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Philippe Seguin se gɛ 21 April 1943 in Tunis 7 Januar 2010 in Paris war ein franzosischer Politiker In seiner Karriere war er Arbeits und Sozialminister 1986 88 Prasident der Nationalversammlung 1993 97 Vorsitzender der gaullistischen Partei RPR 1997 99 Vom 21 Juli 2004 bis zu seinem Tod war er Prasident des franzosischen Rechnungshofs Cour des comptes Philippe Seguin im November 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bildung 2 Anfange in der Politik 3 Abgeordneter Burgermeister und Minister 4 Parlamentsprasident und Parteivorsitzender 5 Prasident des Rechnungshofes 6 Werke 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Bildung BearbeitenSeguins Eltern waren franzosische Siedler Pieds noirs im damaligen franzosischen Protektorat Tunesien Der Vater Robert Seguin diente im 4e regiment de tirailleurs tunisiens 4 tunesisches Schutzenregiment und kampfte im Zweiten Weltkrieg aufseiten der Forces francaises libres unter Charles de Gaulle Er fiel im September 1944 im Zuge der Befreiung Frankreichs 1 Seguin hatte daher den Status eines pupille de la Nation Mundel der Nation d h unter staatlicher Fursorge stehende Kriegswaise Er nahm am 11 November 1949 im Alter von sechseinhalb Jahren in Tunis die militarischen Orden entgegen die seinem funf Jahre zuvor bei der Befreiung Frankreichs gefallenen Vater postum verliehen worden waren 2 Seguin besuchte das Lycee Carnot in Tunis Nach der Unabhangigkeit Tunesiens 1956 zog seine Mutter mit ihm nach Sudfrankreich wo er das Lycee Alphonse Daudet in Nimes und das Lycee in Draguignan besuchte Er studierte an der Ecole normale d instituteurs im Departement Var und an der Universitat Aix en Provence Geschichte schloss mit einer licence und einem diplome d etudes superieures DES Er absolvierte das Institut d etudes politiques d Aix en Provence Sciences Po Aix und die Elitehochschule Ecole nationale d administration als Mitglied des Jahrgangs Robespierre Januar 1968 bis Mai 1970 war also ein Studienkollege von Jacques Attali und Louis Schweitzer Nach seinem Abschluss wurde er Kommissar am Cour des Comptes Rechnungshof Von 1971 bis 1977 lehrte er zudem als Dozent am Sciences Po de Paris 3 Anfange in der Politik BearbeitenSeguin entwickelte sich zum gluhenden Gaullisten und beschwor bei jeder Gelegenheit mit klirrender Rhetorik grosse Gestalten der nationalen Geschichte wie Jeanne d Arc Napoleon und Charles de Gaulle 2 Er trat 1965 der gaullistischen Partei Union pour la Nouvelle Republique UNR bei aus der 1968 die Union pour la defense de la Republique UDR hervorging Ab 1973 war er im Generalsekretariat des Prasidialamts unter Staatsprasident Georges Pompidou tatig Wahrend der Prasidentschaft Valery Giscard d Estaings wurde er 1974 stellvertretender Abteilungsleiter fur Sport im Ministerium fur Lebensqualitat bevor er 1975 zum Rechnungshof zuruckkehrte Aus der UDR ging 1976 das Rassemblement pour la Republique RPR unter Fuhrung Jacques Chiracs hervor 1977 78 arbeitete er im Stab des Premierministers Raymond Barre 3 Abgeordneter Burgermeister und Minister BearbeitenBei der Parlamentswahl 1978 wurde Seguin als Abgeordneter des 1 Wahlkreises des Departements Vosges in die Nationalversammlung gewahlt 1981 gelang ihm die Wiederwahl Anschliessend war er bis 1986 Vizeprasident der Nationalversammlung Von 1983 bis 1997 war er Burgermeister der Stadt Epinal Unter Premierminister Jacques Chirac war er von 1986 bis 1988 Minister fur Soziales und Beschaftigung Ministre des Affaires sociales et de l Emploi 3 Nach dem Regierungswechsel 1988 nahm er wieder sein Abgeordnetenmandat wahr Er bewarb sich um den Vorsitz der RPR Fraktion unterlag aber mit einer Stimme