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Philipp Nicolai Heck seit 1912 Ritter von Heck 22 Juli 1858 in Sankt Petersburg 28 Juni 1943 in Tubingen war ein deutscher Jurist der als wegweisend fur die deutsche Interessenjurisprudenz gilt Philipp von Heck in der Tubinger Professorengalerie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Interessenjurisprudenz 2 2 Luckentheorie 2 3 Ablosung durch Larenz Lehre von der normativen Kraft der Lebenswirklichkeit 2 4 Weitere Lehrtatigkeit 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenHeck ging in Sankt Petersburg zur Schule Nachdem seine Familie 1870 nach Wiesbaden zog besuchte er dort das Gymnasium Spater studierte er zunachst Mathematik in Leipzig wechselte aber bald zur Rechtswissenschaft angeregt durch die Lekture von Jherings Geist des romischen Rechts Nach weiteren Studienjahren in Heidelberg und Berlin legte er 1886 das Assessorexamen ab In Berlin promovierte und habilitierte er sich 1889 1891 wurde er als ordentlicher Professor an die Universitat Greifswald berufen von der aus er 1892 als Nachfolger Eugen Hubers nach Halle wechselte Ab 1901 bis zu seiner Emeritierung 1928 lehrte er in Tubingen Dort war er 1911 12 Rektor Werk BearbeitenDie Schwerpunkte der Arbeit Hecks lagen auf dem Gebiet der Rechtsgeschichte des Zivilrechts und insbesondere der juristischen Methodenlehre Interessenjurisprudenz Bearbeiten Bekanntheit und grossen Einfluss erreichte Heck mit seiner auf Jhering aufbauenden Methodenlehre der Interessenjurisprudenz Er leitete sie aus der Begriffsjurisprudenz ab und entwickelte sie insoweit weiter Die Begriffsjurisprudenz hatte versucht ein schlussiges System von Rechtsbegriffen zu errichten das so logisch in sich schloss dass es einer Rechtsauslegung durch den Richter nicht mehr bedurfen sollte Die Interessensjurisprudenz legte dem Richter nahe bei der Auslegung von Rechtsnormen die Interessen zu beachten die der historische Gesetzgeber seiner legislatorischen Entscheidung zu Grunde gelegt hatte Unter Berucksichtigung dieser gesetzgeberischen Interessenswertung sollte er den rechtshangigen Einzelfall behandeln gleichsam in denkendem Gehorsam auslegen und entscheiden Auf der anderen Seite bekampfte er teilweise polemisch die sogenannte Freirechtsschule die eine starkere Freiheit des Richters in der Auslegung befurwortete Somit ist die historische Interpretation zur Ermittlung der Zwecke die der Gesetzgeber im Auge hatte das zentrale methodische Element Heck will die Wertungen des Gesetzgebers verwirklichen und zwar ohne Verfalschung durch richterliche Wertungen Hecks Interessenjurisprudenz ist damit eine demokratische Methode im Sinn einer funktionierenden Gewaltenteilung die respektiert dass die Gewalt vom Volk ausgeht und durch Gesetze die bestimmte politische Zwecke verfolgen ausgedruckt wird Die Wertungen des Gesetzgebers sind in denkendem Gehorsam vom Richter herauszuarbeiten und bei der Entscheidung des lebendigen Falles zu befolgen Luckentheorie Bearbeiten Heck wies als erster die Luckenhaftigkeit der Rechtsordnung als Wertungslucken methodisch und begrifflich aus Die Begriffsjurisprudenz war noch von einem luckenlosen Rechtssystem ausgegangen Ablosung durch Larenz Lehre von der normativen Kraft der Lebenswirklichkeit Bearbeiten Zur Zeit des Nationalsozialismus stiess Hecks demokratische Rechtsmethode der Interessenjurisprudenz zunehmend auf Kritik Karl Larenz und andere vor allem der Kieler Schule nahestehende Rechtswissenschaftler bezeichneten die Interessenjurisprudenz als die uberwundene Methodik eines liberalistischen und burgerlichen Zeitalters