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Dieser Artikel behandelt den lettisch deutschen Chemiker Fur den gleichnamigen britischen Musiker siehe Guru Josh Paul Walden auch Paul von Walden lettisch Pauls Valdens russisch Pavel Ivanovich Valden Pavel Ivanovic Walden 14 Julijul 26 Juli 1863greg in Rosenbeck bei Wenden Gouvernement Livland Russisches Kaiserreich 22 Januar 1957 in Gammertingen Bundesrepublik Deutschland war ein lettischer Chemiker und Wissenschaftshistoriker In der zweiten Lebenshalfte identifizierte Walden sich eindeutig als Deutscher in seiner 1974 postum herausgegebenen Autobiografie Wege und Herbergen erwahnte er seine lettische Abstammung nicht 1 Paul WaldenDenkmal fur Paul Walden in Riga Das Spiegelbild des Apfelsaure Molekuls nach der Idee von Janis Stradins gestaltet von Andris Varpa 2003 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaftliche Leistungen 3 Schriften 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPaul Walden wurde als dreizehntes Kind der lettischen Bauernfamilie von Janis und Anna Valdens geboren Als er vier Jahre alt war starb sein Vater im Alter von zehn Jahren ubergab ihn seine Mutter in die Obhut des Lehrers Erdmanis Rubens Walden besuchte Schulen in Cesis und Riga 1 Er studierte nach dem Abitur Chemie am Rigaer Polytechnikum mit dem Abschluss als Diplom Ingenieur 1889 wobei er schon in Riga Schuler von Wilhelm Ostwald war setzte seine Studien in Physik und Chemie in Leipzig und Munchen fort In Leipzig horte er neben Ostwald bei Johannes Wislicenus und Gustav Wiedemann und in Munchen war er 1893 bei Adolf von Baeyer 1891 wurde er in Leipzig bei Wilhelm Ostwald summa cum laude zum Dr phil promoviert Dissertation Uber die Affinitatsgrossen einiger organischer Sauren und ihre Beziehung zur Konstitution derselben Er besuchte in den folgenden Jahren regelmassig Ostwald in Leipzig dessen Wunschkandidat auf eine Lehrstuhlnachfolge er spater war und knupfte Kontakte zu bedeutenden Chemikern In Odessa legte er 1893 das Examen zum Magister der Chemie ab Dissertation Uber semipermeable Membranen und osmotische Erscheinungen an denselben und wurde im gleichen Jahr Professor fur analytische und physikalische Chemie am Polytechnikum Riga Am 28 Juni 1898 heiratete er in Wolmar Weidenhof Wanda Wilhelmine Aline von Lutzau 1878 1950 2 1899 promovierte er auch an der Universitat von Petersburg russischer Doktorgrad entsprechend einer Habilitation und Voraussetzung fur eine akademische Karriere in Russland mit der Arbeit Materialien zur Stereochemie 1901 bis 1906 war er Rektor des Polytechnikums in Riga In dieser Zeit war er auch an der Einrichtung der chemischen Abteilung an der neu gegrundeten Technischen Hochschule Breslau beteiligt und auf Einladung der russischen Regierung mit Dmitri Mendelejew und Nikolai Alexandrowitsch Menschutkin an der einer neu zu grundenden technischen Lehrakademie in St Petersburg Ihm wurden unter anderem die Lehrstuhle von Menschutkin und Mendelejew in Sankt Petersburg angeboten er blieb aber in Riga 1907 wurde er zum Kaiserlich russischen Wirklichen Staatsrat mit dem Titel Exzellenz ernannt was mit einem erblichen Adelstitel verbunden war 1910 wurde er Nachfolger von Friedrich Konrad Beilstein Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 3 und im selben Jahr wurde er Leiter des Chemischen Labors der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg Seit 1927 war er auslandisches Ehrenmitglied dieser Akademie Im Jahr 1912 ubertrug man Walden in New York die Organisation des nachsten Internationalen Kongresses fur Angewandte Chemie der 1915 in Sankt Petersburg stattfinden sollte Im Ersten Weltkrieg wurde die Rigaer Hochschule nach