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Pflanzenviren Phytoviren sind Krankheitserreger bei hoheren Pflanzen die ebenfalls wie tierische animale Viren und Bakteriophagen nur nach Eindringen in eine Zelle zur Vermehrung fahig sind Erkrankungen durch Pflanzenviren wurden schon im 16 Jahrhundert beschrieben jedoch die Entdeckung einer Ubertragbarkeit und eines spezifischen Krankheitserregers gelang erst am Ende des 19 Jahrhunderts durch Untersuchung der Mosaikkrankheit der Tabakpflanze Etwa ein Viertel der rund 3600 beschriebenen Viren sind Pflanzenviren die aufgrund ihrer morphologischen Eigenschaften besonderen Virusfamilien angehoren oder auch Familien gemeinsam mit animalen Viren bilden Die Besonderheit der pflanzlichen Zellwand der Abwehrmechanismen und Transportsysteme einer Pflanze bedingen auch spezifische Anpassungen der Pflanzenviren an ihren Wirt Anton Claez Tulpe Aquarell um 1630 In der Agrarwissenschaft haben Pflanzenviren aufgrund des von ihnen verursachten wirtschaftlichen Schadens eine grosse Bedeutung Dies betrifft nicht nur den Anbau von Zierpflanzen sondern auch wichtige Nutzpflanzen wie die Kartoffel Tomate oder Karotte Eine Ubertragung von Pflanzenviren auf Chordatiere wie den Menschen ist aufgrund der besonderen Anpassung der Pflanzenviren nicht zu beobachten Neben den Pflanzenviren gibt es auch weitere subzellulare Erreger die ahnliche Erkrankungen hervorrufen jedoch den Viroiden oder Virusoiden zugeordnet werden Die Erforschung der Pflanzenviren wie auch der pflanzenpathogenen Viroide ist als Pflanzenvirologie eine eigene Disziplin der Virologie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wirtschaftliche Aspekte 3 Quellen 3 1 Aktuelle Literatur 3 2 Historische Literatur 3 3 Einzelnachweise 4 Siehe auch 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Abraham Bosschaert 1612 nach 1635 Blumenbouquet mit TulpenAls erste Beschreibung einer moglichen Pflanzenvirose wird ein Gedicht der japanischen Kaiserin Kōken aus dem Jahre 752 angesehen In der Gedichtsammlung Man yōshu beschreibt die Kaiserin das herbstliche Bild gelben Grases mitten im Sommer Gemeint ist eine gelbliche Verfarbung von Blattern des Wasserdost Eupatorium lindleyanum aufgrund einer Infektion mit einem Geminivirus 1 Als 1551 die ersten Tulpen aus Konstantinopel in die Niederlande eingefuhrt wurden erregten die wechselnden Farbmuster der Bluten die sogenannte Panaschierung hohes Aufsehen Man beobachtete auch dass diese Farbmuster auf bisher einfarbige Pflanzen ubergingen obwohl man bis dahin die Zucht mehrfarbiger Bluten nur durch aufwandige Kreuzung erreichte Einige der spektakular gefarbten Tulpensorten vertrockneten und starben schnell ab wohingegen andere die Muster beibehielten und vermehrt werden konnten Insbesondere diese obwohl auf einem Krankheitsgeschehen beruhende aussergewohnliche Eigenschaft der Tulpen fuhrte zu einem Aufschwung des Tulpenexportes aus den Niederlanden im 17 Jahrhundert die ihre monopolistische Stellung durch das Verbot der Ausfuhr von Tulpenzwiebeln und einen kaum nachvollziehbaren Preis zu sichern suchten Die niederlandische Malerei in diesem Jahrhundert hat auffallend haufig jene von Pflanzenviren befallenen Tulpen als Motiv der Stillleben 2 Die Erforschung dieser pathologischen Veranderungen von Pflanzenfarbungen und ihr Absterben begann mit dem Nachweis der Ubertragbarkeit Der Agrikulturchemiker Adolf Mayer untersuchte die Ursache der wirtschaftlich bedeutsamen Mosaikkrankheit der Tabakpflanze und wies 1886 eine infektiose Ursache des Phanomens nach indem er Pflanzensaft von einer erkrankten Pflanze durch Anritzen auf eine gesunde ubertragen konnte 3 Durch Verdunnungen wies Mayer auch nach dass es sich nicht um eine Vergiftung handeln konnte Die Natur des Erregers blieb jedoch unklar Erst als Dimitri Iwanowski 1892 den Pflanzensaft zuvor ultrafiltrierte wurde klar dass die Ursache aufgrund seiner filtrierbaren Grosse kein Bakterium sondern eine ganz neue Art von Erregern sein musste 4 Diese Experimente gelten als Anfange der modernen Virologie Martinus Beijerinck konnte 1898 die ihm bis dahin nicht bekannten Experimente Iwanowskis bestatigen 5 Siehe auch Geschichte der VirologieWirtschaftliche Aspekte BearbeitenIn vielen Nutzpflanzen verursachen