Unterschied Bernard Pons dem Favoriten des Parteivorsitzenden Chirac Innerhalb der RPR war Seguin Anfuhrer des Flugels der sozialen Gaullisten die deshalb auch seguinistes genannt wurden 4 Auf dem Parteitag in Le Bourget im Februar 1990 brachte er gemeinsam mit Charles Pasqua einen Programmentwurf ein der eine Ruckbesinnung auf die populistischen und sozialen Prinzipien des Gaullismus forderte und einen weiteren Ausbau europaischer Institutionen ablehnte Dieser Antrag wurde von 31 4 der Delegierten unterstutzt Eine Zwei Drittel Mehrheit stellte sich jedoch hinter Chirac und Alain Juppe Seguin und Pasqua waren ausserdem Wortfuhrer der Gegner des EU Vertrags von Maastricht 1992 in der Partei 5 Parlamentsprasident und Parteivorsitzender BearbeitenVon 1993 bis 1997 war Seguin Prasident der franzosischen Nationalversammlung Im Februar 1994 gut ein Jahr vor der Prasidentschaftswahl bei der Francois Mitterrand nicht wieder antrat schrieb Der Spiegel Philippe Seguin war Wortfuhrer der franzosischen Gegner des Maastricht Vertrags die beim Europa Referendum am 20 September 1992 knapp mit 48 95 Prozent verloren Die Kampagne die in einer TV Debatte mit Staatsprasident Francois Mitterrand gipfelte machte den fruheren Sozialminister zu einer nationalen Figur Ein Jahr nach der Volksabstimmung bekannten sich in Umfragen 54 Prozent der Franzosen auf der Seguin Linie gegen Maastricht Seguin vertritt einen nach links offenen Gaullismus Seine protektionistischen Tendenzen haben dem von Le Monde als le colosse charakterisierten Burgermeister von Epinal den Vorwurf des Nationalismus und Populismus eingetragen Nach dem Wahlsieg der Rechten im Marz 1993 liess sich der populare selbstbewusste Nonkonformist statt eines Ministeriums das Amt des Parlamentsprasidenten geben Von diesem parteipolitisch neutralen Sockel aus konnte Seguin 50 Kompromisskandidat der Rechten fur die Prasidentschaftswahlen 1995 werden falls die Top Anwarter Jacques Chirac und Edouard Balladur einander blockieren 1 Tatsachlich traten sowohl Chirac als auch Balladur bei der Prasidentschaftswahl an Seguin unterstutzte die Kandidatur des letztlich siegreichen Jacques Chirac der sich im Wahlkampf dem sozialen Gaullismus annaherte anschliessend aber nicht Seguin sondern den liberalen Reformer Alain Juppe zum Premierminister ernannte 6 Juppe wurde als Nachfolger Chiracs auch Parteivorsitzender der RPR Nach der Niederlage der Mitte rechts Parteien bei der Parlamentswahl 1997 bei der Seguin seinen Sitz verteidigte forderte er gemeinsam mit dem Parteiflugel von Balladur und Nicolas Sarkozy den Rucktritt des Parteivorsitzenden Juppe Anschliessend wahlte ein ausserordentlicher Parteitag am 6 Juli 1997 Seguin mit 78 85 der Delegiertenstimmen bei funf Gegenkandidaten zum Vorsitzenden der RPR 7 Sein Amt als Burgermeister von Epinal legte er im November 1997 nieder Seguin liess die Satzung der Partei andern und fuhrte eine Urwahl des Vorsitzenden durch die Mitglieder ein Eine solche Urwahl fand erstmals am 13 Dezember 1998 statt Seguin trat als einziger Kandidat an und wurde mit 95 07 der Stimmen im Amt bestatigt Im Februar 1999 wurde er als Spitzenkandidat seiner Partei fur die Europawahl 1999 ausgewahlt Am 16 April 1999 trat er jedoch vom Parteivorsitz zuruck und verzichtete auch auf die Kandidatur bei der EU Wahl 3 Anders als sein einstiger Mitstreiter Charles Pasqua wechselte Seguin aber nicht zum souveranistischen Rassemblement pour la France RPF sondern blieb der RPR treu Bei den Kommunalwahlen im Marz 2001 kandidierte er vergeblich fur das Amt des Burgermeisters von Paris Seguin war der offizielle Kandidat der Mitte rechts Parteien RPR UDF und DL Gegen ihn trat jedoch der Amtsinhaber Jean Tiberi an