Heck selbst trat dieser Kritik dadurch entgegen dass er sich selbst dem Nationalsozialismus annaherte und seine Lehre von der Interessenjurisprudenz ideologisch an die NS Rechtslehre anzupassen versuchte Weitere Lehrtatigkeit Bearbeiten Weitere Vorlesungen hielt er zum burgerlichen Recht Wechselrecht und Internationalem Privatrecht Auf Philipp Heck geht der Ausdruck Paschastellung fur den Glaubiger in der Gesamtschuld zuruck Kaum eine Bedeutung mehr haben aber seine Studien zur friesischen Rechtsgeschichte die in der Zeit in Halle entstanden sind oder die Arbeiten zur deutschen Rechtsgeschichte insbesondere zum Sachsenspiegel Ehrungen BearbeitenIm Jahr 1938 wurde ihm die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft verliehen Schriften Auswahl BearbeitenDas Recht der grossen Haverei 1889 Die altfriesische Gerichtsverfassung 1894 Beitrage zur Geschichte der Stande im Mittelalter Zwei Bande 1900 1905 Das Problem der Rechtsgewinnung 1912 Gesetzesauslegung und Interessenjurisprudenz 1914 Pfleghafte und Grafschaftsbauern in Ostfalen 1916 Die Entstehung der Lex Frisionum 1927 Die Standesgliederung der Sachsen im fruhen Mittelalter 1927 Grundriss des Schuldrechts 1929 Grundriss des Sachenrechts 1930 Ubersetzungsprobleme im fruhen Mittelalter 1931 online online Begriffsbildung und Interessenjurisprudenz 1932 Blut und Stand im altsachsischen Rechte und im Sachsenspiegel 1935 Rechtserneuerung und juristische Methodenlehre 1936 Untersuchungen zur altsachsischen Standesgliederung Insbesondere uber die standische Bedeutung des Handgemals 1936 online Das abstrakte dingliche Rechtsgeschaft 1937 Eike von Repgow Verfasser der alten Zusatze zu dem Sachsenspiegel 1939 Drei Studien zur Standegeschichte Hofleute Hauptlinge frankische Gemeinfreiheit 1939 Literatur BearbeitenMarietta Auer Methodenkritik und Interessenjurisprudenz Philipp Heck zum 150 Geburtstag In Zeitschrift fur Europaisches Privatrecht 16 Jg H 3 2008 S 517 533 Ulrich Falk in Michael Stolleis Hrsg Juristen Ein biographisches Lexikon Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39330 6 S 275 Wolfgang Freiherr Marschall von Bieberstein Heck Philipp Nicolai von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 176 f Digitalisat Martin Otto Philipp Nicolai von Heck In Maria Magdalena Ruckert Hrsg Wurttembergische Biographien unter Einbeziehung hohenzollerischer Personlichkeiten Band I Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018500 4 S 101 104 Online Version Heinrich Schoppmeyer Juristische Methode als Lebensaufgabe Leben Werk und Wirkungsgeschichte Philipp Hecks Mohr Siebeck Tubingen 2001 ISBN 978 3 16 147517 7 Maximilian Schulz Philipp Hecks Rechts und Begriffstheorie und ihre erkenntnistheoretischen Voraussetzungen Nomos Baden Baden 2022 ISBN 978 3 8487 8683 1 Manfred Wolf Philipp Heck als Zivilrechtsdogmatiker Studien zur dogmatischen Umsetzung seiner Methodenlehre Munchener Universitatsschriften Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung Band 80 Aktiv Druck amp Verlag GmbH Ebelsbach 1996 ISBN 3 9803848 7 X Weblinks BearbeitenEintrag zu Philipp Heck im Catalogus Professorum Halensis Entnazifizierungsakte Philipp Heck als digitale Reproduktion im Online Angebot des Staatsarchivs SigmaringenNormdaten Person GND 118709429 lobid OGND AKS LCCN no94010559 VIAF 54279420 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heck PhilippALTERNATIVNAMEN Heck Philipp vonKURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 22 Juli 1858GEBURTSORT Sankt PetersburgSTERBEDATUM 28 Juni 1943STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp Heck amp oldid 233860743