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Photophysikalische Prozesse umfassen die Absorption und Emission von Licht sowie die nachgeschalteten strahlungslosen Umwandlungen der jeweiligen angeregten Zustande ineinander Bei den photophysikalischen Prozessen finden Anderungen der elektronischen Zustande statt nicht jedoch Anderungen der chemischen Struktur nach Lichtabsorption 1 letztere gehoren stattdessen zu den photochemischen Prozessen Jablonski DiagrammPhotophysikalische Prozesse lassen sich unterteilen in monomolekulare und bimolekulare Prozesse Eine ubersichtliche Darstellung der Zusammenhange fur monomolekulare Prozesse gibt das Jablonski Diagramm Bimolekulare Prozesse spielen eine wichtige Rolle bei Quench und Energieubertragungsprozessen Eine weitere Unterscheidung kann in strahlende und nichtstrahlende Prozesse getroffen werden Die hier vorgenommene Beschreibung ist auf molekulare photophysikalische Prozesse fokussiert die grundlegenden Prinzipien gelten jedoch auch fur Vorgange an einzelnen Atomen oder in Festkorpern Inhaltsverzeichnis 1 Monomolekulare Prozesse 1 1 Absorption 1 2 Strahlende Prozesse 1 3 Strahlungslose Prozesse 2 Bimolekulare Prozesse 2 1 Strahlende Energieubertragung 2 2 Strahlungslose Energieubertragung 2 3 Triplett Triplett Annihilierung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseMonomolekulare Prozesse BearbeitenAbsorption Bearbeiten Bei der Absorption eines Photons durch ein Molekul kommt es zur Anhebung eines Elektrons in ein hohergelegenes Orbital Die Anregung erfolgt in der Regel aus dem Schwingungsgrundzustand des elektronischen Grundzustands heraus Boltzmann Verteilung Schwingungszustande oberhalb des Schwingungsgrundzustands sind bei Raumtemperatur in der Regel nicht oder nur geringfugig besetzt Die Anregung erfolgt in verschiedene Schwingungszustande des angeregten Zustands Die elektronische Anregung unterliegt verschiedenen quantenmechanischen Auswahlregeln Die Wahrscheinlichkeit dass die Wechselwirkung eines Photons mit dem Molekul zu einer elektronischen Anregung fuhrt ist proportional zu M2 dem Quadrat des Ubergangsdipolmoments M Dieses lasst sich wiederum separieren 2 M Vib PS v PS v d r Orbital PS e m PS e d r Spin PS s PS s d r displaystyle M int text Vib Psi v Psi v d r int text Orbital Psi e mu Psi e d r int text Spin Psi s Psi s d r nbsp in den Franck Condon Faktor Vib PS v PS v d r displaystyle int text Vib Psi v Psi v d r nbsp d h das Uberlappungsintegral der Schwingungswellenfunktion PS v displaystyle Psi v nbsp des angeregten Zustands und der Schwingungswellenfunktion PS v displaystyle Psi v nbsp des Grundzustands den Beitrag Orbital PS e m PS e d r displaystyle int text Orbital Psi e mu Psi e d r nbsp der Orbitaluberlappungen das Uberlappungsintegral Spin PS s PS s d r displaystyle int text Spin Psi s Psi s d r nbsp der Spinfunktionen Den starksten Einfluss ubt das Spinverbot aus die Spinfunktionen von Singulett und Triplett Zustanden sind orthogonal das zugehorige Uberlappungsintegral verschwindet Das Spinverbot kann durch den Effekt der Spin Bahn Kopplung gelockert werden diese ist jedoch proportional zur vierten Potenz der Kernladungszahl und somit in organischen Molekulen nur sehr schwach ausgepragt Typische molare Extinktionskoeffizienten fur S0 T1 Ubergange liegen daher im Bereich von 0 000 01 bis 1 M 1 cm 1 und die entsprechenden Ubergange werden nur unter besonderen experimentellen Bedingungen beobachtet Das Orbitalverbot differenziert z B zwischen np und pp