der nach einem Finanzskandal aus der RPR ausgeschlossen worden war So war das burgerliche Lager gespalten 2 Seguin kam im ersten Wahlgang auf 25 7 im zweiten auf 33 4 Bertrand Delanoe gewann die Wahl und wurde der erste sozialistische Burgermeister der Hauptstadt Seguin wurde jedoch in den Gemeinderat von Paris gewahlt wo er den Vorsitz der RPR Fraktion ubernahm Im Juni 2002 schied er aus der Nationalversammlung aus Wegen Meinungsverschiedenheiten mit seiner Partei zog sich Seguin im Oktober 2002 aus der aktiven Politik zuruck und legte auch sein Mandat im Pariser Gemeinderat nieder Bereits im September 2002 hatte er seine Tatigkeit beim Rechnungshof wieder aufgenommen 3 Prasident des Rechnungshofes Bearbeiten nbsp Seguin im Jahr 20052004 wurde er Prasident des Rechnungshofes Seguin wurde auf Vorschlag von Nicolas Sarkozy vom damaligen Staatsprasidenten Jacques Chirac ernannt 8 Im Jahr 2007 bot Sarkozy ihm nach seiner Wahl zum Staatsprasidenten an Minister im Kabinett Fillon II unter Premierminister Francois Fillon zu werden Seguin lehnte dies ab und zog es vor Prasident des Rechnungshofes zu bleiben Im Februar 2008 wurde Seguin Vorsitzender der Stadionkommission fur die Fussball Europameisterschaft 2016 3 In der Nacht vom 6 auf den 7 Januar 2010 erlag Seguin einem Herzinfarkt In den Medien wurde er als wichtiger Vertreter einer europaskeptischen Minderheit innerhalb seiner Partei gewurdigt 9 Zu seinem Nachfolger ernannte der damalige Prasident Nicolas Sarkozy den Politiker Didier Migaud 1952 Werke BearbeitenC est quoi la politique Paris 1999 ISBN 2 226 11019 4 Warum Frankreich Europa will 1996 ISBN 3 421 05062 7 Discours encore et toujours republicains de l exception francaise Paris 1994 ISBN 2 207 24304 4 Itineraire dans la France d en bas d en haut et d ailleurs Editions du Seuil Paris Un premier president dans la Republique Discours 2004 2009 Vorwort von Didier Magaud Verlag La Documentation Francaise Paris 2011 ISBN 978 2 11 008477 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Philippe Seguin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Philippe Seguin auf der Webprasenz der franzosischen Nationalversammlung zur 11 Legislaturperiode franzosisch notre republique free fr Memento vom 14 Mai 2004 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Einzelnachweise Bearbeiten a b Philippe Seguin In Der Spiegel Nr 8 1994 S 142 online 21 Februar 1994 a b c Romain Leick Beissen und kratzen In Der Spiegel Nr 10 2001 online 5 Marz 2001 a b c d e f Les grandes dates de la carriere de Philippe Seguin In Le Parisien 7 Januar 2010 Andrea Ceron Leaders Factions and the Game of Intra Party Politics 2019 Udo Kempf Von de Gaulle bis Chirac Das politische System Frankreichs 3 Auflage Westdeutscher Verlag Opladen 1997 S 188 Jochen Schmidt Rassemblement pour la Republique RPR In Sabine Russ u a Parteien in Frankreich Kontinuitat und Wandel in der V Republik Leske Budrich Opladen 2000 S 197 219 auf S 202 Philippe Seguin accede a la presidence du RPR sous etroite surveillance In Les Echos 7 Juli 1997 Beatrice Gurrey Philippe Seguin Raminagrobis a la Cour des comptes In Le Monde 9 November 2005 online Gestorben Philippe Seguin In Der Spiegel Nr 2 2010 S 142 online 10 Januar 2010 Nachruf Normdaten Person GND 119353652 lobid OGND AKS LCCN n85183002 VIAF 111961795 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Seguin PhilippeKURZBESCHREIBUNG franzosischer Politiker Minister Prasident der Nationalversammlung Vorsitzender der gaullistischen Partei und des RechnungshofesGEBURTSDATUM 21 April 1943GEBURTSORT TunisSTERBEDATUM 7 Januar 2010STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w 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