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Phenanthren zusammengesetzt aus Phenyl und Anthracen ist ein farbloser bis gelblicher kristalliner Feststoff Es ist ein polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoff enthalt drei anellierte Benzolringe und gehort zur Stoffgruppe der Phene Der aromatische Charakter ist im Vergleich zum isomeren Anthracen etwas starker ausgepragt was sich an einer hoheren Delokalisierungsenergie von 387 kJ mol im Vergleich zu 351 5 kJ mol fur Anthracen zeigt 6 Phenanthren findet sich in der Fraktion des Anthracens im Steinkohlenteer woraus es im Wesentlichen gewonnen wird Ein Derivat des Phenanthren das Steran ist Grundgerust fur die Steroide Phenanthren wird fur die Synthese von Farbstoffen verwendet StrukturformelAllgemeinesName PhenanthrenAndere Namen Tricyclo 8 4 0 02 7 tetradeca 1 3 5 7 9 11 13 heptaenSummenformel C14H10Kurzbeschreibung farblose Tafeln oder Blattchen 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 85 01 8EG Nummer 201 581 5ECHA InfoCard 100 001 437PubChem 995ChemSpider 970DrugBank DB08381Wikidata Q422037EigenschaftenMolare Masse 178 23 g mol 1Aggregatzustand fest 1 Dichte 1 18 g cm 3 25 C 1 Schmelzpunkt 98 5 C 2 Siedepunkt 340 C 1 Dampfdruck 12 mPa 20 C 3 Loslichkeit nahezu unloslich in Wasser 1 15 mg l 1 bei 25 C 1 loslich in Benzol Diethylether und Eisessig 4 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 AchtungH und P Satze H 302 410P 273 301 312 330 1 Zulassungs verfahren unter REACH besonders besorgnis erregend sehr persistent und sehr bio akkumulativ vPvB 5 Toxikologische Daten 1800 mg kg 1 LD50 Ratte oral 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Synthese 3 Eigenschaften 3 1 Mesomerie und Aromatizitat 3 2 Physikalische Eigenschaften 3 3 Chemische Eigenschaften 4 Nomenklatur 5 Gefahren und Metabolismus 6 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenNaturlich kommt Phenanthren in Form des sehr seltenen Minerals Ravatit vor 7 Synthese BearbeitenDie Synthese von Phenanthren wurde 1932 erstmals von dem englischen Chemiker Robert Downs Haworth 1898 1990 vorgestellt und ist demnach auch als Haworth Synthese bekannt 8 Die nachfolgenden Syntheseschritte werden in der Literatur 9 10 beschrieben nbsp Haworth Phenanthren Synthese V3 svgIm ersten Schritt wird Naphthalin 1 mittels Friedel Crafts Acylierung durch Bernsteinsaureanhydrid 2 acyliert Die dabei entstehende Ketosaure 3 wird anschliessend durch eine Clemmensen Reduktion mit Zinkamalgam und Salzsaure reduziert sodass das Naphthalin Derivat 4 gebildet wird Durch Zugabe von Schwefelsaure kommt es dann zur Abspaltung von Wasser Durch darauffolgende interne Elektronenumlagerungen die zur Abspaltung eines Protons fuhren entsteht das Keton 5 Dann folgt eine weitere Clemmensen Reduktion wobei der Kohlenwasserstoff 6 gebildet wird Die Dehydrierung mit Selen im letzten Schritt liefert Phenanthren 7 Eigenschaften BearbeitenMesomerie und Aromatizitat Bearbeiten Phenanthren besitzt aufgrund des relativ grossen delokalisierten Elektronensystems einen ausgepragten aromatischen Charakter Folglich lassen sich funf gleichwertige mesomere Grenzstrukturen formulieren nbsp Resonanzformeln von PhenanthrenPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten Die farblosen bis gelblichen Kristalle sind geruchlos und fluoreszieren wenn sie in Benzol gelost werden Hochreines Phenanthren schmilzt bei 98 5 C 2 Die Schmelzenthalpie betragt 18 13 kJ mol 2 Bei 72 8 C wird ein Phasenubergang hoherer Ordnung beobachtet wobei eine polymorphe Umwandlung einer Tieftemperatur in eine Hochtemperaturkristallform stattfindet 2 11 Der Siedepunkt liegt bei 340 C 1 Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10 P A B T C P in bar T in K mit A 4 51922 B 2428 448 und C 70 96 im Temperaturbereich von 373 K bis 423 K 12 bzw mit A 4 68940 B 2673 320 und C 40 7 im Temperaturbereich von 477 K bis 620 K 13 In Wasser ist Phenanthren nahezu unloslich 0 0011 g l in Tetrachlorkohlenstoff Ether Benzol Toluol sowie weiteren unpolaren organischen Losungsmitteln ist es gut loslich Der Flammpunkt der Schmelze betragt 171 C 1 Die Zundtemperatur liegt oberhalb von 450 C 1 Chemische Eigenschaften Bearbeiten Das chemische Verhalten