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Der Patriarchenpalast und die Zwolf Apostel Kirche russisch Patriarshij dvorec i cerkov Dvenadcati apostolov ist eine architektonisch zusammenhangende Kombination aus einem profanen und einem sakralen Bauwerk in der russischen Hauptstadt Moskau Der Palast mit der angebauten Kirche steht im Moskauer Kreml am Kathedralenplatz unmittelbar angrenzend an die Maria Entschlafens Kathedrale und die Maria Gewandniederlegungs Kirche Er diente bis ins 18 Jahrhundert hinein als Wohn und Arbeitsresidenz sowie Hauskirche des Moskauer Patriarchen Heute beherbergt das Gebaude ein Museum mit einer breiten Exposition an Utensilien der Russisch Orthodoxen Kirche und Alltagsgegenstanden aus dem 16 und 17 Jahrhundert Der ehemalige Patriarchenpalast mit Kuppeln der Zwolf Apostel KircheLage im Kreml Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Innenraume und Exposition 2 1 Patriarchenpalast 2 2 Zwolf Apostel Kirche 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenEine erste Wohnresidenz des russisch orthodoxen Kirchenoberhaupts auf dem Territorium des Moskauer Kremls entstand im Jahre 1325 zu jener Zeit als Moskau vom Grossfursten Iwan I Kalita regiert wurde und einige Jahre bevor die Festung auf dessen Anweisung neu errichtet wurde Der damalige Metropolit Peter liess sich in der Nahe der Maria Entschlafens Kathedrale genauer gesagt ihres zeitgleich 1326 27 errichteten Vorgangerbaus nieder und markierte damit den Beginn der Geschichte des Kremls als Mittelpunkt des geistlichen Lebens Moskowiens Die ursprunglichen Gemacher waren wie auch sonst ublich aus Holz erbaut worden Eine erste Erwahnung steinerner Metropolitengemacher im Kreml stammt erst aus dem Jahr 1450 wobei auch dieses Gebaude offenbar nicht lange stehen blieb Bis zum spaten 16 Jahrhundert als in der Russisch Orthodoxen Kirche erstmals der Titel eines Patriarchen eingefuhrt wurde fielen mehrere Nachfolgebauten wie auch andere Hauser und Kirchen im Kreml haufigen Feuersbrunsten zum Opfer und mussten immer wieder neu errichtet werden nbsp Ansicht der Zwolf Apostel Kirche von NordenDie heute erhaltenen Gemacher wurden erst unter dem Patriarchen Nikon errichtet der fur sein Amt einen besonders reprasentativen Palast bauen lassen wollte um den hohen Stellenwert des orthodoxen Glaubens zu unterstreichen Fur diesen Zweck erhielt Nikon vom damaligen Zaren Alexei I zusatzlich zum bereits bestehenden Patriarchenhaus ein daran anliegendes Grundstuck nordlich der Maria Entschlafens Kathedrale Die alten Gemacher wurden abgetragen und auf dem gesamten Grundstuck daraufhin der heutige Palast erbaut Den Bau der von 1653 bis 1656 dauerte leiteten die russischen Architekten Antip Konstantinow und Baschen Ogurzow die zwei Jahrzehnte zuvor auch schon den Terem Palast fur die Zarenfamilie bauen durften nbsp Gemalde von Eduard GaertnerDas neue Gebaude ubertraf die alten Gemacher nicht nur in seiner Architektur und Ausstattung sondern stellte eine neuartige Kombination aus einem Wohngebaude und einem Kirchenbau dar Bei der Betrachtung vom Kathedralenplatz aus stellte die linke Gebaudehalfte den profanen Teil dar wo sich Wohn Arbeits und Empfangsraumlichkeiten des Patriarchen befanden wahrend die rechte Halfte erkennbar an dem durch funf Kirchturme abgeschlossenen Dachteil die Hauskirche des Patriarchen beherbergte Ursprunglich liess Nikon diese Kirche dem Apostel Philippus weihen erst unter einem von Nikons Nachfolgern dem Patriarchen