Ubergangen wobei erstere aufgrund der geringen Uberlappung vergleichsweise schwach ausfallen 1 bis 1000 M 1 cm 1 3 letztere aufgrund der guten Uberlappung dagegen zu sehr intensiven Banden fuhren 1000 bis 100 000 M 1 cm 1 3 Strahlende Prozesse Bearbeiten FluoreszenzBei der Fluoreszenz erfolgt der Wechsel eines elektronischen Anregungszustands zu einem energetisch niedriger liegenden elektronischen Zustand der gleichen Multiplizitat Sn 1 Sn mit n 0 Tn 1 Tn mit n 1 unter Aussendung eines Photons Da die Multiplizitat erhalten bleibt ist der Ubergang erlaubt und somit schnell Fluoreszenzlebensdauern tF liegen i a im Bereich 10 4 bis 10 8 s die Lebensdauer ist definiert als 1 kF wobei kF die unimolekulare Geschwindigkeitskonstante des exponentiellen Zerfalls der angeregten Zustande durch Fluoreszenzemission angibt PhosphoreszenzBei der Phosphoreszenz erfolgt der Wechsel eines elektronischen Anregungszustands zu einem energetisch niedriger liegenden Zustand unterschiedlicher Multiplizitat bei organischen Verbindungen ublicherweise T1 S0 unter Aussendung eines Photons Da sich hierbei die Multiplizitat andert ist der Ubergang verboten und somit langsam Phosphoreszenzlebensdauern tP liegen i a im Bereich 10 4 bis 102 s oder auch daruber die Lebensdauer ist definiert als 1 kP wobei kP die unimolekulare Geschwindigkeitskonstante des exponentiellen Zerfalls der angeregten Zustande durch Phosphorezenzemission angibt Aufgrund der geringen Ubergangswahrscheinlichkeit konnen andere Desaktivierungsprozesse oft erfolgreich mit der Phosphoreszenz konkurrieren Phosphoreszenz von organischen Molekulen wird daher in Losung meist nicht beobachtet da Loschung durch Wechselwirkung des angeregten Molekuls mit der Umgebung erfolgt Stossprozesse Triplett Triplett Annihilierung im Zuge der Molekuldiffusion s u Bimolekulare Prozesse Diese Konkurrenzprozesse lassen sich bei tiefen Temperaturen unterdrucken Einfrieren bei 77 K somit kann in diesem Fall die Phosphoreszenz beobachtet werden Strahlungslose Prozesse Bearbeiten Vibronische RelaxationDie vibronische Relaxation VR beschreibt die Desaktivierung schwingungsangeregter Zustande und fuhrt die Molekule innerhalb von 10 11 bis 10 9 s in den Schwingungsgrundzustand des jeweiligen elektronischen Zustands VR schliesst sich z B an die Absorption die innere Umwandlung Internal Conversion und das Intersystem Crossing an s u Internal ConversionInternal Conversion IC innere Umwandlung ist der strahlungslose isoenergetische Wechsel zwischen Zustanden gleicher Multiplizitat wobei ein schwingungsangeregtes Niveau des neuen Zustands besetzt wird An die IC schliesst sich die schnelle vibronische Relaxation an Die IC ist neben dem Intersystem Crossing ISC eine Konkurrenzreaktion zur Fluoreszenz Intersystem CrossingIntersystem Crossing ISC ist der strahlungslose isoenergetische Wechsel zwischen Zustanden unterschiedlicher Multiplizitat wobei ein schwingungsangeregtes Niveau des neuen Zustands besetzt wird An das ISC schliesst sich die schnelle vibronische Relaxation an Das ISC ist neben der Internal Conversion eine Konkurrenzreaktion zur Fluoreszenz Da es sich beim ISC um einen verbotenen Prozess handelt sind die zugehorigen Zeitkonstanten vergleichsweise gross Die ISC Raten konnen durch Spin Bahn Kopplung Schweratomeffekt begunstigt werden Liegt der T1 Zustand nur wenig unterhalb des S1 Zustandes so kann thermisch induziertes ISC in der Richtung T1 S1 erfolgen das sich durch eine zeitlich verzogerte Fluoreszenz Delayed Fluorescence