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Eine Parallelprojektion ist eine Abbildung von Punkten des dreidimensionalen Raums auf Punkte einer gegebenen Ebene wobei die Projektionsstrahlen zueinander parallel sind Treffen die Projektionsstrahlen im rechten Winkel auf die Projektionsebene handelt es sich um eine Orthogonalprojektion Eine Parallelprojektion kann als Grenzfall einer Zentralprojektion angesehen werden bei der sich das Projektionszentrum im Unendlichen befindet Parallelprojektionen dienen haufig dazu Schragbilder von geometrischen Korpern herzustellen Prinzip der Parallelprojektion Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Berechnung von Bildpunkten 3 Synthetische Geometrie 3 1 Eigenschaften und Bedeutung 3 2 Beispiel 4 Siehe auch 5 LiteraturBeschreibung BearbeitenDen Bildpunkt eines beliebigen Punktes im Raum erhalt man bei einer Parallelprojektion dadurch dass man die Parallele zur Projektionsrichtung durch diesen Punkt mit der Projektionsebene zum Schnitt bringt Geraden werden durch eine Parallelprojektion im Allgemeinen wieder auf Geraden abgebildet Das gilt jedoch nicht fur Parallelen zur Projektionsrichtung da diese in Punkte ubergehen Die Bildgeraden von parallelen Geraden sind soweit definiert ebenfalls parallel zueinander Die Lange einer Strecke bleibt erhalten wenn diese parallel zur Projektionsebene verlauft Die Grosse eines projizierten Winkels stimmt normalerweise nicht mit der Grosse des ursprunglichen Winkels uberein Aus diesem Grund wird ein Rechteck im Allgemeinen auf ein Parallelogramm abgebildet aber nur in Ausnahmefallen auf ein Rechteck Ahnliches gilt fur Kreise die im Allgemeinen in Ellipsen ubergehen nbsp Parallelprojektion eines Wurfels a orthogonal b schiefIm Allgemeinen treffen die Projektionsstrahlen schrag auf die Projektionsflache Man spricht dann von einer schragen oder schiefen Parallelprojektion Beispiele hierfur sind die Kavalierprojektion und Vogelperspektive Am haufigsten wird eine Orthogonalprojektion auch orthogonale oder orthographische Parallelprojektion genannt angewendet Hier treffen die Projektionsstrahlen im rechten Winkel auf die Projektionsebene Auf dieser Projektion beruhen die technischen Zeichnungen der Ingenieure und Architekten wobei der Sonderfall dominiert dass eine der drei Hauptebenen der oft wurfelformigen technischen Gegenstande parallel zur Projektionsflache ist Dreitafelprojektion Um Zeichnungen mit raumlichem Eindruck zu erstellen wird diese Parallelitat aufgehoben Die Gegenstande werden geneigt Je nach Neigungswinkel n entstehen zum Beispiel Isometrien oder Dimetrien Die so erhaltenen Bilder werden oft falschlicherweise als Bilder in Kavalierperspektive angesehen Die Orthogonalprojektion entspricht einer Fotografie mit einem telezentrischen Objektiv oder naherungsweise einer Fotografie aus grosser Entfernung vorteilhaft mit einem Teleobjektiv aufgenommen Berechnung von Bildpunkten BearbeitenSoll ein Punkt P displaystyle P nbsp auf eine in Normalenform gegebene Ebene E n x d 0 displaystyle E vec n cdot vec x d 0 nbsp mittels einer Parallelprojektion mit der Projektionsrichtung v displaystyle vec v nbsp abgebildet werden so ist der Bildpunkt von P displaystyle P nbsp der Schnittpunkt der Geraden g displaystyle g nbsp durch P displaystyle P nbsp mit dem Richtungsvektor v displaystyle vec v nbsp g x O P l v l R displaystyle g vec x overrightarrow OP lambda vec v lambda in mathbb R nbsp Lasst man Ebene und Gerade schneiden so ergibt sich fur den Parameter l displaystyle lambda nbsp l d O P n n v displaystyle lambda frac d overrightarrow OP cdot vec n vec n cdot