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Georg Bredig 1 Oktober 1868 in Glogau Provinz Schlesien 24 April 1944 in New York war ein deutscher Physikochemiker Er war Begrunder des Teilgebiets Katalyse in der Physikalischen Chemie Georg Bredig Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Arbeit 1 1 Ausbildung und Begrundung der Katalyseforschung 1 2 Forschung in Heidelberg und Zurich 1 3 Tatigkeit in Karlsruhe 1 4 Verfolgung und Exil 2 Wissenschaftliche Bedeutung 3 Veroffentlichungen 4 Arbeiten 5 Auszeichnungen 6 Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben und Arbeit BearbeitenAusbildung und Begrundung der Katalyseforschung Bearbeiten Bredigs Vater Max war Kaufmann in Glogau die Familie judischer Abstammung Georg Bredig selbst ist spater zur Evangelischen Kirche ubergetreten Ab 1886 studierte Bredig an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Naturwissenschaften Er wechselte danach auf die Universitat Berlin wo er auf Professor Wilhelm Ostwald Universitat Leipzig und sein neues Forschungsgebiet Physikalische Chemie aufmerksam wurde Daraufhin beschloss er das neue Gebiet an Ort und Stelle zu studieren Nach mehreren Jahren des Studiums und der Mitarbeit im Ostwaldschen Laboratorium promovierte Bredig 1894 bei Ostwald in Chemie mit einer Doktorarbeit I Beitrage zur Stochiometrie der Ionenbeweglichkeit II Uber die Affinitatsgrossen der Basen 1 Anschliessend verbrachte er langere Forschungsaufenthalte bei den beiden anderen Begrundern der Physikalischen Chemie Jacobus Henricus van t Hoff in Amsterdam und Svante Arrhenius in Stockholm 2 1895 rief Wilhelm Ostwald Bredig als seinen Privat Assistenten nach Leipzig 1898 machte Bredig die eher zufallige Entdeckung dass durch Zerstauben unter Wasser kolloidale Losungen von z B Platin herstellbar waren 3 Kolloidale Platin Losungen wurden nun von Bredig als Katalysator verwandt und eroffneten ein neues Spezialgebiet an dem Bredig zeitlebens arbeitete Bereits Wilhelm Ostwald war an Fragen der Katalyse sehr interessiert doch Bredig kann als Begrunder der Katalyse Forschung angesehen werden Auf Grund seiner Aufsehen erregenden Forschungen wurde Bredig 1899 die erste offentliche Anerkennung zuteil er erhielt den Ehrenpreis der Deutschen Elektrochemischen Gesellschaft Schon 1901 konnte er sich in Leipzig habilitieren 4 Forschung in Heidelberg und Zurich Bearbeiten 1901 heiratete Bredig Rosa Fraenkel aus Hirschberg Schlesien Das Ehepaar hatte 2 Kinder einen Sohn Max Albert und eine Tochter Marianne 2 Im gleichen Jahr wurde Bredig als etatmassiger ausserordentlicher Professor an die Universitat Heidelberg berufen 5 Er war damit der erste Fachvertreter fur Physikalische Chemie an der Universitat Heidelberg Hier in Heidelberg konnte Bredig in selbstandiger Weise ein Forschungsprogramm durchfuhren Wilhelm Ostwald hatte in Leipzig eine grosse Anziehungskraft auf angehende Wissenschaftler ausgeubt Dasselbe geschah nun in Heidelberg in etwas kleinerem Massstab mit Georg Bredig Sein Ruf als junger Forscher auf einem innovativen Fachgebiet der Chemie lockte Talente aus der ganzen Welt an Eine Auswahl Kasimir Fajans wurde spater Professor an der University of Michigan Andreas von Antropoff spater Professor an der Universitat Bonn James Henry Walton spater Professor an der University of Wisconsin James William McBain spater Professor an der Stanford University Iwan Sergejewitsch Teletow spater Professor an der Universitat CharkowBredig setzte in Heidelberg seine Aufsehen erregenden Arbeiten mit kolloidal verteilten anorganischen Katalysatoren fort Er konnte nachweisen dass diese Katalysatoren grosse Ahnlichkeit mit Fermenten hatten so dass Bredig sie anorganische Fermente nannte Durch die Einfuhrung der Stereochemie durch van t Hoff war die Wissenschaft auf organische Verbindungen gestossen die zwar gleiche Struktur und gleiche Summenformel hatten aber deren Molekule durch Drehung nicht ineinander uberfuhrt werden konnten Allen Syntheseversuchen war es bisher nicht gelungen eine Stereoform isoliert zu erzeugen Nun gelang es Bredig erstmals durch Katalyse einen deutlichen Uberschuss einer Stereoform zu synthetisieren In Heidelberg begann Bredig sein grosses Handbuch