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Dieser Artikel erlautert den Pharmakologen fur den Fussballspieler siehe Otto Schaumann Fussballspieler Otto Schaumann 14 April 1891 in Wien 24 Januar 1977 in Innsbruck war ein osterreichischer Arzt und Pharmakologe Er entdeckte mit Pethidin das erste vollsynthetische Opioid Anfang einer wichtigen Gruppe von Arzneistoffen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Abitur 1909 studierte Schaumann in Wien Medizin und wurde dort 1914 zum Dr med promoviert Es folgten drei Jahre Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg und 1919 ein Jahr am Pharmakologischen Institut der Universitat Wien bei Hans Horst Meyer Anschliessend arbeitete er am Wiener Institut fur Medizinische Chemie bei Hans Fischer 1921 wurde Fischer auf den Lehrstuhl fur Chemie der Technischen Hochschule Munchen berufen und Schaumann begleitete ihn als Assistent Nach kurzem Munchener Zwischenspiel wechselte Schaumann zur Chemischen Fabrik Kalle in Biebrich wo Fischers Vater Betriebsleiter war Er heiratete die Chemikerin Maria Kaan Als 1925 die Firma Kalle in der I G Farbenindustrie Aktiengesellschaft aufging wurde Schaumann Leiter von deren Pharmakologischem Institut bei den Farbwerken Hoechst Er blieb es bis 1946 2 1941 habilitierte er sich bei Fritz Kulz an der Universitat Frankfurt fur Pharmakologie 1947 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl fur Pharmakognosie der Universitat Innsbruck Seine Wahl zum Dekan fur das Studienjahr 1953 54 beweist dass er obwohl er Mediziner war voll in die philosophische Fakultat hineingewachsen war 3 1962 wurde er emeritiert Ein Sohn Wolfgang Schaumann 1926 wurde ebenfalls Pharmakologe und leitete von 1959 bis 1989 erst die Pharmakologie dann die medizinische Forschung der Firma Boehringer Mannheim Werk BearbeitenAuf der Suche nach blutdrucksteigernden und gefassverengernden Substanzen untersuchte Schaumann das Ephedrin und seine Isomere 4 spater die hydroxylierten Abkommlinge des Ephedrins 5 darunter besonders das 3 4 Dihydroxynorephedrin a Methylnoradrenalin Corbasil 6 Ephedrin sensibilisierte Blutgefasse fur Adrenalin ahnlich wie Cocain Das p Hydroxyephedrin wurde als Suprifen in den Handel eingefuhrt Bis heute gebraucht wird das Lokalanasthetikum Tetracain das Schaumann 1931 beschrieb 7 1938 fasste Schaumann die Pharmakologie der Lokalanasthetika in einem Referat vor der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft zusammen 8 Am folgenreichsten wurde die Entdeckung des Pethidins so der heutige internationale Freiname der Substanz als eines morphinahnlichen Analgetikums und damit ersten vollsynthetischen Opioids Die Forschergruppe bei Hoechst suchte eigentlich nach einem Spasmolytikum und als solches wirkte die neue Substanz auch Daruber hinaus wurden weitere Wirkungen beobachtet 9 Wesentlich grossere theoretische und praktische Bedeutung als der von vorneherein zu erwartenden spasmolytischen Wirksamkeit kommt der Entdeckung zu dass in der neuen Korperklasse Verbindungsreihen vorhanden sind die eine spezifische zentrale analgetische Wirkung ausuben die qualitativ der Wirkung des Morphins sehr ahnlich ist und auch quantitativ nahe an sie heranreicht Wegweisend fur die Auffindung dieser Wirkung war die eigentumliche Schwanzhaltung bei Mausen anlasslich der Toxizitatsbestimmung Wenn diese auch fur Morphin nicht streng spezifisch ist so gab sie doch Anlass die Tiere auf das Vorhandensein einer Analgesie zu prufen Tatsachlich ergab sich die uberraschende Feststellung einer starken analgetischen Wirksamkeit die sich dann auch mit anderen Prufungsmethoden nachweisen liess und in der klinischen Erfahrung ihre Bestatigung gefunden hat Die eigentumliche Schwanzhaltung bei Mausen ist das von Walther Straub 1911 in Freiburg im Breisgau entdeckte Mauseschwanzphanomen eine S formige Krummung des Schwanzes nach Injektion von Morphin 10 Hoechst brachte das Pethidin als Dolantin in den Handel Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Patent gewissenmassen unter die Reparationsleistungen der Deutschen an die Amerikaner 11 nbsp Vollsynthetische OpioideFast gleichzeitig mit dem Pethidin fand die Hoechster Forschergruppe ein weiteres vollsynthetisches Opioid das nach der Beschlagnahme der Unterlagen durch die Alliierten erst 1946 als HOE 10820 bekannt wurde den internationalen Freinamen Methadon erhielt und in Deutschland unter dem Namen Polamidon eingefuhrt wurde 12 Wegen der hustendampfenden Wirkung des Morphins forschte die Gruppe auch in dieser Richtung und fand das Methadonderivat Normethadon das mit Zusatz von Suprifen unter dem Namen Ticarda einige Zeit als Antitussivum diente 1957 hat Schaumann das Wissen uber Morphin und dessen pharmakologische Verwandte im Handbuch der experimentellen Pharmakologie zusammengefasst 13 Er schreibt im Vorwort Das Jahr 1940 ist durch die Entdeckung der vollsynthetischen morphinahnlich wirkenden Verbindungen ein Markstein in der Pharmakologie dieser wichtigen Therapeutica Auch der Sohn Wolfgang forschte zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn uber Opioide und erhielt bedeutsame Ergebnisse zu ihrem Wirkmechanismus 14 1925 hatte Hoechst das quecksilberhaltige Diuretikum Salyrgan internationaler Freiname Mersalyl patentieren lassen Schaumann untersuchte dessen Wechselwirkung mit den Hypophysenhinterlappen Hormonen Oxytocin und Vasopressin Die Publikation ist ein Beispiel fur Forschungsschicksale im Zweiten Weltkrieg 15 Die Experimente wurden 1941 durchgefuhrt Sie konnten nicht wie gewunscht zu Ende gefuhrt werden denn die Mitarbeiterin Frl Lisbeth Schmidt fiel am 2 2 1945 auf der Ruckfahrt von ihrer Arbeitsstelle einem Tieffliegerangriff zum Opfer Erst im Juni 1947 konnte das Manuskript eingereicht werden um 1948 zu erscheinen Mersalyl vermuten die Autoren fordere primar die renale Ausscheidung von Chlorid Ionen Ehrungen BearbeitenIm Jahr 1955 wurde Schaumann Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 1962 Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Im selben Jahr verlieh ihm die Universitat Frankfurt die medizinische Ehrendoktorwurde 1965 erhielt er mit der Schmiedeberg Plakette die hochste Auszeichnung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft 1971 wurde er Ehrensenator der Universitat Innsbruck Literatur BearbeitenMaria Kuhnert Brandstatter Nachruf auf em Univ Prof Dr med Dr med h c Otto Schaumann 1891 1977 In Berichte des naturwissenschaftlich medizinischen Vereins Innsbruck Band 64 Innsbruck 1977 S 223 229 zobodat at PDF Rudolf Vierhaus Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 8 K G Saur Verlag Munchen Leipzig S 778 Weblinks BearbeitenUniv Prof Dr Otto Schaumann In ZOBODAT at OO Landes Kultur GmbH abgerufen am 1 Januar 1900 mit Publikationsliste Einzelnachweise Bearbeiten V Hollt C Allgaier Analgetika In K Aktories U Forstermann F Hofmann K Starke Hrsg Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 11 Auflage Munchen Elsevier 2013 ISBN 978 3 437 42523 3 S 207 232 Gerhard Vogel Pharmakologische und Toxikologische Laboratorien bei Hoechst Aventis In Athineos Philippu Hrsg Geschichte und Wirken der pharmakologischen klinisch pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum Berenkamp Verlag Innsbruck 2004 ISBN 3 85093 180 3 S 881 904 Kuhnert Brandstatter Nachruf 1977 S 225 Otto Schaumann Uber den Wirkungsmechanismus des Ephedrins und den Unterschied in der Wirkungsstarke zwischen seinen Isomeren In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 138 1928 S 208 218 doi 10 1007 BF01962003 O Schaumann Uber Oxy Ephedrine In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 160 1931 S 127 176 doi 10 1007 BF01863747 O Schaumann Zur Pharmakologie der optischen Isomeren des 3 4 Dioxy nor Ephedrins Corbasil In Medizin und Chemie Abhandlungen aus den medizinisch chemischen Forschungsstatten der I G Farbenindustrie Aktiengesellschaft Band 3 1936 S 383 392 R Fussganger O Schaumann Uber ein neues Lokalanasthetikum der Novokainreihe Pantokain In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 160 1931 S 53 65 doi 10 1007 BF01863572 O Schaumann Chemie und Pharmakologie der Lokalanasthetica In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 190 1938 S 30 51 doi 10 1007 BF01865435 O Schaumann Uber eine neue Klasse von Verbindungen mit spasmolytischer und zentral analgetischer Wirksamkeit unter besonderer Berucksichtigung des 1 Methyl 4 phenyl piperidin 4 carbonsaure athylesters Dolantin In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 196 1940 S 109 136 doi 10 1007 BF01861099 Klaus Starke Die Geschichte des Pharmakologischen Instituts der Universitat Freiburg 2 Auflage 2007 S 10 11 PDF Kuhnert Brandstatter Nachruf 1977 S 224 O Schaumann E Lindner Neue synthetische Verbindungen der Polamidonreihe mit parasympathicolytischer Wirkung In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 214 1951 S 93 102 doi 10 1007 BF00245042 O Schaumann Morphin und morphinahnlich wirkende Verbindungen In Handbuch der experimentellen Pharmakologie Erganzungswerk Band 12 1957 Springer Verlag Berlin 1957 W Schaumann Inhibition by morphine of the release of acetylcholine from the intestine of the guinea pig In British Journal of Pharmacology Band 12 1957 S 115 118 doi 10 1111 j 1476 5381 1957 tb01372 x PMID 13413162 Zur Bedeutung K Starke Regulation of noradrenaline release by presynaptic receptors In Reviews of Physiology Biochemistry and Pharmacology Band 77 1977 S 1 124 hier S 82 91 O Schaumann Lisbeth Schmidt Uber die Beeinflussung der Wirkung von Oxytocin und Vasopressin auf die Salzdiurese durch Salyrgan In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie Band 208 1948 S 367 375 doi 10 1007 BF00244831 Normdaten Person GND 1055457275 lobid OGND AKS VIAF 94681197 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schaumann OttoKURZBESCHREIBUNG osterreichischer ChemikerGEBURTSDATUM 14 April 1891GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 24 Januar 1977STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Schaumann amp oldid 229949577