vec v nbsp Setzt man diesen in die Gerade g displaystyle g nbsp ein so erhalt man den Schnittpunkt dieser mit E displaystyle E nbsp und damit den Bildpunkt P displaystyle P nbsp O P O P d O P n n v v displaystyle overrightarrow OP overrightarrow OP frac d overrightarrow OP cdot vec n vec n cdot vec v cdot vec v nbsp Ist die Projektionsrichtung gleich der Normalenrichtung der Ebene v n displaystyle vec v vec n nbsp so erhalt man als Spezialfall die Orthogonalprojektion des Punkts auf die Ebene Synthetische Geometrie BearbeitenIn der synthetischen Geometrie spielt die Parallelprojektion einer Geraden in einer affinen Ebene auf eine andere Gerade der gleichen Ebene eine grundlegende Rolle Die Definition lautet hier Sei A displaystyle A nbsp eine affine Ebene und seien g displaystyle g nbsp und h displaystyle h nbsp verschiedene Geraden der Ebene aufgefasst als Mengen der auf ihr liegenden Punkte Eine bijektive Abbildung p g h displaystyle pi g rightarrow h nbsp heisst Parallelprojektion von g displaystyle g nbsp auf h displaystyle h nbsp wenn gilt Schneiden sich g displaystyle g nbsp und h displaystyle h nbsp in einem Punkt S displaystyle S nbsp dann gilt p S S displaystyle pi S S nbsp Fur zwei verschiedene Punkte P Q g displaystyle P Q in g nbsp die nicht zu h displaystyle h nbsp gehoren gilt stetsP p P Q p Q displaystyle P pi P parallel Q pi Q nbsp dd Erganzend wird aus formalen Grunden definiert Fur g h displaystyle g h nbsp ist die identische Abbildung die einzige Parallelprojektion Eigenschaften und Bedeutung Bearbeiten Die wichtigsten formalen Eigenschaften der so definierten Parallelprojektionen zwischen Geraden einer beliebigen aber hier fest gewahlten affinen Ebene Jede Parallelprojektion der Ebene ist umkehrbar und ihre Umkehrabbildung ist eine Parallelprojektion Zu zwei beliebigen Geraden g h displaystyle g h nbsp der Ebene existiert stets eine Parallelprojektion p g h displaystyle pi g rightarrow h nbsp Diese Parallelprojektion ist die Identitat falls g h displaystyle g h nbsp ist Fur g h displaystyle g neq h nbsp ist eine solche Parallelprojektion durch ein einziges Punkt Bildpunktpaar P p P displaystyle P pi P nbsp eindeutig bestimmt sofern P displaystyle P nbsp nicht der Schnittpunkt der Geraden ist Wahlt man zwei Punkte P g P h displaystyle P in g P in h nbsp die beide nicht Schnittpunkte der Geraden g displaystyle g nbsp und h displaystyle h nbsp sind dann existiert genau eine Parallelprojektion von g displaystyle g nbsp auf h displaystyle h nbsp die P displaystyle P nbsp auf P displaystyle P nbsp abbildet Die Komposition von zwei Parallelprojektionen der Ebene p 12 g 1 g 2 p 23 g 2 g 3 displaystyle pi 12 g 1 rightarrow g 2 pi 23 g 2 rightarrow g 3 nbsp p 23 p 12 g 1 g 3 displaystyle pi 23 circ pi 12 g 1 rightarrow g 3 nbsp ist stets eine bijektive Abbildung aber sie ist im Allgemeinen keine Parallelprojektion Der Begriff der Parallelprojektion erlaubt es den Begriff der Affinitat auf nichtdesarguesche affine Ebenen zu verallgemeinern Allgemein wird definiert Eine Kollineation a A A displaystyle alpha A rightarrow A nbsp auf einer affinen Ebene heisst Affinitat wenn fur jede Gerade g A displaystyle g subset A nbsp die Einschrankung a g g a g displaystyle left alpha right g g rightarrow alpha g nbsp durch eine endliche Komposition von Parallelprojektionen darstellbar ist Durch diese Definition und die formalen Eigenschaften der Parallelprojektionen bilden die verallgemeinerten Affinitaten eine Untergruppe der Gruppe aller Kollineationen auf der affinen Ebene Die erganzende Definition fur Parallelprojektionen mit der die identische