Unternehmen Das Handbuch der Angewandten Physikalischen Chemie 1910 erhielt Bredig einen Ruf auf eine ordentliche Professur an der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zurich damals Polytechnikum Zurich Bredig nahm diesen Ruf an da er damit in die Gruppe der ordentlichen Professoren aufruckte Tatigkeit in Karlsruhe Bearbeiten Bereits ein Jahr spater wurde Bredig an die Technische Hochschule Karlsruhe berufen 5 Hier hatte die Physikalische Chemie bereits eine grosse Tradition Der erste Lehrstuhlinhaber war Max Le Blanc der Karlsruhe verliess um Nachfolger von Wilhelm Ostwald in Leipzig zu werden Dann kam Fritz Haber der darauf Direktor des neu gegrundeten Kaiser Wilhelm Instituts fur physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin wurde Der dritte Lehrstuhlinhaber wurde also Georg Bredig Die Tatigkeit in Karlsruhe war zunachst von grosser offentlicher Anerkennung begleitet 1914 erhielt er den Ehrenpreis des Institut Solvay Brussel und im gleichen Jahr das Ritterkreuz des Ordens vom Zahringer Lowen aus der Hand des Grossherzogs von Baden Dann jedoch kam der Erste Weltkrieg und die Aktivitaten von Bredigs Institut kamen faktisch zum Erliegen Zwar wurde Bredig mit einer weiteren Ehrung der Ehrendoktorwurde der Universitat Rostock ausgezeichnet doch die Nachkriegsjahre waren gepragt von zeitraubenden Lehrverpflichtungen und erheblichen Verwaltungsanforderungen Bredig wurde namlich 1922 zum Rektor fur das Studienjahr 1922 23 gewahlt 5 Fur seine Antrittsrede als Rektor wahlte Bredig das Thema Denkmethoden der Chemie Bredig offenbarte in diesem Vortrag dass er eine politische Einstellung hatte die mit liberaldemokratisch beschrieben werden kann er bekannte sich zum Pazifismus und forderte die Vereinigten Staaten von Europa Diese geradezu prophetische Haltung musste in dem extrem politisch aufgeheizten Nachkriegsdeutschland bei nationalistischen Kreisen auffallen Dann kam ein banaler Zwischenfall dazu Bredig lehnte die Vergabe eines Horsaals der TH fur eine rechtsradikale Veranstaltung ab Diese Verweigerung hatte ein Nachspiel im Senat der TH und Bredig liess sich zu der unbedachten Ausserung hinreissen der Redner sei ein nationalsozialistischer Agitator ubelster Art Daraufhin wurde Bredig vor dem Schoffengericht Karlsruhe wegen Beleidigung verklagt und zur Uberraschung Bredigs schuldig gesprochen Erst eine Revisionsverhandlung vor dem Oberlandesgericht hob das Urteil auf Im Zusammenhang mit der Berichterstattung in der Presse fiel erstmals der Satz Bredig ist Jude Unabhangig von diesen widrigen Ereignissen erfreute sich Bredig grosser Anerkennung Er wurde Korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Seit 1920 war er auswartiges Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften 6 1930 erhielt er seinen zweiten Ehrendoktortitel von der ETH Zurich Verfolgung und Exil Bearbeiten Mit der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde Bredigs Stellung immer schwieriger Zwar sah die NS Regierung von einer sofortigen Entlassung Bredigs ab da drei der vier Karlsruher Chemie Professoren Juden waren Die offentlichen Angriffe richteten sich aber hauptsachlich gegen Bredig Ein Mitarbeiter Bredigs forderte in einem Schreiben an das Ministerium endlich einmal mit der Verflachung Internationalisierung und Verjudelung restlos Schluss zu machen Der Brief hat sich im Generallandesarchiv Karlsruhe erhalten So wurde gegen Bredig ein Ermittlungsverfahren eingeleitet seine Antrittsrede und der Verleumdungsprozess kamen wieder auf die Tagesordnung Schliesslich einigte man sich dass Bredig am 1 Oktober 1933 emeritiert wurde seinem 65 Geburtstag Zugleich mit diesen niederdruckenden Ereignissen traf Bredig ein weiterer furchtbarer Schlag der Tod seiner Ehefrau 2 1937 emigrierte Bredigs Sohn Max Albert durch die Mithilfe von Kasimir Fajans in die USA Wahrend der Novemberpogrome von 1938 wurden ca 500 Karlsruher Juden verhaftet unter ihnen auch Georg Bredig und der Ehemann seiner Tochter Marianne der Bankier Dr Viktor Homburger In dieser Nacht wurde die Bank Homburger verwustet Daraufhin beschlossen Bredig und sein Schwiegersohn Homburger Deutschland nach Moglichkeit zu verlassen Bredig gelang die Ausreise 