektes mit Namen The Lost Bird Project Uber dieses Projekt hat die amerikanische Filmproduzentin und Regisseurin Deborah Dickson im Jahr 2012 einen Dokumentarfilm gedreht Im Rahmen dieses Projektes hat der Kunstler Todd Mc Grain Skulpturen ausgestorbener Vogel geschaffen Darunter befindet sich eine Bronzeskulptur des Riesenalks die an der Kuste bei Reykjanesbaer mit Blick Richtung Eldey aufgestellt ist Das National Museum of Wildlife Art in Jackson Wyoming hat im September 2013 ein Video uber das Lost Bird Project veroffentlicht das den Bildhauer wahrend der Installation seiner Skulpturen im Museum zeigt 11 Sonstiges BearbeitenDer Kunstler Wolfgang Muller rekonstruierte 1996 fur sein Horspiel Das Thrymlied einer Produktion des BR 2 im Horspielstudio des islandischen Senders ruv mit Kristbjorg Kjeld und den Erlauterungen des Ornithologen Aevar Petursson die Rufe des Riesenalks nach vorhandenen ornithologischen Beschreibungen Das Konzept der Gesangsrekonstruktion setzte er 2008 in seinem Horspiel Seance Vocibus Avium mit zehn weiteren ausgestorbenen Vogelarten fort In diesem Horspiel werden am Ende alle Orte in Deutschland aufgefuhrt in denen es ein Praparat des Vogels gibt Zur Erinnerung an den Vogel und Mahnung gegen fehlgeleiteten Wissenschaftsdrang ist das Magazin der American Ornithological Society nach dem Riesenalk Auk auf Englisch benannt 12 Der Asteroid 6790 Pingouin erhielt 1999 den auf ihn bezogenen Namen Der Roman Der Letzte seiner Art von Sibylle Grimbert aus dem Franzosischen von Sabine Schwenk Munchen 2023 verarbeitet das Aussterben der Riesenalke literarisch Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Anthony J Gaston Ian L Jones The Auks Bird Families of the World Bd 4 recte 5 Oxford University Press Oxford u a 1998 ISBN 0 19 854032 9 Dieter Luther Die ausgestorbenen Vogel der Welt Die neue Brehm Bucherei Bd 424 3 uberarbeitete Auflage Ziemsen Wittenberg Lutherstadt 1986 4 unveranderte Auflage Nachdruck der 3 Auflage von 1986 Spektrum Akademischer Verlag Magdeburg u a 1995 ISBN 3 89432 213 6 Wolfgang Muller Die Riesenalkbalge von Berlin und Reykjavik In Wolfgang Muller Blue Tit Das deutsch islandische Blaumeisenbuch Schmitz Kassel u a 1997 ISBN 3 927795 19 4 S 19 24 Farley Mowat Der Untergang der Arche Noah Vom Leiden der Tiere unter den Menschen Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1987 ISBN 3 498 04297 1 Kapitel 1 30 Seiten Der Speerschnabel Originalausgabe Sea of Slaughter McClelland amp Stewart Toronto 1984 ISBN 0 7710 6556 6 Ein Kapitel in Anita Albus Von seltenen Vogeln S Fischer Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 10 000620 8 Burkhard Wetekam Vom Ende einer Art In Die Zeit Nr 20 8 Mai 2008 S 90 Zeitlaufe Ingvar Svanberg Faroische Riesenalken Pinguinus impennis L in Gefangenschaft In Ornithologische Mitteilungen Monatsschrift fur Vogelbeobachtung und Feldornithologie Bd 61 Nr 1 2009 ISSN 0030 5723 S 13 20 Cara Giaimo What s A Woggin A Bird a Word and a Linguistic Mystery Whalers wrote about woggins all the time What in the world were they In Naturecultures 26 Oktober 2016 online mit div Bildern Woggin oder Waggin war eine Bezeichnung des Riesenalks bei Seeleuten Wilhelm Blasius Der Riesenalk Alca Impennis L In Naumann Naturgeschichte der Vogel Mitteleuropas Gera Untermhaus 1903 online mit 5 TafelnEinzelnachweise Bearbeiten Gaston et al S 121 Gaston et al S 121 Gaston et al S 122 Emilie Campmas Veronique Laroulandie Patrick Michel Fethi Amani Roland Nespoulet Abdeljallil El Hajraoui Mohammed A great auk Pinguinus impennis in North Africa discovery of a bone remain in a Neolithic layer of El Harhoura 2 Cave Temara Morocco in W Prummel J T Zeiler D C Brinkhuizen Hg Birds in Archaeology Proceedings of the 6th Meeting of the ICAZ Bird Working Group in Groningen 23 8 27 8 2008 Barkhuis 2010 S 233 240 Auf S 234 findet sich eine Tabelle der Fundorte in Sudwesteuropa Italien und Marokko einschl Datierungen Gaston et al S 122 Gaston et al S 122 Gaston et al S 125 Brehms Tierleben 1882 Richard Ellis No Turning Back The Life and Death of Animal Species HarperCollins New York NY 2004 ISBN 0 06 055803 2 S 160 Suddeutsche Zeitung Biodiversitat Was dieser Vogel die Menschheit lehrt 5 Mai 2019 abgerufen am 5 Mai 2019 Todd McGrain The Lost Bird Project auf YouTube abgerufen am 14 August 2018 National Geographic Society Great Auks Become Extinct 16 Dezember 2013 abgerufen am 14 Januar 2019 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Riesenalk Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Riesenalk Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen 3D Scan eines Riesenalk Praparates 3D Scan eines Riesenalk Eies Pinguinus impennis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 3 Eingestellt von BirdLife International 2016 Abgerufen am 6 Februar 2017 Riesenalk artensterben deNormdaten Sachbegriff GND 4610335 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Riesenalk amp oldid 239498853