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Otto Steinbrinck 19 Dezember 1888 in Lippstadt 16 August 1949 in Landsberg am Lech war ein deutscher Marineoffizier Industrieller und verurteilter Angeklagter im Nurnberger Flick Prozess Otto Steinbrinck wahrend der Nurnberger Prozesse am 14 Februar 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Urteil 3 Literatur 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines Lehrers trat am 3 April 1907 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein und diente ab 1911 auf mehreren U Booten 1911 wurde er Leutnant zur See 1 Im Ersten Weltkrieg war Steinbrinck Kommandant der U Boote U 6 UB 10 UB 18 UB 57 und UC 65 2 mit denen er meist der U Flottille Flandern zugeordnet auf 24 Unternehmungen insgesamt 216 feindliche Schiffe mit uber 230 000 BRT 3 versenken konnte Darunter war u a der englische Kreuzer Ariadne Am 29 Marz 1916 wurde ihm der Orden Pour le Merite verliehen Er war der erfolgreichste der sogenannten Flandern Kommandeure Im April 1918 wurde er Admiralstabsoffizier im Stab des Fuhrers der U Boote in Flandern 1 Am 19 Mai 1917 heiratete er Lola Vogelsang 4 Am selben Tag wurde ihm das Ehrenburgerrecht der Stadt Lippstadt verliehen 5 Nach Kriegsende schied er 1919 im Rang eines Kapitanleutnants aus dem aktiven Dienst aus da Deutschland durch den Versailler Vertrag der Besitz von U Booten verboten war Er wurde als moglicher Kriegsverbrecher auf die Auslieferungsliste der Entente gesetzt 6 Steinbrinck arbeitete in der Waffenstillstandskommission mit und danach als stellvertretender Geschaftsfuhrer und Syndikus des Verbandes Deutscher Eisen und Stahlindustrieller unter Jakob Reichert dort war er zustandig fur Wirtschafts Aussenwirtschafts und Verkehrspolitik und wirkte ausserdem an der Vorbereitung des Friedensvertrages mit Friedrich Flick las seine Schrift uber die wirtschaftliche Situation Oberschlesiens des Jahres 1920 im Vorfeld der Volksabstimmung 1923 bot ihm Flick eine neue Anstellung an die er ablehnte und stattdessen bei der Linke Hofmann Lauchhammer AG eine leitende Stelle unter dem Direktor Friedrich Moller annahm 7 Ab Februar 1925 war er Privatsekretar des Generaldirektors Friedrich Flick spater stieg er zum Vizeprasidenten auf Auch arbeitete Steinbrinck als Vorstandsmitglied in zahlreichen Firmen Nach der Grundung der Flick KG fungierte Steinbrinck von 1937 bis 1939 als Generalbevollmachtigter fur den Flick Konzern 8 Bereits 1933 sprach Steinbrinck mit Flick uber seine Trennung vom Konzern und 1936 gab er Aufgaben wegen Arbeitsuberlastung ab bis er schliesslich 1939 kundigte Vorausgegangen soll ein Zerwurfnis zwischen den Ehefrauen sein 9 Sein Tatigkeitsfeld bei Flick der Stahl und der Kohlesektor sowie die Weiterverarbeitungsbranche ubernahmen Odilo Burkart und Bernhard Weiss Am 1 Mai 1933 trat er in die NSDAP Mitgliedsnummer 2 638 206 ein wurde am 30 Mai 1933 SS Standartenfuhrer SS Nummer 63 084 und im April 1935 SS Oberfuhrer Er wurde auch Mitglied im sogenannten Freundeskreis Reichsfuhrer SS und uberredete Friedrich Flick zur Mitgliedschaft in diesem Freundeskreis 10 Friedrich Flick benutzte Steinbrinck aufgrund seiner exzellenten Kontakte zum Militar zu Ministerien zur NSDAP und SS als Verbindungsoffizier 8 Emil Helfferich