Abbildung der Ebene zu einer Affinitat wird sichert die Existenz wenigstens einer Affinitat Es ist nicht bekannt ob es affine Ebenen gibt auf denen die identische Abbildung die einzige Affinitat ist Affinitaten erben durch ihre Definition und die formalen Eigenschaften der Parallelprojektionen alle Invarianzeigenschaften der Parallelprojektionen In einer affinen Ebene die dem affinen Fano Axiom genugt ist die Mitte von zwei Punkten invariant unter Parallelprojektionen und daher auch unter Affinitaten In einer affinen Translationsebene gilt Sind drei kollineare Punkte T P Q displaystyle T P Q nbsp kommensurabel dann sind es auch ihre Bilder unter jeder Parallelprojektion und jeder Affinitat Der Streckungsfaktor und das Teilverhaltnis von drei verschiedenen kollinearen und kommensurablen Punkten sind invariant unter Parallelprojektionen und Affinitaten Da umgekehrt jede teilverhaltnistreue Kollineation auf einer desargueschen Ebene die verallgemeinerte Definition einer Affinitat erfullt sind fur desarguesche Ebenen genau die teilverhaltnistreuen Kollineationen Affinitaten Eine desarguesche Ebene ist stets isomorph zu einer Koordinatenebene uber einem Schiefkorper und eine affine Translationsebene mit der Zusatzeigenschaft dass kollineare Punkte stets kommensurabel sind Damit fallt der verallgemeinerte Begriff Affinitat fur desarguesche Ebenen mit dem aus der analytischen Geometrie gewohnten zusammen Beispiel Bearbeiten Eine Translation in einer affinen Inzidenzebene ist stets eine Affinitat im Sinne der verallgemeinerten Definition vgl den Hauptartikel Affine Translationsebene Allerdings existieren auch affine Inzidenzebenen die ausser der Identitat keine weitere Translation zulassen Siehe auch BearbeitenSatz von Cauchy uber die mittlere Flache konvexer Korper bei Parallelprojektion Axonometrie orthogonale AxonometrieLiteratur BearbeitenDarstellende Geometrie Fucke Kirch Nickel Darstellende Geometrie Fachbuch Verlag Leipzig 1998 ISBN 3 446 00778 4 Cornelie Leopold Geometrische Grundlagen der Architekturdarstellung Verlag W Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 018489 X Kurt Peter Muller Raumgeometrie Raumphanomene Konstruieren Berechnen Mathematik ABC fur das Lehramt 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Teubner Stuttgart Leipzig Wiesbaden 2004 2 Kapitel 2 2 3 S 38 ff Schiefe Parallelprojektion Eduard Stiefel Lehrbuch der darstellenden Geometrie In Lehrbucher und Monographien aus dem Gebiete der exakten Wissenschaften Mathematische Reihe 2 veranderte Auflage Band 6 Birkhauser Basel Stuttgart 1960 Ausfuhrliche und anwendungsnahe Darstellung der senkrechten Parallel und speziell Dreitafelprojektion Synthetische Geometrie Wendelin Degen und Lothar Profke Grundlagen der affinen und euklidischen Geometrie In Mathematik fur das Lehramt an Gymnasien 1 Auflage Teubner Stuttgart 1976 ISBN 3 519 02751 8 Zur Geschichte des Begriffes Jeremy Gray Worlds out of nothing A course in the history of geometry of the 19th Century 1 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 2007 ISBN 978 0 85729 059 5 1 Kapitel Gaspard Monge Geometrie descriptive 7 Auflage Paris 1847 franzosisch archive org Erste systematische Behandlung der Dreitafelprojektionen und der Parallelprojektion im allgemeinen Erstauflage 1811 Guido Schreiber Lehrbuch der darstellenden Geometrie nach Monge s Geometrie descriptive 1 vollstandig bearbeitete Auflage Herder Karlsruhe und Freiburg 1928 archive org Stark uberarbeitete deutsche Ubersetzung des Lehrbuchs von G Monge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parallelprojektion amp oldid 231647941