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Pharming Wortkreuzung aus engl pharmaceutical engineering pharmazeutische Entwicklung und farming Landwirtschaft auch Molecular Pharming Gen Pharming oder Bio Pharming genannt bezeichnet in der Biotechnologie die Produktion von Arzneistoffen mit Hilfe von Gentechnisch veranderten Organismen GVO 1 Mit Hilfe des Pharmings werden insbesondere rekombinante Proteine als Biopharmazeutika Biologicals in Pflanzen und Tieren produziert Das Pharming stellt dabei eine in Vergleich zur konventionellen Zellkultur in Fermentern oder zur Mikroorganismenkultur moglicherweise kostengunstigere Methode der Produktion biologischer Arzneistoffe dar Mit dem rekombinant hergestellten Blutgerinnungshemmer Antithrombin alfa wurde 2006 das erste Pharming Produkt aus gentechnisch veranderten Ziegen zur Therapie zugelassen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 2 1 Tiere 2 2 Pflanzen 3 Vor und Nachteile 3 1 Produkteigenschaften 3 2 Kosten 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Feldanbau von Pflanzen zur Gewinnung von Arzneistoffen kann uber mehrere Jahrtausende zuruckverfolgt werden Insbesondere in den letzten Jahrhunderten wurden zudem Tiere als Wirkstoffproduzenten beispielsweise fur Passivimpfstoffe Insuline und konjugierte Estrogene genutzt Die Moglichkeit der Produktion rekombinanter Proteine in Tieren wurde erstmals Anfang der 1980er Jahre mit der ersten transgenen Maus geschaffen 2 1990 wurde die Gewinnung des ersten rekombinanten humanen Proteins aus landwirtschaftlich genutzten Pflanzen das Humanalbumin aus Tabak und Kartoffelpflanzen vorgestellt 3 Bis zur arzneimittelrechtlichen Zulassung des ersten rekombinanten Proteins aus dem Pharming dem Antithrombin III aus gentechnisch veranderten Ziegen vergingen 16 weitere Jahre 4 Im Jahr 2012 wurde in den USA der erste in Pflanzenzellen produzierte rekombinante Arzneistoff die Taliglucerase alfa zugelassen 5 Technik BearbeitenTiere Bearbeiten Rekombinante Proteine werden in der Regel aus leicht zuganglichen tierischen Korperflussigkeiten wie Blut Milch und Urin isoliert Aber auch eine Isolierung aus Eiern ist moglich Insbesondere die selektive Produktion rekombinanter Proteine in den Milchdrusen und deren Abgabe in die Milch bietet den Vorteil einer geringeren Belastung fur den Produktionsorganismus Fur die Generierung der Produktionsorganismen werden transgene Standardtechniken eingesetzt Die dazu benotigten Protein codierenden Gene werden in embryonale Stammzellen der Produktionstiere eingebracht und in Blastocysten in schwangere Muttertiere eingepflanzt Pflanzen Bearbeiten nbsp Moosbioreaktor mit Physcomitrella patensAls Produktionsorganismen wurden insbesondere Tabak Mais Reis Kartoffel Farberdistel und Wasserlinse erprobt Fur die Praxis werden aus Sicherheitsaspekten insbesondere solche Pflanzen an Bedeutung gewinnen die nicht fur die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden Einige Pflanzen Wasserlinse das Moos Physcomitrella patens lassen sich ebenso wie Pflanzenzellkulturen in geschlossenen Systemen kultivieren Photobioreaktoren und ermoglichen somit Herstellbedingungen nach GMP Richtlinien 6 7 Im Optimalfall ist eine direkte Aufreinigung des Proteins aus dem Kulturmedium moglich was den Downstream Prozess erleichtert und die Produktionskosten senkt 8 Fur die Erzeugung von Pharming Pflanzen werden Gentransfertechniken wie die Transformation mit Hilfe des Agrobacterium tumefaciens die biolistische Transformation mit einer Genkanone und die Protoplastentransformation angewendet Vor und Nachteile BearbeitenProdukteigenschaften Bearbeiten Die Produktion rekombinanter Arzneistoffe in Tieren oder Pflanzen kann sich entscheidend auf die Eigenschaften des letztendlich hergestellten pharmazeutischen Produkts auswirken Im Gegensatz zu