Pflanzenviren grosse wirtschaftliche Schaden Haufig kommt es zu einer Reduktion der erzeugten Biomasse aufgrund einer Minderversorgung der Pflanze und verkleinerten Nutzteilen Knollen Fruchte Blatter aber auch zum Absterben grosser Plantagen Auch die optische Beeintrachtigung von Fruchten und Blattern durch eine Virose vermindert ihre Vermarktungsfahigkeit selbst wenn die Masse und Qualitat einer Frucht nicht beeintrachtigt sein sollte 6 Im Gegensatz zu anderem Schadlingsbefall wie beispielsweise durch Pilze Bakterien oder Parasiten existieren keine Moglichkeiten eine von Pflanzenviren befallene Pflanze von der Infektion zu befreien Bei ausgepragtem Befall einer Anbauflache bleibt meist nur die Verbrennung der betroffenen Pflanzen Daher konzentriert sich die Eindammung von Pflanzenvirosen auf vorbeugende Massnahmen Dies erstreckt sich wesentlich auf die Unterbrechung der Infektionskette durch Kontrolle der ubertragenden Insekten Verwendung von Virus freiem Saatmaterial vegetative Vermehrung durch gesunde Stecklinge und regelmassige Kontrolle der Anbauflachen Mithilfe der Grunen Gentechnik wurden virusresistente Nutzpflanzen gezuchtet Auf Hawaii wird die Papayaindustrie durch eine virusresistente Sorte vor einem Befall mit dem Papaya Ringspot Virus geschutzt Zu den wichtigsten Ubertragern von Pflanzenviren zahlen Blattlause Zum Beispiel wird das Gerstengelbverzwergungsvirus das Schaden an Getreidebestanden anrichtet durch Blattlause ubertragen 7 Quellen BearbeitenAktuelle Literatur Bearbeiten Gerhart Drews Gunter Adam Cornelia Heinze Molekulare Pflanzenvirologie Berlin 2004 ISBN 3 540 00661 3 Sondra D Lazarowitz Plant Viruses In David M Knipe Peter M Howley eds in chief Fields Virology 5 Auflage 2 Bande Philadelphia 2007 S 641 705 ISBN 0 7817 6060 7 Sylke Meyer Kahsnitz Angewandte Pflanzenvirologie 1993 ISBN 3 87815 045 8 Allan Granoff Robert G Webster eds Encyclopedia of Virology San Diego Academic Press 1999 ISBN 0 12 227030 4Historische Literatur Bearbeiten Kenneth M Smith Recent advances in the study of plant viruses Philadelphia 1933 2 John Grainger Virus diseases of plants London 1934 3 Kenneth M Smith A Textbook of Plant Virus Diseases Philadelphia 1937 4 3 Auflage Edinburgh 1972 Francis Oliver Holmes Handbook of Phytopathogenic Viruses Minneapolis 1939 5 L O Kunkel General Pathology of Virus Infections in Plants In R Doerr und C Hallauer Hg Handbuch der Virusforschung 1 Erganzungsband Wien 1944 Kenneth M Smith Virus diseases of farm amp garden 1946 6 Wilhelm Troll Das Virusproblem in ontologischer Sicht Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der wissenschaftlichen Botanik mit Einschluss der Grenzgebiete Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz Hg Frey Wyssling Seybold Troll Wiesbaden 1951Einzelnachweise Bearbeiten K Saunders et al Aetiology The earliest recorded plant virus disease Nature 2003 422 6934 S 831 PMID 12712190 Faksimile der japanischen Rui shu ko shu Ausgabe 1 M Dash Tulipomania The story of the world s most caveted flower and the extraordinary passions it aroused New York 1999 Adolf Mayer Uber die Mosaikkrankheit des Tabak Die Landwirtschaftlichen Versuchsstationen 1886 32 S 451 467 Dmitri I Ivanovskij O dvuch boleznjach tabaka Tabacnaja pepliza Mozatcnaja bolezn tabaka Sel skoje chozaistvo i lesovodstvo St Petersburg 1892 169 S 104 121 M W Beijerinck Uber ein contagium vivum fluidum als Ursache der Fleckenkrankheit der Tabakblatter Verhandlungen K Adad Wet Amsterdam 1898 65 S 3 21 O W Barnett und C E Main Plant Virus Disease Economic Aspects In Allan Granoff Robert G Webster 1999 Band 2 S 1318 1326 Klaus Strotmann Blattlause und Zikaden So vermeiden Sie Verzwergungsviren In agrarheute com 7 November 2022 abgerufen am 31 August 2023 Siehe auch BearbeitenListe der Pflanzenviren Virus TaxonomieWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Pflanzenvirus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Biologische Bundesanstalt Institut fur Pflanzenvirologie Mikrobiologie und biologische Sicherheit Braunschweig Pflanzenviren in der Deutschen Sammlung Mikroorganismen und Zellkulturen DSMZ Descriptions of Plant Viruses Association of Applied Biologists UK Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pflanzenvirus amp oldid 236925983