ist durch die besondere Reaktivitat in der 9 und 10 Stellung gepragt So fuhrt die Bromierung zum 9 10 Dibrom 9 10 dihydrophenanthren Beim Erhitzen dieser Verbindung wird unter HBr Abspaltung mit 9 Bromphenanthren wieder ein aromatisches System gebildet 6 nbsp Phenanthren BromierungEine Reduktion mit Lithium fuhrt zum 9 10 Dihydrophenanthren 14 Die Oxidation mit Chrom VI oxid ergibt 9 10 Phenanthrenchinon 6 Eine Nitrierung 15 oder Sulfonierung 16 erfolgt ebenfalls in der 9 Position Kommerziell erhaltliches Phenanthren enthalt Anthracen Verunreinigungen Durch eine photochemische Reaktion von Anthracen mit N N Dimethylanilin gelingt es hochreines 99 8 Phenanthren zu erhalten Bei dieser Reaktion bildet sich 9 4 Dimethylaminophenyl 9 10 dihydroanthracen das durch Salzsaure entfernt wird 17 Nomenklatur BearbeitenNach der IUPAC Nomenklatur gibt es fur Phenanthren wie auch fur das isomere Anthracen einen speziellen Lokantensatz der von der systematischen Bezifferung abweicht 18 Dieser Lokantensatz wird teilweise auch auf heterocyclische Verbindungen mit derselben Grundstruktur bei denen lediglich Kohlenstoffatome durch andere Atome ersetzt sind ubertragen nbsp Lokanten von Phenanthren gemass IUPAC nbsp Lokanten von Tricyclo 8 4 0 02 7 tetradeca 1 3 5 7 9 11 13 heptaengemass der Von Baeyer NomenklaturNach der Von Baeyer Nomenklatur fur polycyclische Verbindungen die allerdings fur aromatische Verbindungen nicht empfohlen wird 19 wird Phenanthren als Tricyclo 8 4 0 02 7 tetradeca 1 3 5 7 9 11 13 heptaen bezeichnet Gefahren und Metabolismus BearbeitenPhenanthren reizt die Augen und Haut es ist wassergefahrdend WGK 3 1 Im Korper wird Phenanthren zu Naphthalin 1 2 diol oxidiert Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Eintrag zu Phenanthren in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 8 Januar 2021 JavaScript erforderlich a b c d U Gloistein M Epple H K Cammenga Influencing the Solid Solid Phase Transition in Phenanthrene by Suitable Doping In Zeitschrift fur Physikalische Chemie 214 Muenchen Germany 2000 S 379 388 a b Datenblatt Phenanthren bei Merck abgerufen am 5 September 2016 Eintrag zu Phenanthren In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 22 Dezember 2014 Eintrag in der SVHC Liste der Europaischen Chemikalienagentur abgerufen am 21 Januar 2019 a b c Hauptmann Graefe Remane Lehrbuch der Organischen Chemie 2 Auflage Deutscher Verlag der Grundstoffindustrie Leipzig 1980 S 268 L Nasdala I V Pekov Ravatite C14H10 a new organic mineral species from Ravat Tadzhikistan In European Journal of Mineralogy 5 1993 S 699 705 Abstract In New Mineral Names PDF 611 kB In American Mineralogist 1994 79 S 389 R D Haworth Syntheses of alkylphenanthrenes In Journal of the Chemical Society 1932 S 1125 doi 10 1039 JR9320001125 Eberhard Breitmaier und Gunther Jung Organische Chemie Georg Thieme 2012 ISBN 9783135415079 S 183 Zerong Wang Comprehensive Organic Name Reactions and Reagents Wiley 2010 ISBN 9780470638859 S 1342 1343 doi 10 1002 9780470638859 J Kroupa J Fousek N R Ivanov B Brezina V Lhotska In Ferroelectrics 79 1988 S 189 A G Osborn D R Douslin Vapor Pressures and Derived Enthalpies of Vaporization for Some Condensed Ring Hydrocarbons In Journal of Chemical amp Engineering Data 20 1975 S 229 231 F S Mortimer R V Murphy The Vapor Pressures of Some Substances Found in Coal Tar In Journal of Industrial and Engineering Chemistry 15 1923 S 1140 1142 C G Screttas G I Ioannou M Micha Screttas In Journal of Organometallic Chemistry 511 1996 S 217 226 J Schmidt In Chemische Berichte 44 1911 S 1491 1498 Sandqvist Justus Liebigs Annalen der Chemie 392 1912 S 77 Dieter Wohrle Michael W Tausch Wolf Dieter Stohrer Photochemie Konzepte Methoden Experimente John Wiley amp Sons 1998 ISBN 978 3 527 29545 6 IUPAC Nomenclature of Organic Chemistry Rule A 22 5 siehe Beispiele Dieter Hellwinkel Die systematische Nomenklatur der Organischen Chemie Eine Gebrauchsanweisung 4 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1998 ISBN 978 3 540 63221 4 S 31 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Sachbegriff GND 4246839 5 lobid OGND AKS LCCN sh85100664 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phenanthren amp oldid 237841813