kennzeichnete Steinbrinck in seinen Erinnerungen als den Vertreter der Herren von Rhein und Ruhr der vor und nach 1933 beim Grunder des Freundeskreises Wilhelm Keppler ein und aus ging 11 Im Dezember 1934 wurde Steinbrinck in den Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahngesellschaft berufen Im April 1938 wurde Steinbrinck Wehrwirtschaftsfuhrer und ab dem Januar 1939 SS Brigadefuhrer vergleichbar mit dem Rang eines Generalmajors Er war Trager des SS Ehrenrings des Ehrendegens des Reichsfuhrers SS und bekam den Julleuchter uberreicht Mehrfach war Steinbrinck Gast in Heinrich Himmlers Wohnung in Munchen Himmler lud ihn fur ein Wochenende im Oktober 1933 zu sich nach Hause ein 12 Als er im Sommer 1939 aus dem Flick Konzern ausschied fungierte er ab dem Dezember desselben Jahres als Treuhander des Thyssen Vermogens Kurz zuvor war er als Fregattenkapitan reaktiviert worden Ab 1940 war er im Aufsichtsrat der Vereinigten Stahlwerke AG in der Thyssen die Aktienmehrheit besass und war dort bis zum Ende des Krieges stellvertretender Vorsitzender Von Mai 1940 bis Marz 1942 arbeitete Steinbrinck als Generalbevollmachtigter fur die Stahlindustrie in Luxemburg Belgien und Frankreich Seit April 1941 war er Mitglied des Prasidiums der Reichsvereinigung Kohle und war von Marz 1942 bis zur Raumung der westlichen Besatzungsgebiete im Herbst 1944 als deren Generalbevollmachtigter zustandig fur den Steinkohlenbergbau und die Kohlewirtschaft in Holland Belgien und Frankreich dem sogenannten Beko Befehlskommando West Kurz vor Kriegsende operierte Steinbrinck im April 1945 als Verbindungsmann zwischen der Ruhrindustrie und der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model Urteil BearbeitenAm 30 August 1945 wurde Steinbrinck von den Amerikanern verhaftet und in Nurnberg im Flick Prozess angeklagt Dort erlitt er am 2 Verhandlungstag einen Herzanfall und fehlte in der ersten Woche der Verhandlung 13 Steinbrinck wurde in mehreren Punkten angeklagt und durch Hans Flachsner der auch Albert Speers Anwalt gewesen war verteidigt Steinbrinck war als einziger wegen seiner Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation der SS im Flick Prozess angeklagt Steinbrinck behauptete im Gerichtsverfahren dass er lediglich zum Wohle des Konzerns in die SS und NSDAP eingetreten sei Im Gegenteil er habe dies nur getan um die antikapitalistische und konzernfeindliche Stimmung der NSDAP gegen den Flickkonzern zu mindern Die Verleihung der SS Range sei von Goring aufgrund seiner offentlichen Wertschatzung geschehen und von den Verbrechen der SS habe er nichts gewusst 14 In der Anklageschrift wurde vorgetragen Die Beteiligung Flicks Steinbrincks und Kaletschs an dem Entwurf eines allgemeinen Arisierungsgesetzes beweist mit aller wunschenswerten Klarheit ihre Teilnahme an dem allgemeinen Vorgang den Juden das Leben in Deutschland unmoglich zu machen Aus der Anklageschrift des Flick Prozesses 15 Am 22 Dezember 1947 wurde er zu funf Jahren Haft verurteilt Er wurde in zwei von funf Anklagepunkten schuldig gesprochen da er Mitglied und Unterstutzer der SS war Steinbrincks Verteidiger Hans Flachsner stellte in einem Schreiben an Steinbrincks Frau fest dass es sich bei dem Urteil hinsichtlich der Anklagepunkte Sklavenarbeit und Arisierung