Moskau evakuiert und Walden folgte ihr als Rektor Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges schlug Walden wegen der unsicheren Lage in Lettland eine erneute Professur in Riga aus und fluchtete 1919 mit den letzten deutschen Truppen nach Deutschland Er kam zunachst in ein Lager im Schloss Remplin bei Malchin 1916 wurde er korrespondierendes Mitglied der Academie des sciences in Paris 4 1919 wurde er Professur fur anorganische Chemie an der Universitat Rostock an der er 1934 emeritiert wurde Im Jahr 1932 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Nach seiner Pensionierung wandte er sich verstarkt der Geschichte der Chemie zu 1936 wurde er Vorsitzender der Fachgruppe Geschichte der Chemie beim Verein Deutscher Chemiker 5 1934 wurde er Mitglied der NSDAP und im NS Lehrerbund Er war forderndes Mitglied der SS 6 Im Zweiten Weltkrieg verlor Walden nach Bombenangriffen im April 1942 sein Haus in Rostock die Bibliothek mit rund 10 000 Banden und Hab und Gut Der Achtzigjahrige zog nach Frankfurt am Main um und wurde auch dort ausgebombt Nach Kriegsende nahm er 1945 eine Gastprofessor fur Geschichte der Chemie in Tubingen an um fur seinen Lebensunterhalt zu sorgen da seine Rostocker Pension nicht bezahlt wurde Wissenschaftliche Leistungen BearbeitenWalden arbeitete auf einem breiten Forschungsgebiet der organischen anorganischen und physikalischen Chemie Er befasste sich unter anderem mit der Stereochemie und der Elektrochemie in nichtwassrigen Losungsmitteln Walden konnte synthetisch nachweisen dass sich am chiralen Kohlenstoffatom durch Austausch der Substituenten die Drehrichtung in polarisiertem Licht andert Aus Brombernsteinsaure konnte er sowohl L Apfelsaure als auch D Apfelsaure herstellen Bei dieser Substitution nimmt der eingefuhrte Substituent einen anderen Platz am chiralen Kohlenstoff ein als die Abgangssubstituent Walden konnte 1897 zeigen dass bei der Umsetzung kein racemisches Stoffgemisch aus einer Mischung von L Apfelsaure und D Apfelsaure entsteht sondern die Chiralitat des Kohlenstoffatoms umgekehrt wird Emil Fischer bezeichnete 1906 diese Reaktion mit Anderung der Kohlenstoffchiralitat als Waldensche Umkehr Von 1899 bis 1901 untersuchte Walden die Leitfahigkeit von Thionylchlorid Sulfurylchlorid Dimethylsulfat und Phosphortrichlorid und nutzte diese um die ionische Struktur von Triphenylmethylchlorid bzw das Triphenylmethylradikal Iod und andere Stoffe zu untersuchen Die dissoziierende Kraft wurde auf die Dielektrizitatskonstante des Losungsmittel zuruckgefuhrt Walden stellte fest dass das Produkt aus Aquivalentleitfahigkeit und Viskositat elektrolytischer Losungen bei vorgegebener Temperatur haufig eine Konstante ergibt unabhangig vom Losungsmittel Diese Gesetzmassigkeit ist als Waldensche Regel oder Waldensche Viskositatsregel bekannt Die Regel von Ostwald und Walden auch zusatzlich nach Georg Bredig benannt von 1887 gibt eine Beziehung zwischen der Ionenwertigkeit und der Leitfahigkeit 1914 beschrieb Walden mit Ethylammoniumnitrat 7 das einen Schmelzpunkt von 12 C aufweist die erste ionische Flussigkeit in der Literatur Walden verfasste das Buch Geschichte der organischen Chemie seit 1880 es war die geschichtliche Fortsetzung des Werkes von Carl Graebe Schriften BearbeitenLomonosov kak himik St Petersburg 1911 Lomonossow als Chemiker Herausgeber mit Carl Adam Bischoff Handbuch der Stereochemie H Bechhold Frankfurt a M 1894 Archive Elektrochemie nichtwassriger Losunge Leipzig Barth 1924 Molekulargrossen von Elektrolyten in nichtwassrigen Losungsmitteln Dresden Steinkopf 1923 Ocherk istorii himii v Rossii v kn Ladenburg A Lekcii po istorii razvitiya himii ot Lavuaze do nashego vremeni