1939 in die Niederlande dank der Hilfe eines Mitarbeiters von van t Hoff Professor Ernst Cohen 2 Auch die 3 Homburger Sohne aus 1 Ehe kamen mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit Doch Viktor und Marianne Homburger gerieten in die Wagner Burckel Aktion des Gauleiters von Baden der 1940 alle badischen Juden verhaften liess um sie in das franzosische Konzentrationslager Camp de Gurs zu bringen Bredig betrieb von Utrecht aus seine Ausreise in die USA die ihm 1940 gelang Der zuruckbleibende Ernst Cohen ist in Auschwitz ums Leben gekommen 1941 konnte Max Albert Bredig erreichen dass seine Schwester und sein Schwager aus dem Lager Gurs entlassen wurden und in die USA ausreisen durften Dort war dann die Familie wieder vereint Georg Bredig lebte dann bei seinem Sohn in New York und ist am 24 April 1944 gestorben 2 Wissenschaftliche Bedeutung BearbeitenGeorg Bredig muss als einer der grundlegenden Physikochemiker und als eigentlicher Begrunder des Teilgebiets Katalyse ein hoher Rang als Wissenschaftler zuerkannt werden Er gehort damit zu den herausragenden deutschen Forschern des 20 Jahrhunderts Veroffentlichungen BearbeitenGeorg Bredig hat mehr als 200 wissenschaftliche Veroffentlichungen verfasst meist Aufsatze in wissenschaftlichen Fachzeitschriften auch eine ganze Reihe von Patentschriften Bredig war der Herausgeber des Handbuchs der Angewandten Physikalischen Chemie in Einzeldarstellungen von diesem Werk erschienen zwischen 1905 und 1927 insgesamt 14 Bande In den Jahren nach seiner Emeritierung verfasste Bredig seine Autobiographie mit dem Titel Seinen Freunden zur Erinnerung o O 1938 Das Buch wurde da kein Verlag es wagen konnte ein solches Werk zu publizieren als Privatdruck hergestellt und an befreundete Wissenschaftskollegen verteilt Es ist daher extrem selten Eine vollstandige Liste der Veroffentlichungen enthalt die Biographie von Valentin Wehefritz Arbeiten BearbeitenBredig beschaftigte sich anfangs mit der Ionenbeweglichkeit und der Dissoziation schwacher Basen 1899 konnte er als erster die Existenz von Zwitterionen nachweisen Auszeichnungen Bearbeiten1914 Ehrenpreis des Institut Solvay 1929 Ehrendoktor der Universitat Rostock 1930 Ehrendoktor der ETH Zurich Ritterkreuz des Grossherzogtums BadenWerke BearbeitenSeinen Freunden zu Erinnerung 1938 Autobiographie Denkmethoden der Chemie 1923 Handbuch der Angewandten Physikalischen Chemie 1907 Arbeiten aus dem Chemischen Institut der Universitat Heidelberg 1907 Literatur BearbeitenWerner Kuhn Georg Bredig In Chemische Berichte 95 1962 S XLVII LXIII doi 10 1002 cber 19620950104 Lexikon der Naturwissenschaftler 1 Auflage Heidelberg Berlin 2000 ISBN 3 8274 1026 6 Fritz Haber Bredig zum 60 Geburtstag In Zeitschrift fur Elektrochemie und Angewandte Physikalische Chemie Oktober 1928 S 677 679 Ulrich Schindewolf 100 Jahre Institut fur Physikalische Chemie an der Universitat Karlsruhe Bunsen Magazin 2 Jahrgang 6 2000 Valentin Wehefritz Pionier der physikalischen Chemie Prof Dr Georg Bredig Dortmund 1998 Universitat im Exil 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Georg Bredig Quellen und Volltexte nbsp Commons Georg Bredig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Georg Bredig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek uni kiel de Luther Robert PDF 2 7 MB Einzelnachweise Bearbeiten Informationen zu und akademischer Stammbaum von Georg Bredig bei academictree org abgerufen am 14 Januar 2018 a b c d e Werner Kuhn Georg Bredig In Chemische Berichte 95 1962 S XLVII LXIII doi 10 1002 cber 19620950104 Bredig Georg Memento vom 4 Februar 2012 im Internet Archive auf www cartage org lb Bredig Georg Seinen Freunden zur Erinnerung 1938 S A3 a b c Bredig Georg Seinen Freunden zur Erinnerung 1938 S A4 Past Members G Bredig Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 17 April 2023 Normdaten Person GND 116469307 lobid OGND AKS LCCN n90659170 VIAF 115499650 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bredig GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikochemikerGEBURTSDATUM 1 Oktober 1868GEBURTSORT GlogauSTERBEDATUM 24 April 1944STERBEORT New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Bredig amp oldid 232919007