Joachim wurde das Gotteshaus dem orthodoxen Fest der Zwolf Aposteln geweiht und erhielt seinen heutigen Namen Im unteren Gebaudeteil der Kirchenhalfte befand sich ein bis heute erhaltenes Durchgangsportal das von der Strasse in den Patriarchenhof fuhrte Als Gemacher des Moskauer Patriarchen diente der Palast bis zum Jahr 1721 als das Patriarchat in der russisch orthodoxen Kirche wieder aufgehoben und der Kirchenvorstand von der Heiligen Synode ubernommen wurde Letztere richtete im ehemaligen Patriarchenpalast kurz darauf eine ihrer Dienstraumlichkeiten ein Der ehemalige Parade Empfangsraum des Patriarchen die sogenannte Kreuzkammer wurde ab 1763 fur die alljahrliche Zeremonie der Salbol Herstellung eingerichtet grosse Teile der Innenraumlichkeiten des Palastes dienten jedoch schon damals als offentliches Museum des russischen Kirchenalltags des 17 Jahrhunderts Mit dem Einzug der bolschewistischen Regierung in den Kreml kurz nach der Oktoberrevolution des Jahres 1917 wurde sowohl die ehemalige Patriarchenresidenz als auch die Kirche von der Staatsmacht geschlossen Nach der Schliessung des gesamten Kremls fur den offentlichen Zugang in den 1920er Jahren gerieten auch die Patriarchengemacher zunehmend in Vergessenheit Erst mit der Wiedereroffnung des Kremls im Jahre 1955 und der Einrichtung vieler dortiger historischer Bauwerke und Kirchen als Museen wurde der ehemalige Patriarchenpalast restauriert und ebenfalls fur Besucher eroffnet Seine Hauptfunktion als Museum erfullt er bis heute Eine Vielzahl der hier ausgestellten Exponate stammt aus anderen Kremlbauten auch jenen die in den 1920er und 1930er Jahren auf Geheiss der sowjetischen Regierung zerstort wurden Innenraume und Exposition BearbeitenPatriarchenpalast Bearbeiten Zu Zeiten als das Gebaude als Patriarchenresidenz diente befanden sich die privaten Gemacher des Patriarchen darunter der Schlaf und der Betraum allesamt im zweiten Obergeschoss der linken Gebaudehalfte Das erste Obergeschoss in dem heute die Exposition des Museums untergebracht ist diente als Paradeteil fur Empfange Audienzen und Sitzungen wahrend das Erdgeschoss ausschliesslich Wirtschaftsraumlichkeiten beherbergte und daher historisch nicht von Interesse ist Beim Betreten des Palastes uber den Besuchereingang fuhrt eine Treppe direkt zur Exposition in der ersten Etage nbsp Kreuzkammer Ehemaliger Salbolofen nbsp SalbolkesselDen zentralen Teil des Museums bildet der ehemalige Raum fur feierliche Empfange der als Kreuzkammer Krestovaya palata bekannt ist Hierbei handelt es sich um einen rund 280 m grossen Saal dessen dem Originalzustand nachempfundene Einrichtung eine uberaus prunkvolle Gestalt aufweist und in gewisser Weise an den Paradesaal des nahe gelegenen Facettenpalastes erinnert Das Kreuzgewolbe des Saals hat keine zusatzlichen Stutzen in Form von Saulen oder Pfeilern und ist durchgehend mit Pflanzenornamenten bemalt Der Saal diente dem Patriarchen als Ort fur Empfange Kirchentagungen Zarenaudienzen und andere besonders wichtige Akte Von der Kreuzkammer aus fuhren reichlich dekorierte Turportale in benachbarte Ausstellungsraume die im 17 Jahrhundert ebenfalls vorwiegend reprasentativen Zwecken dienten darunter etwa das Refektorium oder das ehemalige Arbeitskabinett des Patriarchen Eines der bekanntesten Ausstellungsstucke in der Kreuzkammer ist der ehemalige Ofen in dem von 1763 bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts alle drei bis vier Jahre immer in der Fastenwoche vor dem