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Der Pfauen Lippfisch Symphodus tinca engl East Atlantic peacock wrasse ist ein im Mittelmeer und angrenzenden Schwarzen Meer vorkommender Vertreter der Gattung Symphodus innerhalb der Familie der Lippfische Labridae Dabei handelt es sich bei S tinca um den grossten Vertreter dieser Gattung im Mittelmeer Sein primares Habitat bilden felsige Kustenregionen Litoral in welchen auch die Reproduktion inklusive Verpaarung stattfindet Ausserdem lassen sich dort zahlreiche benthische Wirbellose finden welche die Hauptnahrungsquelle von S tinca darstellen Daruber hinaus zeichnet sich der Pfauen Lippfisch unter anderem durch einen Sexualdimorphismus aus der sich vor allem in dessen Farbung widerspiegelt Pfauen LippfischSymphodus tinca Mannchen Mitte und Weibchen oben unten SystematikStachelflosser Acanthopterygii Barschverwandte Percomorphaceae Ordnung LabriformesFamilie Lippfische Labridae Gattung SymphodusArt Pfauen LippfischWissenschaftlicher NameSymphodus tinca Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Anatomie und Aussehen 3 Lebensraum und Vorkommen 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung und Aufzucht 6 Weitere Eigenschaften 6 1 Mauthnersche Zellen 6 2 Tatigkeit als Putzerfisch 6 3 Schlaf 7 Bedeutung 7 1 Fischerei 7 2 Aquarienhaltung 8 Bedrohungen 9 Quellen 10 WeblinksAllgemeines BearbeitenDer Pfauen Lippfisch wurde im Jahre 1758 erstmals vom schwedischen Naturwissenschaftler Carl von Linne Linnaeus unter dem Namen Labrus tinca beschrieben Im Laufe der Jahre wurden jedoch auch andere Synonyme verwendet wie Labrus lapina Forsskal 1775 Lutjanus lapina Forsskal 1775 und Labrus polychrous Pallas 1814 1 Anatomie und Aussehen Bearbeiten nbsp Symphodus tinca WeibchenBei S tinca handelt es sich um die grosste Art der Gattung Symphodus im Mittelmeer 2 3 4 Die Mannchen besitzen dabei eine grossere mittlere Gesamtkorperlange als die Weibchen 5 Wie bei allen Lippfischen ist auch deren Maul durch sog Lippen gekennzeichnet welche bei S tinca spitz wulstartig und stark ausgepragt sind Der Korper ist langlich oval und seitlich abgeflacht Der Kopf ist langer als die Korperhohe 6 2 Des Weiteren weist S tinca eine sehr lange Ruckenflosse Dorsalis auf die sich fast bis zur Schwanzflosse Caudalis erstreckt Wie bei vielen anderen Arten innerhalb der Familie der Lippfische ist auch beim Pfauen Lippfisch ein ausgepragter Sexualdimorphismus hinsichtlich der Farbung zu erkennen 2 Wahrend Weibchen graulich bis grunlich bzw olivfarben sind und zwei bis drei longitudinale dunkelbraune Streifen besitzen zeichnen sich Mannchen vor allem wahrend der Laichzeit durch ein farbenprachtiges Erscheinungsbild aus Nachdem sie eine Ubergangsfarbung als Jungfische durchlaufen in der sie einheitlich beige gefarbt sind und der Fleck am Schwanzstiel meist fehlt bzw der Schwanz allmahlich komplett dunkel gefarbt wird erreichen die S tinca Mannchen ihre endgultige Farbung welche durch auffallend leuchtend gelbe Farben und zahlreichen roten Punkten die meist zu zwei bis drei longitudinalen Streifen angeordnet sind gepragt ist Ausserdem lassen sich sehr viele blaue Punkte insbesondere auf den Flossen wiederfinden Eine annahernd schwarze Stirnbinde und je ein dunkler Fleck an der Basis der Schwanzflosse Caudalis und knapp uber der Brustflosse Pectoralis kommen bei beiden Geschlechtern zum Vorschein 4 6 2 Aufgrund der homogenen Beigefarbung als Jungtier kann der Pfauen Lippfisch gegebenenfalls mit dem Grauen Lippfisch S cinereus verwechselt werden 4 6 Als Adulttier bleibt der Graue Lippfisch allerdings viel kleiner weist eine nicht so bunte Farbung auf und besitzt anders als der Pfauen Lippfisch einen dunklen Fleck an der Basis der Ruckenflosse Dorsalis 4 Labriden so auch der Pfauen Lippfisch zeichnen sich durch ihre labriforme Schwimmweise aus in der die Brustflossen Pectoralia das Hauptantriebsorgan bilden Hierbei schlagen S