um eine recht gunstige Losung handle 16 Kurz vor Beginn der allgemeinen Begnadigungswelle starb Steinbrinck an den Folgen einer Gallenoperation in der Haft 17 Die nach ihm benannte Otto Steinbrinck Brucke wurde 1997 wieder in Geistbrucke zuruckbenannt Literatur BearbeitenWerner Buhrer Steinbrinck Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 168 Digitalisat Johannes Bahr u a Der Flick Konzern im Dritten Reich Hrsg v Institut fur Zeitgeschichte Munchen Berlin im Auftrag der Stiftung Preussischer Kulturbesitz Oldenbourger Wissenschaftsverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58683 1 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Verlag Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 Susanne Jung Die Rechtsprobleme der Nurnberger Prozesse Dargestellt am Verfahren gegen Friedrich Flick Tubingen 1992 ISBN 3 16 145941 5 books google de teilweise verfugbar Siehe auch BearbeitenListe deutscher U Boot Kommandanten im Ersten WeltkriegEinzelnachweise Bearbeiten a b Werner von Langsdorff U Boote am Feind Gutersloh 1937 S 321 uboat net Otto Steinbrinck Andreas Michelsen Der U Bootskrieg 1914 1918 v Hase amp Koehler Verlag Leipzig 1925 S 200 Dr Walter Leimeier Unter Anerkennung der besonderen Verdienste Ehrenburgerrechtsverleihungen der Stadt Lippstadt Historisches Lippstadt Band 17 Verlag Leimeier Lippstadt ISBN 978 3 949718 16 8 S 75 Dr Walter Leimeier Unter Anerkennung der besonderen Verdienste Ehrenburgerrechtsverleihungen der Stadt Lippstadt Historisches Lippstadt Band 17 Verlag Leimeier Lippstadt ISBN 978 3 949718 16 8 S 72 und Der Patriot vom 7 2 1920 Dr Walter Leimeier Unter Anerkennung der besonderen Verdienste Ehrenburgerrechtsverleihungen der Stadt Lippstadt Historisches Lippstadt Band 17 Verlag Leimeier Lippstadt ISBN 978 3 949718 16 8 S 80 Johannes Bahr u a Der Flick Konzern im Dritten Reich 2008 S 184 a b Susanne Jung Die Rechtsprobleme der Nurnberger Prozesse 1992 S 27 Johannes Bahr u a Der Flick Konzern im Dritten Reich 2008 S 186 Susanne Jung Die Rechtsprobleme der Nurnberger Prozesse 1992 S 28 Emil Helfferich 1932 1946 Tatsachen Ein Beitrag zur Wahrheitsfindung Jever 1969 S 17 Manfred Ohlsen Milliarden fur den Geier oder Der Fall des Friedrich Flick Berlin 1985 S 208 Susanne Jung Die Rechtsprobleme der Nurnberger Prozesse 1992 S 33 Susanne Jung Die Rechtsprobleme der Nurnberger Prozesse 1992 S 74 Thomas Ramge Die Flicks eine deutsche Familiengeschichte um Geld Macht und Politik Campus Verlag Frankfurt New York 2004 ISBN 3 593 37404 8 S 110 books google ch Teilansicht Johannes Bahr u a Der Flick Konzern im Dritten Reich 2008 S 644 Dr Walter Leimeier Unter Anerkennung der besonderen Verdienste Ehrenburgerrechtsverleihungen der Stadt Lippstadt Historisches Lippstadt Band 17 Verlag Leimeier Lippstadt ISBN 978 3 949718 16 8 S 96Normdaten Person GND 1050522885 lobid OGND AKS LCCN n2008029965 VIAF 24069589 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinbrinck OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Marineoffizier Industrieller und Angeklagter im Nurnberger Flick ProzessGEBURTSDATUM 19 Dezember 1888GEBURTSORT LippstadtSTERBEDATUM 16 August 1949STERBEORT Landsberg am Lech Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Steinbrinck amp oldid 238091112