orthodoxen Osterfest Salbol Chrisam fur kirchliche Rituale wie Taufe oder Salbung letztere nahmen beispielsweise russische Zaren bei ihren Kronungszeremonien an hergestellt wurde Es war der einzige Ort in ganz Russland wo dieser Prozess stattfand Das fertige Salbol wurde von hier aus an orthodoxe Gotteshauser in ganz Russland und auch im orthodoxen Ausland wie etwa Bulgarien oder Serbien verteilt Diese Tradition hat in der russisch orthodoxen Kirche bis heute Bestand allerdings wird das Ol nicht mehr im Kreml sondern im Moskauer Donskoi Kloster hergestellt Neben dem alten Ofen dessen reichlich ornamentierte und mit Ikonen ausgeschmuckte Einfassung beachtliche Ausmasse annimmt sind historische ebenfalls sehr kunstvoll hergestellte Kessel zur Aufbewahrung des Salbols zu sehen Sie alle wurden dem Patriarchenpalast seinerzeit von der Zarin Katharina II der Grossen gestiftet Ebenfalls in der Kreuzkammer sowie im benachbarten Refektorium welches sich am aussersten Ende des linken Gebaudeteils befindet ist eine Vielzahl von Originalgegenstanden des Haushalts des ehemaligen Patriarchenpalastes sowie des Zarenhofs ausgestellt Zu sehen sind dabei besonders reprasentative teilweise aus Edelmetallen hergestellte Geschirrstucke verschiedene Unikate des Uhrenhandwerks prachtvolle Kleidungsstucke oder Ikoneneinfassungen und andere Exponate aus dem 17 und 18 Jahrhundert Im ehemaligen Arbeitszimmer des Patriarchen wurde das Interieur des 17 Jahrhunderts nachgestellt allerdings sind keine Original Mobelstucke aus dem Patriarchenpalast jener Zeit erhalten geblieben Zwolf Apostel Kirche Bearbeiten Die Zwolf Apostel Kirche ist heute ebenfalls Teil des Museums im ehemaligen Patriarchenpalast die Originaleinrichtung aus dem 17 Jahrhundert ist hier allerdings zu grossen Teilen nicht erhalten Viele der historisch wertvollen Utensilien die erhalten geblieben sind wurden im 20 Jahrhundert in die Rustkammer des Kremls verlegt wo einiges davon bis heute ausgestellt ist Dies gilt auch fur Gegenstande aus der ehemaligen Sakristei des Patriarchenpalastes darunter Parade Gewander und Mitren von Moskauer Patriarchen die heute ebenfalls in der Rustkammer zu sehen sind Die mit Schnitzornamenten reichlich dekorierte funfrangige Ikonostase die heute in der Zwolf Apostel Kirche steht wurde 1929 aus dem Himmelfahrtskloster einem der beiden in den 1920er Jahren von den Bolschewisten zerstorten Kloster des Kremls hierher ubertragen Auch die zwei Dutzend Ikonen die an den Wanden der Kirche hangen einige von ihnen sind Werke bekannter Ikonenmalermeister wie etwa Simon Uschakow stammen ursprunglich aus anderen Gotteshausern Anfang der 1990er Jahre wurde die Zwolf Apostel Kirche wie auch die anderen grosseren Gotteshauser im Kreml dem Moskauer Patriarchat zuruckgegeben Einmal jahrlich am Feiertag der Zwolf Aposteln am 13 Juli finden hier Gottesdienste statt Siehe auch BearbeitenListe der Kirchen in MoskauLiteratur BearbeitenA J Kiselev Hrsg Moskva Kremlʹ i Krasnaja Ploscadʹ AST Astrel Moskau 2006 ISBN 5 17034 875 4 S 137 147Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Patriarchenpalast und Zwolf Apostel Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien die Zwolf Apostel Kirche In Structurae Beschreibung auf der offiziellen Webseite des Kremls russisch Beschreibung auf patriarchia ru russisch 55 751357 37 617247 Koordinaten 55 45 4 9 N 37 37 2 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Patriarchenpalast und Zwolf Apostel Kirche amp oldid 232088290