tinca diese gleichzeitig hin und her und verwenden die Schwanzflosse Caudalis ausser wenn Gefahr droht und Flucht ergriffen werden muss lediglich zum Steuern 7 Lebensraum und Vorkommen BearbeitenS tinca tritt im gesamten Mittelmeer im angrenzenden Schwarzen Meer und im Ostatlantik von Nordspanien bis Marokko auf Im Mittelmeer ist der Pfauen Lippfisch eine der haufigsten Lippfischarten 2 5 Dabei bevorzugt diese Spezies vor allem felsige Kusten Litoral Primares Habitat sind Gebiete mit grossen Felsbrocken 8 Des Weiteren kommt er in salzhaltigen Lagunen und in Seegraswiesen Posidonia Wiesen vor S tinca ist sowohl im Flachwasser als auch in grossen Tiefen bis zu 80 Meter anzutreffen 4 2 Am haufigsten trifft man auf den Pfauen Lippfisch jedoch in einer Tiefe von drei bis zwolf Metern 9 Ernahrung BearbeitenS tinca ernahren sich omnivor Ihr Hauptnahrungsbestandteil sind benthische Wirbellose 4 2 Darunter fallen Seeigel Echinoidea Schlangensterne Ophiuroidea Muscheln Bivalvia Polychaeten und Krebstiere Crustacea sowie Garnelen und vor allem Ruderfusskrebse Copepoda 10 11 Bei S tinca handelt es sich um einen Rauber der als Lauerjager handelt 2 oder er kaut den Sand nach Fressbarem durch und spuckt die ungeniessbaren Teile wieder aus 3 Betrachtet man den Erfolg in der Nahrungssuche spielt die Korpergrosse eine starke Rolle Wenn Fische wachsen tendieren sie dazu ihre Bandbreite an Beute zu erweitern z B grossere Beute zu fangen und einzunehmen Dieses Phanomen ist auf die zunehmende ontogenetische Entwicklung des Mundes der Sehscharfe des digestiven Aufnahmevermogens Verdauung und eine verbesserte Schwimmleistung zuruckzufuhren Daher bestimmen morphologische Charakteristika wie die Grosse und Form des Mundes und die Korpergrosse welche Art von Beute konsumiert wird bzw werden kann Die meist um die 25 cm betragende Gesamtkorperlange der Pfauen Lippfische und deren Mundform eignen sich besonders zur Aufnahme der oben aufgefuhrten Beutetiere 10 Fortpflanzung und Aufzucht BearbeitenDie Weibchen dieser Spezies werden mit zwei Jahren und einer Korperlange von zehn Zentimetern die Mannchen hingegen mit zwei bis drei Jahren und einer Korperlange von ungefahr elf Zentimetern geschlechtsreif 2 Das maximal erreichbare Alter von S tinca betragt zwischen 14 und 15 Jahren 4 11 Die Reproduktion von S tinca findet im Fruhjahr statt Die Laichzeit ist sehr regionsspezifisch sie erstreckt sich allerdings grob von Marz bis Juni 2 Zum Beispiel laichen die Weibchen in Italien von April bis Mai in Frankreich von April bis Juli und in Nordafrika von Marz bis Juni 5 Bei S tinca handelt es sich um eine ovipare Fortpflanzungsform wobei das Weibchen bereits befruchtete Eier ablegt 11 Wahrend alle anderen Arten der Gattung Symphodus ihre Nester selbst bauen ist dies bei S tinca nicht der Fall Vielmehr legen die Weibchen ihre befruchteten Eier auf veralgten Felsblocken ab Im Gegensatz zu S ocellatus und S roissali bauen die S tinca Mannchen somit kein aufwendiges Nest Die Aufgabe des Mannchens besteht zum einen darin die Eier zu beschutzen und zum anderen das Algennest fur eine relativ lange Zeit im Durchschnitt 31 4 Tage aufrechtzuerhalten Dies dauert im Durchschnitt rund 31 4 Tage Dies findet jedoch nicht in getrennten Zeitabschnitten wie beispielsweise bei S ocellatus und S roissali statt sondern in unregelmassigen Intervallen wahrend der gesamten Zeit des Nistens 8 Ausserdem zeigt sich bei den Pfauen Lippfischen eine Korrelation zwischen der Grosse des Tieres und dem Reproduktionserfolg Je grosser das Mannchen desto erfolgreicher ist die Reproduktion 12 8 Daruber hinaus kann bei dieser Spezies ein protogyner Hermaphrodismus auftreten und es somit gelegentlich zu einem Geschlechtswechsel kommen 2 11 Dies ist jedoch eher selten der Fall So wurden bei Untersuchungen von Warner 1985 bei lediglich zwei Individuen von insgesamt 46 Mannchen Zeichen eines Geschlechtswechsels beobachtet 8 Weitere