biotechnologisch mit Hilfe von Bakterienstammen wie beispielsweise E coli hergestellten Proteinen konnen rekombinante Proteine aus Pflanzen und Tieren mit charakteristischen eukaryotischen posttranslationalen Proteinmodifikation wie beispielsweise Glykosylierungen ausgestattet werden Das Muster der Glykosylierungen unterscheidet sich jedoch von Produktionsorganismus zu Produktionsorganismus und kann sich insbesondere bei Proteinen aus Pflanzen erheblich vom menschlichen Glykosylierungsmuster unterscheiden Bei Pharming Produkten ist nicht mit einer Kontamination durch bakterielle Endotoxine zu rechnen Diese stellen ein Problem bei der konventionellen Fermenterproduktion unter Verwendung von E coli und mussen hierbei aufwendig abgetrennt werden Auch das Risiko der Ubertragung von Prionen als Erreger der spongiformen Enzephalopathie kann bei der Produktion rekombinanter Arzneistoffe in Pflanzen ausgeschlossen werden Bei der Herstellung von Impfstoffen in Pflanzen wird untersucht ob durch eine orale Verabreichung in Form eines essbaren Produkts sich eine Injektion vermeiden lasst 9 Jedoch wurden Probleme mit der Charakterisierung der Antigenstabilitat im pflanzlichen Material mit der Bioverfugbarkeit und mit der Reproduzierbarkeit beschrieben 9 Kosten Bearbeiten Pharming wird als eine kostengunstige Methode der Gewinnung rekombinanter Arzneistoffe angesehen Mogliche Einsparungen gegenuber der konventionellen und finanziell aufwendigen Produktion in Fermentern hangen jedoch nicht nur von dem zu produzierenden Protein und dessen Produktionsmenge ab sondern auch von moglichen zusatzlichen Kosten durch Genehmigungsverfahren und Auflagen Bei einer moglichen Forderung des Anbaus von Pharming Pflanzen oder einer Haltung von Pharming Herden in einem geschlossenen System beispielsweise in Gewachshausern bzw geschlossenen Stallen ware ein eventueller Kostenvorteil minimiert Einzelnachweise Bearbeiten Molecular Farming J W Gordon Francis H Ruddle Integration and stable germ line transmission of genes injected into mouse pronuclei In Science Band 214 Nr 4526 Dezember 1981 S 1244 6 PMID 6272397 P C Sijmons B M Dekker B Schrammeijer T C Verwoerd P J van den Elzen A Hoekema Production of correctly processed human serum albumin in transgenic plants In Nat Biotechnol Band 8 Nr 3 Marz 1990 S 217 221 doi 10 1038 nbt0390 217 PMID 1366404 C Schmidt Belated approval of first recombinant protein from animal In Nat Biotechnol Band 24 Nr 8 August 2006 S 877 doi 10 1038 nbt0806 877 PMID 16900113 A Maxmen Drug making plant blooms In Nature Band 485 Nr 7397 Mai 2012 S 160 doi 10 1038 485160a PMID 22575938 J R Gasdaska D Spencer L Dickey Advantages of Therapeutic Protein Production in the Aquatic Plant Lemna In BioProcessing Journal April 2003 S 49 56 A Buttner Mainik J Parsons H Jerome A Hartmann S Lamer A Schaaf A Schlosser P F Zipfel Ralf Reski E L Decker 2011 Production of biologically active recombinant human factor H in Physcomitrella Plant Biotechnology Journal 9 373 383 doi 10 1111 j 1467 7652 2010 00552 x A Baur Ralf Reski G Gorr 2005 Enhanced recovery of a secreted recombinant human growth factor using stabilizing additives and by co expression of human serum albumin in the moss Physcomitrella patens Plant Biotech J 3 331 340 doi 10 1111 j 1467 7652 2005 00127 x a b S Rosales Mendoza V A Marquez Escobar O Gonzalez Ortega R Nieto Gomez J I Arevalo Villalobos What Does Plant Based Vaccine Technology Offer to the Fight against COVID 19 In Vaccines Band 8 Nummer 2 April 2020 S doi 10 3390 vaccines8020183 PMID 32295153 Literatur BearbeitenV Russ Molecular Pharming Arzneistoffernte aus Pflanze und Tier In Pharmaz Ztg Band 144 Nr 37 2010 S 3344 3351 Online Weblinks BearbeitenNZZ Grune Wirkstofffabriken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pharming Biotechnologie amp oldid 234034783