bemerkbar macht Das Phanomen ist durch seine Temperaturabhangigkeit zu identifizieren Bimolekulare Prozesse BearbeitenStrahlende Energieubertragung Bearbeiten Unter einer strahlenden Energieubertragung versteht man den trivialen Prozess der Emission von Fluoreszenz oder Phosphoreszenzlicht durch ein angeregtes Molekul mit anschliessender Re Absorption durch ein zweites Molekul Der Vorgang ist also aus zwei elementaren photophysikalischen Prozessen zusammengesetzt die jeweils den Grundsatzen der oben diskutierten Gesetzmassigkeiten unterliegen Das Uberlappungsintegral der Emissions und Absorptionsspektren bestimmt die Effizienz des Vorgangs Strahlungslose Energieubertragung Bearbeiten Elektronische Anregungsenergie kann durch folgende Prozesse strahlungslos von einem Donor D auf einen Akzeptor A ubertragen werden Coulomb oder auch Forster Mechanismus die entsprechenden Ubergangsdipolmomente von Donor und Akzeptor koppeln entspricht im klassischen Bild der direkten Kopplung eines Senders mit einem Empfanger Wirkung uber vergleichsweise grosse Distanzen bis zu 100 A Abhangigkeit vom Molekulabstand r nach r 6 Austausch oder auch Dexter Mechanismus Energieubertragung durch quantenmechanische Austauschwechselwirkung entspricht dem wechselseitigen Austausch von Elektronen bei einem Stossprozess setzt kurze Abstande von 5 10 A voraus Abhangigkeit vom Molekulabstand nach e 2r L L ist dabei die Summe der Van der Waals Radien der beteiligten Molekule Sowohl Forster als auch Dexter Transfer unterliegen den Spinerhaltungsregeln womit die folgenden Prozesse erlaubt sind 1D 1A 1D 1A und 3D 1A 1D 3A Der erste Prozess aussert sich in Fluoreszenzloschung Quenching bezuglich 1D der zweite Prozess ist von Bedeutung bei sensibilisierten Photoreaktionen vgl Photochemie Photosensibilisator Triplett Triplett Annihilierung Bearbeiten Treffen zwei triplett angeregte Molekule aufeinander so kann es zur Anregungsubertragung nach folgendem Muster kommen 3D 3A 1D 1A Das angeregte Akzeptor Molekul kann unter verzogerter Fluoreszenz desaktivieren Ein in der Photochemie wichtiges Beispiel fur die Triplett Triplett Annihilierung ist die Bildung von Singulett Sauerstoff 3Sens 3O2 1Sens 1O2mit Sens Sensibilisator Literatur BearbeitenM Klessinger J Michl Lichtabsorption und Photochemie Organischer Molekule VCH Verlagsgesellschaft Weinheim New York 1989 ISBN 3 527 26085 4 G von Bunau T Wolff Photochemie Grundlagen Methoden Anwendungen VCH Verlagsgesellschaft Weinheim New York 1987 ISBN 3527265066 D C Harris M D Bertolucci Symmetry an Spectroscopy An Introduction to Vibrational and Electronic Spectroscopy Dover Publications New York 1989 ISBN 0 486 66144 X N J Turro Modern Molecular Photochemistry University Science Books Sausalito 1991 ISBN 0 935702 71 7 M Hesse H Meier B Zeeh Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie Thieme Stuttgart New York 1984 ISBN 3 13 576102 9 Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu photophysical processes In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook P04647 Version 2 3 3 Herleitung vgl D C Harris M D Bertolucci Symmetry an Spectroscopy An Introduction to Vibrational and Electronic Spectroskopy Kapitel 3 4 und 5 4 Dover Publications New York 1989 ISBN 0 486 66144 X a b M Hesse H Meier B Zeeh Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie Thieme Stuttgart New York 1984 Kapitel 3 Chromophore ISBN 3 13 576102 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Photophysikalischer Prozess amp oldid 224673399