Eigenschaften BearbeitenMauthnersche Zellen Bearbeiten Im Gehirn von S tinca sind sog Mauthnersche Zellen lokalisiert Dabei handelt es sich um Neuronen welche beim Fluchtreflex eine Rolle spielen Beim sogenannten C Start krummen sich die Fische innerhalb weniger Millisekunden zu einer C Form um dann schnellstmoglich vor dem Feind fliehen zu konnen Hierbei entscheiden einzig die Mauthnerschen Zellen ob der Input verschiedener sensorischer Zellen zur Auslosung eines Aktionspotenzials ausreicht und den Muskelzellen signalisiert wird sich schnell zusammenzuziehen Beim Pfauen Lippfisch und bei allen anderen Fischen die solche Zellen besitzen befinden sich die Mauthnerschen Zellen an einer spezifischen Stelle in unmittelbarer Nahe der Eintrittsstelle des Nervus vestibularis und lateral vom Fasciculus longitudinalis mediales im Boden des vierten Ventrikels Je grosser der Pfauen Lippfisch desto grosser sind auch die Mauthnerschen Zellen von denen auf jeder Hemisphare immer nur eine vorkommt Allerdings liegen beide auf der gleichen Querschnittsebene 13 Tatigkeit als Putzerfisch Bearbeiten Neben dem Schwarzschwanz Lippfisch S melanocercus gibt es im Mittelmeer noch weitere Lippfische die als Putzerfische tatig sind Hierzu zahlt auch der Pfauen Lippfisch der allerdings nur als Jungtier Putzerhandlungen ausfuhrt Unter Putzerhandlungen versteht man den Erwerb von Nahrung durch das Putzen anderer Fischarten Fische die geputzt werden wollen um so ihre Hautparasiten loszuwerden werden als Kunden bezeichnet Jene Kunden stellen sich kopfunter oder uber senkrecht ins Wasser und positionieren ihre Flossen und Kiemen so dass der Putzerfisch z B S tinca die Hautparasiten in den Flossenfalten und den Kiemenhohlen beseitigen kann Gelegentlich offnen die Kunden hierfur auch ihr Maul Neben S tinca und S melanocercus sind auch weitere Mittelmeer Lippfische als Putzer aktiv wie z B der Meerpfau Thalassoma pavo oder der Meerjunker Coris julis S tinca ist nicht nur selbst Putzer diese Spezies handelt auch oft als Kunde 2 Insbesondere Adulttiere lassen sich von einem anderen Putzerlippfisch meist von S melanocercus Jungtieren marine Asseln entfernen 2 3 Schlaf Bearbeiten Der Schlaf des tagaktiven Pfauen Lippfisches zeichnet sich dadurch aus dass er zu Nachtzeiten bewegungslos auf der Seite liegt und im Wasser treibt Auch helles Scheinwerferlicht etwa durch Boote oder Taucher bringen ihn nur sehr gemachlich zum Aufwachen Somit ist er insbesondere wahrend dieser Schlafphase durch potentielle Pradatoren gefahrdet Aufgrund der oft fehlenden Augenlider von Fischen wird menschliches Schlafen in der Fischwelt nur selten wahrgenommen Allerdings steht fest dass bei Fischen z B S tinca wahrend der Ruhephasen die Frequenz der Kiemendeckelbewegung deutlich vermindert wird 2 Bedeutung BearbeitenFischerei Bearbeiten Man konnte davon ausgehen dass sie sich auch aufgrund ihrer geselligen und gleichgultigen Art leicht als Beute eignen und auf dem Fischmarkt weit verbreitet sind Doch dem ist nicht so Bei S tinca handelt es sich um einen untergeordneten Speisefisch 5 der zu den Edelfischen gezahlt wird und bei einem Fang lediglich von lokalen Fischereien mitunter verkauft wird 1 Die geringe Fangrate hat eventuell auch damit zu tun dass er sich vor allem in Kustenregionen Litoral aufhalt und somit fur Fischer nicht leicht zuganglich ist Aquarienhaltung Bearbeiten Ein weiterer zu betrachtender Aspekt ist die Haltung von S tinca in Aquarien Generell lasst sich festhalten dass kleinere bis mittelgrosse Lippfischarten auch der Gattung Symphodus durchaus in Aquarien privat gehalten werden konnen insofern die Masse des Aquariums den anerkannten Normen entsprechen Da Lippfische jedoch von Natur aus zu den Dauerschwimmern zahlen und somit mehr Platz benotigen sollte ihnen ein moglichst grosses Aquarium zur Verfugung gestellt werden Ist dies nicht der Fall konnten sich Stereotypien wie z B wiederholtes Auf