per s nem Od 1917 Uberblick uber die Geschichte der Chemie in Russland in A Ladenburg Vorlesungen uber die Geschichte der Chemie von Lavoisier bis heute Teorii rastvorov v ih istoricheskoj posledovatelnosti P 1921 Theorie der Losungen in historischer Abfolge Mass Zahl und Gewicht in der Chemie der Vergangenheit Ein Kapitel aus der Vorgeschichte des sogenannten quantitativen Zeitalters der Chemie Stuttgart 1931 Sammlung chemischer und chemisch technischer Vortrage Neue Folge 8 Goethe als Chemiker und Techniker Berlin Verlag Chemie 1932 Geschichte der Organischen Chemie seit 1880 Julius Springer Verlag 1941 Reprint 1972 Geschichte der Organischen Chemie Band 2 Drei Jahrtausende Chemie Berlin Limpert 1944 Geschichte der Chemie Bonn Athenaum Verlag 2 Auflage 1950 Chronologische Ubersichtstabellen zur Geschichte der Chemie von den altesten Zeiten bis zur Gegenwart Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1952 Wege und Herbergen Mein Leben Wiesbaden Franz Steiner Verlag 1974 1998 Herausgeber G Kersten Ehrungen Bearbeiten nbsp Lettische Sondermarke 2013 Anlasslich seines 150 Geburtstages gab die Lettische Post 2013 eine Sondermarke zu Ehren Waldens heraus Wert 100 santimu 1 Lats bzw LVL 1 42 der Euro wurde 2014 in Lettland eingefuhrt 1943 wurde er Ehrenmitglied der Leopoldina Er war Ehrendoktor der TH Stuttgart 1929 und der Universitaten in Rostock 1932 Madrid 1934 und Tubingen 1950 Literatur BearbeitenPaul Walden Aus den Erinnerungen eines alten chemischen Zeitgenossen Naturwissenschaften Heft 4 1950 S 73 81 Georg Lockemann Paul von Walden dem Nestor der Chemie zum 90 Geburtstage am 26 Juli 1953 Naturwissenschaften Heft 14 S 373 374 Zum 80 Geburtstag von Prof Dr Dr Paul Walden Deutsche Apotheker Zeitung Band 58 1943 S 270 Dietrich von Engelhardt Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland in der Autobiographie Wege und Herbergen Mein Leben des Chemikers Paul Walden 1863 1957 in A Schurmann B Weiss Hrsg Chemie Kultur Geschichte Festschrift fur Hans Werner Schutt anlasslich seines 65 Geburtstages Berlin GNT Verlag 2002 S 129 145 Markus Vonderau Deutsche Chemie Dissertation Marburg 1994 S 172Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Walden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Paul Walden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Paul Walden im Catalogus Professorum Rostochiensium Biografische Notiz der Universitat RostockEinzelnachweise Bearbeiten a b Janis Stradins Pauls Valdens latviesu nacijas pazaudetais un kimijas gada jaunatrastais dels 26 September 2011 lettisch abgerufen am 10 Juli 2022 siehe Sterberegistereintrag von Wanda Walden beim StA Gammertingen Nr 12 1950 Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Pawel Paul Iwanowitsch Walden Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 9 August 2015 russisch Verzeichnis der ehemaligen Mitglieder seit 1666 Buchstabe W Academie des sciences abgerufen am 13 Marz 2020 franzosisch Helmut Maier Chemiker im Dritten Reich Wiley VCH 2015 S 329f Helmut Maier Chemiker im Dritten Reich S 329 Kurzbiographie in Fussnote Nach Maier war er eine Leitfigur volkischer Chemiegeschichtsschreibung P Walden In Bull Acad Sci St Petersburg 1914 S 405 422 Normdaten Person GND 118770969 lobid OGND AKS LCCN n86858550 VIAF 114973708 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Walden PaulALTERNATIVNAMEN Walden Paul vonKURZBESCHREIBUNG lettisch deutscher ChemikerGEBURTSDATUM 26 Juli 1863GEBURTSORT Rosenbeck bei Wenden Gouvernement Livland Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 22 Januar 1957STERBEORT Gammertingen Bundesrepublik Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Walden amp oldid 233339623