und Abschwimmen an den Aquarienwanden entwickeln 2 Da es sich bei S tinca allerdings um den grossten Vertreter der Labriden im Mittelmeer handelt kann speziell der Aquarienhaltung von adulten Pfauen Lippfischen durchaus kritisch begegnet werden und sie dementsprechend als ungeeignet angesehen werden 4 Bedrohungen BearbeitenFur S tinca gibt es keine augenscheinlichen grossen Bedrohungen wodurch deren Population relativ stabil bleibt Somit steht der Pfauen Lippfisch nicht auf der roten Liste der gefahrdeten Arten 1 Erhebungen zufolge soll S tinca jedoch von manchen Parasitenarten befallen sein Bekannte Vorfalle wurden allerdings nur an der tunesischen Kuste beschrieben Dabei wurden zum einen etliche Parasiten in den Kiemenbogen der untersuchten Pfauen Lippfische festgestellt Hierbei handelte es sich um weisse Plasmodien einer Myxosporen Art welche zur Gruppe der Henneguya tunisiensis n sp gehort 14 Zum anderen wurden Parasiten entdeckt welche die Leber befallen Dabei handelte es sich z B um Microgemma tincae n sp Insbesondere bei juvenilen und kleineren Tieren zeigte sich ein starker Microsporidien Befall 15 Quellen Bearbeiten a b c Pollard D 2010 Symphodus tinca IUCN International Union for Conservation of Nature and Natural Resources The IUCN Red List of Threatened Species a b c d e f g h i j k l m n o Neumann V Paulus T 2005 Mittelmeer Atlas Fische und ihre Lebensraume Mergus Verlag GmbH fur Natur und Heimtierkunde Melle a b c Patzner R Moosleitner H 2006 Unterwasserfuhrer Mittelmeer Fische 3 Auflage Verlag Stephanie Naglschmid Stuttgart a b c d e f g h Gothel H 1997 Farbatlas Mittelmeerfauna Niedere Tiere und Fische 2 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart a b c d Pallaoro O amp Jardas I 2003 Some biological parameters of the peacock wrasse Symphodus Crenilabrus tinca L 1758 Pisces Labridae from the middle eastern Adriatic Croatian coast Scientia Marina 67 1 33 41 a b c Louisy P 2002 Meeresfische Westeuropa Mittelmeer 750 Arten 800 Farbfotos 1000 Zeichnungen und Karten Verlag Eugen Ulmer Stuttgart Reininger M 2012 Konkurrenzkampf im Korallenriff Mimikry als Strategie von Jungfischen In Biologie in unserer Zeit 4 254 259 a b c d Warner R R amp Lejeune P 1985 Sex change limited by paternal care a test using four Mediterranean labrid fishes genus Symphodus Marine Biology 87 1 89 99 Garcia Rubies A amp Macpherson E 1995 Substrate use and temporal pattern of recruitment in juvenile fishes of the Mediterranean littoral Marine biology 124 1 35 42 a b Karpouzi V S amp Stergiou K I 2003 The relationships between mouth size and shape and body length for 18 species of marine fishes and their trophic implications Journal of fish biology 62 6 1353 1365 a b c d Papasissi C amp Luna S M o J Symphodus tinca East Atlantic peacock wrasse FishBase A Global Information System on Fishes Bauchot amp Fisher W M L M Schneider 1987 Fiches FAO d identification des especes pour les besoins de la peche Revision 1 Mediterranee et Mer noire Zone de peche 37 Volume I Invertebres marins Rome FAO 2 761 1530 Otsuka N 1964 Weitere vergleichend anatomische Untersuchungen an Mauthnerschen Zellen von Fischen Cell and Tissue Research 62 1 61 71 Bahri S Marton S Marques A amp Eszterbauer E 2010 Henneguya tunisiensis n sp Myxosporea Bivalvulida a new gill parasite of Symphodus tinca L Teleostei Labridae off Tunisia Systematic parasitology 76 2 93 101 Mansour L Prensier G Jemaa S B Hassine O K B Metenier G Vivares C P amp Cornillot E 2005 Description of a xenoma inducing microsporidian Microgemma tincae n sp parasite of the teleost fish Symphodus tinca from Tunisian coasts Diseases of aquatic organisms 65 3 217 226 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pfauen Lippfisch Symphodus tinca Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfauen Lippfisch auf Fishbase org englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfauen Lippfisch amp oldid 205636823